Auf dem Luftfahrtmarkt tut sich aktuell einiges. Die neuste Errungenschaft könnte eine neue Günstigfluggesellschaft sein, die ab Basel Langstreckenflüge anbieten möchte. Die Pläne klingen hochtrabend – aber auch nicht sehr realistisch.
Norwegian hat den Anfang gemacht und fliegt mittlerweile seit wenigen Jahren auf der Langstrecke mit einem Billigkonzept. Zum Einsatz kommen großenteils Boeing 787 Dreamliner, mittlerweile auf ausgewählten Strecken aber auch Kleinraumjets. Primera Air treibt das auf die Spitze und fliegt generell nur mit Boeing 737 und Airbus A321 über den Atlantik. Geplant sind ab nächstem Jahr auch Flüge ab Berlin und später auch ab Frankfurt – dank Zusatztanks reicht die Reichweite dafür.
Mit Airbus A321 LR von Basel in die weite Welt
Dass es bei einem solchen Marktumfeld nicht lange dauert, bis auch andere Airlines sich versuchen, überrascht nicht. Dass es sich dabei um ein komplettes Start-up handelt, dann schon eher. In Basel will unter dem Projektnamen Swiss Skies möglicherweise schon kommendes Jahr eine neue Airline abheben, die sich auf Langstrecken ab der Schweizer Metropole konzentrieren möchte.
Ambitioniert ist an dem Projekt vieles, allen voran aber das Startdatum. Los gehen soll es im kommenden Jahr, noch allerdings fehlen Investoren. Innerhalb der nächsten Woche möchten die Initiatoren, darunter ein Ryanair-Teilzeitpilot, andere frühere Piloten und Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie etwa 100 Millionen Startkapital eintreiben.
Der Businessplan ist beim Thema große Ziele auch ganz groß dabei, denn Swiss Skies möchte bereits im zweiten Betriebsjahr eine Flotte von 16 Jets betreiben, im vierten Betriebsjahr sollen es gleich 38 sein. Vorgesehen sind für das gesamte Streckennetz dabei Flugzeuge vom Typ Airbus A321 LR, Kleinraumjets mit besonderen Tanks, die auch Langstreckenflüge, zum Beispiel in die USA, möglich machen.
Punkt zu Punkt-Verbindungen zu weniger populären Airports
Das Konzept von Swiss Skies sieht wie bei Low-Cost-Airlines üblich allen voran Punkt zu Punkt-Verbindungen vor. Das heißt, dass die Airline keine Netzwerkgesellschaft mit Umsteigern sein möchte, sondern stattdessen Passagiere direkt von einem Ort zum anderen befördern möchte. Geplant sind laut der Financial Times dabei aber nur Flüge ab Basel, sodass gewissermaßen doch ein Hub entsteht.
Von hier soll es aber wohl nicht zu den populärsten Zielen gehen, sondern eher zu Zielen aus der zweiten Reihe. Das könnten beispielsweise Städte an der US-Ostküste sein, die man ab Basel bislang nur mit zwei Umsteigen erreichen kann: Cincinatti etwa, aber auch Städte wie Baltimore, Pittsburgh oder Charleston könnten eine Option sein.
Fraglich erscheint allerdings, warum die Metropolen wie New York oder Boston nicht angesteuert werden sollen, denn da Swiss Skies keine Konkurrenz bei Direktflügen ab Basel hätte, könnte sie Passagieren auch hier einen klaren Vorteil gegenüber Verbindungen ab Zürich mit der Schweiz bieten. Zumindest dann, wenn sich das Angebot hauptsächlich auf Passagiere aus Basel sowie der Grenzregion konzentriert.
Viele Fragen und ein unrealistischer Zeitplan
Konkurrenz auf dem Airline-Markt schadet nicht und falls es mit Swiss Skies klappen würde, wäre das für Vebraucher definitiv ein Gewinn – die Swiss ist nahezu Monopolist in der Schweiz. Doch dass es so kommt, wie die Initiatoren wünschen, ist eher unrealistisch. Die volle Finanzierung für eine Betriebsaufnahme bis Mitte 2019 zu erhalten scheint kaum möglich, bis dahin auch noch die notwendige Infrastruktur aufzubauen, Strecken- und Landerechte zu erhalten sowie Zertifizierungen zu durchlaufen noch mehr.
Und dann gibt es noch ein weiteres großes Problem: Der Airbus A321 LR fliegt aktuell noch nicht einmal, die Orderbücher von Airbus sind zudem voll. Die einzige Hoffnung an dieses Modell zu kommen könnte eine Bestellung von Norwegian sein. Der Günstigflieger aus Nordeuropa möchte die Bestellungen gerne loswerden – so einfach scheint der transatlantische Markt nämlich doch nicht.