Die Eisenbahngewerkschaft erzielt erste Erfolge bei den Tarifverhandlungen mit privaten Bahnunternehmen, während der Druck auf die Deutsche Bahn steigt. Können diese Abschlüsse den langersehnten Durchbruch für gerechtere Arbeitsbedingungen in der Branche bedeuten?
In den Verhandlungen über Tarifkonditionen mit mehreren privaten Bahnunternehmen konnte die Eisenbahngewerkschaft (EVG) am frühen Dienstagmorgen erste Erfolge verbuchen. Die Einigung umfasst nicht nur die langersehnten Entgelterhöhungen, sondern könnte auch Auswirkungen auf die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) haben. Die EVG wertet die erzielten Abschlüsse als positiven Schritt in die richtige Richtung und fordert die Deutsche Bahn AG auf, dem Beispiel zu folgen, berichtet die Frankfurter Allgemeine.
Bessere Konditionen für tausende Beschäftigte
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahngewerkschaft laufen seit Februar 2023 zäh. Nachdem sich DB und EVG vor sechs Tagen angenähert hatten, wurden die Verhandlungen zum wiederholten Male vertagt. Doch die jüngsten Ereignisse könnten den Stein ins Rollen bringen: Die EVG gibt bekannt, dass sie mit der Transdev-Gruppe eine Einigung erzielt hat.
Transdev ist das zweitgrößte in Deutschland aktive Eisenbahn- und Busunternehmen und umfasst Unternehmen wie die Bayerische Regiobahn, die Nordwestbahn und Transdev Hannover. Der neue Tarifvertrag umfasst eine Entgelterhöhung von insgesamt 420 Euro pro Monat und eine Inflationsausgleichsprämie von 1400 Euro für die Beschäftigten. Die Laufzeit des Tarifvertrags wurde auf 21 Monate festgelegt.
Weitere Einigungen könnten zeitnah folgen
Laut fvw haben zehn weitere Unternehmen, darunter die Eurobahn, Erixx, Vlexx, Osthannoversche Eisenbahnen AG und die Länderbahn, angekündigt, Tarifverträge mit ähnlichen Entgelterhöhungen und Laufzeiten abzuschließen. Die stellvertretende Vorsitzende der EVG, Cosima Ingenschay, betont die Bedeutung dieser Abschlüsse und fordert die Deutsche Bahn auf, sich daran ein Beispiel zu nehmen.
Wir zollen der Transdev und allen Unternehmen, die vergleichbare Angebote vorgelegt haben, großen Respekt, vor dem Marktführer die Messlatte zu legen und damit neuen Schwung in die Verhandlungen zu bringen.
Cosima Ingenschay, Tarifvorstand EVG
Cosima Ingenschay unterstreicht, dass die Branche durch diese Abschlüsse demonstriert, wie die Leistungen der Beschäftigten angemessen finanziell honoriert werden können. Die Lohnerhöhungen bei Transdev sollen in zwei Schritten erfolgen, wobei ab dem 1. November 2023 eine Erhöhung von 290 Euro und ab dem 1. August 2024 weitere 130 Euro (beziehungsweise für Nachwuchskräfte 150 und 70 Euro) vorgesehen sind.
Fazit zu der ersten Einigung der EVG
Durch die erfolgreichen Tarifabschlüsse zwischen der EVG und Transdev erhöht sich der Druck auf die Deutsche Bahn, ähnliche Vereinbarungen zu treffen. Die EVG hofft, dass die Deutsche Bahn dem Beispiel folgt und die Arbeitsbedingungen sowie die Gehälter der rund 180.000 Beschäftigten bei DB ebenfalls zeitnah verbessert. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn werden heute fortgesetzt. Ob die Geschehnisse positiven Einfluss auf den Abschluss der Tarifverhandlungen mit DB haben werden oder zeitnah wieder mit Streiks gerechnet werden muss, werden die nächsten Stunden und Tage zeigen.