Das Cheoung Ek Killing Field nahe Phnom Penh ist eine von vielen Gedenkstätten, welche die bewegte Geschichte des Landes festhalten. Während meines Aufenthaltes in Phnom Penh habe ich Cheoung Ek, dem wohl größten und eindrucksvollsten der über 300 Killing Fields im Kambodscha einen Besuch abgestattet und kann nur sagen, dass ich selten so beeindruckt und nachdenklich eine Sehenswürdigkeit wieder verlassen habe.
Warum Ihr Cheoung Ek bei Eurem Trip nach Kambodscha also auf keinen Fall verpassen solltet und für wen ein Besuch absolut nichts ist, lest Ihr in diesem Destination Guide. Ich warne an diesem Punkt schon einmal vor, dass weder dieser Guide noch das Killing Field selbst besonders angenehm zu lesen bzw. zu besuchen sind. Wer sich für Geschichte interessiert, sollte sich diesen Ort in jedem Fall anschauen, für leichte Gemüter ist Cheoung Ek allerdings nicht.
Cheoung Ek Killing Field – historischer Hintergrund
Bevor ich etwas genauer beschreibe, wie meine Erfahrungen waren und was Euch dort erwartet, möchte ich kurz anreißen, um was es sich bei dem Killing Field eigentlich handelt und warum dies heute eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Kambodscha ist.
Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts, also vor nur etwa 40 Jahren kam in Kambodscha ein sozialistisches, faschistisches Regime unter der Herrschaft des Anführers Pol Pot an die Macht – die roten Khmer. Während man die Geschichte Deutschlands und das Nazi-Regime relativ gut kennt, ist über diese menschliche Tragödie, die deutlich weniger weit zurückliegt, weitaus weniger bekannt. Auf Basis eines extremistischen Menschenbildes wurden hier in nur wenigen Jahren Millionen Kambodschaner systematisch von den eigenen Landsleuten getötet, um so die „reine“ Gesellschaft zu schaffen, die Pol Pot sich vorstellte. Dazu wurden überall im Land sogenannte Killing Fields errichtet, in denen man die systematische Tötung durchführte.
Wenngleich kein unbedingt positives Ziel, war es doch faszinierend und zugleich natürlich schockierend zu sehen, was dort passierte. Auch den Umgang mit der Tragödie empfand ich als besonders.
Cheoung Ek Killing Field – was dort passierte
Der Ablauf der Tötung in den Killing Fields war relativ einfach. Menschen, die aus verschiedensten Gründen nicht in das Bild von Pol Pot passten, wurden im ganzen Land gesammelt und in die Killing Fields verschleppt. Dort wurden Sie kurze Zeit festgehalten und wenig später systematisch mit allem, was den Soldaten zur Verfügung stand, getötet. Dazu gehörten Werkzeuge, spitze Gegenstände oder auch primitivere Dinge, wie Holzstöcke. Der Grund dafür war, dass das Regime Munition sparen wollte. Da vielfach mehr Gefangene nach Cheoung Ek kamen, als getötet werden konnte, wurden diese in einem Warteraum eingesperrt, in dem laute Musik die Schreie der Opfer übertönte. So wurde eine Massenpanik verhindert, denn die Opfer dachten zum Zeitpunkt Ihrer Ankunft sie kämen zum Arbeiten nach Cheoung Ek.
Anschließend wurden die Körper einfach in große Löcher geworfen und vergraben. Insgesamt kamen in Cheoung Ek über die Jahre des Pol Pot Regimes mehr als 17.000 Menschen zu Tode. Besonders schauerlich ist daran, dass die Körper über Jahre und Jahrzehnte in den Löchern verweilten und natürlich auch der Verwesung ausgesetzt waren. Durch Gase, die sich gebildet haben, wölbte sich der Boden, was man auch heute noch beobachten kann. Darüber hinaus sorgte die Vegetation in Kamobodscha mit ihrer wiederkehrenden Regenzeit dafür, dass der Boden regelmäßig aufgeweicht wurde, sodass noch heute Knochen aus dem Boden auftauchen.
Cheoung Ek Killing Field – die Gedenkstätte heute
Besucht man Cheoung Ek heute, findet man eine Gedenkstätte vor, die von der Stimmung den Gedenkstätten der Konzentrationslager in Ausschwitz ähneln. Allerdings gibt es einige Unterschiede, die mir bei meinem Besuch auch relativ klar aufgefallen sind.
Das Choung Ek Killing Field liegt knapp 15 Kilometer von Phnom Penh entfernt und kann einfach mit einem Taxi oder einem Grab erreicht werden. Auch mit einem Tuk-Tuk könnt Ihr die Fahrt bestreiten, die etwa 20 Minuten dauert. Allerdings sind die Straßen nicht besonders gut, sodass dies eher wackelig werden könnte. Sofern Ihr einen Fahrer habt, könnt Ihr diesen in der Regel auch fragen, ob er auf Euch wartet, während Ihr die Gedenkstätte besichtigt.
Für die Besichtigung ist ein Audio-Guide nötig, welches Ihr beim Eintreten und nach Bezahlung der Gebühr von wenigen Euro erhaltet. Ich würde auch in jedem Fall empfehlen, den Audio-Guide zu nutzen, die Informationen sind wirklich spannend. Deutsche Sprache ist genau so wie Englisch möglich.
Das Killing Field selbst ist gar nicht einmal so groß, wie man es vielleicht glaubt. In etwa einer halben Stunde kann man das gesamte Gelände besichtigen, das aus grün bewachsenen Hügeln besteht, die um einen großen Turm angeordnet sind. Dieser ist das Zentrum der Gedenkstätte.
Darüber hinaus finden sich noch alte Hütten, in denen Gefangene festgehalten und später auch begraben wurden.
Im Rahmen der Audio-Tour könnt Ihr das gesamte Cheoung Ek Killing Fiel einmal begehen und erhaltet an insgesamt 15 Stationen Informationen zu den Ereignissen, die sich dort abgespielt haben. Hört man sich das gesamte Audio-Guide an, dauert der Rundgang etwa eine bis zwei Stunden. Die nüchterne Erzählweise der wirklich grausamen und schrecklichen Taten, die hier vollzogen wurden, stellt das ganze relativ realitätsnah dar.
Die letzte Station ist der Turm, der in der Mitte des Killing Fields steht. Dieser Turm wurde bei der Errichtung der Gedenkstätte aufgebaut und beinhaltet die Knochen und Schädel von Opfern, die über die Jahre aus dem Boden geschwämt wurden.
Dies empfand ich zwar als eindrucksvoll, aber als doch auch sehr makaber, mehr dazu später.
Mein Eindruck vom Cheoung Ek Killing Field
Durch viele Klassenfahrten, aber auch eigene Reisen habe ich bereits einige Gedenkstätten von einigen menschlichen Katastrophen besucht. Darunter etwa die Konzentrationslager in Ausschwitz, das Vietnamkriegs-Museum in Saigon oder das Stasi-Gefängnis in Berlin. Keines hat mich so schockiert und betroffen hinterlassen wie das Killing Field nahe Phnom Penh. Das liegt nicht daran, dass ich die Katastrophen, die dort stattfanden gegeneinander abwägen möchte. Als Deutscher ist die Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit sicherlich um einiges bedrückender.
Viel mehr wusste ich bei den anderen Gedenkstätten, was mich erwartet und hatte auch davor schon einen Eindruck über die Geschehnisse, die dort stattgefunden haben. In Phnom Penh fuhr ich unwissend darüber, was genau dort stattfand an den Ort. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Geschehnisse in Kambodscha während des Pol Pot Regimes weitaus weniger bekannt sind. Schließlich wusste niemand außerhalb des Landes lange Zeit, was dort genau vor sich ging. Viel mehr war dieser Eindruck allerdings dadurch begründet, dass die Darstellung und der Umgang mit den Geschehnissen in Cheoung Ek extrem realitätsnah und fast schockierend direkt dargestellt werden.
Eine Situation bei meinem Besuch, der diesen Umstand relativ gut darstellt: Ich laufe durch das Killing Field, während ich im Audio Guide höre, dass an just der Stelle, wo ich stehe, tausende Menschen systematisch hingerichtet wurden. Ich bleibe stehen und lasse den Blick schweifen und sehe auf dem Boden einen Knochen neben ein paar Kleiderfetzen. Diese sind in der Nacht zuvor wohl durch starken Regen aus dem Boden hervorgekommen. Ein echter Schockmoment. Dazu muss man wissen, dass die Massengräber bewusst so gelassen wurden und nicht ausgehoben wurden, um an die Tragödie zu erinnern.
In kleinen Boxen mitten im Feld stehen große gläserne Boxen, in denen Knochen oder Kleiderfetzen und Schuhe zu sehen sind. Von Männern, Frauen und Kindern, die hier vor knapp 40 Jahren getötet wurden.
Am Ende der Tour besichtigt man noch den Turm in der Mitte des Feldes. Viele der Touristen, die kommen ertragen den Anblick nicht und beenden ihre Besichtigung ohne den Turm zu besichtigen. Dort sind in 20 Metern Höhe Schädel und Knochen von Opfern gestapelt. Im Audio-Guide wird darauf hingewiesen, dass man in den Schädelknochen die Löcher sehen kann, die von den Waffen verursacht wurden und zum Tod der Opfer führten. Direkt unter den Knochen sind die Waffen zu sehen, mit denen die Soldaten die Opfer töteten.
Fazit zu meinem Besuch im Cheoung Ek Killing Field
Insgesamt muss ich sagen, dass mich selten der Besuch einer Sehenswürdigkeit so schockiert hat. Ich weiß nicht, ob ich die Art und Weise, wie in Kambodscha mit der Tragödie umgegangen wird, gut oder schlecht finden soll. Ich komme allerdings nicht umhin, dies mit den Gedenkstätten der Konzentrationslager in Polen und Deutschland zu vergleichen, wo deutlich weniger direkt dargestellt wird, was passierte. Allem Schock zum Trotze würde ich den Besuch des Choung Ek Killing Fields in jedem Fall empfehlen, wenn man sich für solche geschichtlichen Ereignisse interessiert und wie die meisten wahrscheinlich von den Schreckenstaten der Pol Pot Zeit in Kambodscha noch nie oder nur wenig gehört hat.
Würdet Ihr Cheoung Ek besichtigen und welchen Eindruck macht die Darstellung dieser Tragödie auf Euch?
Hallo Jan, Danke für Deinen Bericht der für mich sehr klar und deutlich aufzeigt, wie ein Besuch an diesem Ort aussieht. Selber war ich am 1.1.2019 dort und war von der Art und Weise auch sehr geschockt, mit der das aktuelle Regiem diesen Platz präsentiert. Ja es ist ein Schock, dass man überall über menschliche Knochen und Kleidung von ermordeten Menschen läuft. Auch der Todesbaum für die Babys, wo diese vor den Augen der Mütter mit dem Kopf zuerst geschleudert wurden ist einfach unvorstellbar.
Geschockt von dem Ort habe ich das Killing Field verlassen, möchte den Besuch aber nicht missen. Es hat mich darin bestätigt, zu was Menschen fähig sind und darin motiviert für Frieden, Verständnis und Respekt zu kämpfen.