Wegen der Virusvariante Omikron muss der Flugverkehr zwischen Deutschland und China nahezu gänzlich eingestellt werden. Die Bundesregierung will diesen Umstand nicht mehr länger hinnehmen.
China verfolgt auch aktuell noch die Zero-Covid-Strategie. Auf dem Papier scheint diese auch erfolgreich zu sein, doch die Situation vor Ort spiegelt ein anderes Bild wider. Dementsprechend sieht sich die Regierung Chinas gezwungen, die Maßnahmen zu verschärfen. Dazu gehört auch ein Landeverbot deutscher Fluggesellschaften in China, wie bereits berichtet. Die Lufthansa stellt darüber hinaus auch jeglichen Flugverkehr nach Hongkong ein. Das will die Bundesregierung aber nicht mehr länger hinnehmen und reagiert und erteilt ebenfalls Landeverbote, wie aero.de berichtet.
Was steckt wirklich hinter den Maßnahmen?
Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz Chinas beträgt auch weiterhin 0,0. Medienberichte verdeutlichen jedoch die Lage vor Ort! Immer wieder werden Corona-Hotspots registriert. Ganze Metropolen werden im Anschluss durchgetestet. Zwei Millionen Bürger in Peking mussten sich zuletzt dieser Prozedur unterziehen. Und nebenan finden die Olympischen Winterspiele statt. Ein heikles Unterfangen für alle Beteiligten. Daher umso überraschender, zumindest auf den ersten Blick, dass die Lufthansa jegliche Verbindungen nach China einstellt – oder wie die Lufthansa selbst es nennt, den Flugplan anpassen muss, wie einer heimlichen Mitteilung auf dem chinesischen Weibo-Kanal zu entnehmen ist. Auf den zweiten Blick ist diese Ankündigung aber wenig überraschend.
Bereits vor wenigen Tagen mussten alle Flugverbindungen US-amerikanischer Airlines nach China gestrichen werden. Nach Angaben US-amerikanischer Fluggesellschaften hat China mehr als ein Dutzend aktuelle und künftige Flüge in Richtung der Volksrepublik untersagt. China ordnete die Flugstreichungen an, nachdem einige Passagiere auf Flügen aus den USA kommend, die Ende Dezember in China ankamen, positiv auf COVID-19 getestet wurden, so Medienberichte. Eine Praxis, die bereits seit knapp zwei Jahren so Anwendung findet. Auch die Lufthansa war davon bereits betroffen. Sofern positive Fälle registriert werden, wurde ein Landeverbot von zwei Wochen ausgesprochen. Die damalige Bundesregierung vermutete dahinter Kalkül und eine bewusste Wettbewerbsverzerrung seitens Chinas.
Mehr als 20 Flüge gestrichen
Daher will die Bundesregierung die Maßnahmen der chinesischen Regierung nicht mehr länger hinnehmen. Ein unterschwellig lodernder Brand könnte damit entfacht werden. Die globale politische Lage ist aktuell nämlich stark angespannt, die Bundesregierung wollte sich bislang zu den Olympischen Spielen in Peking nicht äußern. Dafür erteilt man chinesischen Fluggesellschaften nun im Gegenzug ebenfalls ein Landeverbot. 22 angemeldete Flüge von China nach Deutschland wurden bislang nicht genehmigt. Eine offizielle Stellungnahme wollten das Bundesverkehrsministerium sowie das Luftfahrtbundesamt nicht abgeben.
Lediglich Air China führt aktuell einen Linienflug pro Woche durch, wie das Bundesverkehrsministerium vergangene Woche angab. Im konkreten Fall der Lufthansa wurden bereits alle Passagierflüge von Frankfurt und München nach China für die vergangene und den noch folgenden drei Wochen gänzlich annulliert. Qingdao und Shenyang dürfen sogar bis Ende März nicht angeflogen werden. Der Flugverkehr zwischen Deutschland und China existiert damit quasi nicht mehr. Auch die Deutsche Handelskammer in China bestätigt die “Quasi-Einstellung der direkten Flugverbindungen zwischen Deutschland und China“ und gibt Omikron als Grund dafür an.
Die Problematik Hongkongs hält ebenfalls an
Auch in Hongkong spitzt sich die Situation immer weiter zu. Cathay Pacific, der Flag-Carrier Hongkongs, sieht sich bereits seit geraumer Zeit den strengen Maßnahmen vor Ort ausgesetzt und kann aktuell lediglich einen Notflugplan betreiben. Die Verluste auf der finanziellen Seite konnten immerhin im Rahmen gehalten werden, dennoch verbrennt die Airline aktuell wieder mehr Cash als in den Monaten zuvor. Darüber hinaus beklagt Cathay aber vor allem massive Verluste auf Arbeitnehmerseite. Die strengen Quarantänebestimmungen vor Ort zwingen Angestellte, ihren Job aufzugeben.
Diese Maßnahmen wurden zuletzt erneut verschärft. Zwar dürfen sich Piloten der Cargo-Sparte von Cathay Pacific wieder in häusliche Quarantäne nach Rückkehr begeben, diese wird jedoch ab sofort seitens der Regierung überwacht. Die Besatzung ist dazu verpflichtet, in den ersten drei Tagen nach Rückkehr ein Armband zu tragen, welches den derzeitigen Standort der jeweiligen Person übermittelt. Die restlichen elf Tage der Quarantäne dürfen dann wohl jedoch ohne Armband vollbracht werden. Hinzukommen die öffentlichkeitswirksamen Kampagnen gegen die Airline und ihre Angestellte, die für die aktuell Pandemie-Lage vor Ort verantwortlich sein sollen.
Lufthansa streicht Hongkong gänzlich aus dem Flugplan
Dementsprechend haben bereits Airlines wie British Airways entschieden, Hongkong vorerst gar nicht mehr zu bedienen. Nachdem die Besatzung eines BA-Fluges die Maßnahmen vor Ort selbst erfahren durfte, hat die Airline jegliche Verbindungen nach Hongkong eingestellt. Auch die Lufthansa fliegt Hongkong derzeitig nicht direkt an, sondern legt bisher einen technischen Stopp in Bangkok ein. Die Besatzung kann ihre Pausen damit in Thailand verbringen und muss sich nicht in Hongkong in Selbstisolation begeben. Dennoch sieht sich die Lufthansa aufgrund derzeitiger Entwicklungen sogar dazu gezwungen, auch diese Verbindung nach Hongkong zu kappen und damit die Destination vorerst gänzlich aus dem Streckennetz zu streichen.
Bis Ende Februar sind unsere Flüge nach Hongkong aufgrund behördlicher Anweisung ausgesetzt.
Lufthansa-Sprecher gegenüber aero.de
Hongkong wird dabei für den gesamten Februar nicht mehr von der Lufthansa bedient. Als Grund nennt die Lufthansa dafür die erneute Verschärfung der Schutzmaßnahmen – der Airlineverkehr wird dadurch weiter abgeriegelt. Schon zuvor hat die Regierung Hongkongs die Grenzen für acht Länder weltweit geschlossen und damit ein Landeverbot für diese ausgesprochen. Darüber hinaus ist selbst der Transit für nahezu alle Reisenden untersagt. Dabei sind China und Hongkong ein wichtiges Fokusgebiet der Lufthansa und der Swiss, die ebenfalls bereits den Flugbetrieb nach Hongkong eingestellt hat. Bereits in der Vergangenheit äußerte sich der Kranich dementsprechend besorgt zur aktuellen Lage in Fernost. Denn aktuell gehe man sogar davon aus, dass der Ausnahmezustand vor Ort bis 2024 anhalten könnte.
Fazit zu den Maßnahmen Chinas und Hongkongs
Die Regierungen Chinas und Hongkongs verschärfen erneut die Maßnahmen vor Ort. Die Auswirkungen für die Beteiligten sind ohnehin nicht von der Hand zu weisen. Doch auch die Reisebranche, oder vielleicht sogar vor allem sie, muss diese erneut ausbaden. China spricht de facto ein nahezu komplettes Landeverbot für deutsche Fluggesellschaften aus. Die Lufthansa hat daraufhin ihre Flugpläne für die kommenden Wochen angepasst und den Flugverkehr nach China eingestellt. Auch die Bundesregierung reagiert und spricht ein Landeverbot für 22 Flüge von chinesischen Airlines aus. Darüber hinaus sieht sich der Kranich aber ebenfalls dazu gezwungen, den Flugverkehr nach Hongkong zeitweise, aber gänzlich, einzustellen.
Im Artikel heißt es “fast alle Flüge” – welche wären denn noch erhältlich? Und dieser eine Flug von Air China, ist der bereits gestrichen oder noch nicht?
Hallo Markus, wie im Beitrag geschrieben und von dir hier auch nochmal festgehalten. Stand letzte Woche soll es vorerst nur diesen einen Flug von Air China geben. Die Lufthansa hat vorerst alle Flüge nach China eingestellt.
hat jemand einen Erklärung wieso nur Deutschland? Ist das Virus mit Airlines wie Airfrance, British Airways oder Emirates weniger infektös?
Hallo Jimmy, wie im Beitrag steht, sind auch bereits andere Länder davon betroffen.
Dieser stoppschalter-Mechanismus ist nicht neu und setzt dann als Strafe ein, wenn eine Airline zu viele Menschen ins Land bringt, die nach Ankunft positiv auf Corona getestet werden. Es gibt da einen klaren mechanismus, über den man sich streiten mag, allerdings ist der Mechanismus nicht neu. Aus dem Artikel hört es sich so an, als habe die Regierung in Peking das wegen omikron eben so beschlossen. Dem ist nicht so. Diese Regel besteht schon seit Monaten und hat auch zB die BA vorher bereits getroffen.
Das kann ich so leider nicht stehen lassen, da explizit darauf eingegangen wird, dass dies bereits gängige Praxis ist und auch die LH davon schon betroffen war. Dennoch nennt die Botschaft in China Omikron für die aktuellen Entscheidungen als Grund.