Der weiterhin in der Kritik stehende amerikanische Flugzeugbauer Boeing plant in Zukunft interne Kontrollen von mehr und mehr Computern übernehmen zu lassen statt von Menschen.
Insgesamt dürften rund 900 Kontrolleure von den Plänen der Amerikaner betroffen sein, die unter anderem Teil des Bemühens sind, die Wiederzulassung der Boeing 737 Max voranzutreiben. Die entsprechende Gewerkschaft bezeichnet das Vorhaben dagegen als eine “schlechte Entscheidung” und auch ein prominenter Anwalt findet kein gutes Wort an den Plänen.
Maschine statt Mensch bei Boeing
Noch in diesem Jahr sollen die ersten etwa 450 Mitarbeiter der Qualitätskontrolle in den Boeing-Werken bei Seattle neuen Aufgaben zugeordnet werden. 2020 sollen ebenso viele folgen. Die Gewerkschaft der betroffenen Mitarbeiter “International Association of Machinists and Aerospace Workers” kritisierte Boeings Pläne, auf das “zweite Augenpaar” bei den internen Kontrollen künftig verzichten zu wollen. Boeing verteidigt den “QA Transformation Plan” genannten Umstrukturierungsplan der Qualitätssicherung und sieht dadurch viel mehr eine Möglichkeit zur Steigerung der Qualität. Außerdem seien von dem Transformation Plan nur die Teile der Produktion betroffen, die ohnehin eine geringe Fehlerquote aufweisen würden.
Als Beispiel nannte der weltgrößte Flugzeugbauer die Produktion der Flügel aus Verbundwerkstoffen der neuen Boeing 777X, bei denen die Kontrollen bereits von Geräten durchgeführt würden und der Mensch lediglich den maschinellen Prozess überwachen muss. Als neue Aufgaben, die die menschlichen Kontrolleure nun noch zusätzlich übernehmen könnten, nannte Boeing zum Beispiel Maßnahmen, um Fehler von vornherein zu vermeiden. Nun ist der Flugzeugbauer noch dabei, die zuständigen Behörden davon zu überzeugen, dass die erweiterte Automation eher zu einer Qualitätssteigerung führt und Qualitätseinbußen nicht zu befürchten sind.
“Boeing hat seine Lektion nicht gelernt”
Ralph Nader, ein prominenter Konsumentenanwalt, welcher bei dem 737 Max-Absturz in Äthiopien eine Nichte verlor, kritisierte Boeings Vorhaben ebenfalls scharf und sagte, dass Boeing seine Lektion immer noch nicht gelernt habe und erfahrene menschliche Intelligenz nicht von riskanter Automation übernommen und die menschliche Intuition nicht als Computercode übersetzt werden könne.
Der bei Boeing für die Qualität der zivilen Luftfahrtsparte zuständige “Vice President of Comercial Airplanes Quality” Ernesto Gonzalez-Beltran erwiderte daraufhin, dass es sich bei den Plänen um einen mehrstufigen Prozess handele und es dadurch zu einer Identifikation von Probleme käme, die dank der digitalen Werkzeuge denn auch gelöst werden könnten. Als Beispiel nannte Gonzales-Beltran den Wegfall eines Schrittes der es vorsah, dass Kontrolleure ein bestimmtes Dokument abstempeln mussten, um bestimmten Arbeitern die Mitarbeit zu genehmigen. Dieser würde nun komplett von einem Computer übernommen werden.
Fazit zu Boeings Plänen der Automatisierung
Der amerikanische Flugzeugbauer steht auch weiterhin massiv in der Kritik und unter strenger Beobachtung. Nach dem weltweiten Grounding der Boeing 737 Max, nach zwei Abstürzen selbiger und dem Bekanntwerden diverser Fehler, Versäumnisse und Skandale rund um den Flugzeugbauer, ist das aktuelle Vorgehen doch ein wenig überraschend und womöglich etwas unsensibel. Vielleicht hätte Boeing gut daran getan, mit solche Maßnahmen noch etwas zu warten, wenngleich es sich zeigen muss, ob durch die Maßnahmen tatsächlich die Qualität gesteigert werden kann, was selbstredend ein begrüßenswerter Schritt wäre. Allerdings ist die Kritik diverser Seiten sicherlich nicht unberechtigt.