Schon seit längerem testete und experimentierte die Lufthansa an einem neuen und effektiverem Boarding-Konzept, dass die Unterteilung in Gruppen mit unterschiedlicher Priorität vorsieht. Scheinbar verliefen die Test denn auch erfolgreich, denn bereits in ein paar Tagen soll die neue Boarding-Weise Anwendung finden.
Insgesamt werden die Passagiere so in sechs Gruppen unterteilt, die nicht nur zwischen Status und Reiseklasse, sondern auch zwischen Fenster-, Mittel- und Gangplatz unterscheiden wird. Damit erhofft sie der Kranich eine Reduzierung des häufig auftretenden Boarding-Durcheinanders. Für den Moment soll das neue Boarding-Konzept nur für Kurz- und Mittelstrecken gelten.
Sitzplatz entscheidet über Boarding-Gruppe
Demnach wird laut Lufthansa das neue Boarding-Konzept auf zunächst nur ausgewählten Flügen des deutschen Flag-Carriers Anwendung finden. Künftig werden die zu boardenen Fluggäste, ähnlich wie es besonders in den USA weit verbreitet ist, in insgesamt sechs Gruppen unterteilt. Diese neue Form des Boardings folgt dabei dem sogenannten “Wilma”-Prinzip, wonach in der Economy Class zuerst Passagiere mit einem Fensterplatz ihren Sitz einnehmen sollen, gefolgt von Fluggästen mit einem Mittelsitz und zuletzt Passagiere mit Gangplatz das Flugzeug besteigen. Ziel hierbei ist allen voran Ordnung und Zeitersparnis. Folgend die neuen Boarding-Gruppen und deren Bedingungen:
- Pre-Boarding: Familien mit Babys und Kleinkindern unter 5 Jahren, allein reisende Kinder & Reisende mit eingeschränkter Mobilität
- Gruppe 1: HON Circle Member, Senatoren & Star Alliance Gold Karteninhaber
- Gruppe 2: Business Class & Economy Flex Reisende
- Gruppe 3: Economy Class Reisende mit Fensterplatz + Begleitung
- Gruppe 4: Economy Class Reisende mit Mittelsitzen + Begleitung
- Gruppe 5: Economy Class Reisende mit Gangplatz
Mit diesem Konzept möchte die Lufthansa dem zumeist üblichen Chaos entgegenwirken, dass sich beim bisherigen Boarding häufig zu großen Menschenmassen am Gate führt, die ein geordnetes Einsteigen erheblich erschweren. Sollte ein Passagier seine Borading-Gruppe verpassen, soll es betroffenen Personen möglich sein, jederzeit einsteigen zu können, wobei noch unklar ist, ob sich diese Fluggäste dann in einer der hinteren Gruppen einreihen müssen, oder diese gar umgehen dürfen. Man geht jedoch davon aus, dass Fluggäste der höchsten Reiseklasse zusammen mit der Gruppe 1 einsteigen dürfen.
Inhaber eines Miles and More Frequent Traveller Status genießen jedoch auch beim neuen Boarding-Prozedere keinerlei Pre-Boarding-Vorteile. Laut Lufthansa dürfen Star Alliance Gold-Statusinhaber der Gruppe 1, nicht mit einer Begleitung boarden. Ob diese Regelung in der Realität jedoch auch so genauestens umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Unklar ist bislang auch, ob eine Erweiterung des Konzepts auch für Langstrecken geplant ist und wie genau das System hier ablaufen würde.
Diese Flughäfen machen den Anfang
Bisher gab es bei der Lufthansa beim Boarding bereits eine Unterteilung in Statusinhaber und die jeweiligen Reiseklassen. Beim neuen Konzept liegt das Augenmerk allen voran auf der künftig erfolgenden Aufteilung der Economy Class-Gäste in ihren jeweiligen Sitzplatz, wonach Passagiere mit Fensterplatz, sowie deren Begleitung nach der zweiten Gruppe als erstes boarden dürfen und Personen mit einem Gangplatz als letztes. Dadurch soll ein ständiges Wieder-Aufstehen durch die Fluggäste, die anderen Passagieren Platz machen müssen, weil sie diesen quasi im Weg sitzen, verhindert. Insgesamt soll das Boarden dadurch effizienter gestaltet werden, was womöglich zu weniger Verspätungen beim Kranich führen könnte, so die Hoffnung.
Die Implementierung des neuen Boarding-Systems findet dabei erstmal nur auf ausgewählten Strecken in Europa Anwendung. Dazu gehören folgende Strecken:
Deutschland:
- Köln-Bonn
- Bremen
- Münster-Osnabrück
- Rostock
- Paderborn
- Sylt
- Usedom
Europa:
- Athen
- Birmingham
- Bologna
- Breslau
- Budapest
- Dublin
- Edinburgh
- Florenz
- Göteborg
- Helsinki
- Larnaka
- London (City)
- Lyon
- Manchester
- Malta
- Marseille
- Mailand-Malpensa
- Nizza
- Paris (Charles de Gaulle)
- Porto
- Bukarest
- Mallorca
- Prag
- Riga
- Sibiu (Herrmannstadt)
- Sofia
- Toulouse
- Warschau
- Zagreb
Zunächst soll hierbei die Gruppe 1, beziehungsweise die Pre-Boarding-Berechtigten, zusammen mit der zweiten Gruppe das Flugzeug betreten. Ob es schließlich dabei bleiben, oder doch wieder eine Unterteilung stattfinden wird, ist noch nicht bekannt.
Fazit zum neuen Boarding-Konzept der Lufthansa
Das Wilma-Prinzip findet nun auch Einzug bei der Lufthansa und dürfte vom Gros der Passagiere, nach einer üblichen anfänglichen Verwirrung, sicherlich begrüßt werden. Ein jeder Flugreisende dürfte schon mal wenn nicht gar mehrmals, einem Chaos beim Boarding gegenübergestanden haben, dass das Einsteigen ins Flugzeug äußert unangenehm gestalten kann. Inwiefern das neue System aber letztlich von den Passagieren angenommen wird und tatsächlich ein großes Durcheinander verhindern kann, bleibt freilich abzuwarten.
Wenn man wirklich ein schnelleres boarding wollte, müsste man zuerst die Passagiere, die hinten im Flugzeug sitzen, einsteigen lassen. Denn die grössten Verzögerungen beim Einsteigen entstehen doch dadurch, dass die Passagiere, die nach hinten durch gehen müssen, immer warten müssen, bis die in den vorderen Reihen ihr Gepäck verstaut und sich hingesetzt haben.