Kommt das Ende des Airbus A380 verfrüht, oder ist es tatsächlich der richtige Zeitpunkt, den Superjumbo in die Wüste zu schicken? Diesen Fragen wollen wir uns mit Euch in der neusten pro/contra-Ausgabe stellen!
In unserer pro/contra-Serie diskutieren zwei unserer Autoren im Artikel-Format über ein bestimmtes Thema. Die Themen reichen von aktuellen bis hin zu allgemeinen, wichtigen, oder einfach interessanten Themen, die uns – und hoffentlich auch Euch – derzeit bewegen. Jeder Autor übernimmt dabei entweder den Pro- oder den Contra-Part, je nachdem, welche Seite, beziehungsweise welche Meinung vertreten wird. In dieser Ausgabe von pro/contra beschäftigen sich Tobias und Max mit der Frage, ob das Ende des Airbus A380 beim Großteil der Fluggesellschaften verfrüht ist. Und wenn ja – was spricht für das Aus? Wenn nein – warum sollten die Airlines weiterhin auf den A380 setzen? Dabei wird Max den Pro- und Tobias den Contra-Part übernehmen und entsprechend der Meinungen versuchen, diese zu stützen und zu vermitteln. Wir freuen uns auch auf Eure Meinung – wie schätzt Ihr die Situation mit dem Airbus A380 mit Blick auf die aktuelle Situation und die Zukunft? Diskutiert gern mit uns mit!
Der Artikel wurde bereits vor ein paar Wochen verfasst. Deshalb kann es bei den einzelnen Flugangaben bereits zu Änderungen gekommen sein!
pro: Das Ende kommt zum richtigen Zeitpunkt
Mein Herz blutet beim Anblick der Bilder eingemotteter oder – noch schlimmer – verschrotteter Airbus A380 in Teruel & Co.. Und doch, so sehr mir das als Luftfahrtenthusiasten auch Schmerzen bereiten mag, kann ich es verstehen. Ich kann verstehen, dass Fluggesellschaften weltweit dem Superjumbo den Rücken kehren und ihn vermehrt ausmustern. Und ja, es ist richtig. Aber warum? Das hat sicherlich viele Gründe, aber jene, die für mich auf der Hand liegen, möchte ich im Folgenden behandeln.
Vermutlich kam der Airbus A380 zu spät auf den Markt. Der Erstflug des Vierstrahlers fand am 27. April 2005 statt. Die Entwicklung des A380 geht aber sogar bis in die 80er Jahre zurück. Mit ersten Machbarkeitsstudien, Mitte der 1990er Jahre kam der europäische Flugzeugbauer Airbus mit Blick auf die damalige Marktsituation zum Entschluss, dass es die richtige Zeit für ein Flugzeug dieser Größe sei. Letztlich begann die Produktion erst im Jahr 2001. Erstkundin war Singapore Airlines, die ihren ersten Superjumbo 2006, und damit ein Jahr zu spät, erhielt. Insgesamt wurden bei Airbus 249 Exemplare des größten Passagierflugzeuges der Welt bestellt, bis der Flugzeugbauer im Jahr 2019 ankündigte, die Produktion einzustellen. Nach nur wenigen Jahren ist also Schluss. Zum Vergleich: Die Flugzeuge der Airbus A320-Familie werden seit 1987 in Serie produziert – und das bis heute.
War die Zeit des Airbus A380 also schon vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hatte? Gewissermaßen, denn die Marktsituation in den 1990er Jahren mag einem solchen Flugzeug noch recht gegeben haben, doch mehrere Wendepunkte in der Luftfahrt – darunter etwa auch der 11. September 2001 (im selben Jahr begann die A380-Produktion) – veränderten die Branche markant. Neustes Beispiel ist natürlich die Coronavirus-Pandemie, die die Luftfahrt in ihre wohl größte Krise der Neuzeit stürzte. Doch schon davor standen die Zeichen bei den Airlines mit Blick auf den A380 auf Abschied. Die Kosten für den Betrieb der Vierstrahler stiegen, während sie nur profitabel flogen, wenn sie nahezu bis auf den letzten Platz gebucht waren. Das macht den A380 zu unflexibel und zu unwirtschaftlich. Die Zukunft wird den effizienteren, kleineren und flexibleren Zweistrahlern gehören à la Airbus A350 und Boeing 787.
Die Corona-Krise sorgt eigentlich nur für den letzten Sargnagel, der womöglich dann doch etwas früher geschlagen wurde, aber abzusehen war es seit geraumer Zeit. Manch einer würde womöglich so weit gehen zu sagen, dass der Airbus A380 nie hätte entwickelt werden dürfen. Entwicklungskosten von zwölf Milliarden Euro, wobei ein Drittel aus Steuergeldern stammt, ließen den A380 in noch schlechterem Licht dastehen. Dabei gibt es unter den Airlines auch Befürworter des Doppeldeckers – zumindest einen: Emirates. Die Golf-Airline betreibt derzeit insgesamt 120 Airbus A380 und erwartet zudem noch zwei letzte Exemplare. Damit ist Emirates auch die „Endkundin“ des Jets, der bei der Fluggesellschaft aus Dubai das Zugpferd und die Grundmauern der gesamten Flotte darstellt. Bei Emirates spielt der A380 entsprechend die wichtigste Rolle, weshalb die Airline immer wieder versuchte, Airbus davon zu überzeugen, eine neo-Variante des A380 zu entwickeln, ähnlich wie es bei der A320-Familie der Fall ist.
Doch mehr als ein A380plus kam dabei nicht heraus und damit zu wenig für die Fluggesellschaften und auch Emirates schien enttäuscht. Dennoch plant die Airline den Superjumbo noch viele Jahre einzusetzen – ein Novum in der Luftfahrtbranche mit Blick auf den A380. Übrigens zeigt sich auch am Beispiel der Konkurrenz die schwierige Situation von gewissermaßen zu großen Flugzeugen: Die aktuellste Version des Jumbos, die Boeing 747-8, soll im kommenden Jahr zum letzten Mal gebaut werden. Hier wurden zuletzt zudem fast ausschließlich Frachtversionen der „Queen of the Skies“ produziert. Denn die 747 kämpft mit denselben Problemen, wie der A380: Zu unflexibel, zu unwirtschaftlich, zu groß.
Auch das Konzept des Hub-Verkehrs, für die sowohl der A380 als auch die 747 prädestiniert sind, ging nicht auf. Viele Airlines haben das erkannt und setzen vermehrt auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr, statt auf Umsteigeverbindungen. Dafür eignen sich die großen Jets natürlich nicht – A350, A330, 787 und 777 dagegen schon. Und selbst mit einem Fokus auf das Hub-System sind auch die kleineren Maschinen dafür bestens geeignet. Sind diese doch leicht zu füllen und im Zweifel können Frequenzen einfach erhöht werden und mehr Maschinen eingesetzt werden. Natürlich hoffe ich als Luftfahrtnerd sehr, dass uns der Airbus A380 – der besonders bei Passagieren auch dank des hohen Komforts sehr beliebt ist – noch lange erhalten bleiben wird. Doch die Realität ist eine andere, ganz klar. Wenngleich wir in der jüngsten Zeit eine kleine Renaissance des Airbus A380 erleben, wird diese – bis auf Emirates – nicht von Dauer sein – leider.
contra: Der Airbus A380 wird uns noch viel Freude bereiten
Totgesagte leben bekanntlich länger – so auch der Airbus A380. Zum Glück, denn der gigantische Doppeldecker ist ein Flugzeug, das sowohl für Massen ausgelegt ist als auch weiterhin Massen begeistert. Als kleines Kind habe ich die Boeing 747 bewundert – ein Flugzeug mit zwei Decks – für mich als kleiner Junge unvorstellbar. Und dann kam der Airbus A380, ein Flugzeug eines noch größeren Ausmaßes. Die Tatsache, dass sich alle Doppeldecker zwischenzeitlich am Boden befanden, hat mir wie auch Max im Herzen wehgetan. Doch langsam scheint sich die Gesamtsituation rund um den Airbus A380 zu verbessern. Zur Faktenlage:
Emirates setzt weiterhin auf Airbus A380. Nach zunächst nur wenigen Strecken, auf denen der A380 zum Einsatz kam, konnte die Fluggesellschaft das Streckennetz sukzessive ausbauen. Mittlerweile fliegt Emirates mit dem Doppeldecker weltweit Ziele an, einzig auf Flügen nach Australien und Südamerika kommt der A380 noch nicht zum Einsatz. Sowohl in Europa als auch in Nordamerika fliegt Emirates wieder eine Vielzahl an Zielen mit dem A380 an, Tendenz weiter steigend. Mit Düsseldorf und Hamburg fliegt Emirates zudem zwei weitere Ziele innerhalb Deutschlands wieder mit dem Doppeldecker an. Damit ist Deutschland das Land mit den meisten A380-Zielen von Emirates.
Doch nicht nur Emirates setzt den Doppeldecker seit Monaten wieder ein. Etwas unter dem Radar setzt China Southern Airlines, vor der Pandemie noch die größte Fluggesellschaft der Welt, eine ihrer fünf Doppeldecker auf ausgewählten Strecken ein. So kommt der Airbus A380 auf den Strecken von Guangzhou, dem Sitz der Fluggesellschaft, nach Amsterdam, Los Angeles, Melbourne sowie Paris Charles de Gaulles zum Einsatz. Neben China Southern Airlines setzt mit Korean Air eine weitere Fluggesellschaft den Doppeldecker ein Stück weit ungeachtet von jedem medialen Interesse ein. Dabei kam der A380 lediglich auf den vermeintlichen kurzen Strecken zwischen Seoul Incheon und Guangzhou wie Tokio zum Einsatz. Zeitweise setzte auch All Nippon Airways die bunten Schildkröten auf den Flügen zwischen Tokio und Honolulu ein. Zuletzt übernahm ANA gar die letzte von drei Schildkröten. Ein Indiz für einen zukünftigen vermehrten Einsatz des Doppeldecker bei ANA? Hierbei handelt es sich um Zukunftsmusik.
Apropos Zukunft – in den kommenden Wochen feiert der Airbus A380 sein Comeback bei British Airways, Qatar Airways und Singapore Airlines. Bei British Airways kommt der Doppeldecker auf den Strecken zwischen London-Heathrow und Frankfurt sowie Madrid zum Einsatz. Zuletzt flog ein A380 der britischen Fluggesellschaft planmäßig von Madrid nach Manila, um sich vor Ort gründlich durchchecken zu lassen. Bei Qatar Airways kehrt mit der Rückkehr des A380 zudem die Qatar Airways First Class zurück. Leider kommt der Airbus A380 bei Qatar Airways nur vorübergehend auf den Strecken zwischen Doha und London sowie Paris zum Einsatz. Bei Singapore Airlines kommt der A380 zunächst ebenfalls nur auf zwei Strecken zum Einsatz. Ab Anfang November setzt die Airline den Doppeldecker auf der Kurzstrecke zwischen Singapur und Kuala Lumpur ein, ehe die Airline den A380 nur zwei Wochen später auch auf den Flügen nach London-Heathrow einsetzt.
Es muss die Frage erlaubt sein, weshalb oben genannte Fluggesellschaften doch (erneut) auf den Airbus A380 setzen. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen erholen sich weltweit die Passagierzahlen spürbar. Die steigende Nachfrage ist auf vereinfachte Einreisebestimmungen, steigende Sicherheit im Umgang mit dem Virus und in erster Linie mit dem weltweiten Impffortschritt verbunden. Die Nachfrage steigt auf punktuell auf einzelnen Strecken derart an, dass sich der Einsatz des A380 wieder rentiert. Als Beispiel hierfür lässt sich die Cash Cow Dubai – London-Heathrow anführen. Auf dieser Route operieren schon bald British Airways und schon seit mehreren Monaten wieder Emirates.
Ein wichtiger Faktor für den Airbus A380 ist die hohe Zuverlässigkeit des Flugzeugs. Im Gegensatz dazu weisen etliche Flugzeugtypen Schwächen auf. Die Auslieferung der Boeing 777X verspätet sich fortlaufend, darüber hinaus weist die Boeing 787 weitere Probleme am Rumpf auf.
Fazit zur möglichen Zukunft des Airbus A380
Letztlich kann niemand genau vorhersehen, wie die Zukunft des Airbus A380 aussehen wird. Und selbst die Fluggesellschaften zeigen hier inzwischen wieder Uneinigkeit. Wenngleich derzeit viele Betreiber ihre Superjumbos aus der Mottenkiste holen, sah es bis zuletzt doch recht düster für den Vierstrahler aus. Oder sehen wir hier den Anfang einer größeren Renaissance des Doppeldeckers? Als zwei Luftfahrtenthusiasten hoffen wir das natürlich von Herzen! Die Realität wird uns in den nächsten Jahren zeigen, ob die Hoffnung oder der Pessimismus siegen wird.
Die Alternative. B777 ist doch ein vorsintflutliches Nogovehicle, verglichen mit der A380. Superlaut!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Und wenig Platz. Wie kann Boeing einen solchen lauten Dampf Kahn ernsthaft promoten? Das ist doch voriges Jahrhundert….