Fünf Jahre, so lautet die magische Zahl. Ein Zeitplan des weltweit größten Flugzeugherstellers Airbus ambitioniert die Entwicklung vollständig emissionsfreier Flugzeuge bis 2025. Doch dem Projekt stehen zahlreiche logistische Herausforderungen im Weg.
Laut Informationen des US-amerikanischen Nachrichtenportals Bloomberg bedient sich der Flugzeughersteller Airbus eines fünf-Jahres-Plans bei der Entwicklung der ersten emissionsfreien und wasserstoffbetriebenen Maschine. Die Widrigkeiten dieses Prozesses reichen von der Lagerung und Verwendung des leicht brennbaren Stoffes über die Betankung der Jets, bis hin zu unerschwinglichen Kosten in puncto Produktion. Ein Überblick.
Batterietechnologie unzulänglich für die Entwicklung emissionsfreier Flugzeuge
Erst vor wenigen Wochen berichten wir von einer Studie der Strategieberatung McKinsey & Company, die unter dem Titel “Wasserstoffbetriebene Luftfahrt” die Nutzbarkeit von Wasserstoff als Zukunftsantrieb der internationalen Airline-Industrie prüfte, sowie von einer milliardenschweren Beteiligung Deutschlands und Frankreichs an der aktuellen Wasserstoff-Strategie der Europäischen Kommission. Nun konkretisieren Informationen des weltweit größten Flugzeughersteller Airbus erste Entwicklungstendenzen den Start eines fünf-Jahres-Plans in diesem September zur Entwicklung des ersten vollständig emissionsfreien Flugzeuges zur kommerziellen Nutzung.
Wasserstoff ist die vielversprechendste Energieart, die es uns erlaubt, Flugzeuge und die Luftfahrt mit erneuerbarer Energie zu betreiben. Die Batterietechnologie entwickelt sich nicht in dem Tempo, das wir brauchen, um unser Ziel zu erreichen.
Glenn Llewellyn, Ingenieur bei Airbus
Unterstützung erfährt der europäische Flugzeugbauer von seien Interessenvertretern (der französischen, spanischen und deutschen Regierung, die sich verpflichtet haben, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden) und staatlichen Subventionen in Milliardenhöhe. Zuvor hatten Airbus-Ingenieure mehrere Jahre damit verbracht, das Potenzial von Batterien zur Speicherung von Elektrizität in Flugzeugen im Sinne des Klimaschutzes zu untersuchen – nur um das Projekt dann Anfang dieses Jahres überraschend auf Eis zu legen. Die beschriebene Batterietechnologie gilt nun als unzulänglich für die Entwicklung emissionsfreier Flugzeuge – Wasserstoff hingegen könnte der Zukunftsantrieb der Airline-Industrie werden.
Wasserstoff als Zukunftsantrieb für emissionsfreie Luftfahrt
Laut Informationen des Research-Portals Bloomberg habe die globale Luftfahrtindustrie alleine im Jahr 2019 mehr als eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre verteilt. Auch wenn diese Zahlen in diesem Jahr aufgrund von Covid-19 stark zurückgegangen sind, kann dies keine langfristige Tendenz bedeuten. Da bei der Verbrennung von Wasserstoff im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen hauptsächlich Wasserdampf – und kein erwärmendes Kohlendioxid – ausgestoßen wird, gilt das Projekt aktuell als die weltweit beste Chance, ein fliegendes Transportmittel zu entwickeln, das unseren Planeten nicht nachhaltig schädigt.
Heute wird Wasserstoff vorrangig in der Ölraffinerie und der chemischen Produktion verwendet, und fast ausschließlich aus Erdgas oder Kohle hergestellt. Unter höherer Kostenbeteiligung lässt sich Wasserstoff allerdings auch durch die Leitung elektrischen Stroms durch herkömmliches Wasser herstellen. Wenn dieser Prozess mithilfe erneuerbarer Energien beispielsweise durch Wind und Sonne betrieben wird, lassen sich die Emissionszahlen im Produktionsprozess quasi auf null reduzieren. Laut Airbus habe grüner Wasserstoff das Potenzial, die Emissionen der globalen Luftfahrtindustrie langfristig um die Hälfte zu reduzieren – eine besonders verlockende Aussicht insbesondere unter Berücksichtigung der potenziellen Verdopplung der weltweiten Emissionen bis 2050.
Entwurf dreier wasserstoffbetriebener Flugzeugtypen durch Airbus
Konkrete plane das auf Wasserstoff spezialisierte Team in der Airbus-Entwicklung den Entwurf dreier verschiedener Flugzeugtypen in den kommenden Jahren. Neben einem klassischen Verkehrsflugzeug und einem Turboprop-Flugzeug soll außerdem ein drittes neues Modell getestet werden, bei dem der Flügel in den Körper des Jets integriert ist. Dies lässt sich insbesondere auf die komplexen logistischen Herausforderungen zurückführen, die von der Lagerung und Verwendung des leicht brennbaren Stoffes über die Betankung der Jets, bis hin zu unerschwinglichen Produktionskosten reichen. All diese Modelle sollen Wasserstoff einerseits in modifizierten Gasturbinen zum Antrieb der Triebwerke und andererseits in Brennstoffzellen zur Erzeugung von elektrischer Energie verwenden.
Dieses Projekt genießt bei Airbus eine extrem hohe Priorität. Ich bin sehr optimistisch, dass wir den Zeitplan mit dieser Denkweise erreichen können.
Glenn Llewellyn, Airbus-Verantwortlicher: Zero Emission Aircraft
Die kommenden fünf Jahre möchte das Unternehmen nun also damit verbringen, beschriebene Konzepte zu entwickeln und erste Flugdemonstratoren zu entwerfen. Im Jahr 2025 werde sich dann entscheiden, ob die Milliardenausgaben zur eigentlichen Entwicklung des Jets tatsächlich angebrochen werden. Die Auswahl von Zulieferern und Fertigungsstätten würde zwei weitere Jahre in Anspruch nehmen, sodass die Produktion voraussichtlich im Jahre 2028 beginnen könnte. Wenn all diese Vorhaben nach Plan funktionieren, könnte nach Airbus-Angaben das erste Wasserstoffflugzeug bereits im Jahr 2035 mit Passagierflügen beginnen.
Fazit zur Entwicklung emissionsfreier Flugzeuge bei Airbus
Der Flugzeughersteller Airbus bedient sich eines fünf-Jahres-Plans zur Entwicklung der ersten emissionsfreien und wasserstoffbetriebenen Flugzeuge: Bereits im Jahr 2025 könnten erste Prototypen fertiggestellt und die finanzielle Freigabe für den tatsächlichen Produktionsstart erfolgt sein. Während das Projekt derzeit als das weltweit beste in puncto emissionsfreier Luftfahrtindustrie gehandelt wird, reichen die vielseitigen Komplikationen von Lagerung und Verwendung des Stoffes über die schwierige Logistik zur Betankung, bis hin zu unerschwinglichen Produktionskosten. Ob erste emissionsfreie Flieger tatsächlich schon bis 2035 abheben können, werden wir in den kommenden Jahren natürlich genauestens beobachten und die damit verbundenen Prozesse für Euch bestmöglich protokollieren!