Boeing hegt Pläne, Kapital in Höhe von bis zu 19 Milliarden US-Dollar (17,6 Milliarden Euro) aufzubringen. Kann die Krise mit dieser Finanzspritze überwunden werden?
Es ist noch nicht lange her, als Boeing ein neues Angebot auf den Tisch gelegt hat. Doch der Tarifstreit zwischen dem US-amerikanischen Flugzeughersteller und seinen Mitarbeitenden ist noch nicht vorbei. Da das Angebot von der Gewerkschaft abgelehnt wurde, treibt es den ohnehin bereits angeschlagenen Konzern weiter in Bedrängnis. Schließlich muss Boeing auf finanziell unkomfortable Lösungen zurückgreifen, um kreditwürdig und liquide zu bleiben, wie Reuters berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Nachdem Boeings jüngstes Angebot zur Beendigung des Streiks von den Mitarbeitenden abgelehnt wurde, soll eine neue Finanzierung in Form von Aktienverkäufen erfolgen
- Zudem sollen wandelbaren Vorzugsaktien aufgebracht werden, um die Kreditwürdigkeit zu bewahren und die Liquidität zu stärken
- Allumfassend soll die Aktienemission bis zu 19 Milliarden US-Dollar einbringen
Eine massive Finanzspritze
Bereits seit geraumer Zeit befindet sich der US-amerikanische Flugzeughersteller in Unruhe. Immer wieder tun sich neue Herausforderungen auf. Sei es in Hinblick auf die Sicherheitskultur, sei es ein Umbruch im Management. Aktuell beschert ein Tarifstreit mit Mitarbeitenden Boeing Kopfschmerzen. Dieser wirkt sich nicht nur massiv auf die Auslieferungen, unter anderem der Boeing 777X, sondern auch auf die finanzielle Lage des Konzerns aus. Nachdem Boeings jüngstes Angebot zur Beendigung des Streiks von den Mitarbeitenden abgelehnt wurde, soll eine neue Finanzierung in Form von Aktienverkäufen erfolgen. In dieser Weise sollen Stammaktien im Wert von 90 Millionen US-Dollar (etwa 83,2 Millionen Euro) verkauft werden. Zudem sollen wandelbare Vorzugsaktien im Wert von fünf Milliarden US-Dollar (rund 4,6 Milliarden Euro) aufgebracht werden, um die Kreditwürdigkeit zu bewahren und die Liquidität zu stärken.
Wie eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle am Sonntag gegenüber Reuters verlautbarte, wollte Boeing den Plan, mehr als 15 Milliarden US-Dollar (etwa 13,9 Milliarden Euro) an Kapital einzusammeln, noch am heutigen Montag vorstellen. Der Gesamtbetrag beläuft sich indessen auf 19 Milliarden US-Dollar.
Kein Darlehen vor Tilgung bestehender Verbindlichkeiten
Alleine im ersten Quartal des Jahres verzeichnete Boeing eine finanzielle Einbuße in Höhe von rund sechs Milliarden US-Dollar (rund 5,6 Milliarden Euro). Zur Aufrechterhaltung seiner Liquidität schloss der Konzern erst unlängst eine Kreditvereinbarung über zehn Milliarden US-Dollar (rund 9,3 Milliarden Euro) mit führenden Banken ab. Darüber hinaus möchte Boeing gut zehn Prozent seiner Mitarbeitenden weltweit abbauen. Indessen drohen die drei größten Ratingagenturen, S&P, Moody’s und Fitch, Boeings Rating auf Ramschniveau (sehr geringe Bonität) herabzustufen, sollte der Konzern neue Schulden aufnehmen, ohne bestehende Verbindlichkeiten zu tilgen. Ben Tsocanos, Direktor für Luft- und Raumfahrt bei S&P Global Ratings, äußerte sich inzwischen zu Boeings Plänen:
The offering is certainly favorable for credit quality. We’ll factor it into our assessment of the rating in the context of continued negative free cashflow.
Ben Tsocanos, Direktor für Luft- und Raumfahrt bei S&P Global Ratings
Die Lage bei Boeing ist entsprechend zugespitzt. Es bleibt abzuwarten, wie das Management mit den (finanziellen) Herausforderungen umgehen wird. Darüber hinaus bleibt es spannend, welche langfristigen Folgen das Boeing-Dilemma für Passagiere mit sich ziehen wird.