Die anhaltende Krise bei Boeing wirkt sich auch auf die größte deutsche Airline aus – es fehlt massiv an Flugzeugen.
Der große US-Flugzeughersteller befindet sich mittlerweile seit Jahresanfang in einer Qualitätskrise. Das hat weltweit Auswirkungen auf viele Airlines – so auch auf die Lufthansa. Wie die Tagesschau berichtet, werden auch Passagiere die Auswirkungen zu spüren bekommen. Besserung ist womöglich erst in Jahren in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Lufthansa leidet unter der anhaltenden Qualitätskrise von Boeing
- Aufgrund von Lieferverzögerungen müssen weiterhin alte Jets eingesetzt werden
- Zu wirtschaftlichen Auswirkungen will sich der Kranich bisher nicht äußern
Alte Flugzeuge weiterhin im Einsatz
Seitdem ein Rumpfteil einer Boeing 737 MAX 9 von Alaska Airlines im Januar herausgebrochen ist, kommt Boeing nicht aus der Krise heraus. Die Auswirkungen gehen weit über das Sorgenkind – die Boeing 737 MAX Familie – hinaus. Streiks der Mitarbeiter, Lieferverzögerungen und Misstrauen der Kunden dominieren den Alltag des Flugzeugbauers. Auch die Lufthansa ist dadurch mit Problemen konfrontiert.
Die Lufthansa muss ihre Planung aufgrund der Gegebenheiten überdenken:
Einzelne Flugverbindungen oder Frequenzen müssen durch diese Situation auf den Prüfstand gestellt werden.
Lufthansa-Sprecher
Das bedeutet beispielsweise, dass die Lufthansa Flugzeuge, die ausrangiert werden sollten, weiter einsetzt. Passagiere müssen sich somit mit älteren Modellen begnügen – etwa mit den älteren Boeing 747.
Lieferverzögerungen erschweren die Entwicklung
Insgesamt 41 Langstreckenflugzeuge wurden von Boeing bisher nicht an den Kranich ausgeliefert. Mit Jets des Typs Boeing 777X, die bereits ab 2021 erwartet wurden, rechnet die Lufthansa nicht vor Ende 2026. Laut aero.de könnte es sogar erst 2027 zum Aufbau einer 777-9 Flotte bei der Lufthansa kommen. Kennungen hat der Kranich bereits reserviert und einige Flugzeuge sind schon fertig – allerdings fehlt die Zulassung. Deswegen sind sie seit nunmehr vier Jahren auf Boeing-Stellflächen geparkt. Seitens Boeing wurde zuletzt ein Lieferstart Ende 2025 prognostiziert, die Lufthansa hält dies für unrealistisch.
Probleme mit dem Prototyp zwangen Boeing zunächst dazu, Testflüge zu pausieren. Zu Verzögerungen bei der Boeing 737 MAX trägt zudem die Produktionsbremse bei, die die Federal Aviation Administration (FAA) nach dem Alaska Airlines Vorfall verhängt hat. Boeing möchte die Produktion wieder hochfahren, dafür fehlt allerdings weiterhin die Genehmigung. Die FAA hat jüngst prognostiziert, dass die Besserung der Sicherheitskultur von Boeing bis zu fünf Jahre dauern könnte.
Wenig hilfreich sind zudem Streiks der Boeing-Mitarbeiter. Mitte September hatten mehr als 32.000 Angestellte die Arbeit niedergelegt. Laut Reuters wurden Gespräche mittlerweile abgebrochen.
Wirtschaftliche Auswirkungen noch unbekannt
Im Mai hat die Lufthansa ihr neues Allegris-Bordprodukt erstmals an den Start gebracht. Doch um weiterhin mit der Konkurrenz mithalten zu können, benötigt der Kranich neue Flugzeuge, bei denen das Produkt verbaut werden kann. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen all diese Verzögerungen für die Lufthansa haben, hat der Konzern bisher noch nicht benannt.
Von Boeing zum europäischen Konkurrenten Airbus zu wechseln, ist zudem keine einfache Option. Airbus ist selbst mit Bestellungen ausgelastet und das Airline-Personal auf andere Flugzeugtypen umzuschulen ist ebenfalls kostspielig.