Qantas sorgt auch weiterhin für ziemliches Aufsehen rund um das Thema Project Sunrise, mit dem die Australier die längsten Flüge der Welt von und nach Down Under planen. Dafür gab es bis zuletzt allerdings nicht das passende Flugzeug, mit dem die Strecken ohne weiteres möglich wären.
Somit trat Qantas an die beiden Konkurrenten Airbus und Boeing heran, ein neues oder überarbeitetes Flugzeug zu entwickeln, dass die hohen Anforderungen erfüllen kann. Beide Flugzeugbauer konnten inzwischen denn auch Ergebnisse präsentieren, doch damit scheint die Airline überhaupt nicht zufrieden zu sein.
Project Sunrise steht auf der Kippe
So empfahl Qantas den beiden Herstellern aus Europa und den USA, sich erneut an den Tisch zu setzen und die “Bleistifte zu spitzen”, da Qantas in den von Boeing und Airbus vorgestellten Flugzeugen noch “eine Lücke” sehe, wie der International Chief Executive der Airline, Tino La Spina, am Dienstag mitteilte. Das könnte zur Folge haben, dass die unter dem Namen “Project Sunrise” geplanten Ultralangstreckenflüge bis auf weiteres verschoben oder gar gänzlich gecancelt werden müssten, wenn Airbus und Boeing ihre Pläne nicht nach den Wünschen der Airline überarbeiten.
Ursprünglich plante Qantas im Jahr 2023 mit den extremen Nonstop-Flügen – unter anderem von Sydney nach London – zu starten, die sogar den bisher längsten Flug der Welt, von Singapore nach New York, deutlich in den Schatten stellen würden. Eine Verabschiedung vom Project Sunrise scheint für Qantas allerdings auch keine allzu schlimme Vorstellung. So hat La Spina “kein Problem zu sagen ‘Wir haben es versucht, aber es hat nicht funktioniert'”. Demnach würde zwar auch der Preis für die jeweiligen speziell für solche Strecken ausgelegten Flugzeuge eine Rolle spielen, jedoch gibt es scheinbar noch viele andere Faktoren, die Qantas zur Ablehnung der Vorschläge von Airbus und Boeing bewegten.
Qantas verlangt “mehr als Performance zu einem guten Preis”
Airbus plante zunächst eine Ultralangstrecken-Version des A350, bis sich die Europäer dazu entschloßen, den A350-1000 einfach soweit zu optimieren, dass die längste Version des aktuellsten Airbus-Modells schon von Grund auf für das Project Sunrise befähigt wäre. Der europäische Flugzeugbauer wies aber darauf hin, dass sich Airbus aktuell noch in Gesprächen mit Qantas befinden würde und wollte die Aussagen der Australier nicht weiter kommentieren.
Boeing wiederum plante die immer noch nicht zum Erstflug aufgebrochene 777X in einer Sonderversion für die geplanten Strecken zu konzipieren. Allerdings haben die US-Amerikaner aktuell ziemlich mit dem verspäteten neuen Langstreckenflugzeug zu kämpfen und das in gleich mehreren Hinsichten. La Spina bestätigte zwar, dass beide Flugzeuge die Strecken meistern könnten, jedoch verlangt er von beiden Herstellern “mehr als Performance zu einem guten Preis”. Damit sind laut La Spina unter anderem auch Aspekte wie Garantien und “Was-[wäre-]wenn”s gemeint, da das potentielle Flugzeug die nächsten 20 Jahre in Dienst wäre und man alle Eventualitäten abgesteckt sehen möchte.
Zwei erfolgreiche Testflüge mit dem Dreamliner
Beide von den jeweiligen Herstellern ins Rennen geschickten Maschinen verfügen über 300 bis 350 Sitzplätze, wobei Qantas deutlich weniger Sitze für die Ultralangstrecken verbauen würde. Aktuell unterhält der australische Flag-Carrier mit der Route nach London bereits eine Ultralangstrecke, die jedoch lediglich ab dem im Südwesten Australiens gelegenen Perth möglich ist, da Sydney und Melbourne schlicht zu weit entfernt liegen.
Inzwischen hat Qantas denn auch bereits zwei Test- beziehungsweise Demonstrationsflüge im Namen des Project Sunrise absolviert. So ging es im Oktober von New York und jüngst von London jeweils nonstop nach Sydney. Die Flüge wurden dabei mit einer Boeing 787-9 absolviert, die die Flüge allerdings mit nur ein paar Dutzend Passagieren und wenig Fracht an Bord bewältigen konnte. So wären die Flüge aber freilich zu unrentabel für die Airline.
Fazit zum Vorgehen von Qantas
Überraschend lehnt Qantas die Vorschläge seitens Boeing und Airbus für das ominöse Project Sunrise ab und zeigt sich nicht allzu zufrieden mit den präsentierten Maschinen. Dadurch wird gar das gesamte Vorhaben plötzlich infrage gestellt und die Airline scheint damit nicht mal ein großes Problem zu haben. Schade eigentlich, denn solche Flüge wären auf jeden Fall eine spannende Option, besonders für Reisen ab Europa in Richtung Down Under. Aber vielleicht tut sich ja doch noch etwas Positives hinsichtlich des Project Sunrise.
Pure Verhandlungstaktik um einen besseren Preis/Konditionen zu bekommen 😉
Alleine schon weil Air New Zealand demnaechst Auckland-New York nonstop anbietet steht Qantas unter Zugzwang und kann es sich nicht erlauben, das Projekt weiter aufzuschieben.