Rund um den Begriff Error Fare ranken sich zahlreiche Gerüchte. Wir halten uns bei reisetopia mit der Begrifflichkeit stark zurück, aus mehreren Gründen. Dennoch wollen wir Euch über die vermutlichen Fehlpreise aufklären und erklären, warum wir ungerne laut “Error Fare” brüllen.
Da wir allerdings rund um den Begriff Error Fare dennoch viele Fragen bekommen, wollen wir Euch in diesem Artikel die Antworten auf die wichtigsten Fragen geben. Dabei ist uns wichtig zu sagen, dass natürlich auch wir nicht immer genau sagen können, was am Ende ein Preisfehler ist und was wirklich so gewollt ist. Genau darum wird es in diesem Artikel aber auch geben: Die Grenze zwischen Preisfehlern und Angeboten verschwindet immer mehr, denn die Flugpreise sinken seit Jahren generell. Dabei gilt es bei jeder wirklichen Error Fare auch vorsichtig zu sein, denn es lauern mehrere Gefahren.
Wann genau spricht man überhaupt von einer Error Fare?
Die wichtigste Frage rund um den Begriff Error Fare ist sicherlich: Was ist überhaupt eine Error Fare? In einigen Fällen ist die Sache hier klar. Ich selbst bin beispielsweise bereits für 300 Euro in der Business Class von Sao Paulo über Los Angeles und Dallas nach Tokio sowie über New York zurück nach Rio de Janeiro geflogen.

Ich wiederhole gerne: Für 300 Euro hin und zurück in der Business Class. In einem solchen Fall ist klar, dass sich die Airline so etwas nicht absichtlich beworben hat, gemeinhin kosten Flüge in der Economy Class auf dieser Strecke schon das Doppelte. Ende 2017 haben wir zudem über eine echte Error Fare berichtet: Die Lufthansa hatte Direktflüge von München nach San Francisco in der Business Class für 700 Euro hin und zurück verkauft.
Bei Normalpreisen in dreifacher oder vierfacher Höhe, besonders für Direktflüge, war der Fall klar.
Doch nicht nur der Business Class, sondern auch in der Economy Class gibt es sicherlich “lupenreine” Error Fares. Vor einiger Zeit hat beispielsweise Turkish Airlines Economy Class Hin- und Rückflüge von Göteborg nach Seoul für 160 bis 200 Euro verkauft – auch hier ist klar, dass das so nicht gewünscht war.
Auch ich selbst bin schon verschiedene echte Error Fares in der Economy Class geflogen. Zum Beispiel von Bologna nach Rio de Janeiro und zurück für nur 150 Euro oder von Warschau nach Chicago und zurück von New York nach Berlin für knapp 100 Euro. Bei diesen Preisen ist klar: Es muss sich um eine echte Error Fare handeln.
Leider ist die Sache aber keineswegs immer so klar. Ich lese bei meiner Recherche nach aktuellen Deals mindestens einmal am Tag von einer Error Fare. Schon in so manchem deutschsprachigem Medium lese ich mindestens zehn Mal im Monat den Begriff “ERROR FARE”. Dabei lassen sich viele dieser vermeintlichen Preisfehler teilweise auch noch nach einigen Tagen buchen. Dass die Unterscheidung immer schwieriger wird, sieht man auch an aktuellen Deals. Jede Woche berichten wir über Economy Class Flüge in die USA für 200 bis 300 Euro, selbst nach Kalifornien. Auch nach Asien gibt es teilweise Angebote rund um 300 Euro. Auch in der Business Class ist das Preisniveau schon lange nicht mehr immer hoch. Aktuell gibt es beispielsweise reguläre Business Class Flüge nach Jakarta für weniger als 500 Euro pro Strecke, regelmäßig gibt es zudem einen Preiskampf in der Business Class nach Nordamerika. Dabei fallen die Preise für einen Hin- und Rückflug von Zeit zu Zeit auf unter 1.000 Euro.

Ihr seht selbst: Die Unterscheidung zwischen einem vermeintlichen Preisfehler und einem so gewollten Angebot fällt heutzutage immer schwerer. Teilweise kommt es sogar zu einer Art “Mix” aus beidem: Airlines veröffentlichen ein Angebot und merken nach kurzer Zeit, dass die Nachfrage doch zu groß ist und machen dann einen Rückzieher. Angebote werden sozusagen nachträglich zu einer Error Fare erklärt.
Wie findet man heraus, ob es sich um eine echte Error Fare handelt?
Rund um Preisfehler stellt sich damit natürlich die Frage: Wie finde ich heraus, ob es sich wirklich um eine Error Fare handelt oder nicht? Das lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Wir recherchieren für Euch Angebote wie diese und haben ein gutes Gespür für die übliche Preislage auf bestimmten Strecken. Bei entsprechenden Angeboten machen wir deshalb klar, dass wir Euch raten, von Folgebuchungen für den Moment abzusehen, da es zu einer Stornierung kommen könnte. Zudem kann man eine Error Fare teilweise durch einen Blick auf die sogenannten Fare Rules (Tarifregeln) erkennen. Fehlt beispielsweise der übliche Treibstoffzuschlag komplett, handelt es sich oft um einen Preisfehler. Endgültig feststellen lässt sich ein Preisfehler allerdings keineswegs in jedem Fall.
Kann eine Error Fare nachträglich von der Airline storniert werden?
Die wichtigste Weisheit rund um Preisfehler ist sicherlich diese: Eine Error Fare kann theoretisch immer im Nachhinein von einer Airline storniert werden. Zwar gibt es bezüglich verschiedener Gerichtsurteile ein wenig Unklarheit und man kann eine “Aufhebung des Beförderungsvertrags” sicherlich vor Gericht mit der Airline ausfechten, grundsätzlich gilt allerdings: Das Risiko einer Stornierung nach der Buchung besteht immer. Dieser kann nach wenigen Stunden, mehreren Tagen oder in Ausnahmefällen sogar nach wenigen Wochen passieren. Ein gewisses Risiko bleibt bei einer Error Fare also fast immer. Unter Vielfliegern hat sich ein wenig die Weisheit durchgesetzt, dass ein Preisfehler storniert werden kann, bis man am Ende wirklich das Flugzeug betritt.

Bis vor etwa zwei Jahren gab es zudem die Weisheit, dass fehlerhafte Tarife, welche die USA berühren, “geschützt” sind. Dies ist mittlerweile allerdings nicht mehr aktuell, da das Department of Transportation (DOT) das Regelwerk zu Gunsten der Fluglinen geändert hat. Auch eine Error Fare in oder über die USA kann also storniert werden. Dennoch ist es so, dass eine Stornierung für die Airlines in Ländern mit starkem Verbraucherschutz gemeinhin schwieriger ist – besonders nach mehreren Tagen. Bei Preisfehlern lohnt es sich also einen Blick auf den Abflughafen zu werfen. In unserer Erfahrungen werden Preisfehler mit Abflug in Norwegen und Brasilien auf Grund des starken Verbraucherschutz beispielsweise deutlich seltener storniert. In meinem Fall war dies beispielsweise bei zwei verschiedenen Business Class Tickets (ab Sao Paulo und Oslo) der Fall. Beide Airlines hatten zuvor in ähnlichen Fällen vergleichbare Tickets ab anderen Abflugorten storniert. Eine Garantie ist aber natürlich auch das nicht.

Bei einer Error Fare solltet Ihr deshalb auch immer vorsichtig vorgehen. Eine Stornierung ist immer möglich, auch wenn bestimmte Faktoren eine solche weniger wahrscheinlich machen.
Gibt es bei Preisfehlern trotzdem Meilen und Statusvorteile?
Rund um Error Fares gibt es viele Gerüchte. Dazu gehört unter anderem auch, dass man bei einer Buchung als “Passagier zweiter Klasse” behandelt wird. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das stimmt nicht. Ich habe zwischen normal bezahlten Flügen und Preisfehlern nie einen Unterschied im Passagiererlebnis festgestellt. Man wird an Bord und am Boden genauso behandelt wie jeder andere Passagier. Das ist keine Garantie, das dem immer so ist, aber deckt sich mit den Erfahrungen des gesamten reisetopia Teams.

Zur identischen Behandlung gehört auch, dass Ihr bei Error Fares natürlich auch Meilen sammeln könnt und Statusvorteile nutzen könnt. Ihr dürft dank einem Star Alliance Gold Status also zum Beispiel trotzdem in die Lounge, auch wenn Ihr einen unverschämt günstigen Flug in der Economy Class gebucht habt. Zudem gibt es die volle Meilengutschrift, die Ihr auch bei einem anderen Ticket in derselben Buchungsklasse erhalten würdet. Gerade deshalb sind Preisfehler oftmals so attraktiv, denn die Meilengutschrift ist oft besser als bei regulären Sale-Tickets, da die Preisfehler oft in höhere Buchungsklassen buchen. In der Business Class habe ich zum Beispiel bei Error Fares bereits mehrfach 200 Prozent der Entfernungsmeilen erhalten.

Zwar ist es theoretisch möglich, dass eine Airline die Meilengutschrift bei einem besonders niedrigen Preis vermeidet. Wirklich vorgekommen ist dies aber noch nicht. Bei meinen etwa zehn Error Fares gab es bislang immer die vollen versprochenen Meilen, auch in Partnerprogrammen. Sogar in dem einzigen Fall, in dem die Airline explizit angekündigt hatte, keine Meilen gutzuschreiben (American Airlines von Brasilien nach Japan), habe ich die Meilen genauso wie viele andere Profiteure problemlos gutgeschrieben bekommen. Ihr müsst Euch also keine echten Sorgen machen, weswegen die Preisfehler gerade zum Meilen sammeln eine sehr interessante Option sein können.
Warum berichten wir nicht über alle vermeintlichen Error Fares?
Ich lese den Begriff Error Fare gefühlt jeden Tag. Trotzdem seht Ihr von den vermeintlichen Preisfehlern auf reisetopia vergleichsweise wenig, warum? Der Grund ist ganz einfach: Wir nehmen vor der Veröffentlichung jedes Deals eine Abwägung von Vor- und Nachteilen vor. Bei echten Error Fares sind wir dabei besonders vorsichtig, da hier die möglichen Risiken für Euch besonders groß sind. Wir veröffentlichen Angebote dieser Art also nur dann, wenn der Preis wirklich ausgesprochen gut ist oder eine sehr attraktive Meilengutschrift winkt, welche die Risiken rechtfertigt.

Wir nutzen zudem unsere eigene Erfahrung, um abzuwägen, wie wahrscheinlich eine Stornierung ist. Dabei werfen wir einen Blick auf die entsprechende Airline, das Ausmaß des Preisfehlers (einzelne Strecken oder ein gesamtes Streckennetz) und nicht zuletzt auch den Abflug- und Zielflughafen. Sind uns die Risikofaktoren einer Stornierung zu hoch, verzichten wir lieber auf einen Artikel zum Thema, um Euch zu schützen. Natürlich können wir dadurch nicht garantieren, dass wir immer richtig liegen (zum Beispiel haben wir über eine Alitalia Error Fare berichtet, die später storniert wurd), aber wir tun unserer Bestes, um Euch bei der schwierigen Buchungsentscheidung zu helfen.
Ihr könnt Euch also sicher sein: Wenn Ihr auf reisetopia von einem besonders guten Deal lest, erwarten wir auch, dass Euer Ticket am Ende gültig ist. Garantieren können wir das nicht und von unglaublich günstigen Deals, die mit großer Wahrscheinlichkeit storniert werden, lest Ihr bei uns natürlich auch. Dann weisen wir darauf allerdings konkret darauf hin. Was wir dagegen nicht wollen, ist jeden Tag “Error Fare” zu brüllen, nur um möglichst viele Klicks zu erhalten. Ein Preisfehler, der sowieso storniert ist oder der am Ende kein wirklich guter Deal ist und dennoch mit vielen Risiken verbunden ist, hilft Euch am Ende auch nicht weiter.

Beispiel gefällig? Anfang März war der Aufschrei auf einigen deutschen Blogs groß: “ERROR FARE” in der Meridiana Business Class von Kairo nach New York für knapp 500 Euro. Ein guter Deal? Vielleicht, aber nicht wirklich ab Deutschland. Die Anreise ist lang, unkomfortabel und teilweise auch teuer (zumindest für einen Direktflug), Kairo ist ein schrecklicher Flughafen zum Umsteigen, für die Nutzung des Deals wäre eine Hotelübernachtung notwendig gewesen und Meridiana bietet trotz Re-Branding als Air Italy mit neuer Business Class kein überrangedes Bordprodukt. Auch die Meilengutschrift wäre wenig interessant gewesen. In diesem Fall würden wir selbst lieber direkt und günstiger in der Economy Class nach New York fliegen als erst mehrere Stunden in Kurzstreckenmaschinen nach Kairo zu fliegen und von dort – wieder mit einem Umstieg – nach New York in der Business Class zu fliegen.
Das Beispiel sollte gut zeigen, warum wir über manche laut herausposaunte Preisfehler nicht berichten, über wirkliche attraktive Preisfehler mit guten Chancen auf eine “Honorierung” aber schon. Wir hoffen deshalb auch, dass Ihr diese Haltung nachvollziehen könnt.
Sollte ich bei einem offensichtlichen Preisfehler überhaupt buchen?
Zuletzt wollen wir Euch noch eine kleine Hilfestellung geben. Besonders häufig werden wir nämlich gefragt, ob eine Buchung einer bestimmten Error Fare überhaupt Sinn ergibt. Eine konkrete Antwort lässt sich hier vielfach leider nicht geben. Wir würden zum Beispiel einer risikoaffinen Person oder auch einer Familie grundsätzlich eher von der Buchung eines Preisfehlers abraten. Die mit einem solchen Ticket verbundenen Risiko sind nichts für schwache Nerven und gerade bei mehreren Reisenden kann eine Stornierung nach einigen Tagen oder Wochen zu einem Problem werden, wenn es um neue Tickets geht, die dann vielfach sehr viel teurer sein können.

Wer dagegen zeitlich flexibel ist, kein Problem mit einer teilweise etwas komplizierten Reiseroute hat oder auch mit dem Risiko leben kann, dass das Ticket noch storniert wird, kann eine Error Fare meist bedenkenlos buchen. Gemeinhin braucht es neben straken Nerven aber sowieso auch einen breiten Horizont: Error Fares gibt es nämlich immer wieder, in den seltensten Fällen kann man sich allerdings ein Ziel aussuchen. Vielmehr ist es meist so, dass eine Error Fare nur zu einem bestimmten Ziel gilt. Wer bereits ist, für ein günstiges Ticket zu einem beliebigen Ziel zu fliegen und mit dem Risiko einer Error Fare hat, der kann in diesem Fall problemlos buchen.
Fazit zum Thema Error Fares
Wir hoffen, dass wir Euch die wichtigsten Fragen rund um Error Fares beantworten können. Die Welt der Preisfehler ist komplex, riskant und nicht gerade schnell erklärt. Wir versuchen Euch als Nutzer so gut wie möglich zu schützen und nicht immer laut “Error Fare” zu brüllen, sondern Risiken und Chancen für Euch abzuwägen. Wenn wir von einem Preisfehler berichten, erwarten wir gemeinhin, dass das Ticket auch gültig sein wird. In Einzelfällen kommt es dennoch dazu, dass dies nicht der Fall ist oder der Fehler so unglaublich war, dass wir dennoch darauf hinweisen mussten. Dennoch gilt: Wenn Ihr mit der richtigen Haltung an Preisfehler herangeht, könnt Ihr nur gewinnen.
Ihr habt noch Fragen zum Thema Error Fares? Meldet Euch gerne in den Kommentaren zu Wort!
Interessant, danke für die Einblicke!
Wie findet ihr die error fares?
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Wir erhalten teilweise Tipps von Lesern oder Kollegen, manchmal sind andere Seiten schneller und wir beziehen die Angebote dann vor dort (mit Hinweis auf die Seite im Artikel). Zudem sind wir auch in Foren unterwegs und durchforsten manche Strecken auch selbst, sodass uns immer mal wieder etwas auffällt 🙂
Hey,
denkt ihr das Preisniveau für USA von Oslo/Stockholm wird über das hehe gesehen bei ca 200-300 Euro bleiben? Bin am überlegen gegen Ende des Jahres November/Dezember mal nach Miami zu fliegen. Habt ihr zusätzlich noch Tipps für Miami speziell? Habe in den reviews beim kurzen durchschauen leider nichts gefunden.
Viele Grüße
Daniel