Die Fluggesellschaften sind angeschlagen: Im Zuge der Coronakrise musste der Großteil der Flüge gestrichen werden und viele Fluggäste konnten ihre Reise nicht antreten. Die europäischen Airlines vertrösteten die Kunden präferiert mit Gutscheinen, um liquide zu bleiben. Vor einigen Tagen hat die EU der Gutscheinlösung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Gäste haben ein Recht darauf, den Wert ihres Tickets ausgezahlt zu bekommen. Nun stehen Europas Airlines vor einer Summe von neun Milliarden Euro für die Erstattungen der Flugtickets.

Der Internationale Luftfahrtverband IATA hat um mehr Zeit für die Rückerstattungen gebeten, denn wenn die Fluggesellschaften die gesetzlichen Fristen von einer Woche einhalten müssen, kann die Insolvenz drohen. Insgesamt neun Milliarden Euro müssen die Fluggesellschaften in Europa für die Rückerstattungen aufbringen, so Airliners.de.

Die Zeit rennt

Die Airlines hatten aufgrund von Corona mit extremen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Mehrere Fluggesellschaften mussten zahlreiche Stellen streichen oder Staatshilfe beantragen. Auch den deutschen Konzern Lufthansa trifft dies, denn auch wenn dieser sich anfangs selbstbewusst gegeben hat und angab, noch für einige Monate liquide zu sein, wendete sich kürzlich das Blatt: Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass Lufthansa Staatshilfe in der Höhe von zehn Milliarden Euro fordert.

Lufthansa Airbus A3802 E1482335053465 800x402

Die Airlines haben somit zunehmend Probleme, die anfallenden Rückerstattungskosten innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen sieben Tage zu bewältigen. Wie Airliners.de berichtet, fordert der Internationale Linienluftfahrtverband IATA mehr Zeit für die Rückerstattungen. Denn insgesamt müssen laut ihm die Airlines neben den verheerenden Umsatzeinbrüchen nun auch noch Tickets im Wert von rund 9 Milliarden Euro erstatten. Wenn die ohnehin schon angeschlagenen Fluggesellschaften nicht alle auf einmal das Geld für die Rückerstattungen zahlen müssen, kann so ein Bankrott vorgebeugt werden, da die Fluggesellschaften nicht alle “überwältigt” werden.

“Wenn die Verpflichtung der Rückzahlung innerhalb von sieben Tagen bleibt, werden wir zahlreiche Konkurse sehen”

Der IATA-Europachef Rafael Schvartzmann hält eine Frist von einem Monat für die Rückerstattungen für angemessen.

Lieber Gutschein als Rückerstattung

Die Bundesregierung hatte den Wunsch auf Aussetzung der Erstattungspflicht gegenüber der EU geäußert. Vorgeschlagen hatte die Bundesregierung, Gutscheine statt Erstattungen, die teilweise hätten staatlich abgesichert sein sollen und bei Nicht-Einlösung Anfang 2022 vollständig erstattet worden wären. Die EU lehnte diesen Vorschlag jedoch ab, mit der Begründung, dass der Kunde die Wahl haben sollte, einen Gutschein freiwillig zu wählen statt zu einer Annahme gezwungen zu werden.

Die Gutscheine sind nicht gegen Insolvenz geschützt, daher sollte jeder selbst entscheiden können, welche Option er wählt und ob er das Risiko eingehen möchte, im Pleitefall sein Geld zu verlieren. Mit besseren Umbuchungsmöglichkeiten und lockeren Kulanzregelungen soll die Gutscheinlösung attraktiver gemacht werden. Somit sollen mehr Kunden auf freiwilligem Wege dazu gebracht werden, einen Gutschein aktiv zu wählen, wenn eine Reise im zugebilligten Zeitraum für sie noch möglich ist. Kann ein Kunde nicht mehr reisen, sollte ihm das Geld für sein Ticket allerdings zurücküberwiesen werden müssen. Die Bundesregierung setzt sich momentan bei der EU-Kommission dafür ein, dass der Fluggast bei Ablauf des Gutscheins ohne Nutzung das Geld in bar überwiesen bekomme.

Fazit zu den Erstattungskosten der europäischen Airlines

Die Luftfahrtbranche ist eine der am härtesten von der Krise betroffenen Bereiche. Natürlich tut jede weitere Zahlung weh und bedeutet nichts Gutes für die Airlines. Wenn jedoch das Vertrauen und damit auch die Treue der Kunden für die Zeit nach der Krise bewahrt werden soll, muss auf Freiwilligkeit gesetzt werden statt auf Zwang. Wir hoffen, dass die europäischen Airlines allesamt die Kosten stemmen können!

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autorin

Stella war schon als Kind am liebsten auf Reisen - das hat sich bis heute nicht geändert. Sie fühlt sich überall auf der Welt zu Hause und zeigt Euch so jeden Tag spannende Einblicke auf reisetopia! 

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Ich sehe das aus Sicht der Fluggäste völlig anders. Die Fluggesellschaften haben 9 Mrd. vom Kunden eingenommen, also haben Sie dieses Geld auch zur Verfügung, falls noch nicht in einen Flug investiert und daher auch das Geld es im angesetzten Zeitraum zu erstatten. Es ist fahrlässig diese Kundengelder irgendwo anders zu investieren, ohne eine Gegenleistung erbracht zu haben. Dann sollen Sie diese Investitionen känzeln, Priorität sollte immer die Leistung zu erbringen haben, wofür das Geld geflossen ist. Ich würde mich bei einer Erstattung nicht mit mehr als 1 Woche zufrieden geben und das ganze ggf. über einen Anwalt regeln.

  • LH/AUA hat in den letzten Wochen (ich warte seit 6 Wochen) keinen einzigen Flug rükerstattet.

    Ich würde den Konzernen die 4-fache Zeit, also 28 Tage einräumen. Mehr aber auch nicht.

    • Ich habe für das Jahr 2020 eine Reihe von Buchungen vorgenommen, deren Realisierbarkeit derzeit völlig offen ist. Am 16.3. hat LH meinen Flug in Business für 2 Personen nach NZ storniert und die Erstattung des Ticketpreises bestätigt. 7 Wochen später habe ich noch immer keine Erstattung der Ticketpreise gesehen. Ich habe mich daher entschlossen, solange bei Der LH-Gruppe keine Buchungen für das Jahr 2021 vorzunehmen, solange LH keine versprochenen Erstattungen – zu der sie auch rechtlich verpflichtet ist- vornimmt.
      Der Senator-Status ist der LH völlig egal, man wird am Telefon sogar richtig dumm und arrogant abqualifiziert.
      Ich schaue mir daher jetzt auch Flüge bei Quatar etc. an und werde sicher nie mehr den Fehler machen einer Airline Gruppe meine ganze Loyalität zu schenken.

Alle Kommentare anzeigen (1)