Namibias Präsident möchte die eigene Staatsairline, Air Namibia, am liebsten liquideren. Das Land könne sich die ständige finanzielle Unterstützung der seit Jahrzehnten strauchelnden Airline schlicht nicht mehr leisten.

Air Namibia cancelte jüngst alle internationalen Flugverbindungen, die nicht bereits dem Coronavirus zum Opfer gefallen waren, nachdem der Präsident des Landes, Hage Geingob, die Forderung aussprach, die staatliche Fluggesellschaft liquidieren zu wollen.

“Air Namibia muss liquidiert werden”

Die Fluggesellschaft der südwestafrikanischen Nation hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten etwa 8,3 Milliarden namibische Dollar (etwa 431 Millionen Euro) an staatlichen Hilfsgeldern erhalten. Das ist dem Präsidenten inzwischen zu viel geworden und so kommentierte Geingob kürzlich die Situation der Airline, dass das Land es sich nicht mehr leisten könne, “eine verlustreiche Fluggesellschaft weiterhin zu retten”. Und weiter führte das Staatsoberhaupt aus: “Air Namibia muss liquidiert werden, wir haben ein ernstes Problem, das Unternehmen muss umstrukturiert werden, es macht keine Gewinne und wird nur auf Kaution gerettet”, sagte der Präsident den Gesetzgebern des Landes nach einer Ansprache am 4. Juni, “Wir müssen etwas dagegen unternehmen”.

Air Namibia

Die Bemerkungen Geingobs haben dabei naütlich einige Gläubiger und Lieferanten nervös gemacht, wie der Finanzvorstand der Airline, Werner Schuckmann, gegenüber Medien sagte. Die Fluggesellschaft stornierte sogar Charterflüge zur Rückführung von Staatsbürgern, die durch die aktuelle Situation gestrandet waren. Dagegen können Inlandsflüge weiterhin gebucht werden. Eine Sache, die für die Liquidation von Air Namibia spricht, ist, dass es sich nicht um eine große Fluggesellschaft handelt. So verfügt die Fluggesellschaft lediglich über neun Flugzeuge in der eigenen Flotte, die sich aus Airbus A319, zwei geleasten A330 und Regionaljets des Typs Embraer ERJ135 zusammensetzt.

International hinterlässt die Airline kaum eine Lücke

Air Namibia gehört eigentlich dem Staat, nun jedoch ohne diesen wird auskommen müssen. Ohne die Unterstützung der Regierung braucht es eine andere Finanzierungsquelle, um überleben zu können. Da die Einnahmen aus dem Passagierverkehr nach wie vor gering sind und ausländische Investoren sich bei Investitionen in die Fluggesellschaft wahrscheinlich unsicher fühlen, gibt es möglicherweise nur wenige andere Optionen.

Air Namibia A330-200
By Konstantin von Wedelstaedt – http://www.airliners.net/photo/Air-Namibia/Airbus-A330-243/2411887/L/, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39899988

Doch wenn Air Namibia tatsächlich liquidiert würde, stünde natürlich die Frage über die zukünftige Konnektivität des Landes im Raum. Air Namibia, mit Basis auf dem Flughagen Hosea Kutako in der Hauptstadt Windhoek, bediente bis dato vor allem Strecken innerhalb Afrikas, sowie nach Frankfurt, was gleichzeitig das einzige wirklich Langstreckenziel der Airline darstellt. Aber auch mehrere andere ausländische Fluggesellschaften fliegen Windhoek an. Dazu gehören etwas Lufthansa Günstig-Tochter Eurowings, der deutsche Ferienflieger Condor, KLM, Qatar Airways, South African Airways, Ethiopian Airlines, British Airways’ Comair und TAAG Angola Airlines.

Bei einem Neuanfang könnte die namibische Regierung entweder private Investitionen fördern oder aber eine neue, gestrafftere und effizientere Fluggesellschaft ins Auge fassen, die sich wahrscheinlich auf Inlandsstrecken konzentrieren und bei internationalen Flügen mit einer externen Fluggesellschaft zusammenarbeiten könnte.

Fazit zur möglichen Liquidation Air Namibias

Das Coronavirus könnte mit Air Namibia ein weiteres Opfer in der Luftfahrtindustrie fordern und damit auch gleich eine komplette Staats-Airline schlucken. Zumindest wenn es nach dem Präsidenten des südwestlichen afrikanischen Staates ginge, welcher es – nicht ganz unverständlich – nicht mehr einsieht, weiteres schier vergebenes Geld in die Airline zu pumpen. Ob sich Air Namibia dagegen etwa mit ausländischen Investoren wird retten können, bleibt abzuwarten, gilt momentan aber als sehr unwahrscheinlich.

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Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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  • Wir haben im September Flüge FRA > WDH mit Air Namibia gebucht. Habt ihr vielleicht einen Rat, was wir damit machen sollen? Jetzt noch kostenpflichtig stornieren? Oder abwarten? Danke! 😉

    • Hallo Meierling, das ist eine Frage, die auch für uns leider schwer zu beantworten ist. Nach aktuellem Stand und mit Hinblick auf Eure Buchung erst im September lohnt es sich aber vermutlich, noch einige Tage abzuwarten. Viele Grüße

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