Die Airline-Industrie will bis 2050 klimaneutral werden. Qatar Airways CEO Akbar Al Baker hält dies für unrealistisch. Dafür passiere aktuell vor allem im Bereich der Sustainable Aviation Fuels (SAF) zu wenig.
Elektroflugzeuge, Wasserstoffantrieb und Sustainable Aviation Fuels – es gibt einige Wege, wie die Luftfahrt klimafreundlicher werden kann. Doch wirklich marktreif ist davon noch keiner. Um die Klimaziele der Branche einzuhalten, ist dies aber zwingend notwendig. Gerade der zügige Fortschritt im Einsatz von Sustainable Aviation Fuels wird dafür als unerlässlich angesehen, da hier die Forschung schon am weitesten ist. Dies findet laut einem Bericht von Reuters auch Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways. So wie es jetzt läuft, geht er allerdings davon aus, dass die gesteckten Ziele verfehlt werden.
Warnung kommt vor jährlichem IATA-Event
In wenigen Tagen trifft sich die Elite der globalen Airline Industrie in Istanbul für das jährliche IATA-Event. Selbstverständlich wird ein großer Themenblock bei dieser Konferenz auch die Klimakrise sein. Noch bevor dort in großer Runde debattiert wird, äußern sich Qatar Airways CEO Akbar Al Baker sowie Boeing Chef Dave Calhoun auf einem Event in Doha kritisch gegenüber den im Jahr 2021 gesteckten Klimazielen – denn das Erreichen dieser könnte schwierig werden.
I don’t think that we will be able to achieve net-zero emissions by 2050. Everybody’s talking about it, but let us be realistic – there is not enough production of sustainable aviation fuel.
Qatar Airways CEO, Akbar Al Baker
Als Hauptproblem sieht Akbar Al Baker den fehlenden Fortschritt im Bereich der Sustainable Aviation Fuels. Diese wären eigentlich bereits im größeren Stile einsetzbar, da sie dem normalen Kerosin beigemischt werden könnten und mit den heutigen Flugzeugen kompatibel sind. Doch die Produktion ist längst nicht dort, wo sie sein könnte. Dies liegt vor allem an den höheren Kosten der SAF im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin. Uneinigkeit herrscht darüber, wer die Verantwortung – und dementsprechend auch einen signifikanten Anteil der Kosten – dafür trägt, die Produktion hochzufahren. Sind es die Airlines? Die Konsumenten? Oder doch die Politik?
An diesem Punkt weiterzukommen, ist auch laut Dave Calhoun die einzige Möglichkeit, die Klimaziele noch zu erreichen.
Really the only significant contributor by way of change in technology is Sustainable Aviation Fuel. That’s the only thing that moves the needle between now and (2050).
Boeing CEO, Dave Calhoun
Was ist mit Wasserstoff- und Elektroflugzeugen?
Sustainable Aviation Fuels sind nicht die einzige Möglichkeit, die Luftfahrt nachhaltiger zu gestalten. Auch an vollkommen alternativen Antriebsformen durch Wasserstoff oder Elektroflugzeugen wird geforscht. Doch hier steckt die Marktfähigkeit im Vergleich zu den Sustainable Aviation Fuels wirklich noch in den Kinderschuhen. Airbus rechnet mit einem ersten kleinen, kommerziell nutzbaren Wasserstoffflugzeug im Jahr 2035. Dass diese Lösungen den Massenmarkt erreichen, wird vor dem Jahr 2050 mit großer Sicherheit nicht realisierbar sein. Dave Calhoun rechnet hier eher mit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.
Fazit zum möglichen Nichterreichen der Klimaziele der Airlineindustrie
Der CEO von Qatar Airways, Akbar Al Baker ist nicht für zurückhaltende Worte bekannt. Umso deutlicher wird er jetzt vor dem anstehenden Jahresevent der IATA. Mit der Geschwindigkeit, wie der Einsatz von Sustainable Aviation Fuels zum jetzigen Zeitpunkt vorangetrieben wird, kann die Industrie die Netto-Null bis 2050 vergessen. Ob sich in hier nach diesem “Weckruf” etwas tut, ist fraglich. Die Zahlen sollten den meisten der Involvierten sicherlich bekannt sein.
Die meisten Politiker, die 2050 Klimaneutralität fordern oder versprechen, werden dann nicht mehr im Amt sein. Deshalb ist es beachtlich, dass einmal jemand ein offenes Wort über all diese Theorien spricht. Was mir fehlt, sind technische Ansätze, wie die Klimaneutralität denn verwirklicht werden soll. Die Hoffnung, da wird schon eine Lösung kommen, ist Augenwischerei.
Zur Entwicklungszeit für technische Neuerungen kommt noch eine sehr lange Zeit für die Zulassung, was nach dem Boeing Desaster mit der 737 Max mehr als gerechtfertigt ist.