Eine gemeinsame Studie des BUND und des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) kam zu dem Ergebnis, dass ein Großteil der Regionalflughäfen in Deutschland überflüssig sei und von daher geschlossen werden müsste.
Immer wieder wird die Sinnhaftigkeit vieler kleiner Flughäfen in Deutschland diskutiert. Das Forkum Ökologisch-Sozialer Marktwirtschaft hat diese Debatte wieder durch eine Studie aufleben lassen, in der er den Großteil aller Regionalflughäfen als überflüssig bezeichnet, wie airliners.de berichtet.
Studienergebnis: Hälfte der Regionalflughäfen sollten schließen
Die Studie des BUND und des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft untersuchte insgesamt 14 deutsche Regionalflughäfen, von denen laut BUND und FÖS lediglich drei einen verkehrspolitischen Nutzen vorweisen könnten, da sie die ihre jeweilige Region sinnvoll mit dem internationalen Flugverkehr anbinden würden. Beim großen Rest gäbe es lediglich ein Angebot an Urlaubsflügen womit diese Flughäfen mit zwischen 200.000 bis drei Millionen jährlichen Fluggästen, keinen weiteren Zweck, als den des Freizeitvergnügens erfüllen würden. Letztlich ginge es um die “Sinnhaftigkeit” jener Regionalflughäfen.
Für die Studie wurde die Flughäfen Bremen, Dresden, Dortmund, Erfurt-Weimar, Frankfurt-Hahn, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden, Kassel-Calden, Memmingen, Münster/Osnabrück, Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage und Saarbrücken bewertet und in Karten unterteilt mit den Farben gelb (zwei positive Bewertungen), orangefarben (eine positive Bewertung) und rot (negative Bewertung) gab. Je nach Bewertung der Airports wurde diesen dann eine Farbe zugeteilt. Flughäfen, die bei der Bewertung nur negativ auffielen, bekamen eine rote Karte und sollten daher laut Meinung der Durchführenden der Studie direkt geschlossen werden. Bei dem Ergebnis traf dies gleich sieben Airports.
- “Gelbe Karte”: Memmingen und Bremen (zwei positive Bewertungen)
- “Orangefarbene Karte”: Dresden, Dortmund, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden, Münster-Osnabrück
- “Rote Karte”: Erfurt-Weimar, Frankfurt-Hahn, Kassel, Niederrhein-Weeze, Paderborn-Lippstadt, Rostock-Laage, Saarbrücken
Somit sollten laut des BUNDs und des FÖS knapp die Hälfte der gesamt bewerteten Airports, worunter unter anderem Frankfurt-Hahn, Paderborn-Lippstadt – der aktuell in einer Krise steckt – oder Rostock-Laage zählt, sofort geschlossen werden. Zu diesem Schluss kam die Studie aufgrund der Geschäftsberichte aus den Jahren von 2014 und 2018. Besonders hier zeige sich die “ganze Absurdität des Fliegens”, wie es Olaf Bandt, seines Zeichens BUND-Chef, ausdrückte. So sei die jedoch die Klimaverträglichkeit dieser Flughäfen nicht zu rechtfertigen.
Flughafenverbände bezeichnen Studie als “durchsichtig” und “schwach”
Heftige Kritik gab es für die Studie aus Richtung des Flughafenverbandes ADV und des Regionalflughafen-Verbandes IDRF, die Studie würde nicht weit genug greifen und viele Faktoren außer Acht lassen. Auch würde der BUND und der FÖS keine Alternativen anbieten.
Regionalflughäfen wegen rein ökonomischer Effekte in Zweifel zu ziehen, ist für einen Verband, der sich die soziale Marktwirtschaft auf die Fahnen geschrieben hat, durchsichtig und schwach.
IDRF-Vorsitzender Ralf Schmid
Außerdem trage der Luftverkehr – ganz im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern – seine Infrastruktur-Kosten größtenteils selbst. Der ADV bezeichnete die kritisierten Flughäfen als unverzichtbar für ihre jeweilige Region, was die Anbindung betrifft und seien wichtige Wirtschaftsfaktoren.
Fazit zur Studie des BUNDs und FÖS
Schon seit vielen Jahren stehen deutsche Regionalflughäfen in der Kritik und sicherlich ist diese in vielen Punkten auch nicht ganz unberechtigt. Dennoch klingen auch die Gegenargumente von ADV & Co. zumindest in Teilen plausibel, weshalb die Studie vielleicht tatsächlich nicht komplett ausgereift scheint. Hier wäre eher eine objektive Studie vonnöten, die alle notwendigen Aspekte mit einbringt und dahin gehend bewertet, sodass die Sinnhaftigkeit der Regionalflughäfen neutral bewertet werden kann. Wie ist Eure Meinung dazu? Sollten die Regionalflughäfen weiter offen bleiben oder eher geschlossen werden?
Die meisten Regionalflughäfen in Deutschland sind meiner Meinung nach nur Leuchtturmprojekte für irgendwelche Lokalpolitiker. Einen wirklichen Sinn haben diese in meinen Augen nicht.
Gerade wenn der nächste größere Flughafen in einer Entfernung liegt, die mit der Bahn problemlos in unter 2 Stunden zu erreichen ist, sollten diese Airports auf den Prüfstand gestellt werden. Die meisten Pauschalreiseanbieter haben doch mittlerweile Rail-and-Fly in ihren Angeboten eingepreist und im Rahmen einer Urlaubsreise sollte eine 2-stündige Zugfahrt für jeden Reisenden zumutbar sein. Ist es wirklich notwendig, dass der Urlaubsflieger vor der Haustür abhebt?
Auch für den Geschäftsreiseverkehr, welcher eigentlich für die Wirtschaftlichkeit der Regio-Airports unabdingbar ist, muss man im Hinblick auf den Klimawandel den innerdeutschen Flugverkehr auf den Prüfstand stellen. Hier denke ich allerdings, dass die Auswirkungen der Corona-Krise auch noch lange nachwirken werden. Viele Unternehmen stellen Dienstreisen mittlerweile in Frage und prüfen, ob sich das Ziel nicht auch mit einer Videokonferenz erreichen lässt. Gerade Reisen zu den üblichen Geschäftsbesprechungen werden auch in Zukunft weniger werden – 6 Stunden Reisezeit wegen 2 Stunden Besprechung wird man immer mehr auf den Prüfstand stellen.
Alles zusammen ist, zumindest in meinen Augen, für die meisten Regionalflughäfen die wirtschaftliche Grundlage nicht mehr gegeben – wenn sie es jemals war…
Diese Flughäfen können nur mit Hilfe von öffentlichen Subventionen (unseren Steuern) überleben. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass ein Flughafen wie Kassel oder Erfurt mit weniger als 10 Flügen pro Woche(!) rentabel arbeiten kann. Ich frage mich, ob der Autor dieses Artikels die Studie überhaupt gelesen hat?
Hallo Jörn,
freilich habe ich die Studie gelesen und lediglich über diese, sowie die Ergebnisse berichtet, zusätzlich zur Kritik der Flughafenverbände.
Außerdem habe ich mit keinem Wort erwähnt, dass jene Flughäfen rentabel arbeiten würden.
Naja, Sie werfen am Ende des Artikels der Studie vor, unausgereift zu sein und nicht alle Aspekte mit einzubeziehen. Was sollen das denn für Aspekte sein?
Dass Luftverkehrsverbände die Studie doof finden, dürfte ja nicht wirklich überraschen. Aber was hat denn eine Region von einem Flughafen, von dem jede Woche nur eine Handvoll Ferienflieger abhebt? Das nützt weder der lokalen Wirtschaft noch entstehen dadurch Arbeitsplätze in nennenswerter Anzahl. Auch als Verkehrsträger erfüllen diese “Flughäfen” keinen Zweck.
Am Ende blechen wir alle mit öffentlichen Subventionen dafür, dass man auf irgendeiner umgebauten Piste im Nirgendwo günstig nach Malle fliegen kann. Und das Ego einiger Lokalpolitiker wird dadurch befriedigt. Das sollten aber keine Gründe sein, dreistellige Millionenbeträge in den Betrieb dieser “Regionalflughäfen” zu stecken.
Ich bin ja selbst begeisterter Flugzeug-Fan, aber diese Leidenschaft kann man auch ganz gut an Flughäfen ausleben, die ihre Kosten selbst erwirtschaften.
Schade ist jedoch, dass lediglich der Bericht von airliners.de wiedergegeben wird und noch nicht mal die Methodik der Studie näher betrachtet wird. So bleibt nämlich für den Leser unklar, wie der Herausgeber zu seinen Ergebnissen gekommen. Weitere Hintergrundrecherche wäre sinnvoll gewesen, um beispielsweise auch die Aussagen der Kritiker zu verifizieren oder infrage zu stellen. Das Fazit dieses Artikels hier bleibt dann auch völlig vage und ist enttäuschend.