Weil die Regierung der Vereinigten Staaten als “unvernünftig und inakzeptabel” eingestufte Änderungen des geplanten Joint Ventures zwischen Delta Air Lines und WestJet gefordert hatte, wurde das Projekt jetzt kurzfristig abgesagt.
Die US-amerikanische Fluggesellschaft Delta Air Lines und die kanadische WestJet gaben am späten Freitagabend die Aufgabe eines geplanten Joint Ventures zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten bekannt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Gemeinsames Joint Venture in der Zukunft noch immer denkbar
Bereits innerhalb des vergangenen Monats hatte das zuständige US-Verkehrsministerium im Rahmen seiner vorläufigen kartellrechtlichen Immunität drastische Einschränkungen an dem geplanten Joint Venture der US-amerikanischen Delta Air Lines und der kanadischen WestJet gefordert. Neben der kurzfristigen Entfernung der mit WestJet verbundenen Billigfluggesellschaft Swoop aus der bevorstehenden Allianz, sollten außerdem mehr als 15 relevante Slots am New Yorker Flughafen LaGuardia veräußert werden. In einem kürzlich veröffentlichten Schreiben nahmen die beiden Airlines jüngst zu diesen Forderungen Stellung – und verurteilten diese aufs Härteste.
Mithilfe dieser Allianz habe man “die Auslastung der Flugzeuge optimieren, die Flugpläne verbessern und die Kosten senken” wollen, wie aus dem Schreiben hervorgeht. Die von der US-Regierung geforderten Änderungen – insbesondere die Slot-Vergabe betreffend – seien nicht nur “willkürlich und launisch”, sondern außerdem “unvernünftig und inakzeptabel”. Als Reaktion hierauf habe man sich zuletzt entschieden, zwar an einer gemeinsamen Entwicklung eines Joint Ventures auch in Zukunft festzuhalten, “aber in der Zwischenzeit eine Vertiefung der Allianz prüfen” zu wollen. Zu dieser Entscheidung hat sich das US-amerikanische Verkehrsministerium bislang nicht geäußert.
Konkurrierende US-Airlines drängten auf Slot-Veräußerungen
Der Antrag dieser beiden Fluggesellschaften war seit mehr als zwei Jahren bei den zuständigen US-Behörden anhängig. Kanada bildet mit seinen knapp 38 Millionen Einwohnern hinter Mexiko den zweit-wichtigsten internationalen Passagierluftmarkt für die USA, wobei mehr als die Hälfte der jährlichen Nachfrage auf Flugverbindungen von und nach Toronto entfällt. Zuletzt waren auch die Kapazitäten dieser grenzüberschreitenden Flüge zwischen den USA und Kanada innerhalb der letzten fünf Jahren um knapp 15 Prozent auf insgesamt 39 Millionen Sitzplätze jährlich gestiegen – bis dann mit Anbeginn der Covid-Pandemie die Buchungszahlen in diesem Jahr drastisch einfielen.
Konkurrierende US-Fluggesellschaften hatten zuletzt immer wieder auf die Veräußerung diverser Start- und Landeplätze (Slots) in LaGuardia gedrängt. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass American Airlines, Delta und United Air Lines zusammen mehr als 83 Prozent aller Slots besitzen, wobei Delta bereits 45 Prozent aller Abflüge kontrolliert. WestJet und Delta sind hingegen der Ansicht, dass ihnen durch den Verlust dieser Slots “kritische Betriebsrechte an einem der wichtigsten strategischen Drehkreuze in Deltas globalem Netzwerk entzogen” würden. Sie sähen sich daher dazu gezwungen, “strategische Unternehmensvermögenswerte während einer globalen Pandemie zu verkaufen, die eine beispiellose Krise in dieser Branche hervorgerufen hat”.
Fazit zur Aufgabe des geplanten Joint Ventures
Weil die Regierung der Vereinigten Staaten als “unvernünftig und inakzeptabel” eingestufte Änderungen des geplanten Joint Ventures zwischen Delta Air Lines und WestJet gefordert hatte, wurde das Projekt jetzt kurzfristig abgesagt. Eine Wiederaufnahme ist zwar in unbestimmter Zukunft immer noch denkbar, konkrete Pläne hierfür allerdings vor erst auf Eis gelegt. Ob die Entwicklungen der geplanten Allianz noch in diesem Jahr – oder grundsätzlich im Angesicht der noch immer weltweit tobenden Pandemie – überhaupt wieder aufgenommen werden, ist aktuell unwahrscheinlich.