In den letzten Monaten musste eine große Anzahl an Flugzeugen am Boden bleiben. Die Corona-Pandemie hat zeitweise zu einem weltweiten Grounding geführt und bei Maschinen, die darauf ausgelegt sind, permanent in der Luft zu sein, treten bei mangelnder Wartung Probleme auf, wie aero.de berichtet.

Gerade erst haben wir darüber berichtet, dass rund 2.000 Boeing 737 zu einem vorsorglichen Check müssen, da es in ihren Triebwerken bei einem Ventil des Zapfluftsystems zu Korrosion kommen kann. Der Grund dafür: die ungewöhnlich lange Standzeit bedingt durch das Grounding. Zwar geht der Flugbetrieb vieler Airlines langsam wieder los, das volle Potenzial kann trotzdem noch nicht ausgeschöpft werden. Wie die Airlines die Maschinen einsatzfähig halten, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Zwei Optionen: Parken oder Lagerung

Wenn Flugzeuge nicht mehr fliegen können, bedeutet das nicht, dass sie keine Arbeit verursachen. Ganz im Gegenteil – Flugzeuge, die stillstehen haben ganz bestimmte Bedürfnisse und sind dabei sehr wartungsintensiv. Je nach absehbarer Dauer des Stillstandes oder des Instandhaltungsaufwandes kommt entweder eine Lagerung oder das Parken infrage. Für beide Begriffe gibt es keine eindeutige Definition, jedoch kann man in der Regel davon ausgehen, dass Flugzeuge bis zu einem halben Jahr lang geparkt und bis zu zwei Jahren gelagert werden können. Es ist wichtig zu wissen, was mit dem jeweiligen Flugzeug geschehen soll, denn die beiden unterschiedlichen Optionen entscheiden sich signifikant in ihrem Aufwand.

Grounding Dusseldorf

Aero.de berichtet beispielsweise, dass einer fachgerechten Lagerung eines Airbus A330 rund 300 Arbeitsstunden vorausgehen müssen, für das Parken lediglich 30 bis 60. Dafür muss während des Parkens intensiver gewartet werden, als während der Lagerung. Meistens wird sich daher zunächst für das Parken entschieden, da man zur Not zu einem späteren Zeitpunkt immer noch einlagern kann. Beide Varianten sind allerdings sehr zeit- und kostspielig und es zeichnet sich ab, warum stehende Flugzeuge für Airlines eine enorme wirtschaftliche Belastung darstellen.

Empfindlichster Teil des Flugzeugs sind die Triebwerke

Wie man unserem Artikel über die Boeing 737 entnehmen konnte, sind die Triebwerke ein besonders sensibler Part des Flugzeugs. Um sie zu schützen, werden sie abgedeckt oder bei sehr langen Standzeiten sogar abmontiert und eingelagert. Auch alle Öffnungen, wie zum Beispiel Lüftungsventile müssen versiegelt werden, wenn das Flugzeug eingelagert werden soll, damit nichts in das Innere gerät, das dort nicht reingehört. Sensoren und Messapparate werden ebenfalls durch Abdeckungen geschützt und selbst das Fahrwerk sollte mit Folie abgedeckt werden. In der Kabine werden Luftentfeuchter aufgestellt, sodass sich auf den Sitzpolstern kein Schimmel bilden kann.

Wenn alles je nach Art der Stilllegung vorbereitet ist, kann das Flugzeug geparkt beziehungsweise eingelagert werden. Doch auch dann geht der Instandhaltungsaufwand weiter. Ist das Flugzeug “nur” geparkt, finden sehr regelmäßige Wartungsarbeiten statt. Es muss etwa eine wöchentliche Inspektion geben, die Räder müssen zweiwöchentlich eine Viertelumdrehung bewegt werden, Bremstests finden statt und auch die Klimaanlage muss regelmäßig eingeschaltet werden. Monatlich werden die Triebwerke im Leerlauf betrieben, um ihre Funktionsfähigkeit zu testen und den ungleichmäßigen Druck auf die Lager zu nehmen. Alle drei Monate etwa sollten geparkte Flugzeuge einen etwa 45-minütigen Werkstattflug durchführen, um alle notwendigen Funktionen zu testen.

Triebwerk Wartung Grounding

Auch die Tanks müssen überprüft werden. Das Flugzeug kann, aber muss nicht mit vollem Tank abgestellt werden. Um jedoch anschließend zu verhindern, dass die Tankflüssigkeit kontaminiert wird, werden Kraftstoffproben entnommen und bevor das Flugzeug wieder fliegt, eine Laboruntersuchung vorgenommen. Die Witterung spielt ebenfalls eine Rolle und muss permanent beachtet werden. Im europäischen Klima ist besonders der Wind ein Problem für stehende Flugzeuge. Ist dieser zu stark, können sie ihre Standposition nicht halten und werden vom Wind hin und her gerüttelt. Abgesehen davon sind die hiesigen Wetterverhältnisse für die Flugzeuge gut aushaltbar, auch wenn sie gegebenenfalls nicht ganz so ideal wie die einiger sehr trockener Regionen sind.

Die vielen Wartungsarbeiten sind zwar zeitintensiv, aber trotzdem notwendig. Sie bereiten die Flugzeuge auf den Fall vor, dass der Flugbetrieb wieder losgehen kann. So braucht ein geparktes und dauerhaft gewartetes Flugzeug lediglich um die 20 Stunden, um wieder voll einsatzbereit zu sein. Ein Gelagertes dagegen benötigt bis zu 120 Arbeitsstunden. Dennoch kann es insbesondere bei sehr langen Standzeiten lohnenswert sein, ein Flugzeug einzulagern statt zu parken, denn die oben beschriebenen Instandhaltungsmaßnahmen sind sehr aufwendig.

Wohin mit den Flugzeugen?

Normalerweise ist immer ein Großteil der Flotte in der Luft, daher hat nicht jedes Flugzeug seinen eigenen Stellplatz. In der jetzigen Situation, in der so viele Flugzeuge gleichzeitig gegroundet sind, stellt sich also die Frage, wo sie alle parken beziehungsweise gelagert werden können. Die Lufthansa zum Beispiel stellt alle Maschinen, die sie nicht mehr in ihren Hauptdrehkreuzen Frankfurt und München unter bekommt auf dem bisher noch nicht eröffneten Flughafen Berlin-Brandenburg ab.

Grounding Zurich

Die Swiss stellt ihre nicht benötigten Flugzeuge auf dem Flughafen Dübendorf nahe Zürich ab. In Amerika sind trockene Orte wie zum Beispiel der Pinal Airpark in Arizona oder das Roswell International Air Center in New Mexico sehr beliebt. Für die europäischen Flugzeuge ergibt es aber aus finanziellen Gesichtspunkten keinen Sinn, den Kontinent zu überqueren, um die etwas besseren Standbedingungen zu erhalten.

Fazit zum Umgang mit stillgelegten Flugzeugen

Wie Flugzeuge, die vorerst nicht mehr fliegen behandelt werden, ist ein spannendes Thema, das Aufschluss darüber gibt, weshalb ein Grounding so folgenschwer für Airlines ist. Es ist mehr als deutlich, dass es sehr arbeits- und kostenintensiv ist, die Flugzeuge in einem Zustand zu halten, der eine möglichst schnelle Wiederinbetriebnahme ermöglicht. Daher kann man hoffen, dass der aktuelle Trend vieler Airlines, den Luftbetrieb jedenfalls teilweise wieder aufzunehmen, sich fortsetzt und zu lange Standzeiten vermieden werden können.

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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