Mit der jüngsten Bestellung neuer Airbus A330neo hat Condor die Zukunft eingeläutet. Doch wie sieht die aktuelle Flotte der Condor aus und wie könnte diese in Zukunft aussehen?
Die Luftfahrt befindet sich in einem enormen Wandel. Der Ruf nach besseren und effizienteren Flugzeugen war bereits vor der Corona-Pandemie vorhanden. Aufgrund der massiven Einschränkungen im internationalen Flugverkehr sehen sich viele Fluggesellschaften jedoch gezwungen, ihre Flottenplanung zu überdenken. Ausgedünnte und moderne Flotten werden mehr und mehr zum Standard. Wir gucken uns die aktuellen Flotten verschiedener Fluggesellschaften an und wagen einen Ausblick, wie die diese zukünftig aussehen können. Wir starten mit der Condor, die jüngst eine Bestellung über 16 Airbus A330neo offiziell mitgeteilt hat.
Die Flotte damals
Die Geschichte der Condor Flugdienst GmbH, so heißt die Fluggesellschaft tatsächlich, geht bereits viele Jahrzehnte zurück. Mitte der 1950er Jahre konnte die deutsche Fluggesellschaft ihren Flugbetrieb aufnehmen. Damals noch mit Propellerflugzeugen des englischen Typs Vickers Viking mit je 36 Sitzen. Der Fokus der Fluggesellschaft war damals schon eindeutig: Beliebte Ferienziele im Mittelmeer und Atlantik. Palma de Mallorca und die Kanarischen Inseln standen schon früh auf dem Plan. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte hat die Fluggesellschaft viele verschiedene Modelle in ihrer Flotte begrüßt und wieder verabschiedet.
Vom Airbus A300 und A310 über verschiedene Modelle aus dem Hause Boeing und McDonnell Douglas war vieles dabei. Neben Boeing 707, 727 und 737 konnte die ehemalige Lufthansa-Tochter sogar die Boeing 747-200 und -400 zu ihrer Flotte zählen. Während die Lufthansa jüngst mit der Boeing 747-8 aktuell auch Mallorca anfliegt, konnte die Baleareninsel schon den Jumbo der Condor in der Vergangenheit begrüßen. Neben Airbus und Boeing flog die Condor aber auch mit Flugzeugen des Typs DC-8 und DC-10.
All diese Flugzeuge gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Die aktuelle Flotte der Condor ist relativ überschaubar mit Flugzeugen zweier Hersteller. Während Boeing jedoch die Vergangenheit dominierte, könnte das europäische Pendant in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen – und hat es ja sogar bereits erst vor wenigen Wochen.
Die Flotte aktuell
Die aktuelle Flotte der Condor besteht aus vier verschiedenen Flugzeugtypen, wobei zwei davon einer Familie zugehörig sind. Diese kommen von den Flugzeugbauern Airbus aus Europa und Boeing aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Während auf den europäischen Strecken die Flugzeuge von Airbus als Rückgrat herausstechen, besteht die Langstreckenflotte lediglich aus Flugzeugen des US-amerikanischen Herstellers aus Seattle.
Kurz- und Mittelstrecke
Auf der Kurz- und Mittelstrecke ist die Condor mit diesen Flugzeugtypen unterwegs:
- Airbus A320-200
- Airbus A321-200
- Boeing 757-300
Vom Airbus A320-200 besitzt die Fluggesellschaft insgesamt zwölf Exemplare, zwei davon sollen aktuell jedoch aufgrund der Corona-Pandemie inaktiv sein. Diese Flugzeuge sind im Durchschnitt circa 20 Jahre alt.
Vom Airbus A321-200 befinden sich insgesamt zehn Flugzeuge in der Flotte der Condor. Davon sollen nach derzeitigem Stand sogar zehn Flugzeuge inaktiv sein. Mit durchschnittlich sieben Jahren sind diese Flugzeuge jedoch die mit Abstand jüngsten in der Flotte.
Aus dem Hause Boeing ist die Condor mit Boeing 757-300 innerhalb Europas unterwegs. 13 Flugzeuge besitzt die Ferienfluggesellschaft von diesem Exemplar, neun sollen aktuell inaktiv sein. Mit durchschnittlich 22 Jahren sind diese Flugzeuge die ältesten der Kurz- und Mittelstreckenflotte. Diese Variante war sogar extra für den Charterflugverkehr konzipiert worden.
Langstreckenflotte
Auf der Langstrecke ist die Condor ausschließlich mit Flugzeugen des Typs Boeing 767-300ER unterwegs. Ursprünglich war dieses Flugzeug ebenfalls für die Kurz- und Mittelstrecke vorgesehen. Durchschnittlich sind diese Flugzeuge der Condor bereits 26 Jahre alt und sind damit übergreifend die ältesten Flugzeuge der gesamten Flotte. Trotz des Alters haben diese Flugzeuge noch bei weitem nicht ihre maximale Kapazitätsgrenze erreicht. Aufgrund des ursprünglichen Designs war die Boeing 767 für deutlich mehr Starts und Landungen konzipiert.
Insgesamt besitzt die Condor nach aktuellem Stand 50 aktive und inaktive Flugzeuge mit einem durchschnittlichen Alter von circa 20 Jahren. Das Alter dürfte in den kommenden Jahren noch eine weitere Rolle spielen. Ein Teil der Flotte wird aber definitiv bis 2024 komplett ersetzt.
Die Flotte zukünftig
Mit dem hohen Durchschnittsalter aller Teilflotten steht der Fluggesellschaft ein enormer Wandel bevor. Immerhin hat die Airline nach Spekulationen der vergangenen Wochen für die Langstrecke bereits eine Entscheidung getroffen und damit die Zukunft der Airline eingeläutet.
Bestellung über 16 Airbus A330neo
Vor wenigen Wochen gab die Condor offiziell bekannt, eine Bestellung über insgesamt 16 Flugzeuge bei Airbus getätigt zu haben. Konkret handelt es sich dabei um Flugzeuge des Typs Airbus A330-900neo. Die ersten Flugzeuge sollen bereits im Herbst nächsten Jahres zur Flotte hinzustoßen. Nach aktuellen Informationen wird die Condor sieben Flugzeuge direkt von Airbus übernehmen. Die übrigen neun Flugzeuge sollen von mehreren Leasinggebern zur Flotte hinzustoßen.
Damit geht die Fluggesellschaft einen großen Schritt. Denn die bisherige Langstreckenflotte bestand aus Flugzeugen von Boeing. Doch auch beim Komfort und Service können Passagiere zukünftig auf ein deutliches Upgrade hoffen. Die Business Class ist aktuell in einer 2-2-2 Konfiguration mit flachen Betten, die jedoch angewinkelt in einer Schale liegen, verbaut. Durchaus möglich, dass die Condor ein neues Produkt einführen wird. Für diese neuen Flugzeuge hat der Aufsichtsrat erst kürzlich eine enorme Investition getätigt. Zudem steht die Übernahme durch den Finanzverwalter Attestor kurz bevor.
Ersatz für die Kurz- und Mittelstrecke
Auch auf der Kurz- und Mittelstrecke gilt es circa 45 Flugzeuge zukünftig zu ersetzen. Interessant dürfte vor allem der Ersatz für die Boeing 757-300 werden. Diese Flugzeuge verfügen über eine maximale Reichweite von circa 6.500 Kilometern. Bei Condor finden 275 Passagiere in Economy und Business Class Platz. Die bereits bestehenden Airbus A321-200 sind bei den Werten davon gar nicht so weit entfernt. Sie verfügen über eine maximale Reichweite von 6.000 Kilometern und bieten in verschiedenen Konfigurationen bis zu 220 Passagieren Platz.
Während die Airbus A321 jedoch noch relativ jung sind, könnte die perfekte Ergänzung dazu der neue Airbus A321neo darstellen. In der Standardvariante bietet dieser Typ bereits eine Reichweite von bis zu 7.400 Kilometern und Platz für bis zu 244 Passagiere. Der Airbus A321neo LR kann Distanzen von bis zu 7.400 Kilometern und der XLR sogar von bis zu 8.700 Kilometern überwinden. Da die Boeing 757-300 der Condor jedoch nicht wie bei US-amerikanischen Fluggesellschaften damals auf der Langstrecke über den Atlantik eingesetzt wird, würden diese beiden Varianten mit Zusatztanks meiner Meinung nach wenig Sinn in der Flottenplanung ergeben.
Damit wäre der Airbus A321neo jedoch der ideale Ersatz, um die alternden Boeing 757 zu ersetzen. Zwar bieten sie deutlich weniger Platz, dafür liegt die deutlich einfachere Crew- und Einsatzplanung in Ergänzung zum bereits vorhandenen Airbus A321-200 auf der Hand. Zudem sind die Flugzeuge der Airbus A320neo-Familie deutlich effektiver und geräuschärmer. Die Varianten für die Langstrecken würden vor allem auch keinen Sinn ergeben, da die Condor hier unterschiedliche Business Class-Produkte im Angebot hat. Ein flexibler Einsatz dieses Produkts wäre nicht gefragt. Zudem würde ich ebenso nicht erwarten, dass die Condor gänzlich neue Destinationen an der Ostküste ins Streckennetz aufnehmen möchte. Mit Fairbanks in Alaska ist der Fokus der Condor relativ eindeutig.
Bleibt nur noch die Frage, was mit den Flugzeugen vom Typ Airbus A320-200 passieren wird. Wie bereits eingangs erwähnt, sind auch diese Flugzeuge durchschnittlich 20 Jahre alt. Während diese Flugzeuge im stark reduzierten Flugplan während der Corona-Pandemie beipielsweise auch bei der Lufthansa eine bedeutende Rolle gespielt haben, sollen diese nach der Pandemie die Flotte zeitnah verlassen. Aufgrund der geringsten Passagierkapazität bedeuten diese Flugzeuge jedoch kein allzu großes Risiko. Zudem gilt auch hier dasselbe wie bei der Boeing 767. Das Ende ihres Lebenszyklus haben sie noch nicht erreicht. Dennoch wäre auch hier denkbar, dass die Flugzeuge mittelfristig mit neuen Airbus A320neo ersetzt werden könnten.
Aber warum kein Ersatz aus dem Hause Boeing? Für die Langstrecke hat sich die Condor mit dem Airbus A330neo eindeutig gegen Boeing entschieden. Mit der Boeing 787 hätte Boeing hier jedoch ein konkurrenzfähiges Produkt gehabt. Ist die Lufthansa der Condor mit ihrer Bestellung der Condor vielleicht zuvorgekommen? Man weiß es nicht. Dafür weiß man aber, dass Boeing aktuell keinen Ersatz für die Boeing 757 bieten kann. Die Boeing 737 MAX 10 ist das einzige vergleichbare Modell. Mit der mehrheitlichen Airbus-Flotte sind die Piloten aber bereits auf ein Modell geschult. Die Lizenz für den Airbus A321neo kommt quasi gratis dazu.
Fazit zur zukünftigen Flotte der Condor
Einen großen Schritt in Richtung Zukunft hat die Condor bereits eingeläutet. Ab Herbst 2022 sollen insgesamt 16 Flugzeuge vom Typ Airbus A330-900neo zur Flotte hinzustoßen. Diese sollen bis 2024 die Langstreckenflotte bestehend aus Boeing 767-300ER ersetzen. Doch auch die Kurz- und Mittelstreckenflotte wird immer älter. Ein klarer Ersatz für die Boeing 757-300 ist nicht auf dem Markt. Für mich würde der Airbus A321neo jedoch am meisten Sinn ergeben, da die Airline damit ideal die bereits vorhandenen Airbus A321-200 ergänzen könnte. Ob auch die kleinsten Flugzeuge vom Typ Airbus A320-200 mit A320neo ersetzt werden könnten, ist nach aktuellem Stand umso mehr offen.
Ich freue mich auf die Serie. Würde gerne auch ein paar Bilder von den älteren, ausgeflotteten Flugzeugen sehen. Schade, dass coronabedingt die Zeichen in der Luftfahrt auf Verkleinerung statt auf Wachstum stehen.
Wenn diese 16 Flieger im Herbst zustoßen werden sie dann direkt eingesetzt?
Danke Mats
Hallo Mats, so wie es aussieht noch nicht. Ein konkreter Plan wird aber sicherlich noch folgen.