Die europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt – Eurocontrol -muss ihre im April abgebende Prognose zum Flugverkehrsaufkommen aufgrund der anhaltenden Coronakrise entsprechend nach unten anpassen.
Das Coronavirus grassiert weiterhin auf der ganzen Welt. Kurzzeitig konnte in einigen stark betroffenen Ländern ein Rückgang der Fallzahlen verzeichnet werden, doch mit den vielen Reiserückkehren steigen die Zahlen in vielen europäischen Ländern erneut an. Spanien und Frankreich verzeichneten sogar Rekordwerte bei den Neuinfektionen, was die Frage aufwirft, wohin man überhaupt noch Reisen kann. Diese Unsicherheit macht sich auch bei den Flugverkehrszahlen bemerkbar. Die europäische Luftsicherungsbehörde Eurocontrol muss ihre Aprilprognose nun entsprechend nach unten korrigieren, wie sie in einer Mitteilung veröffentlichten.
Erhöhte Fallzahlen Grund für schlechtere Flugverkehrsprognose
Bislang lag Eurocontrol mit ihrer Einschätzung zum Flugverkehrsaufkommen richtig. In der ersten Prognose rechneten sie, nach einem Rückgang der Zahlen von knapp 90 Prozent im März und April und mit einem Aufschwung des Aufkommens im Juni, Juli und August. So sollte es eigentlich auch weiter verlaufen. Bis Februar 2021 errechnete die Organisation einen Anstieg des Flugverkehrs, der nur noch 20 Prozent unter dem Vorjahreswert von 2019 liegen sollte. Die aktuelle Situation verheißt jedoch nicht den erhofften Aufschwung für die Brache. Nun geht die Behörde davon aus, dass die Gesamtzahl der erwarteten Flüge in Europa um 55 Prozent niedriger sein wird als im Jahr 2019, was einem Rückgang von sechs Millionen Flügen entspricht. Gemessen an der momentanen Krisensituation der Luftfahrtbranche bedeutet dies eine weitere Reduzierung der europäischen Flüge um eine Million gegenüber der bisherigen Erwartung.
Die Prognose passt sich an den erneuten Ausbruch des Virus in vielen europäischen Ländern an. Auch das Auswärtige Amt verlängerte seine Reisewarnung bis Ende September. Viele Staaten haben durch den Ausbruch ihre Quarantäne- und Einreisebestimmungen verschärft und das meist sehr kurzfristig. Aus Sicht von Eurocontrol führt dieses “unkoordinierte Vorgehen” zu Verwirrungen bei den Passagieren und geringem Vertrauen. Zudem sind die Vorausbuchungen für September und Oktober bei den Fluggesellschaften extrem niedrig.
Viele Airlines aufgrund der Krise weiter in Existenznot
Die revidierte Prognose für das Jahresende stellt viele Airlines sicherlich vor neue Herausforderungen. Großen Carrier wie die Lufthansa, KLM und Air France wurde bereits durch staatliche Hilfen geholfen, dennoch befindet sich die Luftfahrtbranche seit Ende Februar in einer massiven Krise und eine Erholung ist durch die revidierte Prognose bis Anfang 2021 nicht in Sicht. Der Generaldirektor von Eurocontrol, Eammon Brennan sieht die Schuld auch bei den einzelnen Ländern und der EU:
We’re going backwards now and it’s really worrying for the entire industry. There’s a lack of coordination between States on how to manage air travel despite good guidance from EASA and ECDC. Our new Current Status Scenario could improve if there was more coordination between States on how best to handle air travel through harmonised testing and common epidemiological assessment criteria. At the same time, it could get even worse if States continue to impose blanket restrictions and quarantine measures – this approach is killing the travel and tourism industry. We welcome the European Commission proposals for harmonisation and encourage all parties to adopt them.
Eamonn Brennan, Generaldirektor Eurocontrol
Die Luftsicherungsbehörde schätzt, dass für die Branche bis zum Jahresende ein Verlust von 140 Milliarden Euro entsteht. Eamonn Brennan hofft auf eine einheitliche Europaregelung, die das Reisen zumindest zwischen diesen Staaten einfacher und planungssicherer werden lässt. Bei den Flugrechtsregellungen ist die EU-Kommission den Airlines bereits entgegengekommen. Sie haben den Verzicht auf die Start- und Landeslots um weitere sechs Monate verlängert.
Fazit zu der neuen Flugverkehrsprognose
Nachdem die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol im April noch von einer weitestgehenden Erholung des Flugverkehrsaufkommens ausgegangen war, muss sie diese Prognose nun drastisch nach unten revidieren. Leider kommt es in vielen Ländern wieder zu einem Anstieg der Coronafallzahlen, was direkt Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche hat – denn Staaten ändern beziehungsweise verschärfen meist kurzfristig ihre Quarantäne- und Einreisebestimmungen. Nicht verwunderlich, dass Reisende dadurch verunsichert sind, ob und wohin sie überhaupt noch fliegen können.