Wer öfter in Hotels in Nordamerika übernachtet, der kennt sie: eine Standort- oder Resort-Gebühr. Über die vergangenen Jahre hat sich dieser Trend massiv entwickelt, sodass man in bestimmten Städten kaum noch Hotels ohne eine solche Gebühr findet. Die Leidtragenden sind dabei nicht nur die Kunden.
Auch Online Reisevermittler haben mit den Gebühren zu kämpfen. Mit booking.com schlägt nun aber der erste Vermittler einen Weg gegen diesen Trend ein. Profitieren könnten davon auch die Kunden.
Wie kommt es überhaupt zu solchen Gebühren?
Steuern und Gebühren kennen wir von Airlines nur zu gut und auch in Hotels kommt man an diesen nicht vorbei. Neben den üblichen Steuern und Gebühren wie städtischen Abgaben oder Wechselkursgebühren nutzen Hotels seit längerem auch die angesprochenen Resort-Gebühren. Dahinter verbirgt sich etwas ähnliches wie die Treibstoff-Zuschläge der Airlines. So ganz transparent sind solche Resort-Gebühren nicht.
Der Grund für die Einführung solcher Gebühren dürfte wohl vor allem der immer größer werdende Wettbewerb unter Hotels sein. Reisende halten Ausschau nach den günstigsten Preisen. Gerade bei Online-Reisevermittlern werden günstige Zimmer besonders weit oben angezeigt. Doch an günstigen Preisen verdienen Hotels nicht allzu viel. Aus diesem Grund nutzen die Hotels einen kleinen Trick. In der Buchungsvorschau werden nur die Basis-Zimmerpreise angezeigt. Diese setzt man möglichst gering an. Dafür kommen bei der Buchung eben noch Resort-Gebühren hinzu. Schnell wird das Zimmer deutlich teurer als ursprünglich angegeben.
Ein weiterer Faktor zur Einführung solcher Steuern dürfte die stärkere Präsenz von Reisevermittlern sein. Bucht man dort ein Hotel, zahlt das Hotel eine Provision an den jeweiligen Vermittler. Diese Provisionen fallen allerdings nur für die Zimmerpreise an. Steuern und Gebühren werden gesondert geführt und fallen nicht unter die Provisionsregelungen der Reisevermittler.
booking.com ändert Provisionsrichtlinien und könnte damit mehr Transparenz schaffen
Was sich anfänglich auf Resorts beschränkte, gibt es mittlerweile auch in zahlreichen Stadt-Hotels in Nordamerika, besonders stark etwa in New York. Als Standortsteuer lassen sich auch hier die Zimmerpreise künstlich nach oben korrigieren, ohne dass Kunden dies auf Anhieb sehen können und ohne dass Vermittler etwas von diesem Stück abbekommen. Das könnte sich künftig allerdings ändern.
Wie das Magazin Skift berichtet, wird der Online Reisevermittler booking.com in Zukunft auch für die Resort-Gebühr eine Provision erheben. Um dem Kunden ein transparentes Bild bieten zu können, wolle man fortan die Preise anzeigen, die Gäste effektiv für ihr Hotel zahlen müssen, ohne dass böse Überraschungen während der Buchung oder vor Ort warten. Die Komplettpreise werden dann nicht nur auf der Website von booking.com angezeigt, sondern dienen auch als Grundlage für die Berechnung der Provisionshöhe, die booking.com vom jeweiligen Hotel erhält.
Über die Änderung der Provisionsrichtlinien wurden die Hotels, die auf booking.com gelistet sind, in der letzten Woche informiert. Die neuen Richtlinien werden dabei alle Hotels betreffen, ganz gleich ob es sich um große Ketten oder privat geführte Hotels handelt. Es wird keine Ausnahmen geben und international werden die gleichen Regeln zur Provisionsermittlung gelten.
Andere Reisevermittler könnten nachziehen
Mit dieser Entwicklung könnte booking.com einen Stein ins Rollen gebracht haben. Die nächsten Wochen werden uns nun zeigen müssen, wie der Markt auf die Änderungen reagiert. Denkbar ist, dass einige Hotels ihre Partnerschaft mit dem Vermittler beenden werden. Denn durch realistisch dargestellte Preise werden viele Hotels nicht mehr so weit oben gelistet werden wie es zuvor der Fall war, als man die Preise künstlich schönen konnte. Fraglich ist dann, wie booking.com reagiert. Sollten zahlreiche Hotels die Plattform verlassen, könnte man seine Pläne auch wieder zurückziehen und zum alten Angebot zurückkehren. Denn ohne Hotels lässt sich auch für den Vermittler kein Umsatz machen. Dies erscheint ob der Marktmacht von Booking aber eher unwahrscheinlich.
Eine andere denkbare Richtung ist, dass andere Reisevermittler auf den Zug aufspringen. Auch dort könnte man künftig also Komplettpreise finden, die den realistischen Preis für den Aufenthalt darstellen und nicht nur die reinen Basispreise in der Übersicht darstellt. Bislang hat sich aber noch kein anderer Vermittler zu booking.com gesellt und ein ähnliches Modell angekündigt. Die große Marktmacht von booking.com könnte allerdings auch alleine ausreichen, um die Hotels zu einem Einlenken zu bewegen.
Wohl nicht das Ende der intransparenten Gebühren
Ob es den Vermittlern so gelingt, die Resort- bzw. Standort-Gebühren zu dämpfen, ist indes fragwürdig. Die Hotels werden wohl ungern auf ihr Mehr an Umsatz verzichten wollen, auch wenn der Vorteil, den die Gebühr bei Vermittlern verursachte, künftig wegfällt. Möglicherweise ist es aber ein Anstoß für die Hotels, die Preisgestaltung für Kunden wieder etwas transparenter zu machen. Dazu tragen auch die Änderungen bei booking.com in jedem Fall bei. Und ganz nebenbei verdient booking.com natürlich auch noch deutlich mehr Geld an einer Hotelbuchung.
Um Resort- und Standort-Gebühren und damit auch die Preisgestaltung von Hotels wieder wirklich transparent zu machen, bräuchte es vermutlich ein staatliches Eingreifen in zahlreichen Ländern, allen voran den USA, wo die Gebühren florieren. Gewiss kann das Ziel nicht sein, den Hotels eine solche Steuer zu verbieten. Man könnte deren Höhe allerdings beschränken oder zumindest eine Berechnungsgrundlage für die Höhe der Gebühren schaffen. Selbst wenn sich einzelne Länder dazu entschließen, würde das das Problem aber nicht überall lösen.
Ein besserer Ansatz wäre es wohl, Hotels dazu anzuhalten, Komplettpreise zu veröffentlichen, die nicht zu bösen Überraschungen bei Gästen führen können. In der Europäischen Union ist das Anzeigen von einem Komplettpreis im Buchungsprozess bereits eine Voraussetzung, allerdings gibt es Ausnahmen für Buchungen von Unionsbürgern außerhalb dieser.
Fazit zu den Plänen von booking.com
Booking.com geht mit der Änderung der Provisionsrichtlinien ein riskantes Spiel ein. Schließlich riskiert der Konzern mit den Änderungen den Verlust gleich mehrerer Hotels, wenn diese sich mit den neuen Richtlinien nicht einverstanden erklären. Damit wäre auch der Umsatz des Vermittlers in Gefahr. Anders sähe das Ganze aus, wenn sich die Hotels darauf einlassen. Dann wird es auch für den Kunden übersichtlicher. Denn dann stehen künftig Komplettpreise auf der Website, die einen Preisvergleich deutlich einfacher machen. Viel wichtiger wohl für booking.com: man verdient mehr Geld durch eine breite Provisionsgrundlage.
Mir ist das dieses Jahr für eine Buchung im April in New York aufgefallen. Hotel stand irgendwann mehr oder minder fest (Z-Hotel in Long Island City) und nun habe ich auch die Erklärung bekommen, wieso das bei Booking.com nicht gelistet war. Letztendlich habe ich über Expedia gebucht. Die haben den Endpreis angezeigt und für die durchgeleitete Zahlung (über Expedia) den Resortfee abgezogen. Den durfte ich dann direkt im Hotel bezahlen. Wahrscheinlich wird das aber am Ende der Weg für die meisten Vermittler sein.
Allerdings konnte ich den Mehrwert für den Fee nicht erkennen. Das, was es jetzt dafür gibt, war vor einigen Jahren bis auf das Frühstück alles inclusive.
Spannend bleibt es allemal, wie die Schlacht Hotel gegen Vermittler ausgehen wird am Ende.
Komplettpreise mit allen Steuern und Gebühren sind die einzig faire Lösung. agoda mag ich deshalb nicht, zumal die – so mein Eindruck – ständig und mit großem Getue hohe Rabatte auf völlig unrealistische Phantasie-Übernachtungspreise bieten.