Für den GDL-Chef Claus Weselsky gehören die Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn noch nicht der Vergangenheit an – im Gegenteil.
Gestern kam die erlösende Nachricht – die Deutsche Bahn (DB) und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben eine Einigung erzielt. Doch die Gewerkschaft meldet sich nun einen Tag später etwas widersprüchlich zu Wort. Wie die Bahnblogstelle berichtet, ist der Tarifstreit für die GDL noch nicht beendet.
Nur 18 Betriebe sollen profitieren
Nach einer solchen langersehnten Nachricht wie gestern, schlägt der Konter der Gewerkschaft ein wie ein Blitz. Gerade als viele Reisende am Aufatmen waren, verkündet die GDL einen Tag später, mit dem Tarifstreit noch nicht abgeschlossen zu haben. Ganz im Gegenteil, wie GDL-Chef Claus Weselsky betont:
Die Auseinandersetzung mit der DB AG ist noch lange nicht zu Ende.
GDL-Chef Claus Weselsky
Grund für diese Stellungnahme der Gewerkschaft ist die dezentrale Anwendung der Tarifverbesserungen. Die erzielten Tarifergebnisse sollen lediglich in 18 Betrieben umgesetzt werden – weitere Zehntausende Lokführer gehen immer noch leer aus. Weselsky wirf dem Konzern vor, das sogenannte Tarifeinheitsgesetz (TEG) gegen die eigenen Mitarbeiter anzuwenden. Denn das TEG besagt, dass in einem Betrieb der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern Anwendung findet. In 18 Betrieben ist das die GDL, in den weiteren 282 Betrieben allerdings die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
“Misserfolg als Erfolg (…) verkaufen”
Details über den verhandelten Tarifvertrag wurden gestern noch nicht veröffentlicht, sondern heute in Pressekonferenzen bekannt gegeben. Beide Parteien einigten sich bis 2029 auf den Ausbau des “Arbeitszeitkorridors” von 35 bis 40 Stunden. Bei mehr geleisteter Arbeit erhalten Angestellte 2,7 Prozent mehr Lohn pro Stunde. GDL-Chef Claus Weselsky warf dem Konzern allerdings vor, “Misserfolg als Erfolg zu verkaufen”. Er kritisiert, wie sehr die Bahn die Einigung auslobe, denn etwa die Wahlmöglichkeit nach mehr Wochenarbeitszeit sei nichts Neues.
Für die eigene Gewerkschaft spricht Weselsky dafür von Erfolg. Ebenfalls in der Einigung enthalten ist eine Gehaltserhöhung um 420 Euro in zwei Etappen. Rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025 beträgt die Laufzeit des Tarifabschlusses 26 Monate.
Ein offener Punkt bleibt allerdings weiterhin ein Tarifvertrag für die Infrastrukturmitarbeiter.
Fazit zur Kritik der GDL an der Einigung
Für viele Reisende war die Einigung zwischen GDL und DB sicher schon ein kleiner Grund zum Feiern. Nicht ganz so sieht das allerdings GDL-Chef Claus Weselsky. Denn trotz Einigung übt er Kritik am DB-Konzern, besonders aus dem Grund, dass der neue Tarifvertrag aufgrund des TEG nur in 18 Betrieben gelten soll. Es bleibt abzuwarten, ob es erneut zu Auseinandersetzungen kommen wird, und welche weiteren Folgen für Reisende dies mit sich bringen könnte.