Die US-Flagcarrier United und American Airlines sind bekanntlich nicht die besten, wenn es um Service und Komfort geht. Doch wie sieht es bei einer weniger bekannten Fluggesellschaft aus? Diese Frage haben wir uns gestellt und sind in der First Class von Hawaiian Airlines von New York zur Trauminsel Hawaii geflogen. Wie sich die Airline und ihr Produkt auf unserem 11-stündigen Flug geschlagen haben, erfahrt ihr im Hawaiian Business Class Airbus A330-200 Review.
Inhaltsverzeichnis
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – die Buchung
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – der Sitz
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – der Schlafkomfort
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – das Catering und der Service
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – das Entertainment
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – die Annehmlichkeiten
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – Mein persönliches Highlight
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – Das hätte besser sein können
- Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – unser Fazit
- Weitere Eindrücke aus der Hawaiian Business Class im Airbus A330-200
- Weitere reisetopia Airline Reviews
Obwohl es sich hier um die First Class von Hawaiian Airlines handelt und die Airline ebenfalls eine Business Class anbietet, bewerten und vergleichen wir das Produkt im internationalen Vergleich.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – die Buchung
Gebucht habe ich den Flug im Rahmen des Nordamerika-Abschnitts der American Express® Platinum Weltreise. Für sämtliche Flüge auf dieser Reise habe ich auf meinen Relationship Manager zurückgegriffen. Der Relationship Manager ist den Inhabern der American Express Centurion Karteninhabern vorbehalten und ähnelt dem Platinum Concierge-Service, ist jedoch nochmals deutlich persönlicher, da man eine dezidierte Person zugewiesen bekommt, welche die persönlichen Präferenzen kennt und berücksichtigt.
Nach ersten Recherchen meinerseits über Google Flights, welche Airlines und Bordprodukte wir auf der Reise kombinieren können, um möglichst gute Reviews zur Verfügung zu haben, habe ich die Anfrage an meine Relationship Managerin weitergegeben. Diese hat alle Flüge der Reise in einer großen Buchung durchgeführt. Dabei handelte es sich um verschiedene Zubringerflüge innerhalb Europas, einen First-Class-Flug mit British Airways nach New York, den Weiterflug von NYC nach Hawaii sowie den Rückflug von Hawaii nach Los Angeles und schließlich von Los Angeles über London nach Berlin.
Ich entschied mich, nur den Hinflug nach Hawaii mit Hawaiian Airlines zu buchen und den Rückflug mit Delta, um die Airlines miteinander vergleichen zu können. Dementsprechend war die Buchung bei Hawaiian eine One-Way-Buchung, was bei vielen Airlines einen Aufpreis bedeutet, bei Hawaiian macht dies jedoch keinen Unterschied. Ich habe umgerechnet 1.970 Euro für einen Sitz in der Hawaiian First Class bezahlt, die international aber eher als Business Class zu bewerten ist. In Anbetracht der Strecke und Flugzeit erschien mir der Preis fair.
Der wegfallende Umstieg an der US-Westküste (zum Beispiel in Los Angeles oder San Francisco, wo die meisten Flüge nach Hawaii abgehen) bedeutet eine große Zeitersparnis und ist daher stark nachgefragt. Außerdem sind Flugpreise in den USA, vor allem für Premium-Produkte wie die First Class, oftmals hochpreisig. In Anbetracht dieser Fakten empfand ich den Flugpreis zum Zeitpunkt der Buchung dennoch als sehr fair – dies sollte sich während des Fluges jedoch ändern.
Der Flug in der Hawaiian Business Class im Airbus A330-200 fand im Mai 2024 statt.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – der Sitz
Eingesetzt wurde bei meinem Flug in einer der Airbus-A330-Maschinen von Hawaiian Airlines der klassische Hawaiian-Lie-Flat-First-Class-Sitz in einer 2-2-2-Konfiguration. Dieser Sitz wurde speziell für Hawaiian entworfen und ist daher kein Flugzeugsitz von der Stange. In den neuen Dreamliner-Flugzeugen von Hawaiian wird ein gänzlich anderes Produkt eingesetzt, das der Q-Suite von Qatar ähnelt. Dieses ist aber äußerst selten und wird auf der Langstrecke zwischen dem Flughafen JFK (New York) und Honolulu (Hawaii) nicht eingesetzt. Auch wenn es sich um ein Full-Lie-Flat-Sitzprodukt handelt, bemerkte ich bereits beim Einstieg in das Flugzeug, dass die Sitze sehr schmal sind, was sich im Laufe des Fluges als kleine “Qual” herausstellen sollte.
Der Sitz an sich wirkt auf den ersten Blick solide, jedoch merkt man, dass es sich um eine nicht ganz durchdachte Eigenentwicklung handelt. Es scheint, als wollte man etwas Cooles oder Besonderes entwickeln, aber nach dem ersten Brainstorming nicht weiter verfeinern. Genau so wirkt das Ergebnis. Der Sitz selbst ist sehr hart und bietet fast keine Polsterung. Trotz der 2-2-2-Anordnung ist der Nachbar etwas abgetrennter, zum Schlafen gibt es sogar ein kleines Milchglasfenster, das man hochziehen kann.
Ich saß auf Sitz 1A und musste, da ich am Fenster saß, immer leicht über meine Nachbarin “hinüberklettern”, wenn ich zum Beispiel zur Toilette wollte. Der Sitz bietet fast keine Ablagemöglichkeiten, was eines der größten Mankos ist. Weder an den Seiten des Sitzes noch in kleinen Fächern im Inneren lassen sich Dinge ablegen. Lediglich eine Halterung für eine Wasserflasche ist in der Mitte eingebaut, neben einer US-Steckdose und einem USB-A-Anschluss.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Business- oder First-Class-Produkten lässt sich der Sitz nicht per Tasten am Stuhl oder über eine Fernbedienung verstellen. Stattdessen gibt es nur ein kleines Rad an der Seite, mit dem die Neigung eingestellt werden kann, bis hin zur flach liegenden Position. Dabei bleiben jedoch viele Einstellungsmöglichkeiten außen vor. Es ist zwar einfach und intuitiv, aber definitiv kein Premium-Produkt. Der Sitz ist auch nicht sonderlich groß: Mit meinen 183 Zentimetern kam ich in der liegenden Position bereits am Ende an die Wand, was ich selten bei Airlines erlebt habe.
Was mich jedoch am meisten gestört hat, war die Breite des Sitzes – ich bin nicht besonders breit gebaut, dennoch passte ich nur schwer in den Sitz der A-Reihe. Ich weiß nicht, ob es bei den Gangplätzen anders ist, jedoch stieß ich immer wieder an meine Grenzen, und es war dementsprechend relativ ungemütlich, außer wenn ich seitlich lag. Sowohl das Sitzen als auch das Liegen boten daher keinen idealen Komfort.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – der Schlafkomfort
Wie sonst bei vielen Business- und First-Class-Produkten auf der Langstrecke gab es in der First Class von Hawaiian Airlines leider keinen Schlafanzug, was ich sehr schade fand. Glücklicherweise hatte ich mich bereits mit einer Jogginghose darauf vorbereitet.
Dafür gab es jedoch sowohl eine etwas dickere Decke als auch ein relativ komfortables Kissen. Zusätzlich erhielt man gemeinsam mit den anderen Produkten eine Art “Matratzen-Topper”, der über den Sitz gespannt werden konnte. Leider lagen alle Produkte bereits zu Beginn auf den Sitzen, was zu relativ wenig Platz während des normalen Fluges führte. Auch musste man das Bett selbstständig machen. Das ist zwar kein Problem, dennoch erwarte ich bei einem Flug dieser Klasse etwas mehr Service – vor allem, wenn die Crew sieht, dass viele der Passagiere Probleme beim Spannen der “Matratze” haben.
Der Flug war zwar offiziell ein Tagflug, doch während des Großteils des Fluges wurden die Fenster abgedeckt und Nacht simuliert, was einen quasi zum Schlafen zwang. Trotz extremer Müdigkeit meinerseits durch Jetlag und volle Tage zuvor bekam ich die Augen leider nicht zu. Auch wenn es grundsätzlich an nichts fehlte – Lie-Flat, kleiner Topper, Matratze, Decke und Kissen waren vorhanden –, schränkte die Enge des Sitzes den Komfort so stark ein, dass es schwer war, sich zu entspannen. Man blieb konstant in einer angespannten Haltung. So ging es nicht nur mir, sondern sichtlich auch vielen anderen Passagieren. Für kleinere Personen könnte es jedoch einfacher sein.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – das Catering und der Service
Leider hat der Service nicht viel mehr hergegeben als bei anderen US-Carriern, kurz gesagt: Fast nicht vorhanden. Es gab natürlich eine Crew, aber das Flugzeug wirkte unterbesetzt, denn für die gesamte “First Class” waren gerade einmal zwei bis drei Flugbegleiterinnen im Einsatz, zumindest soweit ich es beurteilen konnte. Das Problem war nämlich, dass man nie wusste, wer wohin gehört und wen man ansprechen kann. Alle wirkten relativ distanziert und verschwanden immer wieder. Nachdem das erste Essen kurz nach dem Start serviert wurde, war die Crew stundenlang nicht zu sehen. Natürlich hat auch die Crew einen Ruhebereich und ist nicht immer erreichbar, doch meist bleibt mindestens eine Person in der Galley. Selbst beim Drücken des Service-Knopfes kam niemand.
Grundsätzlich wurde nur das Allernötigste getan, Fragen wurden abweisend beantwortet, und mehr als das Nötigste gab es nicht. So hatten wir eine Mahlzeit kurz nach dem Start und eine vor der Landung. Zwischenzeitlich konnte man sich selbst in der Galley mit Snacks versorgen. Zu den Mahlzeiten wurden Getränke angeboten, aber es wurde weder nachgeschenkt noch gefragt, ob man weitere Getränke möchte. Zwischen den Mahlzeiten musste man auf das stille Wasser zurückgreifen, das sich am Sitz befand.
Eine kleine Aufmerksamkeit, die bei internationalen Airlines Standard ist, in den USA jedoch oft fehlt, gab es dennoch: Noch vor dem Start wurde ein Willkommensgetränk serviert, jedoch war dies kein Champagner, sondern entweder Wasser oder ein hawaiianischer Saft. Auch vor der Hauptmahlzeit gab es immerhin ein paar Nüsse.
Als Hauptgericht hatte ich eine Hühnchenbrust mit Kartoffeln und Ofengemüse, dazu einen Tofusalat und ein Brötchen. Als zweite Mahlzeit vor der Landung gab es wieder Hühnchen, diesmal in Form eines Nudelauflaufs.
Das Essen war generell nicht das Beste. Es war essbar, aber mehr auch nicht – beide Male konnte ich es persönlich nicht aufessen und blieb während des Fluges eher hungrig, was natürlich nicht Sinn der Sache ist. Ich würde es eher mit mittelmäßigem Economy-Essen vergleichen, nur in schönerem Geschirr. Grundsätzlich gibt es sowohl beim Service als auch bei der Qualität des Essens aus meiner Sicht deutliches Verbesserungspotenzial. Im internationalen Vergleich ist dies kaum konkurrenzfähig.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – das Entertainment
Auch beim Entertainment-System hat sich Hawaiian etwas anderes ausgedacht: Statt reguläre Monitore mit Fernbedienungen anzubringen, hat die Airline lediglich einen kleinen Ständer im Sitz eingebaut, den man neben den Tisch herausziehen kann. Nach dem Start erhält man dann ein iPad, das dort befestigt werden kann. Auf dem iPad sind verschiedene Programme vorinstalliert – es gibt sowohl eine Auswahl an Filmen als auch an TV-Sendungen und Serien sowie ein paar Spiele. Grundsätzlich gefiel mir die Auswahl sowohl älterer als auch einiger neuerer Filme, jedoch waren es eher Klassiker und weniger aktuelle Blockbuster. Zudem war die Auswahl begrenzt, sodass man nur eine limitierte Anzahl an Optionen hatte.
Die Idee mit dem iPad fand ich grundsätzlich gut, da man es auch einfach in der Hand halten kann. Allerdings wird es unpraktisch, wenn man zum Beispiel im Liegen etwas anschauen möchte. Zudem muss man für das iPad immer wieder einen Platz finden, egal ob man aufstehen oder sich hinlegen möchte, und dieser Platz ist leider nicht vorhanden. Ein stationärer, montierter Bildschirm ist hier deutlich praktischer.
Zusätzlich zum iPad wurden Noise-Cancelling-Kopfhörer ausgehändigt. Auch wenn es ein älteres Modell war, funktionierten sie relativ gut. Es gab jedoch keinen Schutz oder Ähnliches, sodass man darauf vertrauen musste, dass sie gründlich gereinigt worden waren. Internet gab es an Bord des Airbus A330-200 nicht.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – die Annehmlichkeiten
Bei meinem Flug erhielt ich auch ein kleines Hawaiian Airlines Amenity Kit. Dieses war zwar grundsätzlich kleiner und weniger befüllt als üblich bei Amenity Kits – zum Beispiel gab es keine Cremes oder Ähnliches – dafür gefiel mir das nachhaltige Design sehr. Ein Punkt, den ich an dieser Stelle noch einmal hervorheben möchte, ist das Nichtvorhandensein einer Lounge. Zwar gehört Hawaiian Airlines zu keiner großen Allianz, trotzdem hat sich die Airline zumindest am Flughafen JFK keine Mühe gegeben, eine Lounge oder eine ähnliche Alternative für ihre First-Class-Passagiere zur Verfügung zu stellen. Stattdessen konnten wir glücklicherweise die American Express Centurion Lounge durch meine Centurion-Karte nutzen.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – Mein persönliches Highlight
Ein kleines, aber besonders charmantes Detail und gleichzeitig mein persönliches Highlight auf dem Flug waren die Salz- und Pfeffer-Päckchen. Diese waren in Form eines kleinen hawaiianischen Hemdes gestaltet, was einen sofort an die tropische Inselkultur erinnerte und für ein Lächeln sorgte.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – Das hätte besser sein können
Leider gibt es viele Punkte, an denen Hawaiian arbeiten kann, neben dem Sitz, der meiner Meinung nach wirklich schlecht geworden ist, fand ich auch das Unterhaltungssystem sowie das Essen schwach. Das Fehlen einer Lounge ist natürlich auch ein Punkt, aber was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist der sehr schlechte Service, der einfach viel zu schwach und unfreundlich war.
Hawaiian Business Class Airbus A330-200 – unser Fazit
Auch wenn der Preis für ein Business/First-Class-Ticket, vor allem bei der Distanz, zunächst sehr fair klingt, konnte der Service nicht mit dem Produkt mithalten. In Zukunft würde ich höchstwahrscheinlich einen Umweg über die Westküste machen und auf eine andere Airline zurückgreifen.
Weitere Eindrücke aus der Hawaiian Business Class im Airbus A330-200
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Es heißt übrigens Lie-flat Seat und nicht lay-flat
Hi Dieter, danke für den Hinweis, haben wir angepasst 🙂 Liebe Grüße
“Die US-Flagcarrier United und American Airlines sind bekanntlich nicht die besten, wenn es um Service und Komfort geht”
Belege für diese Aussage?
Hallo Hans,
Da es sich bei unseren Reviews immer um persönliche Erfahrungsberichte handelt, steht die eigene Meinung im Fokus. Unser Autor Jonas ist Vielflieger und blickt daher auf viele Reisen auch in und innerhalb der USA zurück, wodurch er ebendieses Fazit zieht.
Umso schöner, wenn Du bei den betreffenden Airlines positivere Erfahrungen gemacht hast.
Liebe Grüße
Das spottet doch jedem (journalistischen) Standard!
Gruß
Was die Crew gemacht hat, grenzt ja quasi an Arbeitsverweigerung. Siehe auch schon der Delta Flug. Hast du mal an ein entsprechendes negatives Feedback an Hawaiian gedacht?
Als kleiner Hinweis: Das von Jonas getestet Flugzeug ist ein A330-200 und kein Dreamliner. Zum einen an den klassischen Window Shades, der Kabinen Konfiguration und der Insta Story vom ATW damals zu erkennen. Zudem wird der Flug eigentlich dauerhaft mit einem A330-200 bedient 😉
Hallo Jan Niklas, da hast du selbstverständlich recht – das werden wir anpassen. Vielen Dank für den freundlichen Hinweis! Liebe Grüße
Liebe Grüße zurück ✌🏼
Guter Review, Flug klingt halt aber echt richtig richtig schwach 😂😂😂
Also Delta und United fliegen auch nonstop diese Strecke. Somit ist die Aussage, dass es die einzige Option wäre, schlicht falsch
Hallo Pete, vielen Dank für deinen Kommentar. Da hast du natürlich recht, das haben wir gerne im Artikel korrigiert. Viele Grüße!