In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” widmen wir uns auch in diesem Jahr den historischen Meilensteinen der zivilen Luftfahrt, aber auch den weniger erfreulichen Augenblicken.

Täglich berichten wir von den wichtigsten Nachrichten und neuesten Errungenschaften der zivilen Luftfahrt. Vor allem im vergangenen Jahr hat sich das Treiben am Himmel deutlich verändert. Flugzeuge, die gestern noch als die Zukunft galten, sind morgen bereits verschwunden. Der Airbus A320 ist mittlerweile die erfolgreiche Modellreihe in der zivilen Luftfahrt. Zum Erstflug des Vorzeigemodells schien die Boeing 737 jedoch noch unerreichbar zu sein. In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” nehmen wir daher den Erstflug des Airbus A320 als Anlass, die Geschichte dieses Flugzeugs nochmal Revue passieren zu lassen.

Der 22. Februar 1987

Eigentlich hätte der Erstflug des Airbus A320 bereits am 21. Februar 1987 erfolgen sollen, womit dieser Beitrag einen Tag früher erschienen wäre. Doch da für diesen Tag bereits mehrere wichtige Spiele im Rugby angesetzt waren, verschob man das Datum kurzerhand, um die volle mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Die war im Nachhinein vielleicht gar nicht mehr so nötig. Denn bereits vor dem Erstflug lagen 260 Bestellungen und über 150 Kaufoptionen dem noch jungen Flugzeugbauer aus Europa vor.

A310 A320 A300 A340 300 AIB GROUND Cropped

Der offizielle Start des Programms lag übrigens lediglich drei Jahre in der Vergangenheit. Nach Jahren vieler Ideen, wie man die bisherige Boeing 727 und 737 ersetzen könne und dem Erfolg des Airbus A300 und A310 folgen könnte, entwickelte man den Airbus A320. Damals schon mit Weitsicht. Denn die Tragflächen wurden bereits für mehrere Varianten konzipiert. Der Rumpf dementsprechend auch. Am 2. März 1984 erfolgte letztlich der Startschuss.

Airbus stellte dabei einen Airbus A320 vor, welcher 20 Prozent mehr Ladekapazität als die damalige Boeing 737-300 und eine deutlich bessere Effizienz hinsichtlich der Betriebskosten gegenüber der Boeing 727 vorweisen konnte. Am 14. Februar 1987 stand das erste Exemplar bereit für den Erstflug. Getauft wurde das Flugzeug übrigens von Prinzessin Diana und Prinz Charles aus dem Vereinigten Königreich, und das, obwohl der Airbus A320 vor allem von den Franzosen forciert wurde.

Zu viel Wagemut

Airbus bewies in den Anfangsjahren viel Ausdauer, aber vor allem ein hohes technisches Geschick. Denn der Airbus A320 war auch das erste Verkehrsflugzeug, welches mit dem sogenannten Fly-by-Wire-System ausgestattet wurde. Das Flugzeug wird dabei mittels des Sidesticks und elektrisch gesteuert. Die Eingaben an diesen Stick werden per Kabel an die jeweiligen Systeme übertragen. Damit verzichtete Airbus auch erstmalig auf ein voll ausgeprägtes mechanisches Backup-System im Airbus A320.

Das moderne Cockpit mit den vielen technischen Neuerungen schien jedoch in der Anfangszeit Piloten überfordert zu haben. Nur etwas mehr als ein Jahr später kam es am 26. Juni 1988 bei einer Flugvorführung zum Absturz. Der Airbus A320 von Air France stürzte kurz nach dem Start in einen angrenzenden Wald ab. Von den 136 Personen an Bord starben drei. Die Kritik an das Fly-by-Wire-System war anfangs groß, die Absturzursache wurde darin vermutet. Die BEA fand später jedoch heraus, dass die Piloten mit einer Reihe von falschen Eingaben und Entscheidungen den Absturz herbeigeführt haben sollen.

A320 AIB SHARKLET TAKE OFF AT FARNBOROUGH AIRSHOW Cropped

Dabei sollen sie das automatische Flugkontrollsystem während des Fluges abgeschaltet und Warnungen wegen zu geringer Flughöhe ignoriert haben. Zudem sei die Geschwindigkeit zu gering gewesen. Die Piloten gaben dem neuen Fly-by-Wire-System und mangelnde Schulung die Schuld. Letztlich wurden jedoch alle Piloten und Verantwortlichen wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen.

Darüber hinaus konnte Airbus aber einmal mehr die europäische Zusammenarbeit dabei in den Vordergrund stellen. Denn der Airbus A320 enthält Komponenten aus halb Europa und wird dabei auch an vielen verschiedenen Standorten Europas endmontiert. Kommunalität ist dabei das Stichwort – eine Wortschöpfung aus dem Hause Airbus.

Wie Airbus Boeing abhängen konnte

Zugegeben, das Wort ist keine gänzliche Neuschöpfung, fand in diesem Bereich jedoch bis zum Airbus A320 keine Anwendung. Kommunalität besagt nämlich die Gemeinsamkeit verschiedener Merkmale und Komponenten, in diesem Falle eines Flugzeugs. Denn die Airbus A320-Familie unterscheidet sich kaum. Piloten können dank einer Musterzulassung dementsprechend auch alle Versionen der Familie fliegen. Das spart den Airlines viel Geld bei der Ausbildung, aber auch bei der Wartung der Flugzeuge.

Interessant ist aber, wie breit sich Airbus bereits mit der ersten Generation aufgestellt hat. Bis zur neo-Serie konnte Airbus bereits vier verschiedene Versionen in mehreren Varianten vorweisen. Zwar konnte der Airbus A318 nie die Erwartungen erfüllen, Airbus A319, A320 und A321 prägen aber noch heute das Bild an den meisten Flughäfen weltweit. Sieben Versionen sind von diesen vier Varianten entschieden. Dazu kommen noch einige spezielle Versionen für den Firmen- und Privatbereich. Diese Flugzeuge tragen den Beinamen ACJ – Airbus Corporate Jets.

A320 MSC Cabin Interior Low Cost Cropped

Bei Boeing existieren lediglich die jeweiligen Weiterentwicklungen des Ursprungsmodells. Beginnend bei der Boeing 737-100 bis zur Boeing 737-900, wobei letztere auch mit erweiterter Reichweite verfügbar ist. Erst die Boeing 737 MAX wurde in drei verschiedenen Varianten angeboten, die sich lediglich in puncto Länge (und damit Kapazität) sowie dem maximalen Abfluggewicht unterscheiden. Mit der Boeing 737 MAX hat Boeing aber auch das Ursprungsmodell vollständig ausgeschöpft. Weitere Optimierungen sind nicht möglich aufgrund der Limitierungen des Rumpfes.

Dieses Problem verursachte letztlich auch im Grunde die zwei Abstürze von Boeing 737 MAX-Flugzeugen in Afrika und Asien. Aufgrund des niedrigen Rumpfes mussten die neuen LEAP-Triebwerke anders an den Tragflächen positioniert werden. Dies führte zu gänzlich neuen Flugeigenschaften. Gepaart mit Sparmaßnahmen bei Boeing sorgte dies wiederum zu einer falschen Reaktion des Bordcomputers beim Anstellwinkel des Flugzeuges. Probleme, die Boeing schon früh bewusst waren, jedoch ignoriert wurden.

Airbus prägt die moderne Ära

Mit der Airbus A320neo-Familie verabschiedete sich Airbus gänzlich von den kleineren Varianten. Damit wollte Airbus vor allem den Airbus A320 und A321 überholen und neue Modelle für noch längere Strecken auf den Markt bringen. Ebenfalls eine Lücke, die Boeing kurzfristig hinterlassen wird. Denn mit dem Ende der Boeing 757 fehlt ein adäquates Flugzeug für die Langstrecke, aber mit geringerer Sitzplatzkapazität.

A320 SWR Taking Off Cropped

Bei der Airbus A320-Familie setzen daher der Hersteller, aber vor allem die Airlines auf den Airbus A320neo und A321neo in den verschiedenen Varianten. Zwar existiert auch ein Airbus A319neo, die kleinste Version der neo-Familie findet jedoch nicht viel Beachtung, da Airbus mittlerweile selbst mit dem A220 ein deutlich effizienteres Flugzeug in diesem Segment vorweisen kann.

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Mit der Airbus A320-Familie stellt der europäische Flugzeugbauer mittlerweile das erfolgreichste Flugzeug der Welt. Die Krise bei Boeing und vor allem die Weiterentwicklungen des Airbus A321 sorgen dafür. Dennoch erreicht Airbus mit dem Airbus A321XLR auch die Grenzen des Machbaren bei der Airbus A320-Familie. Daher wird die neo-Familie wohl den Abschluss des A320-Projekts bedeuten. Airbus hat derweil bereits ein neues Projekt mit dem Namen Airbus A30X ins Leben gerufen. Mit einer Umsetzung sei jedoch nicht vor 2030 zu rechnen.

Fazit zum Erstflug des Airbus A320

Boeing hat vor allem das moderne Jet-Zeitalter mit der Boeing 707, 727, 737 und 747 eingeleitet und geprägt. Mittlerweile hat Airbus das Schaffen des Flugzeugbauers aus Seattle jedoch übertreffen können. Das ist vor allem auch der Airbus A320-Familie zu verdanken, die das ursprünglich erfolgreichste Flugzeugmodell ablösen konnte – die Boeing 737. Nach einigen Unwägbarkeiten am Anfang prägt Airbus das Bild der meisten Flughäfen der Welt, und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Denn mit dem Airbus A320neo und A321neo warten bereits die Nachfolger der erfolgreichen Baureihe. Damit hat sich Airbus mit der A320-Familie einen weiteren Platz in der Reihe “On This Day In Aviation History” verdient.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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