Qantas arbeitet bekanntermaßen schon seit längerem am “Project Sunrise”, mit dem die Australier unter anderem zwischen London und Sydney, die längsten Flüge der Welt planen. Doch bisher gibt es dafür schlichtweg nicht das passende Fluggerät.
Seitdem reißen die Gerüchte rund um neue Flugzeug-Modifikationen der beiden größten Hersteller Boeing und Airbus nicht ab. Zuletzt war dabei vor allem ein Airbus A350-1000 in der Ultralangstrecken-Variante (ULR) im Gespräch. Doch scheinbar hat Airbus einen viel simpleren Plan, der dennoch fraglich erscheint.
Qantas auf der Suche nach dem perfekten Flieger
Qantas möchte die längsten Flüge der Welt: Nonstop von Melbourne und Sydney nach London und New York. Das Programm ist als “Project Sunrise” bekannt. Im Zuge dessen hat Qantas die beiden größten Flugzeughersteller, Boeing und Airbus, gebeten, Vorschläge für Flugzeuge zu unterbreiten, mit denen die geplanten Strecken problemlos machbar sein sollen. Denn aktuell gibt es keine Maschine, die den Anforderungen der Australier gerecht wird und die mit mehr als 10.000 Meilen – über 16.000 Kilometern – veranschlagten Flüge ohne Zwischenlandung durchführen kann. Derzeit ist das Flugzeug mit der weltweit größten Reichweite der Airbus A350-900ULR. Dieses Flugzeug wird aktuell ausschließlich von Singapore Airlines auf ihren Strecken zwischen Singapur nach Newark (der bisher längste Flug der Welt), Los Angeles und San Francisco betrieben.
Nach den bisherigen Berichten, arbeiteten jeweils beide Flugzeughersteller an einem speziell auf die Bedürfnisse von Qantas zugeschnittenen Flugzeugen. Boeings unterbreiteter Vorschlag wäre demnach eine modifizierte Version der noch immer nicht fliegenden Boeing 777X. Airbus hingegen hat immer Sommer sogar offiziell bestätigt, dass die Europäer an einem Konzept für “Project Sunrise” arbeiten und dieses eine Weiterentwicklung des A350-1000ULR beinhalten würde. Wobei es sich im Wesentlichen um einen normalen A350-1000, nur mit einem höheren Startgewicht und Zusatztanks gehandelt hätte, genau wie es auch beim A350-900ULR der Fall ist.
Standard A350-1000 mit erhöhter Reichweite statt ULR-Version
Doch nach neusten Medienberichten ist Airbus momentan drauf und dran Qantas einen neuen und viel simpleren Vorschlag für Project Sunrise zu unterbreiten, der da lautet: A350-1000. Ganz recht, ohne “ULR” oder einer anderen Sonder-Versionsbezeichnung. Es soll sich dabei schlicht um die Standardversion des A350-1000 handeln. Das soll durch etliche Verbesserungen, besonders im Bereich der Effizienz, möglich werden. So geht Airbus wohl davon aus, dass sie die Reichweite durch geringfügige Modifikationen bis zum Jahr 2022 von derzeit 9.200 auf 10.000 Meilen – knapp 16.100 Kilometer – erhöhen lässt. Das würde dabei für eine Konfiguration gelten, die für insgesamt etwa 375 Passagiere ausgelegt wäre.
Diese zusätzliche Reichweite wäre in erster Linie dank eines erhöhten maximalen Startgewichts möglich, wodurch ein deutlich vielseitigeres Flugzeug geschaffen würde. Das zusätzliche Gewicht könnte entweder zur Erhöhung der Lade- oder der Treibstoffkapazität verwendet werden und es müssten dafür keinerlei zusätzliche Kraftstofftanks verbaut werden.
Genug Reichweite nur mit weniger Passagieren
Die Frage die sich viele nun stellen ist, ob diese aufgerufenen Spezifikationen für Qantas ausreichen werden. Einige der Project Sunrise-Routen weisen nämlich eine Entfernung von über 10.500 Meilen – also fast 17.000 Kilometern – auf und liegen damit außerhalb der Reichweite eines möglichen verbesserten A350-1000. Außerdem muss zusätzlich der stete Gegenwind, der gerade auf den Flügen in Richtung Westen, also speziell bei den Routen von New York nach Sydney und von Sydney nach London, zum tragen kommt.
Was all dem jedoch wiederum in die Hände spielen könnte, wäre die mögliche Konfiguration seitens Qantas, für diese Ultralangstrecken, die in der Regel verhältnismäßig spärlich bei der Airline ausfallen. Denn mit weniger Passagieren hätte das Flugzeug freilich auch eine höhere Reichweite, insofern die Passagier-Kapazität tatsächlich so gering ausfallen würde, dass die Strecken nonstop und auch bei Gegenwind problemlos möglich sind.
Beispielsweise sind die Boeing 787-9 der Australier recht überschaubar ausgestattet, was die Anzahl der Sitzplätze angeht. So verfügen die Dreamliner bei Qantas ingesamt nur über 236 Sitze, während Fluggesellschaften wie Air Canada hier 298 und der Ferienflieger TUI gar 345 Sitzplätze verbaut hat. Fragt sich also, ob es die Reichweite eines neueren A350-1000, der dann vielleicht mir nur 280-300 Sitzen ausgestattet wäre, ausreichend zugute käme.
Fazit zum Vorschlag von Airbus
Die vorgeschlagenen Verbesserungen seitens Airbus für den A350-1000 sind zwar beeindruckend, es ist jedoch fraglich, ob das Flugzeug die Anforderungen von Qantas auch bei einer weniger dichten Konfiguration vollständig erfüllen würde. Davon abgesehen, wären die vorgestellten Verbesserungen des A350-1000 ein großer Vorteil, besonders mit Blick auf die Vielseitigkeit und Effizienz, die durch das erhöhte Startgewicht gegeben wären und auch für andere Airlines und Strecken, egal ob kurz oder lang, von Interesse sein dürfte. So oder so bleibt das Thema rund um das Project Sunrise ein äußerst spannendes.