Immer mehr Länder weltweit öffnen wieder für den Tourismus, doch die Strategien sind anders. Dabei ist es ein bestimmtes Detail, das über Erfolg und Misserfolg zu entscheiden scheint.
Wer endlich wieder eine Fernreise unternehmen möchte, der hat mittlerweile wieder vergleichsweise viele Möglichkeiten. Als geimpfter Deutscher reist man zum Beispiel vergleichsweise einfach wieder in viele Länder Südamerikas, nach Kanada oder auch nach Südafrika. Komplexer sind Reisen nach Asien, doch bald ist auch ein Flug nach Bangkok kein Problem mehr – nach Phuket, Koh Samui oder Singapur geht es schon heute. Doch die Erfolge der neuen Reiseregeln scheinen sehr unterschiedlich zu sein. Hintergrund dürfte eine einzige Bedingung sein.
Kein Problem mit Tests vor der Abreise
Blickt man auf die Länder, bei denen der Tourismus wieder so richtig aufblüht und die auch die Deutschen aktuell gerne bereisen, fällt ein Detail auf: In den meisten Fällen ist für geimpfte Reisende maximal ein Test vor der Abreise notwendig, manchmal sogar gar keiner. Dass der oftmals verlangte PCR-Test nicht allzu abschreckend ist, zeigt das Beispiel von Dubai gut. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es zwingend notwendig, dass man bei der Anreise beziehungsweise sogar schon vor dem Abflug einen negativen Test vorweist – wirklich zu stören scheint das die große Masse derjenigen, die jetzt schon wieder nach Dubai reisen, nicht.
Scheinbar wirken auch die Kosten mittlerweile nicht mehr allzu abschreckend, wohl auch weil PCR-Tests deutlich günstiger geworden sind und teils schon für 50 bis 70 Euro zu haben sind. Dazu kommt, dass bei einer Fernreise ein solcher Betrag wohl besser als ins Budget passt als bei einer kürzeren Reise innerhalb von Europas. Die Reisedauer dürfte ein weiteres Argument dafür sein, dass ein PCR-Test vor der Reise trotz der Kosten und der zumindest minimalen Gefahr eines positiven Ergebnisses kein großes Problem darstellt. Geht ein Land diesen Weg, scheint der Tourismus schnell zurückzukommen.
Die Krux mit dem Text im Urlaubsland
Nicht jedes Land geht bei den Einreiseregeln in den Post-Corona-Zeiten allerdings denselben Weg. Gerade in Asien, aber etwa auch in Großbritannien, geht die Öffnung für internationale Reisen mit einem oder gar mehreren verpflichtendenden Tests nach der Einreise einher. Genau das scheint die meisten Reisenden abzuschrecken, wie wir mit Blick auf die Anfragen bei reisetopia Hotels sehr deutlich sehen. Um die Kosten dürfte es dabei nicht unbedingt gehen, denn auch hier spricht man in den meisten Fällen nur von Zusatzkosten zwischen 50 und 200 Euro. In Großbritannien etwa braucht man nur einen bezahlten Test nach der Einreise, in Deutschland kann man einen Schnelltest zuhause machen. Geld dürfte also nicht das primäre Argument sein, warum diese Art von Einreisebestimmungen den Tourimus zurückhält.
Problematischer dürfte ein anderer Faktor sein. Selbst wer geimpft ist, hat eine minimale Chance sich mit dem Coronavirus anzustecken und damit gibt es natürlich immer auch die Gefahr eines positiven Tests. Das mag zuhause schon unangenehm genug zu sein, nicht nur mit Blick auf gesundheitliche Folgen, sondern insbesondere auch mit Blick auf die Quarantäne. Doch auf Reisen kommen bei einem positiven Test gleich mehrere Probleme zusammen: Eine potenziell schlechtere gesundheitliche Versorgung mit größerer Isolation als bei einer Behandlung in Deutschland, aber auch einfach generell eine unter Umständen ausgesprochen unangenehme Quarantäne, die länger ausfallen kann als in Deutschland und zudem sehr teuer werden kann – wenngleich es mittlerweile passende Versicherungen gibt.
Die Angst vor der Quarantäne im Hotelzimmer
Problematisch dürfte für viele dabei auch die Gefahr sein, am Ende im eigenen Hotelzimmer in Quarantäne zu müssen. Das ist vielleicht noch einmal etwas anderes, wenn man in einer Suite im Luxushotel verweilt – doch gerade wer sich ein kleineres Zimmer ohne Balkon oder Terrasse gemietet hat, muss unter Umständen mit einer nicht sonderlich angenehmen Quarantäne auskommen. Selbst Tageslicht kann im schlimmsten Fall sehr rar sein – Probleme, die es in dieser Form zu Hause für die wenigsten potenziell Betroffenen geben dürfte. Dazu kommt, dass die Regeln für die Quarantäne oftmals strenger sind als in Deutschland, mancherorts darf man zum Beispiel nicht mal auf den Balkon oder auch das Fenster öffnen, wenn man in Quarantäne muss.
Weitere Probleme ergeben sich hinsichtlich der Verpflegung, die in solchen Situationen oft spärlich oder sehr eintönig ausfallen kann – je nachdem, wo man die Quarantäne absolvieren muss. Dazu kommt natürlich auch der Fakt, dass großartige Bewegung während der Zeit in einem kleinen Zimmer recht kurz kommt. Nicht vergessen darf man zudem, dass ein Hotelzimmer schon die Premium-Lösung sein kann, je nach Land und Situation droht sogar eine Quarantäne in einer entsprechenden Einrichtung mit noch weniger Komfort. All das ist zudem bei einigen der verschiedenen Modelle auch dann eine Gefahr, wenn der eigene PCR-Test vor Ort negativ ausfällt, dafür aber der von einer mitreisenden Person positiv ist. Selbst wenn man andere Reisende nicht kennt, kann schon der falsche Sitzplatz im Flugzeug oder ein gemeinsamer Transfer zum Problem werden. Dass bei dieser Gemengelage nicht gerade jeder Lust hat, einen Urlaub mit Sorgen zu beginnen, dürfte niemanden überraschen.
Tourismus wird nur mit Vertrauen funktionieren
Dass der Neustart im Tourismus längst begonnen hat und die Pandemie in dieser Hinsicht langsam, aber sicher überwunden ist, steht mittlerweile außer Frage. Doch wenn Länder beim Hochfahren ihrer Tourismussstrategie erfolgreich sein möchten, gilt es die Strategie zu ändern. Gegen bestimmte Bedingungen oder auch einen Test vor der Reise spricht nichts, genauso wenig wie gegen eine Einreiseanmeldung oder eine verpflichtende vollständige Impfung. Sollte ein Land Reisende zurückgewinnen wollen, wird das aber zumindest darüber hinaus nur mit Vertrauen funktionieren.
Ist es möglich, dass ein geimpfter Einreisende mit negativem PCR-Test das Virus einschleppt? Theoretisch, ja, aber die Wahrscheinlichkeit ist ausgesprochen gering. Gerade wenn das Virus in einem Land sowieso grasiert – was mittlerweile in jedem Land der Welt der Fall ist – dürfte die Gefahr einer Einschleppung von außen mit diesen Bedingungen signifikant geringer sein als eine lokale Ausbreitung. Deshalb gilt es Impfungen und Tests im Ausland mehr Vertrauen entgegenzubringen, denn nur so kann es gelingen, dass Reisende ihrerseits wieder das Vertrauen gewinnen, um die nächste Fernreise zu planen – ob nach Thailand, Vietnam oder Indonesien.
Du schreibst die für mich etwas irriterenden Worte:
“Um die Kosten dürfte es dabei nicht unbedingt gehen, denn auch hier spricht man in den meisten Fällen nur von Zusatzkosten zwischen 50 und 200 Euro.”
Aus Sicht eines Singles, der seine Flüge mit bezahlten Meilen abfliegt oder von Dinks mag das durchaus zutreffend sein – aber es gibt da draussen noch eine andere Welt.
Für Familien kann dieser Testwahnsinn gerne mal in den Bereich von 1000€ und mehr pro Reise gehen – damit Ausschlusskriterium für viele Reisen.
Hi Andi, die grundlegende Verhältnismäßigkeit ändert sich meines Erachtens aber nicht. Natürlich ist die Sache für Familien noch schwieriger, weil insgesamt noch höhere Kosten entstehen. Allerdings kostet gleichzeitig ja auch die Reise entsprechend viel mehr. Bei einer Langstreckenreise sprechen wir ja von etwa 200 Euro Testkosten pro Person (je nach Destination natürlich verschieden) – das dürften pro Person ganz durchschnittlich gerechnet etwa 10 bis 20 Prozent der Reisekosten sein. Natürlich ist das ein großer zusätzlicher Obolus, aber ich glaube nicht, dass gerade das diejenigen abhält, die sowieso mehrere tausend Euro für eine Langstreckenreise mit der Familie ausgeben.
Richtig, das Risiko besteht.
Ich weiß von einem Bekannten (wohnt in Singapore) dass dieser bei Einreise positiv war (Test zuhause war negativ) und musst vor Ort 14 Tage in Quarantäne, was eher einem Gefängnis gleich kommt (Tür abgeschlossen, nur kurz aufgeschlossen um Essen vor der Tür zu nehmen, Fenster bleiben verschlossen, usw..). Nach den 14 Tagen wurde er, zur Entlassung, getestet und war wieder positiv, also nochmal 10 Tage zusätzlich, Jedoch wurde er nach 4 Tagen negativ getestet und kam somit früher wieder “frei”. In Summe 18 Tage eingeschlossen.
Naja…mit mir nicht…soll doch Thailand weiter 100 Euro für PCR Tests verlangen, 3 insgesamt, also 600 Euro für 2 Touristen!!!) damit sich die lokalen Beamten die Taschen vollstopfen können…….niemand braucht solche dreiste Abzocke…das soll akzeptabel sein?
Der Beitrag ist nur aus Sicht des Reisenden gültig.
Aus Sicht das Ziellandes muss man immer im Auge behalten, was der dortige Gesetzgeber erreichen will.
Australien und Neuseeland zB, wo die Pandemie nur äußerst vereinzelt aufflammt und schnell wieder unter Kontrolle kommt, haben tatsächlich die Chance, durch strenge Einreisebestimmungen die Seuche im Wesentlichen aus dem Land zu halten, während andere, wo sie immer schon brutal gewütet hat (GB, USA, Brasilien und andere Länder) oder sich zuletzt explosionsartig verbreitet hat (was weiß ich, Thailand) dieses Ziel keine eigentliche Berechtigung mehr hat, eben weil die Krankheit längst angekommen ist.
Also entweder lässt man der Seuche freien Lauf (die meisten Reisenden fühlen sich eh nicht gefährdet) oder man versucht, durch weitgehende Reisebeschränkungen (auch für die eigene Bevölkerung) die Zahlen zu verringern.
Hi Ralf, ich habe die Perspektive der Länder durchaus reingebracht und auch klar gemacht, dass es Fälle gibt, bei denen ridige Einschränkungen sinnvoll sind, weil das Virus noch nicht oder nur sehr schwach da ist (z.B. in Neuseeland – übertrieben gesagt). Problematisch ist es meiner Meinung nach, dass Länder mit sehr starkem Infektionsgeschehen (z.B. Thailand oder Großbritannien) auch auf so eine Strategie setzen, obwohl das von Reisenden ausgehende Risiko sicherlich geringer ist als das einer lokalen Infektion.
Die Tests nach der Anreise nerven und machen die Reise zunichte. In Bezug auf England ist mir nach wie vor unklar, wann der Test (PCR oder ab Oktober Schnelltest) fällig wird. Die Buchung und Zahlung vorab ist für mich persönlich nicht das Problem. Hauptsache ich muß den Test nicht machen.
Die Frage, was Tag 1 und Tag 2 ist, ist nach wie vor ungeklärt.
Siehe hier:
https://reisetopia.de/news/uk-einreise-pass-statt-perso/
Wenn ich für einen privaten Kurztrip nach London fliege und Samstag anreise, will ich nicht Sonntag für der Abreise den Test machen müssen. Sollte das tatsächlich die Vorschrift sein, wäre das ein Ausschlußkriterium für die Reise.
Hallo Peter, tatsächlich ist die Sache ganz gut auf der Seite der Immigration von Großbritannien erklärt.
Der Anreisetag ist immer Tag 0, den Test kann man entweder noch an diesem, an Tag 1 oder an Tag 2 machen. Wenn man allerdings vor Tag 2 wieder abreist, kommt man um den Test rum, muss ihn aber bezahlen (das habe ich in dieser Antwort noch korrigiert).
Ich schreibe dazu noch einen Guide, sobald ich dazu komme!
Dann am besten gleich bei der Ankunft in LHR den Test machen, wenn es dort geht. Dann hätte man danach Ruhe für den Wochenendaufenthalt.
es kommt sicher ein wenig drauf an, was einfacher / günstiger ist. In Gatwick z.B. wäre der Test vor Ort super umständlich, weil nur im Drive In möglich. Da mache ich ihn dann lieber in Mayfair, wo ich keine fünf Minuten vom Hotel hinbrauche und auch noch relevant weniger bezahle.
Das klingt für mich aber anders.
“If you will be in England for less than 2 days you still need to book and pay for a day 2 COVID-19 test. You only need to take the test if you are still in England on day 2.”
Man muss den Test zwar buchen, aber nicht machen.
Hi Jan, in der Tat – guter Hinweis. Das hatte ich tatsächlich anders gelesen, weil die Bezahlung für mich gleichbedeutend damit war, dass man den Test auch machen muss. Meine Güte, das ist ja mal eine sinnlose Regel…
Bei kürzeren Aufenthalten muss man den Test nicht machen. Man muss ihn aber vorab buchen und bezahlen:
It does not matter how long you’re visiting England, you still have to book and pay for the tests.
For example, even if you’re only going to be in England for one day, you’ll still need to book your required tests.
You only need to take the tests if you’re still in England.
Hi Torsten, in der Tat – guter Hinweis. Das hatte ich tatsächlich anders gelesen, weil die Bezahlung für mich gleichbedeutend damit war, dass man den Test auch machen muss. Meine Güte, das ist ja mal eine sinnlose Regel…
Dieser sinnlose 2. Test (bezahlen aber nicht nutzen) macht dann deutlich, dass die Testpflicht eher finanzielle als medizinische Interessen bedient.