Wer den Artikel “Wie viele Meilen hat Vincent aus dem reisetopia Team?” gelesen hat, weiß, dass ich bei reisetopia zu den fleißigsten und gründlichsten Meilensammlern gehöre. Doch der drohende Meilenverfall bei Miles & More “zwang” mich zum Handeln und so kann ich Euch von meiner ersten Einlösung von Miles & More Meilen berichten.
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Als ehemaliger Selbstständiger habe ich auch über Payback viele Miles & More Meilen gesammelt. Allerdings hatte ich leider bisher keine Miles & More Kreditkarte zum Schutz vor Meilenverfall, da mir diese trotz Beantragung wohl als Selbstständiger immer verwehrt blieb. Ende 2022 drohten dann die ersten Meilen zu verfallen. Zwar nicht viele, aber mir wurde klar, dass schnellstmöglich eine Einlösung hermusste. Ich hatte zu dem Zeitpunkt fast 300.000 Miles & More Meilen, wovon die ersten 5-6.000 Meilen verfallen sollten. In einem Gespräch mit einem Kollegen bei reisetopia wurde schnell klar: Meine erste Meileneinlösung wird die Lufthansa First Class! Im November 2022 gab es etliche Verfügbarkeiten auf der Strecke nach Tokyo Haneda in der Boeing 747-8 und so machte ich mich an die Planung für meine erste Reise nach Japan.
Wie habe ich diesen Flug gebucht?
Zuerst wollte ich mich online von den Verfügbarkeiten überzeugen. Ich prüfte also auf der Miles & More Buchungsseite Daten im Sommer 2023. Und tatsächlich, auf der Strecke Frankfurt – Tokyo-Haneda konnte man umfassende Verfügbarkeiten in der Lufthansa 747-8 First Class finden. Teilweise waren alle acht Plätze in der Kabine buchbar, und zwar das ganze Jahr über. Das hat mich sehr überrascht. Dementsprechend flexibel war ich bei meiner Reiseplanung. Dennoch gab es einen Grund, warum ich dann doch telefonisch buchte: Mein Aufenthalt in Frankfurt war mir auf den vorgeschlagenen Verbindungen zu kurz. Ich wollte unbedingt etwas mehr Zeit für das exklusive First Class Terminal von Lufthansa.
Also rief ich bei der Miles & More Buchungshotline an. Sofort hieß es, es gebe gar keine Verfügbarkeiten in der First Class nach Tokyo. Ich wies den Mitarbeiter freundlich darauf hin, dass ich gerade auf der Webseite sei und mir entsprechende Verfügbarkeiten angezeigt würden. Daraufhin hat er diese dann ganz plötzlich auch gefunden. Mein einziger Änderungswunsch war ein früherer Zubringer von Berlin nach Frankfurt und das war ohne Probleme möglich. Keine zehn Minuten später war der Flug dann gebucht: für 222.000 Miles & More Meilen und ca. 680 Euro Steuern und Gebühren hin und zurück.
Für den Rückflug konnte ich sogar einen der beiden Plätze ganz vorne buchen: 1K. Auf dem Hinflug waren diese Plätze leider schon belegt und ich buchte 2A.
Auch wenn vieles in unserer Meilensammler- und Vielflieger Community selbstverständlich ist: mehrere Kreditkarten, Payback Coupons, Einkäufe größerer Mengen Zahnpasta – für viele außerhalb dieser Bubble wirkt das alles zuweilen etwas verrückt, mindestens jedoch umständlich und anstrengend. Nicht selten habe ich rollende Augen vernommen, wenn ich mich auf einen Einkauf mit Payback Coupons vorbereiten musste, bevor es losgehen konnte. Oder wenn ich mit nicht ganz haushaltsüblichen Mengen verfallsresistenter Produkte vom Supermarkt kam.
Als mein Umfeld dann mitbekam, dass ich in der exklusiven First Class mit der Lufthansa nach Japan fliegen würde, waren die Reaktionen auf einmal ganz anders: interessiert, anerkennend, staunend. Ich glaube, das hat bei einigen die Wahrnehmung zum Thema Meilen- und Punktesammeln verändert und einen gewissen “Aha-Effekt” ausgelöst. Vor allem wenn ich erzählt habe, dass dieser Flug normalerweise 12.000 Euro kostet. Und auch mir selbst wurde bewusst, dass es tatsächlich funktioniert! Vorher war es oft nur Theorie, aber als ich dann tatsächlich in der exklusiven Kabine saß, wurde es ganz real: Das Sammeln hatte sich gelohnt!
Wie war mein Erlebnis im First Class Terminal?
Wenn man das erste Mal mit der Lufthansa First Class ab Frankfurt fliegt, dann ist ein Aufenthalt in dem exklusiven First Class Terminal ein weiteres Highlight und ein absolutes Pflichtprogramm. In einem separaten Gebäude neben dem eigentlichen Flughafenterminal befindet sich das “FCT” mit erstklassigem Service, hochwertigen à la Carte Speisen und vielen exklusiven Annehmlichkeiten wie Ruheräumen, Badewannen, Duschen und Arbeitsplätzen. Hiervon wollte ich mich natürlich gerne einmal selbst überzeugen. Und so nahm ich den etwas unglamourösen Weg auf mich, raus aus dem Hauptterminal und links hoch zum First Class Terminal, vorbei an einem alten Imbiss und den Taxiständen.
Das Essen in der Lounge war wirklich gut. Es gab sogar einige vegane Optionen und die nette Dame an der Bar mixte mir auf Wunsch auch einen Ipanema, obwohl auf der Karte leider gar keine alkoholfreien Cocktails vorgesehen waren.
Ich war besonders von der individuellen Betreuung beeindruckt: Eine Lufthansa Mitarbeiterin kümmerte sich um mich, versorgte mich mit Informationen und Lufthansa-Enten und stellte sicher, dass ich zum Abflug auch wie gewünscht im Porsche an das Gate der Boeing 747 gefahren werde. Eigentlich finde ich diesen Service etwas übertrieben und ich bin beim besten Willen auch kein Porsche-Fan. Aber es gehört bei diesem Erlebnis einfach dazu, obwohl es mir für die drei bis fünf Minuten Fahrt wirklich egal ist, in welchem Auto ich zum Flugzeug gefahren werde.
Für den Flug und einfach weil ich es ausprobieren wollte, duschte ich noch schnell. Leider konnte ich nicht die Badewannen im First Class Terminal ausprobieren, da das Badezimmer, das mir zugewiesen wurde nur mit einer Dusche ausgestattet war. Schon bald wurde ich mit dem Porsche Cayenne abgeholt. Das ist wirklich ein tolles, exklusives Gefühl, direkt neben der riesigen 747 zu parken.
Wie hat mir der Flug insgesamt gefallen?
Auch wenn ich wusste, dass die Kabinen der Lufthansa First Class schon sehr veraltet sind und man stellenweise diesbezüglich einige kritische Stimmen vernimmt, war ich beim Betreten des Flugzeugs sehr euphorisch und freute mich wie ein Kind. Das Gefühl in der exklusiven Kabine in der Nase der Boeing 747 ist einfach sehr besonders. Ich fühlte mich direkt heimisch, hatte ich doch eine sehr lebhafte Vorfreude, die ich über die Jahre mit etlichen Reviews und Erfahrungsberichten über die Lufthansa First Class gefüttert hatte. Sofort wurden Fotos gemacht und man lernte seine Mitflieger kennen.
Doch meine Stimmung wurde schnell getrübt. Als ich mich hinsetzen wollte, fiel mir auf, wie schmutzig mein Sitz war. Fächer, Bedienelemente und auch Ablagen waren bestenfalls grob gereinigt worden und vermittelten einen Eindruck von Achtlosigkeit. Überall waren sichtbare Krümel, Staub und sonstige Teilchen. Auch wenn der Sitz im Großen und Ganzen hergerichtet worden war, sind es diese Details, auf die es in einer First Class meiner Meinung nach ankommt.
Der Sitz an sich ist sehr bequem und bietet auch für längere Strecken hohen Komfort mit ausreichender Beinfreiheit und individuellen Einstellungsmöglichkeiten. Die eingeschränkte Privatsphäre mit den offenen Sitzen und nur sehr kleinen Sichtblenden stört laut der Flugbegleiterin die meisten Gäste nicht, im Gegenteil: wer in der First Class fliegt, möchte gesehen werden (laut ihr).
Ich persönlich fand die Privatsphäre auch ausreichend und vor allem auf 2A hat man eigentlich genügend Freiraum, da man seitlich keinen direkten Sitznachbarn hat, denn dazwischen liegen zwei Gänge und die Anrichte für Snacks und Getränke.
Was mir besonders gut gefällt, ist der kleine Schrank, den jeder Sitzplatz im hinteren Teil der Kabine hat. Man hat jederzeit Zugriff auf seine Sachen und kann auch ein Sakko dort aufhängen. Zudem macht der kleine Schrank irgendwie ein sehr wohnliches Gefühl.
Der Flug an sich war sehr angenehm und kurzweilig. Das kostenlose Internet funktionierte meistens und erlaubte mir sogar, Sprachnachrichten abzuhören und zu versenden. Dennoch gab es zwischendurch längere Ausfälle, die auch die Flugbegleiter weder erklären noch beheben konnten.
Dies war besonders ärgerlich, da das Entertainmentsystem hoffnungslos veraltet und weitestgehend unbrauchbar ist. Vor allem, da der unterdimensionierte Bildschirm schon bei geringem Lichteinfall extrem spiegelt, war ich auf das Internet als Unterhaltungsprogramm angewiesen. Zudem funktionierte mein Entertainmentsystem auf dem Rückflug über die Hälfte der Zeit nicht und wurde erst nach mehrmaligem Nachfragen zurückgesetzt. Hier macht sich immer wieder die veraltete Kabine bemerkbar, denn es kommt regelmäßig zu technischen Problemen mit der Sitzelektronik oder dem Entertainmentsystem, sodass ein Reset durchgeführt werden muss. Dieser behebt das Problem dann aber immerhin meist.
Das Bett war erwartungsgemäß gemütlich und gewährte mir einige Stunden erholsamen Schlaf, obwohl ich normalerweise Schwierigkeiten habe, im Flugzeug zu schlafen. Besonders gefiel mir das schwarze und recht wertige Amenity Kit von Porsche Design, das sofort meine ausgediente Kulturtasche ersetzte.
Aber auch hier waren es wieder Kleinigkeiten, die in einer First Class eigentlich selbstverständlich sein sollten. So musste ich mehrmals nach Hausschuhen für den Flug fragen, weil diese bei Abflug nicht an meinem Platz lagen. Ich weiß, das sind Beschwerden auf sehr hohem Niveau. Aber sie reihen sich ein in die Liste vieler Kleinigkeiten, die einen negativen und achtlosen Gesamteindruck schaffen.
Warum hat mich das Catering enttäuscht?
Als Veganer hatte ich im Vorfeld natürlich das “VGML”, also das vegane Menü, bestellt und war gespannt, was man hier in der Ersten Klasse servieren würde, vor allem im Vergleich zum normalen à la carte Menü. Auf dem Hinweg war es für mich schon enttäuschend und konnte meines Erachtens nicht annähernd mit dem Angebot der gängigen Karte mithalten, aber auf dem Rückweg war das Catering dann eine absolute Katastrophe. Sicher, als Veganer hatte ich nicht die größten Erwartungen. Ich kann es auch verstehen, dass man bei den vielen individuellen Ernährungsgewohnheiten nicht in allen Bereichen dieselbe Qualität bieten kann (auch wenn ich es mir gewünscht hätte). Aber das, was ich serviert bekommen habe, war selbst einer Economy Class unwürdig und Zeugnis einer Lieblosigkeit, fehlender Kreativität und Motivation sondergleichen.
Ich habe selten etwas derart trostloses serviert bekommen und der Umstand, dass es sich um den exklusivsten und teuersten Flug einer “fünf Sterne Airline” handelte (immerhin hätte man bei einer Buchung bis zu 12.000 Euro für diesen Flug bezahlt), enttäuschte mich sehr.
Die Gerichte waren trocken, fad und optisch unansprechend. Es wirkte so, als hätte jemand wahlloses Gemüse aus einer Aluschale auf einen Porzellanteller gekippt – und ich bin geneigt zu glauben, dass es genau so war. Als Dessert gab es dann die für Veganer obligatorischen Früchte. “Veganer Cheesecake” wie ihn Emirates serviert oder ein Brownie wie bei KLM sind bei der Lufthansa anscheinend ein Oxymoron. Die anderen Passagiere bekamen da schon wesentlich aufwändigere und spektakulärere Gerichte, ansprechend angerichtet. Dazu natürlich der First Class Kaviar Service, für den es natürlich keinen veganen Ersatz gab, auch wenn man hier zweifelsohne mit etwas Kreativität genügend Spielraum gehabt hätte.
Hier gibt es strukturelle Probleme bei der Lufthansa und die konservative Airline wird es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht schaffen, moderne Ernährungsgewohnheiten ansprechend in ihr Konzept zu integrieren.
Die Flugbegleiterinnen waren sehr nett, aber absolut ratlos und leider auch nicht sehr kompetent. Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückflug konnte man mir genau sagen, was überhaupt serviert wurde. In einigen Fällen wusste man auch nicht, ob es überhaupt wirklich vegan ist. “Sie können ja einfach da drumherum essen”. Für mich ärgerlich, für Menschen mit Lebensmittelallergien absolut inakzeptabel.
Ich hätte in der First Class wirklich mehr Qualität hinsichtlich des Essens erwartet. Rückblickend war ich bei Lufthansa diesbezüglich aber eigentlich immer enttäuscht, auch in der Business Class. Da liegen andere Airlines einfach um Welten vor der Lufthansa und bieten wesentlich kreativere und qualitativere Speisen.
Wie exklusiv war der Service?
Der Service an Bord war zweifelsohne sehr gut, stets freundlich, individuell und engagiert. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war der Service am Boden. Schon am BER wurde ich persönlich durch den Sicherheitscheck der Flughafenmitarbeiter geführt und zur Lounge gebracht. In Japan konnte ich über eine Fast-Lane durch die Immigration gehen und bekam sofort mein Gepäck von einer Dame mit einem “First Class” Schild überreicht, während das Gepäck der meisten anderen noch nicht einmal auf dem Band war. Sie bot mir auch Hilfe bei der Zollanmeldung oder bei der Weiterfahrt an, aber beides hatte ich schon selbst organisiert. Dennoch war es wirklich angenehm und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich sehr daran gewöhnen könnte, so bekümmert und umsorgt zu werden. Das hat für mich maßgeblich dazu beigetragen, dass es ein exklusives Erlebnis wurde.
Fazit zu meiner ersten Einlösung mit Miles & More
Abschließend war die Einlösung durchaus ein einmaliges Erlebnis. Vor allem als “Aha-Effekt” hat die Einlösung in Bezug auf das Meilensammeln einen besonderen Wert für mich und ist Motivation, in Zukunft weiterzusammeln.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich vom Flug aufgrund der vielen kleineren und größeren Unstimmigkeiten enttäuscht war. Auch meine bisherigen Erfahrungen in der Business Class von Lufthansa sind bestenfalls mittelmäßig. Gerade mit Blick auf andere Airlines würde ich jederzeit diese vorziehen und im Zweifel sogar eine andere und längere Route wählen. Für mich stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis der Lufthansa nicht mehr, da insbesondere das Catering eine riesige Enttäuschung darstellt und die veralteten Kabinen nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Wie geht es Euch, habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?