Nachdem wir vor einiger Zeit schon darüber berichtet hatten, dass Hilton sich durch den Verkauf von Punkten an Banken mit frischem Kapital eingedeckt hat. Der internationale Konkurrent Marriott folgt dem Beispiel von Hilton nun und verkauft ebenfalls reichlich Punkte.
Marriott hat sich mit dem Verkauf von Punkten an American Express und Chase insgesamt 920 Millionen US-Dollar gesichert, die höchstwahrscheinlich für die Liquiditätssicherung während der Coronakrise gedacht sind. Die Punkte nutzen die Banken in der Regel, um diese in Form von Boni an Inhaber der Co-Branding Kreditkarten weiterzugeben.
Anzahl an gekauften Punkten in beiden Transaktionen unklar
Wie üblich wird nur über die Summe gesprochen, die bei der Transaktion bewegt wurde, nicht aber wie viele Punkte die Hotelketten dabei für Ihr Geld erhalten haben. Die Gesamtsumme von 920 Millionen Dollar teilt sich in 570 Millionen US-Dollar für J.P. Morgan Chase und 350 Millionen US-Dollar für American Express auf.
Im Zuge des Verkaufs der Punkte wurden direkt auch Verträge für Co-Branding Kreditkarten in den USA verlängert. Beide Banken vertreiben in den USA je zwei Kreditkarten, die als Marriott Bonvoy Kreditkarten ausgegeben werden. Um Neukunden attraktive Boni für die Beantragung zu offerieren und um für Umsätze mit den Kreditkarten Punkte zu vergeben, ist es üblich, dass die ausgebenden Banken Punkte in großen Mengen kaufen.
Besonders in Krisen, in denen die Hotelketten ansonsten wenig bis keinen Umsatz machen können, ist dies eine gute Möglichkeit um schnell an Liquidität zu kommen, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. Die Banken wiederum können durch die schlechte Lage der Hotelketten häufig bessere Konditionen für den Kauf der Punkte vereinbaren. Typisch ist das ganze übrigens nicht nur bei Hotelketten, sondern auch bei Airlines, wo ebenfalls gemeinsame Kreditkarten vertrieben werden. Bislang hat es einen solchen Deal allerdings noch nicht gegeben.
Wie viel haben die Banken für die Punkte bezahlt?
Wie auch schon beim Deal mit Hilton kann man bei Marriott Vermutungen darüber anstellen, wie viele Punkte für die genannten Summen wohl über den Tisch gewandert sind und so den Preis je Punkt ermitteln. Ein guter Ansatzpunkt ist hier wieder der Preis je Punkt, den die Hotelkette selbst verlangt, wenn man Punkte direkt kauft. Der Bestpreis liegt hier bei Promotions bei 0,83 US-Cent je Punkt. Wenn man davon ausgeht, dass die Banken sich einen soliden Discount auf 0,5 Cent gesichert hat, entsprächen die Verkaufswerte 70.000.000.000 (Amex) bzw. sogar 114.000.000.000 (Chase) zusätzlichen Punkten auf den Konten der beiden Banken. Stellt Euch vor, was man mit diesen Punkten alles anstellen könnte!
Es kann natürlich auch sein, dass der Preis noch höher oder noch niedriger liegt, je nachdem wie gut bzw. schlecht verhandelt wurde. Dennoch kann man sich, gerade in den USA, in der Zukunft deshalb aber wahrscheinlich auf ein paar attraktive Kreditkarten-Boni mit den Marriott Kreditkarten einstellen. Schließlich haben nun beide Anbieter von Co-Branding Kreditkarten zu sehr attraktiven Preisen Punkte gekauft und werden diese entsprechend in Aktionen zur Gewinnung von Neukunden investieren.
Leider ist die Landschaft der Kreditkarten von Hotelketten und Airlines in Deutschland und Europa deutlich kleiner als in den USA, denn hierzulande hört man von solchen Transaktionen leider selten etwas.
Fazit zum Punkteverkauf von Marriott an US-Banken
Nachdem Hilton schon fast eine Milliarde eingenommen hatte, ist nun auch Marriott die Finanzierung durch den Punkteverkauf gelungen. Besonders American Express fällt durch die Shopping-Tour auf, denn der Kreditkartenanbieter hatte auch bei Hilton schon mit einer ähnlichen Summe eingekauft.