Die US-amerikanischen Fluggesellschaften dürfen sich voraussichtlich auf ein enormes Staatshilfe-Paket freuen. Insgesamt sind 61 Milliarden US-Dollar für die Airline vorgesehen, das entsprechende Gesetz hat bereits Senat und Kongresshaus passiert.
Die US-Regierung plant eines der größten Hilfspakete der Geschichte. Insgesamt zwei Billionen US-Dollar möchte die Regierung zur Rettung der aufgrund des Coronavirus darbenden Wirtschaft bereitstellen. Die sogenannte Emergency Aid Bill hat in den letzten Tagen zuerst den Senat und danach auch das Kongresshaus passiert und sollte in den nächsten Stunden auch von Präsident Trump unterschrieben werden, wie CNBC berichtet.
25 Milliarden als Kredit, 25 Milliarden als direkte Hilfe
Als Teil des 2,1 Billionen schweren Rettungspaketes sollen die Fluggesellschaften und nahe Branchen die folgenden Hilfen erhalten:
- 25 Milliarden US-Dollar als direkte Hilfe für Passagierfluggesellschaften
- 4 Milliarden US-Dollar als direkte Hilfe für Frachtfluggesellschaften
- 3 Milliarden US-Dollar als direkte Hilfe für Vertragspartner von Airlines
- 25 Milliarden US-Dollar als Kredit für Passagierfluggesellschaften
- 4 Milliarden US-Dollar als Kredit für Frachtfluggesellschaften
Dass das Paket in zwei verschiedene Bestandteile aufgeteilt ist, liegt an den unterschiedlichen Parametern der Hilfen. Die 25 Milliarden US-Dollar als direkte Hilfe – dieses Geld muss nicht zurückgezahlt werden – erhalten die Fluggesellschaften zur Zahlung von Löhnen bis 30. September 2020. Die Hilfen dürfen nicht anderweitig verwendet werden. Zudem müssen die Airlines mit diesen Geldern genauso wie auch Frachtfluggesellschaften sowie Vertragspartner von Airlines (z.B. Flughäfen) garantieren, dass sie bis 30. September keine Mitarbeiter entlassen oder in unbezahlten Urlaub schicken.
Die andere Hilfe des Hilfspakets, bestehend aus 25 Milliarden US-Dollar für Passagier- und 4 Milliarden US-Dollar für Frachtfluggesellschaften soll die anderen Betriebskosten decken und werden als Kredit gewährt. Eine Bedingung für die Annahme dieser Hilfen ist es, dass Fluggesellschaften keine aktuell noch bedienten Destinationen einstellen. Dies bedeutet konkret, dass zwar Routen gestrichen oder gekürzt werden dürfen, alle bestehenden Destinationen aber zumindest noch regelmäßig bedient werden müssen. Dies könnte zu der kuriosen Situation führen, dass viele Maschinen nahezu leer fliegen, um sogenannten essenziellen Service auch zu kleineren Zielen aufrechtzuerhalten.
Regierung übernimmt Anteile und verbietet Dividenden
Entscheidet sich eine Fluggesellschaft dafür, Teile der Hilfen der US-Regierung anzunehmen, kommt dies voraussichtlich mit gravierenden Einschränkungen daher. Solange die Fluggesellschaften die Kredite nicht zurückgezahlt haben, dürfen sie nach Medienberichten weder Dividenden ausschütten noch Aktien zurückkaufen. Darüber hinaus soll es in dieser Zeit Begrenzungen bei der Vergütung von Managern geben. Wie die genauen Bedingungen aussehen werden, steht aktuell noch nicht fest. In jedem Fall erwarten die Fluggesellschaften für US-Verhältnisse vergleichsweise strikte Beschränkungen.
Ob die strikten Regeln allerdings in allen Bereichen sinnvoll sind, bleibt an dieser Stelle fraglich. So erscheint ergibt es wenig Sinn, dass alle Airlines weiterhin jede Destination bedienen müssen. Schon aktuell – die Fluggesellschaften in den USA fliegen noch überraschend viele Routen – sind die meisten Maschinen nahezu leer. Sofern auch auf weniger frequentierten Routen alle Airlines weiterfliegen müssen, werden zahlreiche mehr oder weniger leere Maschinen fliegen. Weder aus einer Umwelt- noch aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive erscheint das clever. Hierüber wird angeblich bereits zwischen den Fluggesellschaften und der Luftfahrtbehörde verhandelt.
Hilfen sollten für eine lange Zeit ausreichen
Zwar kann niemand aktuell sagen, wie lange die Krise noch andauern wird, doch die Hilfen sind so umfangreich, dass sie die meisten Fluggesellschaften über Monate auch ohne relevante Einnahmen retten sollten. Während beispielsweise Alaska Airlines knapp 4 Milliarden US-Dollar aus dem Paket erhalten soll, sollen es bei American Airlines sogar 12 Milliarden US-Dollar sein. Der CEO der Fluggesellschaft, Doug Parker, hat entsprechend in einem Video an die Mitarbeiter angekündigt, dass die Hilfen selbst in den “schlimmstmöglichen Zukunftsszenarien” ausreichen sollten.
Dennoch gibt es Zweifel, wann die Nachfrage für Flüge in den USA wirklich wieder anziehen wird. Auch wenn es noch zahlreiche Inlandsflüge gibt und die Zahl der Passagiere im Verhältnis zu Europa noch sehr hoch ist, ist die Zahl der Flugreisenden laut Angaben der Transportation Security Administration im Jahresvergleich an einem Beispieldatum um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Die Airlines planen aktuell auch bereits mit dem Schlimmsten, fast alle Airlines haben für April und Mai Streichungen von bis zu 80 Prozent des geplanten Programms angekündigt. Erwartet wird ein Negativrekord bei den Passagierzahlen.
Dennoch fällt auf, dass die Zahl der angebotenen Flüge weiterhin deutlich über dem liegen wird, was Airlines in Europa noch anbieten. Auf der anderen Seite des Atlantiks bleiben viele Airlines komplett am Boden, andere fliegen noch zwischen 5 und 10 Prozent ihres Programms, was allerdings auch an Einreise- und Reisebeschränkungen liegt.
Fazit zu den geplanten Staatshilfen für US-Airlines
Die Airlines in den USA dürfen sich voraussichtlich über enorme Staatshilfen freuen, die allerdings nicht ganz so hoch sind wie die für Singapore Airlines. Es zeigt sich damit allerdings immer mehr, dass auch in Europa entsprechende Hilfen notwendig werden. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Regierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in anderen europäischen Ländern ihren Airlines unter die Hände greifen werden – so drastisch wie bei Alitalia wird dies aber wohl kaum ausfallen.