Das Grounding von Flugzeugen bezeichnet die zeitweilige oder dauerhafte Stilllegung von Maschinen durch Fluggesellschaften, Behörden oder Hersteller. Häufig erfolgt dies aus Sicherheits-, technischen oder betrieblichen Gründen. In diesem Guide findet Ihr alle wichtigen Informationen zum Grounding von Flugzeugen.
Inhaltsverzeichnis
Sicherheitsrelevante Vorkommnisse oder Bedenken, wie strukturelle Schwächen oder Probleme mit der Avionik, können ein sofortiges Grounding erforderlich machen. Auch finanzielle Schwierigkeiten der Fluggesellschaften oder neue, strengere Vorschriften können zu einem Grounding führen. Die Auswirkungen auf den Flugverkehr sind erheblich: Flugpläne müssen angepasst, Passagiere umgebucht und Ersatzflugzeuge bereitgestellt werden. Dies führt zu finanziellen Verlusten und potenziellem Imageverlust für die betroffenen Fluggesellschaften. Doch was passiert mit den Flugzeugen, die nicht im Einsatz sind? In diesem Guide erfahrt Ihr alles Wissenswerte über das Grounding!
Warum müssen Airlines ihre Flugzeuge grounden?
Airlines müssen ihre Flugzeuge aus verschiedenen Gründen manchmal grounden, also vorübergehend außer Betrieb nehmen. Zu den Hauptgründen zählen:
- Technische Wartung: Regelmäßige Inspektionen und Reparaturen sind notwendig, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Flugzeuge zu gewährleisten.
- Sicherheitsinspektionen: Nach einem Vorfall oder bei Verdacht auf technische Mängel müssen Flugzeuge einer gründlichen Sicherheitsprüfung unterzogen werden.
- Flugzeugmodifikationen: Umrüstung oder Nachrüstung von Flugzeugen mit neuer Technologie oder verbesserten Systemen kann zu einer temporären Stilllegung führen.
- Wirtschaftliche Faktoren: Niedrige Nachfrage, saisonale Schwankungen oder finanzielle Schwierigkeiten können dazu führen, dass Airlines Flugzeuge vorübergehend stilllegen.
- Regulatorische Anforderungen: Neue gesetzliche Vorgaben oder internationale Standards können Anpassungen erforderlich machen, die eine vorübergehende Außerbetriebnahme erfordern.
Wenn ein Flugzeug aufgrund von Grounding nicht verfügbar ist, muss die Airline eine Alternative finden. Der eingesetzte Ersatzflugzeugtyp kann sich jedoch von dem ursprünglich geplanten unterscheiden, was insbesondere bei Fluggesellschaften mit einer großen Flottenvielfalt, wie Turkish Airlines, British Airways oder Lufthansa, Auswirkungen auf das Bordprodukt in der Business– oder auch First Class haben kann. Verschiedene Flugzeugtypen innerhalb einer Flotte können nämlich unterschiedliche Standards in Bezug auf Sitzkomfort, Unterhaltungssysteme und Servicequalität aufweisen. Passagiere, die einen Flug in der Business- oder First Class gebucht haben, erwarten ein gewisses Maß an Luxus und Komfort. Ein Wechsel des Flugzeugtyps kann jedoch dazu führen, dass die Fluggäste nicht den gleichen Komfort wie ursprünglich versprochen erhalten.
Bei Turkish Airlines zum Beispiel kann ein Flugzeugwechsel dazu führen, dass Passagiere statt moderner Sitze mit flachen Liegeflächen und großen Entertainment-Bildschirmen, ältere Modelle mit weniger komfortabler Ausstattung vorfinden. Dies kann die Reiseerfahrung erheblich beeinträchtigen, insbesondere für Vielflieger und Geschäftsreisende, die einen hohen Standard an Komfort und Service gewohnt sind.
Welche Optionen gibt es für Flugzeuge während eines Groundings?
Wenn Flugzeuge nicht mehr fliegen können, bedeutet das nicht, dass sie keine Arbeit verursachen. Ganz im Gegenteil – Flugzeuge, die stillstehen haben ganz bestimmte Bedürfnisse und sind dabei sehr wartungsintensiv. Je nach absehbarer Dauer des Stillstandes oder des Instandhaltungsaufwandes kommt entweder eine Lagerung oder das Parken infrage. Für beide Begriffe gibt es keine eindeutige Definition, jedoch kann man in der Regel davon ausgehen, dass Flugzeuge bis zu einem halben Jahr lang geparkt und bis zu zwei Jahren gelagert werden können. Es ist wichtig zu wissen, was mit dem jeweiligen Flugzeug geschehen soll, denn die beiden unterschiedlichen Optionen entscheiden sich signifikant in ihrem Aufwand.
Die fachgerechte Lagerung eines Flugzeugs wie dem Airbus A330 erfordert etwa 300 Arbeitsstunden, während für das Parken lediglich 30 bis 60 Stunden benötigt werden. Beim Parken muss jedoch intensiver gewartet werden als bei der Lagerung. Daher wird häufig zunächst das Parken gewählt, da eine spätere Lagerung immer noch möglich ist. Beide Varianten sind jedoch sehr zeit- und kostenintensiv, was zeigt, warum stehende Flugzeuge für Airlines eine enorme wirtschaftliche Belastung darstellen.
Was passiert während des Groundings?
Die Triebwerke sind ein besonders sensibler Part des Flugzeugs. Um sie zu schützen, werden sie abgedeckt oder bei sehr langen Standzeiten sogar abmontiert und eingelagert. Auch alle Öffnungen, wie zum Beispiel Lüftungsventile müssen versiegelt werden, wenn das Flugzeug eingelagert werden soll, damit nichts in das Innere gerät, das dort nicht reingehört. Sensoren und Messapparate werden ebenfalls durch Abdeckungen geschützt und selbst das Fahrwerk sollte mit Folie abgedeckt werden. In der Kabine werden Luftentfeuchter aufgestellt, sodass sich auf den Sitzpolstern kein Schimmel bilden kann.
Wenn alles je nach Art der Stilllegung vorbereitet ist, kann das Flugzeug geparkt beziehungsweise eingelagert werden. Doch auch dann geht der Instandhaltungsaufwand weiter. Ist das Flugzeug “nur” geparkt, finden sehr regelmäßige Wartungsarbeiten statt. Es muss etwa eine wöchentliche Inspektion geben, die Räder müssen zweiwöchentlich eine Viertelumdrehung bewegt werden, Bremstests finden statt und auch die Klimaanlage muss regelmäßig eingeschaltet werden. Monatlich werden die Triebwerke im Leerlauf betrieben, um ihre Funktionsfähigkeit zu testen und den ungleichmäßigen Druck auf die Lager zu nehmen. Alle drei Monate etwa sollten geparkte Flugzeuge einen etwa 45-minütigen Werkstattflug durchführen, um alle notwendigen Funktionen zu testen.
Auch die Tanks müssen überprüft werden. Das Flugzeug kann, aber muss nicht mit vollem Tank abgestellt werden. Um jedoch anschließend zu verhindern, dass die Tankflüssigkeit kontaminiert wird, werden Kraftstoffproben entnommen und bevor das Flugzeug wieder fliegt, eine Laboruntersuchung vorgenommen. Die Witterung spielt ebenfalls eine Rolle und muss permanent beachtet werden. Im europäischen Klima ist besonders der Wind ein Problem für stehende Flugzeuge. Ist dieser zu stark, können sie ihre Standposition nicht halten und werden vom Wind hin und her gerüttelt. Abgesehen davon sind die hiesigen Wetterverhältnisse für die Flugzeuge gut aushaltbar, auch wenn sie gegebenenfalls nicht ganz so ideal wie die einiger sehr trockener Regionen sind.
Die vielen Wartungsarbeiten sind zwar zeitintensiv, aber trotzdem notwendig. Sie bereiten die Flugzeuge auf den Fall vor, dass der Flugbetrieb wieder losgehen kann. So braucht ein geparktes und dauerhaft gewartetes Flugzeug lediglich um die 20 Stunden, um wieder voll einsatzbereit zu sein. Ein Gelagertes dagegen benötigt bis zu 120 Arbeitsstunden. Dennoch kann es insbesondere bei sehr langen Standzeiten lohnenswert sein, ein Flugzeug einzulagern statt zu parken, denn die oben beschriebenen Instandhaltungsmaßnahmen sind sehr aufwendig.
Was passiert mit den Flugzeugen während des Groundings?
Normalerweise ist immer ein großer Teil der Flotte in der Luft, so dass nicht jedes Flugzeug einen eigenen Abstellplatz hat. Während der Corona-Pandemie, als so viele Flugzeuge gleichzeitig am Boden waren, stellte sich die Frage, wo sie alle geparkt oder gelagert werden sollten. Viele Fluggesellschaften, darunter auch die Lufthansa, parkten ihre Flugzeuge im spanischen Teruel, dem so genannten “Flugzeugfriedhof”.
Die Swiss stellt ihre nicht benötigten Flugzeuge auf dem Flughafen Dübendorf nahe Zürich ab. In Amerika sind trockene Orte wie zum Beispiel der Pinal Airpark in Arizona oder das Roswell International Air Center in New Mexico sehr beliebt. Für die europäischen Flugzeuge ergibt es aber aus finanziellen Gesichtspunkten keinen Sinn, den Kontinent zu überqueren, um die etwas besseren Standbedingungen zu erhalten.
Fazit zum Umgang mit stillgelegten Flugzeugen
Wie Flugzeuge, die vorerst nicht mehr fliegen behandelt werden, ist ein spannendes Thema, das Aufschluss darüber gibt, weshalb ein Grounding so folgenschwer für Airlines ist. Es ist mehr als deutlich, dass es sehr arbeits- und kostenintensiv ist, die Flugzeuge in einem Zustand zu halten, der eine möglichst schnelle Wiederinbetriebnahme ermöglicht. Insgesamt zeigt sich also, wie abhängig die Luftfahrtindustrie von einem reibungslosen Betrieb ist.
‘Fluggesellschaften mit einer großen Flottenvielfalt, wie zum Beispiel Turkish Airlines, Auswirkungen auf das Bordprodukt in der Business– und First Class’: die TK First Class kann ich sicherlich exklusiv bei reisetopia.de buchen 😉 Gruß
Guten Morgen Hans,
genauso sieht es aus! Im Ernst: Das Beispiel war nicht ideal gewählt und wurde jetzt durch zwei passendere ergänzt. Danke für den Hinweis und ein schönes Wochenende noch.
Beste Grüße