Die Forderungen werden in den vergangenen Monaten und Jahren lauten. Nach Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) könnte ein Ende der innerdeutschen Flüge schon bald Realität werden.

In Frankreich ist es schon beschlossen, in Spanien denkt man darüber nach. Inlandsflüge werden oder sollen verboten und ersetzt werden. Trotz des verhältnismäßig geringen Anteils an der CO2-Belastung setzen Experten und Politiker gerne genau hier im Kampf gegen den Klimawandel an. Nach Ansicht der Bundesforschungsministerin Karliczek könnte das Ende innerdeutsche Flüge schon bald Realität werden, wie unter anderem aero berichtet.

“Personenverkehr effizienter organisieren”

Frankreich hat ein Inlandsflugverbot bereits Anfang April formell beschlossen. Dabei werden Inlandsflüge jedoch nicht per se verboten. Fluggesellschaften dürfen demnach zukünftig keine reinen Inlandsflüge mehr verkaufen, sofern das Ziel auch in unter 2,5 Stunden mit dem Zug erreichbar ist. Nur noch Fluggäste, für die die innerfranzösische Strecke ein Anschluss- oder ein Zubringerflug darstellt, können in Zukunft auf bestimmten Routen fliegen. Während in Frankreich dieses Vorhaben vor allem dafür kritisiert wird, dass es zu lasch ist und die meistgeflogenen Strecken auch weiterhin mit dem Flugzeug absolviert werden dürfen, denken andere Länder überhaupt erst über ähnliche Maßnahmen nach – so zuletzt auch Spanien.

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Doch auch in Deutschland wird ein mögliches Inlandsflugverbot schon seit längerer Zeit debattiert und sogar zum zentralen Thema vor den kommenden Bundestagswahlen gemacht. Die Lufthansa forciert derweil ihre Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und auch der britische Lowcost Carrier easyJet hat erstmals eine Partnerschaft im Osten Deutschlands mit dem Bahnkonzern bekannt gegeben. Für die Fluggesellschaften ist dennoch klar: Ein Inlandsflugverbot komme nicht infrage. Die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings sind die einzigen Fluggesellschaften, die noch massiv innerdeutsche Verbindungen anbieten. Und daran möchten sie in Zukunft auch festhalten.

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Die Linken betonen, dass auch in Deutschland rund 42 Prozent aller Inlandsflüge durch Bahnfahrten unter vier Stunden Fahrtzeit ersetzt werden könnten. Zwar ist das Bahnnetz hierzulande nicht mit dem französischen vergleichbar, dennoch eine grundsätzlich mögliche Alternative. Der Vorwurf vieler Passagiere lautet dennoch: Die Abläufe seien zu unsicher und zu wenig aufeinander abgestimmt. Genau hier möchte die Bundesforschungsministerin Karliczek ansetzen und den Personenverkehr effizienter organisieren, indem etwa Schnellstrecken errichtet oder ausgebaut werden. Paradebeispiel dürfte dafür wohl die ICE-Verbindung zwischen Berlin und München sein.

Ist die Bahn aktuell eine Alternative?

Aktuell müssen Fluggesellschaften und Reisende noch auf das derzeitige Bahnnetz zurückgreifen. easyJet baut auf das vorhandene Regional- und Fernnetz im Osten Deutschlands, mit dem Berliner Hauptstadtflughafen in der zentralen Rolle. Der Aktionsplan der Lufthansa mit der Deutschen Bahn sieht vor, dass Passagiere zwischen den großen Metropolen und ihren Drehkreuzen schnell und einfach auf die Bahn umsteigen können. Expressverbindungen sollen extra dafür eingerichtet werden. Karliczek möchte nicht länger warten und weitere Schnellfahrstrecken errichten.

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Die Deutsche Bahn ist jedoch stark verschuldet. Dennoch möchte die CDU-Politikerin diesen Punkt im nächsten Koalitionsvertrag fixieren und angehen. Mit Verweis auf das Hochwasser im Westen Deutschlands drängt sie auf eine schnelle Lösung. Weitere Forschungen sollen beweisen, dass der Mensch Hauptverursacher des Klimawandels seit Beginn der Industrialisierung ist.

Flugzeug Tank SAF Kerosin

Auch die Europäische Union verschärft deshalb die Klimaziele. Dafür wurde das Klimapaket “Fit for 55” erarbeitet beziehungsweise die bisherigen Maßnahmen darin verschärft. Dabei geht es ganz allgemein gehalten um die Reduzierung der Treibhausemissionen um 55 Prozent bis 2030. Das neue Programm umfasst insgesamt zwölf Gesetzesvorschläge, die vor allem auch die europäische Wirtschaft in allen Zweigen zu massiven Änderungen anregt. Damit soll auch der CO2-Preis erhöht, höhere Energiesteuern und neue Standards bei der Neuzulassung von Fahrzeugen eingeführt werden. Die Lufthansa befürchtet massive Nachteile gegenüber auswärtiger Fluggesellschaften.

Fazit zu den Aussagen Karliczeks

Der Kampf gegen den Klimawandel ist ungebrochen. Auch die CDU macht das Thema zu einem elementaren Teil ihres Wahlkampfes zur anstehenden Bundestagswahl. Bundesforschungsministerin Karliczek möchte Druck machen und schon bald den Personenverkehr effizienter und nachhaltiger gestalten. Inlandsflüge sollen ihrer Meinung nach dann schon bald der Vergangenheit angehören. Die Vorhaben sind nachvollziehbar, die Deutsche Bahn und ihre Mitbewerber stellen nach Ansicht vieler Passagiere und der Branche jedoch noch nicht die Alternative dar, die sie sein muss, um diesen Schritt bewältigen zu können.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Die Meinung der Bundesforschungsministerin ist so unbedeutend wie die Nachricht, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist. Sie nutzt halt die Gelegenheit, sich außerhalb ihrer Zuständigkeit noch einmal in Erinnerung zu bringen, bevor sich nach der Bundestagswahl im nächsten Monat voraussichtlich kein Mensch sich mehr an Frau Karliczek erinnern und sie in der Versenkung verschwinden wird.

  • Populistisches Quatschthema. Wird niemanls kommen weil: wenn ich nicht mehr Düsseldorf – Frankfurt oder besser z.B. Berlin Frankfurt fliegen kann, flieg ich halt direkt über ein Auslandsdrehkreuz wie Amsterdam, Paris, LHR oder Madrid. Macht dann auch keinen Unterschied ist aber ein enormer Wettbewerbsnachteil für die Lufthansa.

    Und man muss diese Flieger um wirtschaftlich zu arbeiten auch mit echten Inlandsfliegern vollmachen. Die Bahn ist nunmal nicht konkurenzfähig… Am Ende wird’s wohl über den Preis gesteuert.

  • Erst mal sollen uns es die Volksvertreter vormachen! Besonders die, die es von uns verlangen!

    Wie soll ich von STR nach FRA mit dem Zug und Gepäck kommen (3Stk)? Das Gepäck kann ich erst in FRA aufgeben.
    Ich fahre dann eben mit dem PKW. Und ich fahre ganz sicher mit einem PKW, der genauo bequem ist wie der unserer Volksvertreter.

  • Erst letztens mit der Bahn zum Airport gefahren.. Fahrgast im Gleis.. und schon war der Flug hin.

    Leider gibt es bei der Bahn zu viele Ungewissheiten…. um safe und entspannt am Airport anzukommen.

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