Es hat eine gewisse Ironie in sich, dass Europa immer als das Paradies der sogenannte Low-Cost-Carrier gesehen wird. Gerade außerhalb von Deutschland dominieren EasyJet, Ryanair, Norwegian & Co den Markt für die Kurz- und Mittelstrecke nahezu. Doch eigentlich versprechen diese Airlines noch einen echten Luxus, zumindest wenn man in die USA und die neue Basic Economy blickt.
United Airlines schafft es eigentlich immer wieder, negative Aufmerksamkeit auf sich zu sehen. Doch das liegt nicht nur an Skandalen mit blutigen Nasen, sondern auch am Management. Das beste Beispiel: Die Einführung der sogenannten Basic Economy. Manch einer mag sich da denken: airberlin hat doch auch Essen & Getränke auf der Kurzstrecke abgeschafft? British Airways ist doch denselben Weg gegangen? Doch Basic Economy bedeutet etwas komplett anderes: United bietet ein Produkt, das deutlich weniger attraktiv ist als das Produkt von Ryanair.
Wer billig bucht, wird hart bestraft
Schon der Buchungsprozess von United Airlines lässt die Basic Economy wie eine Strafe erscheinen. Man wird darauf hingewiesen, was man alles nicht darf. Diese Dinge gibt es nicht:
- Upgrades (gehören für Vielflieger in den USA zum Standard)
- Sitzplatzreservierungen
- Handgepäck (selbst normale Trolley und Taschen sind verboten)
- Einsteigen zu einem beliebigen Zeitpunkt (unabhängig vom Sitz ganz am Ende)
Natürlich ebenfalls nicht inkludiert sind die Möglichkeit umzubuchen oder zu stornieren, Meilen für die Verlängerung des Status, Aufgabegepäck und Essen. Dagegen erscheint schon ein Flug mit Ryanair als echter Luxus – hier ist zumindest ein normales Stück Handgepäck inkludiert. Zudem darf man mit allen anderen (nach dem Priority Boarding) einsteigen.
Von keinem Luxus zum absoluten Tiefpunkt
Nein, luxuriös war das Fliegen in den USA nie. Schon die früher niedrigste Buchungsklasse ohne Mahlzeiten, ein Gepäckstück oder die Möglichkeit umzubuchen oder zu stornieren hatte etwas von Billigfliegern. Doch dieses Angebot entsprechend im Prinzip dem, was auch Low-Cost-Fluggesellschaften bieten.
Einen ähnlichen Weg geht mittlerweile sogar die Lufthansa, die im ‘Economy Light’ Tarif kein Gepäck mehr erlaubt. Eine kostenfreie Verpflegung gibt es aber weiterhin. United geht aber generell einen Schritt weiter und zwar in eine Richtung, die selbst bei den größten Low-Cost-Carriern noch nicht existiert. Gerade das Verbot von “normalem” Handgepäck an Bord ist ein neues Tief, was das Flugerlebnis angeht.
Bis zu 40 US-Dollar für ein normales Flugerlebnis
Manch einer denkt jetzt sicher ganz im Stile von Europa: Dafür sind doch die Flugpreise niedrig. Das ist allerdings nichts als ein Traum. Doch die wenige Konkurrenz auf dem US-Markt und die vielen Fusionen der letzten Jahre sind inneramerikanische Flugpreise horrend teuer. Im Schnitt kosten die Flüge ein Vielfaches dessen, was in Europa anfällt.
An echten Low-Cost-Carriern fehlt es. Allegiant und Spirit sind nicht annähernd so groß wie Ryanair und müssen sich zudem der historischen Marktmacht der mehrfach vom Staat geretteten Großairlines beugen. Southwest, die Mutter aller Low-Cost-Carrier, hat längst ein Geschäftsmodell, das eher an eine Premium-Airline erinnert. United nutzt dieses Vakuum eiskalt aus: Durch die Basic Economy sind die Preise nicht etwas gesunken. Nein, der Einstiegspreis ist gleichgeblieben – nur die Leistungen sind gesunken. Ein “Upgrade” auf den normalen Tarif kostet dabei bis zu 40 US-Dollar.
Wenn Low-Cost-Carrier der neue Luxus sind
Wenngleich auch die Konkurrenz von Delta und American auf eine ähnliche Version der Basic Economy setzt, gibt es dort zumindest noch “echtes” Handgepäck im günstigsten Tarif. United dagegen sortiert sich sogar unter den Niedrigfluggesellschaften ein. Sogar der absolute Günstigflieger Spirit bietet im günstigsten Tarif mittlerweile mehr als United.
Der “Urvater” der Günstigflieger, Southwest, dagegen wird in den USA schon als neuer Luxus-Carrier ausgerufen. Viel verändert hat Southwest in den letzten Jahren nicht. Die Konkurrenz hat nur immer mehr darin investiert, Leistungen zusammenzustreichen. Irgendwie wird man eben auch besser, wenn alle anderen schlechter werden.
In Europa macht das Fliegen noch Spaß
Okay, es ist sicher übertrieben, das Fliegen in Europa zu Luxus zu stilisieren. Doch wenn ich an einen normalen Economy Class Flug mit Lufthansa denke, ist eigentlich alles gut. Es gibt Getränke, es gibt einen kleinen Snack, vor dem Flug geht es in die Lounge, selbst ein zu großes Handgepäckstück ist kein Problem und beim Boarding gibt es keine Diskussion um Gruppen. Ja, mit Low-Cost-Carriern ist die Sache etwas anderes. Doch eigentlich muss man mit United eben die Lufthansa vergleichen, den großen Partner im transatlantischen Joint Venture. In Zukunft vergleicht man United aber vielleicht besser doch mit Ryanair.
Was haltet Ihr von der Einführung der Basic Economy bei United?