Mehr als 16 Stunden in der Luft und nonstop von Europa nach Australien? Ich nehme Euch mit auf einen der weltweit längsten Flüge und gebe Euch ein Gefühl dafür, wie sich ein so langer Flug in der Business Class anfühlt!
Schon ein Flug von Deutschland nach Kalifornien oder Fernost fühlt sich fraglos sehr lang an, doch mehr als zwölf Stunden am Stück zu fliegen ist doch immer noch eher die Ausnahme denn die Regel. Sogenannte “Ultra-Langstreckenflüge” gibt es aber dennoch so einige, die beiden längsten führen etwa von Singapur nach New York und von Doha nach Auckland. Die drittlängste Route ist meines Erachtens aber fast noch einen Tick spannender, denn sie ist gleichzeitig der erste und auch längste Nonstop-Flug zwischen Europa und Australien. Was einen auf diesem besonderen Flug erwartet, zeige ich Euch in diesem Bericht!
Ein Flugzeug und Sitz wie jeder andere
Denkt man an die global längsten Flüge, ist die erste Vermutung sicherlich, dass einen dort ein ganz spezielles Flugzeug erwartet. Im Grunde fällt die Besonderheit aber gar nicht so recht auf. Qantas etwa nutzt eine Boeing 787, bei der genau auf das Gewicht geachtet wird. Zukünftig plant Qantas einen Airbus A350 in einer besonderen Variante einzusetzen, der dank eines zusätzlichen Tanks eine noch größere Reichweite verspricht. Als Passagier sieht man am Gate aber eigentlich nur ein ganz normales Flugzeug, das man so auch von anderen Langstreckenflügen kennt.
Auf dem ersten Nonstop-Flug zwischen Europa und Australien (mittlerweile fliegt Qantas von Perth aus auch nach Rom und Paris) erwartet Passagiere auch an Bord keine allzu große Besonderheit, denn die Maschinen sind genauso ausgestattet wie auch der Rest der Qantas-Langstreckenflotte. In der Business Class etwa findet man denselben Sitz, der sich zu einem flachen Bett verstellen lässt und zumindest einigermaßen viel Privatsphäre bietet, wie auch auf viel kürzeren Strecken nach Asien.
Bei anderen Fluggesellschaften ist das nicht unbedingt so: Singapore Airlines etwa setzt beim längsten Flug der Welt auf ein speziell konfiguriertes Flugzeug, das ohne Economy Class auskommt. Qantas selbst plant für die Zukunft auf den besonders langen Flügen mit mehr als 18 Stunden Flugzeit, etwa von London nach Sydney oder von Sydney nach New York ebenfalls mit einem speziellen Produkt. Aktuell allerdings gilt: Auf den ersten Blick ist auch auf dem drittlängsten Flug der Welt alles wie auf anderen Langstreckenflügen.
Ein Essen ohne Besonderheiten
Keineswegs außergewöhnlich war auch die Verpflegung an Bord. In der Business Class kann man es sich gemeinhin immer gut gehen lassen, sodass es natürlich das übliche Willkommensgetränk vor und auch nach dem Start gab. Genauso normal war meines Erachtens auch das Menü, das primär ein Mittagessen und später vor der Landung dann ein Frühstück anbot.
Dazwischen kann man von einer Karte noch ein paar Snacks bestellen, aber mich hätte mich genau dasselbe Menü auch auf einem normalen Langstreckenflug mit acht bis zwölf Stunden nicht überrascht. Positiv fand ich derweil, dass wegen der langen Flugzeit nicht wie sonst auf manch Langstreckenflug nur wenige Stunden lagen. Ich war auf diesem speziellen Flug allerdings ein wenig genervt, dass alles gar so lange gedauert hat. Das Mittagessen hat sich schlussendlich mehr als drei Stunden gezogen, sodass zwischen den Gängen jeweils eine Pause von einer Stunde entstanden ist.
Davon ab habe ich auch beim Service keinerlei Besonderheiten bezüglich der Flugdauer wahrgenommen, was man je nach Perspektive als positiv oder negativ beschreiben kann. Besonders überraschen mag ansonsten nur, dass Qantas bislang auch auf der Ultra-Langstrecke kein WLAN anbietet – für mich der mitunter größte Schwachpunkt.
Keine Langweile bei gutem Schlaf
Je länger ein Flug, desto angenehmer ist es natürlich, den Luxus der Business Class genießen zu können. Auf einem über 16 Stunden langen Flug gilt das insbesondere, denn hier gut zu schlafen ist mitunter entscheidend. Die Flüge von London nach Perth starten dabei gegen die Mittagszeit mit einer Landung zu einer ähnlichen Zeit am nächsten Tag in Australien, was ich als sehr praktisch wahrnehme.
Wer die Zeitverschiebung direkt bekämpfen möchte, sollte deshalb nach einem längeren Mittagessen in den europäischen Nachmittagsstunden schlafen gehen. Sofern einem das (unabhängig von der Reiseklasse) gelingt, kommt meines Erachtens auch keine Langeweile auf, trotz der sehr langen Flugzeit. Rechnet man je eine halbe Stunde für Start und Landung ein, kommt man “netto” auf etwa 15 Flugstunden.
Ich sollte dabei das Glück haben, gute acht Stunden mit einigen Unterbrechungen zu schlafen, sodass ich hervorragend ausgeruht war. Durch einen ziemlich langwierigen Service beim Mittagessen verging zudem noch mehr Zeit, danach habe ich ein wenig gearbeitet, einen Film geschaut und gelesen und schon war der Flug herum. Gegenüber anderen Langstreckenflügen fühlte sich der Flug trotz der zusätzlichen Flugzeit für mich persönlich kaum länger an.
Ein Plädoyer für Ultra-Langstreckenflüge
Alles wie auf jedem anderen Langstreckenflug? Was nicht unbedingt nach Werbung für einen Ultra-Langstreckenflug klingt, ist am Ende für mich genau das. Natürlich wäre ein noch spezielleres Produkt für einen solchen Flug exzellent und auch ein etwas raffinierteres Essen wäre ein Pluspunkt, aber für mich zählt allen voran, dass ich den Flug trotz der auf den ersten Blick sehr langen Flugzeit keineswegs als lang wahrgenommen habe.
Im Umkehrschluss empfand ich es als ausgesprochen angenehm, mit nur einem Flug von Europa nach Australien zu fliegen und gleichzeitig perfekt ausgeruht anzukommen, ohne auch nur eine Minute gelangweilt gewesen zu sein. Nicht nur konnte ich acht Stunden schlafen, sondern trotzdem entspannt einen Film schauen, ausgiebig speisen und sogar noch ein wenig arbeiten. Bei anderen Langstreckenverbindungen habe ich dagegen insbesondere in der Business Class und First Class oft das Gefühl, dass nicht genug Zeit zum Schlafen bleibt, wenn man auch das “Drumherum” genießen möchte oder geräuschempfindlich ist.
Wenngleich der drittlängste Flug der Welt sicherlich nicht perfekt war, weder beim Essen noch beim Service und erst nicht beim fehlenden WLAN, würde ich diesen Flug und generell so lange Verbindungen jederzeit wieder buchen. Denn der Komfort dank eines langen Schlafs am Stück ausgeruht anzukommen und dennoch nicht gelangweilt zu sein, ist für mich unschätzbar und bei Umsteigeverbindungen via Asien kaum zu erreichen. Zumindest gilt das für die Business Class, denn in der Economy Class kann ein solcher Flug natürlich enorm lang und unkomfortabel werden.
Bedenken sollte man zudem, dass es die Nonstop-Verbindungen nach Australien aktuell nur ab Italien, Frankreich und Großbritannien gibt und eben nicht aus Deutschland. Genau das könnte sich in den nächsten Jahren allerdings ändern, genauso wie es in nicht allzu ferner Zukunft sogar Direktflüge nach Sydney geben soll. Ich zumindest wäre keineswegs abgeneigt, einen solchen Flug zu buchen und dafür auch einen Aufpreis zu bezahlen!
Zunächst vielen Dank für deinen Bericht über den Ultralangstreckenflug, Moritz!
“Ich war auf diesem speziellen Flug allerdings ein wenig genervt, dass alles gar so lange gedauert hat. Das Mittagessen hat sich schlussendlich mehr als drei Stunden gezogen, sodass zwischen den Gängen jeweils eine Pause von einer Stunde entstanden ist.”
Hier wäre jetzt natürlich zu hinterfragen, was dahintersteckt. Möglicherweise war das Ansinnen von Qantas, den Fluggästen die sehr lange Flugzeit zu versüßen – dies insbesondere im Hinblick auf den frühen Abflugzeit um 12 Uhr entsprechend dem Biorhythmus. Eventuell stimmten punktuell auf diesem Flug nur die Abläufe nicht, z.B. durch eine wenig eingespielte Crew. Ich empfinde es eher positiv, die Flugzeit genussvoll verkürzt zu bekommen (und gewiss noch eine ausreichende Schlafdauer zu haben), indem ich mich langsam bedienen lasse. Ich bestelle mir erst mal ein Bier und einen Longdrink, den ich dann mit den Nüssen genieße. Dass du eine Stunde auf den nächsten Gang warten musstest, empfinde aber auch ich als zu lange.
Es ist schwierig die Vorlieben eines jeden Fluggastes unter einen Hut zu bringen. Ich plädiere daher immer für die Orientierung am Biorhythmus, weil das am naheliegendsten ist. Aber es gibt natürlich auch Fluggäste, die sich auch auf den längsten Flügen wünschen, nur möglichst lange in einer abgedunkelten Kabine zu sitzen, auch wenn es Mittagszeit ist. Natürlich spielt hier auch eine Rolle, ob man Vielflieger ist oder Aviation Nerd, der möglichst viel verwöhnt werden will (ich zähle dich mal zu letzterem)
“Davon ab habe ich auch beim Service keinerlei Besonderheiten bezüglich der Flugdauer wahrgenommen, was man je nach Perspektive als positiv oder negativ beschreiben kann.”
Ich finde das einen spannenden Punkt. Die Frage ist, was man hier anbieten kann. Zwischenmahlzeiten waren ja verfügbar.
“Wenngleich der drittlängste Flug der Welt sicherlich nicht perfekt war, weder beim Essen noch beim Service und erst nicht beim fehlenden WLAN, würde ich diesen Flug und generell so lange Verbindungen jederzeit wieder buchen. Denn der Komfort dank eines langen Schlafs am Stück ausgeruht anzukommen und dennoch nicht gelangweilt zu sein, ist für mich unschätzbar und bei Umsteigeverbindungen via Asien kaum zu erreichen. Zumindest gilt das für die Business Class, denn in der Economy Class kann ein solcher Flug natürlich enorm lang und unkomfortabel werden.”
Danke für Deine Einschätzung. In C lässt sich das sicherlich aushalten. In Y heißt es wohl eher: “Da steige ich lieber in xy um und vertrete mir die Beine, auch wenn die Reise dann drei Stunden länger braucht”. Essentiell ist natürlich, dass sich die Flüge für Qantas auch in der Kombination mit Eco und normaler Zuladung lohnen. SQ geht ja hier auf SIN-JFK einen anderen Weg, indem nur C und Y+ angeboten wird.
Sehr gerne & danke für deinen umfangreichen Kommentar. Man kann über das Thema Dauer des Essens natürlich streiten und ich verstehe auch den Ansatz, dass man bei so einem langen Flug alles etwas weniger gestresst macht, aber ich finde dann halt eine Stunde zwischen den Gängen zu lang. Wenn man in so einem Fall z.B. damit arbeitet, dass man zwischendurch einen Palate Clanser oder Ähnliches bringt (muss ja nichts verrücktes sein), dann ist das sicherlich kein Thema. Genauso wenig wäre es das, wenn man z.B. mit verschiedenen Desserts, einem Käsegang oder auch nur etwas mehr Kreativität beim Aperitif spielt, aber einfach nur dasselbe 3-Gang-Menü halb so schnell zu servieren wie sonst, erscheint mir irgendwie kurios.
Das passt eigentlich auch zum Thema “Besonderheiten”. Ich brauche jetzt wirklich nichts, über das hinaus, was sowieso schon geboten wurde. Dennoch gäbe es sicher Möglichkeiten, z.B. dass man ein etwas umfangreicheres Amenity Kit bereitstellt oder vielleicht irgendein kleines Heftchen mit Bewegungsübungen bei so einem langen Flug. Es ist wirklich nicht so, dass etwas gefehlt hat, ich war nur überrascht, dass man wirklich 1:1 das normale Erlebnis durchzieht. Das muss per se nichts Schlechtes sein, aber ich hatte irgendwie gedacht, dass man das Thema Ultralangstrecke noch spezieller bespielt.