Der Betrieb der Lufthansa Group befindet sich wegen der aktuellen Corona-Krise auf einem absoluten Minimum. Während sich der Kranich-Konzern im Passagiergeschäft auf extrem harte Zeiten einstellen muss, läuft es an einer anderen Front jedoch umso besser.
Und zwar so gut, dass Teile der zurzeit ungenützten Passagiermaschinen nun quasi zweckentfremdet werden, wie der Focus berichtet. Lufthansa und ihre Tochter Austrian Airlines berichten über die besonderen Aktionen auch auf Twitter.
Sitzplätze voller Kisten statt Menschen
Denn das Frachtgeschäft der Lufthansa boomt aktuell nicht nur, es fehlen sogar einige Kapazitäten, um der Nachfrage nachkommen zu können. Deshalb hat sich der Luftfahrtkonzern zu einem außergewöhnlichen Schritt entschieden und setzt inzwischen auch umfunktionierte – nicht aber umgebaute – Passagierflugzeuge für die Cargo-Sparte ein. Über diese Möglichkeit hatte das Unternehmen bereits im Vorfeld nachgedacht und es schließlich in die Tat umgesetzt. Allerdings liegt der Fokus der temporär als Frachter eingesetzten Flugzeuge vor allem auf dem Transport von dringend benötigtem medizinischen Materialien, nachdem die Versorgung in diesem Bereich aufgrund der momentanen Situation ebenfalls für längere Zeit unterbrochen war.
On the way home, it is fully loaded with around 30 tons of special cargo: protective equipment and medical supply. To fit in as much as possible, freight was securely stowed on the seats and in the overhead bins – in addition to the belly. (2/2) #WeAreInThisTogether pic.twitter.com/2XnG9yzXS1
— Lufthansa News (@lufthansaNews) March 25, 2020
Um Lufthansa Cargo, beziehungsweise die Frachtsparte des Unternehmens zu unterstützen, wurde ein Airbus A330-300 des Kranichs bereits nach Shanghai als Ausnahme-Frachter eingesetzt. In das Airbus-Flugzeug wurden demnach gut 30 Tonnen Fracht geladen, wobei in den üblichen Frachträumen Container und Paletten Platz fanden, während die Lage im Passagierraum schon anders aussieht. Um den Platz dennoch möglichst effizient ausnutzen zu können, hat man hierbei statt der sonst üblich transportierten Menschen, einfach die Kisten und Pakete auf den Sitzen Platz nehmen lassen und entsprechend festgezurrt. Die Sitze wurden dabei jedoch zuvor mit Folien verpackt, damit diese nicht beschädigt werden. Und selbst die Handgepäckfächer wurden zum Verstauen kleinerer Kisten und Pakete verwendet.
Storage space optimally used: In order to transport cargo in the passenger cabin as well, special seat covers were attached, the safety protection of the cargo was cleared by the manufacturer Boeing & the already packed cargo was repacked. (2/2) @_austrian #WeAreInThisTogether pic.twitter.com/k4LPENnOgr
— Lufthansa News (@lufthansaNews) March 23, 2020
Und auch eine weitere Airline der Lufthansa Gruppe hat diesen ungewöhnlichen Weg des Frachttransports gewählt: Austrian Airlines hat zwei ihrer Boeing 777-200 ebenfalls mit Fracht beladen, die wie bei der Lufthansa auf den Passagiersitzen Platz fand. So haben die Österreicher bereits gut 130 Tonnen Fracht – wobei es sich demnach ausschließlich um medizinisches Equipment gehandelt haben soll – aus dem chinesischen Xiamen nach Österreich geflogen. Nachdem Austrian Airlines den gesamten Passagierbetrieb eingestellt hat, sind dies die wohl einzigen verbleibenden Flüge der Österreicher, mit Ausnahme diverser Rückholflüge für gestrandete Staatsbürger. China produziert mit am meisten des nun besonders benötigten medizinischen Equipments, weshalb solche Flüge in Zukunft wohl öfter stattfinden werden.
Fazit zur Nutzung von Passagiermaschinen als Frachter
“Not macht erfinderisch” – das beweist die Krise rund um das Coronavirus besonders eindrucksvoll, wodurch wir vermehrt Airlines erleben, die freigewordene Kapazitäten für dringend benötigte Transporte und mehr verwenden. Das ist definitiv zu begrüßen und hilft außerdem allen Beteiligten in dieser schwierigen Zeit. Ob nun noch mehr Passagierflugzeuge zu Frachtern umfunktioniert werden könnten, bleibt abzuwarten, denkbar wäre es aber allemal. Schließlich ist der Lufttransport-Sektor eine der wenigen Sparten, die zurzeit mehr zu tun haben scheinen, als noch vor der Krise.