Der Room Service gehört in Luxushotels zum typischen Repertoire und wird von Kunden besonders in Corona-Zeiten gerne genutzt. Doch warum werden die Speisekarten nicht etwas gesünder?
Wer häufiger in guten Hotels ist, der kennt mit Sicherheit auch den Room Service schon sehr gut. Sicherlich nutzt nicht jeder Gast die Möglichkeit zum Speisen auf dem Zimmer, doch gerade wer es beim Abendessen komfortabler oder das Frühstück im Bett genießen möchte, wird beim Room Service meist fündig. Dabei fällt allerdings eines auf: In den allermeisten Fällen sehen die Room Service Karten gleich aus und bieten primär ungesunde Optionen. Warum eigentlich?
Club Sandwich, Pasta und Burger auf jeder Karte
Unabhängig davon, an welchem Fleck der Welt man angekommen ist: Ein Pastagericht, ein Club Sandwich und einen Burger findet man auf eigentlich jeder Room Service Karte. Gerade das Club Sandwich ist dabei eine besondere Errungenschaft des Speisens auf dem Zimmer, denn außerhalb von Hotels und insbesondere abseits von Room Service Karten habe ich dieses Angebot fast noch nie gesehen. Manchmal schafft es auch eine Pizza auf die Karte, ganz so oft wie der obligatorische Burger und die Nudeln mit Tomatensauce ist die Pizza allerdings nicht zu finden. Doch was ist eigentlich mit gesunden Optionen auf der Karte? Da gibt es vielleicht einen Klassiker: Den Caesar Salad, der jedoch auch gesünder klingt ist, als er ist – was primär am oft sehr dominierenden Dressing liegt.
Ergänzt wird die Karte vielfach von ausgewählten anderen Gerichte, darunter oft ein Stück Fleisch (z.B. ein Steak) und ein Fischgericht (z.B. Lachs). Das sind oft auch die mitunter gesündesten Optionen, wenn da nicht die Beilagen wären. Vielfach werden hier nur Kartoffeln, manchmal sogar nur Pommes Frites geboten. Generell sind Pommes im Room Service so gut zu bekommen wie an der Frittenbude, denn wer ein Club Sandwich, einen Wrap, einen Burger oder generell irgendetwas aus dieser Kategorie bestellt, bekommt gemeinhin auch Pommes als Beilage – die Fritteuse scheint rund um das Speisen auf dem Zimmer eine wichtige Rolle zu spielen.
Fehlende Innovationen trotz aller Gesundheitstrends
Es scheint ein wenig, als wäre die Revolution beim Speisen gerade beim Room Service nicht recht angekommen. Das ist insofern überraschend, als viele Hotel-Restaurants mittlerweile dahingehend durchaus innovativ vorgehen und auch jede Menge gesunde Optionen feilbieten. Auf die Room Service Karte schaffen sie es dagegen nur selten. Ich war schon fast überrascht, dass ich etwa im Park Hyatt Zürich eine sogenannte ‘Heatlhy Bowl’ bestellen konnte, die für den Begriff “gesund” vielleicht ein wenig zu viele Nudeln und Soße enthielt, aber ansonsten zumindest in die richtige Richtung ging. Natürlich gibt es hier und da auch noch einige gesunde Salate zur Auswahl, allerdings sieht man Gerichte wie eine Poke Bowl oder einfach ein gesundes Gemüsegericht auf der Room Service Karte nahezu nie – dabei findet man so etwas häufig wie Sand am Meer bei Lieferdiensten, die man ebenfalls ins Hotel bestellen kann.
Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen den weltweiten Hotels. Bei Häusern auf besonders hohem Niveau ist die Room Service Karte meist deutlich ausführlicher, was wiederum auch mehr gesunde Optionen bedeutet. Doch dabei dominieren noch immer klassische Varianten, sodass etwa Burrata, Büffelmozzarella oder eine Suppe zu den gesünderen Optionen bei den Vorspeisen zählen. Bei den Hauptgerichten sind es dann meist zwingend Fisch- oder Fleischgerichte, die mit der passenden Beilage (z.B. Gemüse) durchaus ebenfalls gesund sind (zumindest mit Blick auf die Kalorienbilanz). Doch wer etwa Vegetarier ist, wird selbst in Spitzenhotels auf der Suche nach kalorienärmeren Hauptgerichten kaum fündig. Dass man etwa Tofu oder auch andere Kreationen findet, ist doch eher die Ausnahme denn die Regel.
Kosten und Aufwand sind kein Argument
Nun geht es beim Room Service natürlich um eine gewisse Standardisierung, weswegen das Angebot meist deutlich begrenzter ist als im Restaurant. Teilweise erlauben Hotels allerdings auch, dass man genauso von den Restaurantkarten bestellt – zumindest auf Nachfrage. Allerdings sehe ich das Kosten- und Aufwandsargument nicht so recht, denn viele gesunde und gerade auch vegetarische Gerichte lassen sich schnell und einfach zubereiten – vielfach noch einfacher als ein Burger. Selbst auf einer Nachtkarte (auf mittlerem Niveau ist hier meist kein Koch mehr vor Ort) könnte man sich Gerichte wie einen Couscoussalat oder eine Gemüsepfanne gut vorstellen, weil sie sich einfach und schnell zubereiten lassen, selbst ohne besondere Qualifikationen in der Küche.
Die Margen für solche Gerichte dürften auch beim Room Service insgesamt sogar noch höher sein als für bestehende Gerichte, weil eben weder Fleisch noch Fisch im Spiel sind. Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt sich in den USA: Hier ist es mittlerweile die Regel, dass Hotelgäste auch in Luxushotels außerhalb bestellen – in Europa ist das im Verhältnis noch fast verpönt. Hintergrund ist vielfach, dass nicht nur die Preise niedriger sind, sondern vor allen Dingen auch die Auswahl größer ist. Das mag sich auch durch eine kreativere Room Service Karte nicht ändern, allerdings gäbe es sicherlich eine relevante Anzahl an Gästen, die der Einfachheit lieber über den Room Service bestellen würde. Dafür allerdings müsste sich mit Blick auf das Angebot etwas tun – die Zeit nach der Pandemie könnte dafür ein guter Moment sein!
Interessant, Moritz regt sich nicht über Einfallslosigkeit der Speisen auf, sondern um eingebildete Gesundheit derselben. Die Einteilung von Essen in gesund und ungesund ist unwissenschaftlich, da Ernährung hoch individuell. Was dem einen bekommt, bringt den nächsten um.
Anderes Beispiel: Weil Nudeln ja so “ungesund” sind, starben die Italiener 1899 alle aus.
*Ironie off*
Ich “rege” mich sowohl über die Einfallslosigkeit (es gibt immer dasselbe) als auch über den generellen Fokus auf weniger gesunde Gerichte (das heißt, dass Nudeln oder ein Hamburger immer und per se ungesund sind) auf. Über Ernährung kann man seit jeher fürstlich streiten, aber ich würde behaupten, dass es eine wissenschaftliche Basis dafür gibt, dass Pommes Frites nicht die gesündeste Beilage sind. Am Ende ist das aber natürlich eine persönliche Einschätzung, deshalb ist es ja eine Kolumne 😉
Genau das ist es nicht. Diese wissenschaftliche Basis gibt es nicht. Wedert gesunde Gerichte, noch ungesunde. Was du als gesund empfindest, macht mich krank. Vollkorn nur als ein Beispiel. Wenige Stunden nach Verzehr liege ich darnieder.
Ich lasse das gerne einfach so stehen, weil es nicht meine Expertise ist und ehrlich gesagt auch kein Thema, über das man auf reisetopia unbedingt debattieren muss. Ich gebe in meiner Kolumne meine eigene Perspektive wieder, die ich so von vielen anderen Reisenden auch kenne und auf gesellschaftliche Trends zu “gesunder” (zumindest in meiner Perspektive) Ernährung fußt. Dass du dahingehend anderer Meinung bist, finde ich vollkommen in Ordnung.
Was in the Marriott in downtown Warsaw during covid room service restrictions. The dinner menue left no room for dough, dinner was heaven! The next morning breakfast was fabulous.
Moritz, ich mach es kurz und stimme dir zu.