Mit einem Schnellzug in China zu fahren ist ein überraschend komfortables Erlebnis. Die zweite Klasse ist zwar nicht vergleichbar mit dem, was in Deutschland geboten wird, dennoch kommt man vergleichsweise komfortabel und schnell ans Ziel.
In China von einem Ort zum anderen zu kommen ist kein günstiges Erlebnis, das gilt für Züge genauso wie für Flüge. Auf Grund des sehr guten und immer besser werdenden Schienennetzes sind Züge in vielen Fällen mittlerweile die bessere Wahl für Verbindungen im Inland. Ich konnte die zweite Klasse in einem Schnellzug in China mittlerweile mehrfach testen, unter anderem zwischen Shanghai und Peking sowie zwischen Shanghai und Ningbo.
Schnellzug in China 2. Klasse – die Buchung
Die Buchung von Zügen für Reisen innerhalb von China ist alles andere als einfach. Ich empfehle Euch deshalb eine Buchung über trip.com, hierbei handelt es sich um den internationalen Ableger von ctrip.cn, dem größten Reisebüro des Landes. Zwar sind die Tickets auf der internationalen Seite etwas teurer, dafür könnt Ihr auf Englisch oder sogar auf Deutsch bestellen und könnt die Tickets zudem etwas früher buchen als über die chinesische Seite. Leider solltet Ihr Euch nicht ausmalen, dass Tickets in China besonders günstig wären. Je nach Strecke bezahlt Ihr zwischen 10 und 100 Euro für ein Ticket in der zweiten Klasse, gerade längere Strecke wie von Peking nach Shanghai sind nicht allzu günstig. Die Tickets müsst Ihr gewöhnlich selbst am Bahnhof abholen, was Ihr idealerweise schon vor dem der Abreise macht. Sofern Ihr die Tickets am Tag der Abreise holen möchtet, rate ich Euch mindestens 90 Minuten vor Abfahrt am Schalter zu sein.
Neben der zweiten Klasse könnt Ihr auch noch Tickets in der 1. Klasse und auf einigen Strecken in der Business Class buchen. Wichtig ist darüber hinaus, dass ich hier explizit von der Buchung eines Schnellzuges in China sprechen. Es gibt neben den sogenannten G und D Zügen, die mehr oder weniger identisch sind und beide in die Kategorie der schnellsten Züge des Landes fallen, auch noch einige andere Zugarten, die wiederum teils mit anderen Sitzkonfigurationen daherkommen. So gibt es etwa auch zahlreiche Nachtzüge sowie einfachere Züge, besonders abseits der Hauptrouten.
Schnellzug in China 2. Klasse – das Boarding
Eine Zugfahrt in China läuft von Anfang an anders als eine vergleichbare Reise in Deutschland. Die Bahnhöfe sind eher vergleichbar mit einem Flughafen, in Shanghai handelt es sich bei Hongqiao sogar tatsächlich um ein kombiniertes Verkehrsprojekt. Ihr müsst zuerst eine Sicherheitskontrolle passieren und könnte Euch dann noch in einem von zahlreichen Restaurants niederlassen, in der Wartehalle sitzen oder shoppen gehen.
Da Boarding erfolgt von verschiedenen Boarding Gates, die sowohl auf dem Ticket vermerkt sind, als auch auf einer großen Anzeigetafel stehen. Das Boading Gate ist auch in arabischen Zahlen angegeben, sodass Ihr dieses gut erkennen solltet. Dasselbe gilt auch für die Abfahrtszeit. Das Boarding beginnt gewöhnlich 30 bis 20 Minuten vor der Abfahrt des Zuges, zu diesem Zeitpunkt solltet Ihr Euch am entsprechenden Gate einfinden. Sobald Ihr dieses passiert habt, fahrt Ihr über eine Rolltreppe nach unten zum Zug, wo Ihr diesen gewöhnlich direkt boarden könnt.
Euren Wagen und Euren Sitzplatz müsst Ihr allerdings noch selbst finden, die Wagen sind allerdings gut mit den entsprechenden Zahlen markiert.
Schnellzug in China 2. Klasse – der Sitz
Nun kommen wir zum entscheidenden Unterschied bei der Fahrt in einem Schnellzug in China zwischen der 2. Klasse und der 1. Klasse. Das Boarding erfolgt nämlich komplett identisch, genauso der Ticketkauf. Die 2. Klasse kommt jedoch mit einer 2-3 Bestuhlung daher und hat daher fünf Plätze pro Reihe, wodurch es wie im Flugzeug einen Mittelplatz gibt.
Gewöhnlich kann man bei der Buchung allerdings noch Sitzplätze auswählen, sodass man nicht auf einem Mittelplatz gefangen ist. Dennoch sollte man wissen, dass die Bestuhlung deutlich enger ist als in deutschen und französischen Zügen. Zum Vergleich: Bei einigen Schnellzügen in China handelt es sich um baugleiche Züge von Siemens (ICE) und Alstom (TGV).
Dass die Sitze deutlich enger sind, spürt man auch beim Sitzen, kann aber meiner Meinung nach dennoch recht komfortabel sitzen. Generell würde ich sagen, dass die Sitze bezüglich der Bequemlichkeit mit der Bestuhlung auf einem Kurzstreckenflug vergleichbar sind. Der Sitzabstand ist allerdings etwas besser.
Ansonsten sind die Sitze allerdings relativ einfach gehalten, es gibt einen soliden ausklappbaren Tisch sowie eine kleine Tasche, um einige Dinge abzulegen.
Bei meinen Fahrten waren die Züge zudem sehr voll, sodass es auf den Gepäckablagen (vor und hinten im Wagen sowie über den Sitzen) recht eng würde, sodass ich zu einem frühen Boarding rate.
Schnellzug in China 2. Klasse – die Verpflegung
Bei einem Schnellzug in China sind in der 2. Klasse leider keine Mahlzeiten oder Getränke enthalten. Alle paar Minuten läuft allerdings eine Mitarbeiterin durch die Kabine und bietet verschiedene Dinge an, beispielsweise Eis, Snacks oder auch warme Gerichte. Letztere bestellt man sich aus dem Speisewagen. Dorthin kann man auch laufen und von der vollen Auswahl an Getränken und Speisen profitieren. Nur die Kommunikation ist etwas schwierig, denn nicht alle Mitarbeiter sprechen Englisch. Die Preise sind zudem für chinesische Verhältnisse recht groß, die Auswahl dafür sehr gut.
Schnellzug in China 2. Klasse – das Entertainment
Die Auswahl an Entertainment-Möglichkeiten sind bei einer Fahrt in einem Schnellzug in China etwas eingeschränkt. Es läuft zwar die ganze Zeit ein Video auf Bildschirmen, dieses besteht aber eigentlich nur aus Werbung und ist allen voran eines: nervig. Ansonsten gibt es auch WLAN, das man allerdings nur in Verbindung mit einer chinesischen Telefonnummer nutzen kann. Die Geschwindigkeiten sind in Ordnung, das Internet funktioniert aber nicht die ganze Fahrt über. Darüber hinaus müsst Ihr natürlich auch hier mit der chinesischen Firewall zurechtkommen.
Schnellzug in China 2. Klasse – die Toiletten
Ein relevantes Thema für manche sind sicherlich auch noch die Toiletten in chinesischen Schnellzügen. Hierbei habe ich allerdings sehr positive Nachrichten, denn anders als etwa in Indien erwarten Euch nicht nur sehr saubere Toiletten, die nach nahezu jeder Nutzung gesäubert werden, es gibt neben den chinesischen “Loch-Toiletten” auch in jedem Wagen eine normale Toilette.
Ich war wirklich positiv angetan, denn die Toiletten sind modern und deutlich sauberer als in den meisten Zügen, mit denen ich in Deutschland, England oder Frankreich unterwegs war.
Schnellzug in China 2. Klasse – Fazit
Wer einen Schnellzug in China nimmt, der ist tatsächlich schnell unterwegs – teilweise mit bis zu 400 Kilometer die Stunde. Auch wenn das Land also riesig ist, kann der Zug auf sehr vielen Strecken eine gute Option sein. Wenngleich das Boarding etwas länger dauert, man früher am Bahnhof sein muss und die Züge in der 2. Klasse enger bestuhlt sind, ziehe ich bei Strecken bis knapp fünf Fahrtstunden (z.B. Peking – Shanghai) einen Zug dem Flugzeug vor. Der Komfort ist zwar nicht enorm hoch, eine Fahrt im Schnellzug in China lässt sich aber dennoch gut aushalten.
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Ich hätte eine kleine Detailfrage, rein aus Interesse.
Soweit ich weiss, sind in China doch ausschließlich Züge von Siemens, Bombardier, oder Eigenbaureihen (Zug der Harmonie) im Einsatz.
Deswegen würde mich interessieren, ob es sich bei den angesprochenen französischen Zügen um Züge auf Taiwan handelt.
Deswegen sagte ich ja auch, “wenn man ein Problem hat”;)
Das kam bei mir zweimal vor (ich buche auch immer online) und dann wird man halt zu dem Problemschalter geschickt, wo die Angestellten immerhin auch etwas englisch sprechen. Und wenn Du eine Stunde vor Abfahrt da bist, 50 min vor Abfahrt am den Problemschalter geschickt wirst, da 30-40 min anstehst, du noch durch die siko musst und evtl nen weiteren Fußweg zu den Gleisen hast, kann einem schonmal warm werden;)
Ich hole seitdem die Tickets immer am Tag vorher ab.
Just saying – China ist nicht Japan 😉
Hast schon recht, aber Hongqiao ist halt arschweit draußen, daher fahre ich lieber von Shanghai Railway Station ab wenn irgendwie geht…
Klar, du hast natürlich recht, dass es bei Problemen alles schwieriger werden kann und nicht alles ganz einfach ist – aber du siehst ja gut auch an dem anderen Kommentar (der sozusagen das genaue Gegenteil sagt), dass die Wahrheit in der Praxis dann irgendwo in der Mitte liegt 😉
Leider gibt es aber der Railway Station ja nicht alle Verbindungen, ansonsten würde ich die auch immer bevorzugen.
Ich bin schon öfters schnellzug in China gefahren und kann das Review und den Kommentar nicht ganz nachvollziehen.
An jedem großen Bahnhof gibt es englisch sprachige Schalter der Ticket kauf ist somit kinderleicht. Ebenso gibt es Automaten in english, an denen man reservierte Tickets ausdrucken kann. Eine online Bestellung ist dennoch empfehlenswert.
Auch ist die 2. Klasse der Schnellzüge deutlich komfortabler als z. B. im ICE. Die Bilder im Review sind nicht was ich bisher erlebt habe. Eventuell ein älterer Zug?
Insgesamt kann ich Zugfahrten in China nur empfehlen.
Hallo Tom, es gibt definitiv nicht an jedem großen Bahnhof einen englischsprachigen Schalter. Selbst in Shenzhen und Harbin (beides immerhin relevante Millionenstädte) gab es zuletzt definitiv keinen offiziell englischsprachigen (was nicht heißt, dass ein Mitarbeiter nicht ein paar Brocken spricht). Ich weiß, dass es das manchmal gibt, allerdings will ich keine allgemeinen Infos geben zu etwas, das es nicht allgemein gibt.
Das Thema Automat finde ich allerdings spannend: Ich habe das an mehreren Bahnhöfen probiert und mir auch helfen lassen, aber meine Info ist und bleibt: Das geht nicht mit einem Reisepass, sondern nur mit der Chinese ID (selbst für Leute mit Residence Permit). Hast du das erfolgreich getestet mit einem deutschen Reisepass?
Wie genau kommst du zu der Einschätzung, dass die 2. Klasse in chinesischen Schnellzügen deutlich komfortabler ist als im ICE? Ich bin mittlerweile zahlreiche Strecken (z.B. Shenzhen – Xiamen, Shanghai – Peking, Harbin – Dalian, usw.) gefahren und hatte zwar leicht abweichende Züge und Sitze, allerdings immer eine 2-3 Bestuhlung mit geringem Sitzabstand und vergleichsweise klapprigen Tisch (alles nicht im Vergleich zu einem Flugzeug, sondern zu einem ICE). Ich kann auch recht repräsentativ sagen, dass unter den Zügen deutsche, japanische und chinesische Fabrikate waren, darunter auch die neuesten Züge. Daher kann ich deine Eindrücke nicht wirklich nachvollziehen. Ich finde sowohl den ICE als auch den TGV deutlich komfortabler, schon allein wegen der 2-2 statt 2-3 Bestuhlung.
Ja, ich konnte das mit meinem deutschen Reisepass machen. Bei den Automaten müsste man nur die Reservierungsnummer angeben. Allerdings ist es schon fast 2 Jahre her als ich die Automaten genutzt habe.
China ändert sich halt schnell 🙂
Hallo Tom, ich glaube, dass genau hier der Unterschied ist. Die Reisepassnummer ist mittlerweile Pflicht, weswegen das mit den Automaten nicht mehr klappt. Die Überwachung der Reisetätigkeit ist deutlich stärker geworden – das ist leider etwas nervig.
Wenn man keine Erfahrungen in China hat, kein chinesisch spricht und niemanden dort kennt, kann das Zugfahren in China doch etwas schwieriger sein als das in diesem Artikel wirkt;)
Das größte Problem sind die Schalter zum Abholen der Fahrkarten. Man sollte nämlich nicht erwarten, dass die sich im Bahnhof befinden. Und ohne chinesischkenntnisse kann man an dieser Stelle schon verloren haben: Am Hauptbahnhof in Shanghai ist der Abholschalter in einem Gebäude außerhalb des Bahnhofs und man muss sogar noch eine Straße überqueren, man hat keinerlei Grund anzunehmen, dass man dort seine Fahrkarten abholen kann.
Und wenn man ein Problem hat, gibt es i.d.R. auch nur einen Problemlösungsschalter wo die Schlange meist am längsten ist und sich permanent Chinesen vordrängeln – man sollte die Abholung also keinesfalls direkt vor der Zufahrt vornehmen.
Außerdem ist zu bedenken, dass man nicht nur zur Abholung, sondern auch um den Bahnhof zu betreten, ein Pass notwendig ist.
Naja, man muss natürlich ein wenig differenzieren. Abgesehen davon, ich war zwar auch schon am “Hauptbahnhof” von Shanghai, hier fahren allerdings die wenigsten relevanten Langstreckenzüge. In Hongqiao sowie den anderen großen Schnellzugstationen sind die Schalter für die Tickets bislang immer im Hauptgebäude gewesen, das ist also eine absolute Ausnahme.
Nichts destotrotz ist es natürlich ohne Chinesischkenntnisse eher schwierig, ich spreche aber auch kein Mandarin und stelle mich einfach an einen Schalter (uanbhängig davon, was da steht) und bekomme unter Vorlage der Ticketnummer und meines Passes immer die Tickets und zwar ohne jegliche Probleme. Zwar würde ich die Tickets idealerweise auch an einem anderen Tag abholen (das geht übrigens an jeder Station für alle Tickets), aber ich hatte bislang auch keine Schwierigkeiten die Tickets eine Stunde vor Abfahrt abzuholen.
Probleme kann es natürlich immer geben, aber auch wenn das am Anfang alles schwierig wirkt: Meist lässt sich die Sache doch lösen, wenn man die Tickets zuvor online gebucht hat!