Von September 2017 bis Mai 2018 konnte ich mich als TGVmax Mitglied zählen. Doch was ist das eigentlich und warum ist es meiner Meinung nach ein so genialer Deal für Reisen in Frankreich?

Dieser Guide ist Teil des Tripreports Frankreich von Nord bis Süd und West bis Ost. Alle weiteren Teile sowie weitere Infos findet Ihr im Einführungspost!

“Voyagenz en Illimite” oder “Reise unbegrenzt” – so wirbt SNCF für das TGVmax Programm. Das klingt im ersten Moment verdächtig stark wie eine BahnCard 100. Diese allerdings kostet mehrere hundert Euro im Monat, TGVmax gibt es für 79 Euro im Monat. Das klingt im ersten Moment ein wenig verrückt, ist Frankreich doch ähnlich groß wie Deutschland. Doch natürlich gibt es einen Haken.

Welche Bedingungen gelten bei TGVmax?

Nicht grundsätzlich eine Bedingung, aber zumindest eine Hürde ist, dass TGVmax ausschließlich in Französisch verfügbar ist. Das gilt für die Webseite genauso wie für alle Buchungsplattformen. Gewisse Grundkenntnisse sollte man also unbedingt mitbringen. Die weiteren Bedingungen sind dagegen harte Fakten:

  • das Angebot existiert nur für alle zwischen 16 und 27 Jahren
  • das Angebot gilt nach Verfügbarkeit und nicht generell für alle Züge
  • das Angebot gilt nur mit drei Monaten Mindestvertragslaufzeit

Wer diese Bedingungen im Blick hat, kann sich auf der Webseite des Programms anmelden. Das funktioniert auch mit einem deutschen Pesonalausweis als Nachweis problemlos. Ansonsten muss man nur ein Girokonto zur Abbuchung sowie alle personenrelevanten Daten angeben. Auch beim Konto funktioniert die Lastschrift auch von deutschen Konten, sodass man sich hier keinerlei Sorgen machen muss. Die Anmeldung dauert keine fünf Minuten und der Zugang wird innerhalb von 48 Stunden aktiviert. Der Start in das Erlebnis TGVmax ist also ziemlich simpel.

Welche Regeln gelten bei einer TGVmax Mitgliedschaft?

TGVmax ist ein recht junges Program (nicht nur was die Altersbeschränkungen angeht), sodass es auch während meiner Mitgliedschaft noch einmal Änderungen gab. Grundsätzlich gelten aktuell allerdings die folgenden Regeln für alle Mitglieder:

  • für jede Fahrt ist eine Reservierung über das Internet oder die App notwendig
  • alle Züge lassen sich frühestens 30 Tage vor Abfahrt buchen
  • alle Züge können bis zur letzten Minute vor Abfahrt gebucht werden
  • es können maximal sechs Züge pro Account gleichzeitig gebucht sein
  • es sind ausschließlich Plätze in der zweiten Klasse verfügbar
  • alle Stornierungen und Umbuchungen sind kostenlos

Darüber hinaus gelten natürlich noch kleinere Detailregeln. Beispielsweise werden mittleweile kostenfreie Stornierungen bestraft, indem man bei zwei kurzfristigen Stornierungen hintereinander für eine bestimmte Zeit gesperrt werden kann.

TGV Zweite Klasse

Eine Pflicht oder Überprüfung, ob man eine Fahrt angetreten hat (man wird keineswegs immer kontrolliert) gibt es allerdings nicht, sodass ich die neue Regel nicht wirklich nachvollziehen kann – ich würde in diesem Fall einfach nicht mehr stornieren.

Bezüglich der Strecken muss man sich nur zwei Dinge merken:

  • TGVmax gilt für alle TGV-Strecken in Frankreich ohne Ausnahme
  • TGVmax gilt für ausgewählte Intercité-Strecken

Generell ist es nicht möglich, einen Zug zu buchen, der über Frankreich hinaus etwa nach Spanien oder Deutschland geht. Ich habe hier allerdings einfach immer ein zusätzliches Ticket vom letzten Bahnhof bis in das andere Land gekauft und hatte so nie Probleme. Eine nicht direkt kommunizierte Regel ist zudem, dass man an jedem Tag nur einen Zug ab jedem Bahnhof reservieren kann. Fährt man beispielsweise bereits um 14 Uhr von Cannes nach Paris kann man keinen weiteren Zug um 16 Uhr auf derselben Strecke buchen. Sehr wohl kann man aber zum Beispiel einen Zug von Nizza nach Paris buchen, der dann in Cannes hält. Solche “Umgehungen” kann das System noch nicht verhinden.

Wie ist die Verfügbarkeit bei TGVmax?

Jedes gute Angebot steht und fällt mit der Verfügbarkeit und gerade hier war ich doch ziemlich angetan. Grundsätzlich lässt sich bei früher Buchung (30 Tage) im Prinzip an jedem Tag zu den meisten Zeiten auch ein Zug buchen. Generell gibt es dabei natürlich gewisse Einschränkungen, so sind ganz besonders beliebte Züge am Freitagabend, Sonntagabend und auch Montagmorgen oft nicht verfügbar. Gerade wenn man erst etwas später bucht, sind die beliebten Tagesrandverbindungen am Anfang bzw. Ende eines Wochenendes oft weg. Auch in den Ferien ist die Verfügbarkeit deutlich schlechter. Problematisch war die Verfügbarkeit zudem bei den längeren Streiks – hier gab es einen Monat dafür allerdings auch das Geld für die Mitgliedschaft zurück.

TGV Duplex Straßburg

Auch die kurzfristige Verfügbarkeit ist bei TGVmax allerdings sehr gut, besonders wenn man eben nicht am Freitag- oder Sonntagabend unterwegs ist. Ich habe Dutzende Tagesausflüge unternommen, die ich am jeweiligen Morgen gebucht habe. Von Paris nach Dunkerque (Norden), nach Straßburg (Osten), nach Rennes (Westen) oder Marseille (Süden) war eine spontane Buchung unter der Woche eigentlich immer möglich. Zur Wahl hatte ich dabei teilweise bis zu zehn verschiedene Züge. Bei frühzeitiger Buchung hat man auf vielen Strecken sogar mehr als 20 Züge zur Auswahl, sodass man sich wirklich keine großen Sorgen machen muss. Nur wer hauptsächlich am klassischen Wochenende, also am Freitag nach der Arbeit und am Sonntagabend zurück, verreist, ist mit TGVmax nicht zwingend gut aufgestellt.

Wissen muss man dazu, dass tatsächlich nicht 100 Prozent aller TGVs buchbar sind, wie versprochen. Die sogenannte OuiGo Züge, die ich persönlich als TGV sehen würde, sind kurioserweise nicht buchbar. Hierbei handelt es sich um das “Billigprodukt” von SNCF, das häufig langsamer ist, seltener fährt und weniger Bahnhöfe bedient. Dennoch handelt es sich grundsätzlich um normale TGVs, die aber mit TGVmax nicht buchbar sind. Das ist schon deshalb seltsam, weil beide Angebote sich eigentlich an junge Leute richten. Dafür lassen sich allerdings Kooperationszüge buchen. So könnt Ihr innerhalb von Frankreich z.B. auch TGV Lyria Züge (fahren in die Schweiz) oder Renfe-TGVs (fahren nach Spanien) buchen, nicht aber Züge von Fremdunternehmen von Thalys. Kurioserweise konnte ich auf der Strecke nach Straßburg teilweise aber auch einen ICE buchen.

Wie funktioniert TGVmax in der Praxis?

Besonders positiv überrascht war ich von meinen Erfahrungen mit TGVmax in der Praxis. Tickets kann man im Internet oder per App innerhalb von wenigen Sekunden buchen. Danach erhält man ein normales E-Ticket. Damit steigt man einfach in den Zug und lässt dieses bei der Kontrolle scannen. Als Altersnachweis ist zudem der Personalausweis notwendig, dieser wird allerdings nur in etwa der Hälfte aller Fälle geprüft. Ich hatte zudem nicht ein einziges Mal Probleme damit, dass mein Ticket nicht funktioniert hätte oder das Angebot unbekannt gewesen wäre.

TGV Zweite Klasse Alt

Grundsätzlich konnte ich auch alle Züge, die ich buchen wollte, über die App buchen. Natürlich gab es die oben genannten Einschränkungen an Wochenenden, aber sowohl kurzfristige Trips als auch länger geplante Reisen waren grundsätzlich kein Problem. Aufgefallen ist mir allerdings, dass man es ab Paris natürlich besonders einfach hat. Da von hier im Prinzip zu jeder Destination zahlreiche Verbindungen angeboten werden, hat man mit TGVmax auch eine unglaubliche Auswahl. Ab anderen Orten ist die Zahl der Ziele signifikant eingeschränkt.

Mit der Zeit lernt man zudem die Tricks von TGVmax kennen. Beispielsweise kann man in der normalen Buchungsmaske nur bestimmte Ziele auswählen (kurze Strecken sind oft ausgenommen). Geht man allerdings über die normale SNCF Seite (hier werden die Tickets sowieso ausgestellt) und gibt die TGVmax Nummer ein, kann man auch andere Verbindungen buchen. So kann man sogar auf ganz kurzen Strecken wie von Aix-en-Provence nach Marseille einen TGV buchen. Zudem lernt man mit der Zeit erst, was es überhaupt für Verbindungen gibt, in Frankreich fahren die TGVs nämlich auch zahlreiche kleinere Orte an.

Lille Frankreich

Ein relevanter Faktor können auch Bahnhöfe sein, an die man gar nicht denkt. Beispielsweise habe ich teilweise keine Verfügbarkeit ab Paris gefunden, dafür allerdings ab Paris Charles de Gaulle, dem Disneyland oder Versailles. Diese Bahnhöfe erreicht man mit dem Nahverkehr sehr schnell und kann dann Züge nutzen, die eben nicht nach Paris rein fahren, einen dafür aber dennoch zum Ziel bringen. Das ist ein wenig aufwendiger, wenn die Verfügbarkeit dafür aber gegeben ist, handelt es sich doch um einen unschätzbaren Vorteil.

Für wen lohnt sich TGVmax wirklich?

Mit einem Wohnsitz in Frankreich und meinem Leben in Frankreich stehe ich sicher nicht prototypisch für die reisetopia Leser. Dennoch denke ich, dass sich TGVmax durchaus auch in anderen Situationen lohnen kann. Wer beispielsweise ein Auslandsjahr in Frankreich macht oder dort arbeitet, sollte sich die Mitgliedschaft unbedingt holen. Züge in Frankreich sind meist sehr teuer, sodass sich TGVmax bereits ab nur zwei Fahrten im Monat lohnen kann. Doch auch wer grenznah wohnt, etwa in Karlsruhe, Kehl oder auch Saarbücken, kann unter Umständen von TGVmax profitieren, sofern der nächste französische Bahnhof mit TGV-Anschluss einfach und schnell erreichbar ist.

Natürlich muss man generell Lust haben, Frankreich mit dem Zug zu erkunden, denn nur dann macht TGVmax wirklich Spaß. Wer etwa nicht in Frankreich lebt, aber viele Geschäftstermine am Stück in verschiedenen Städten hat, kann von TGVmax natürlich ebenfalls profitieren – das wird aber auf die wenigsten Verbraucher unter 28 Jahren zutreffen.

TGV OuiGo

Deshalb habe ich noch eine ganz besondere Empfehlung: Eine Reise durch Frankreich in den Semesterferien. Wer als Student gerne mal das Land kennenlernen möchte – es lohnt sich extrem, denn Frankreich ist wunderschön – hat mit TGVmax eine geniale Option. Die Investition von 270 Euro lohnt sich auch dann, wenn man vielleicht nicht ganz drei Monate da ist.

Meiner Meinung ist das in Deutschland völlig unbekannte Angebote für all diejenigen, die gerne reisen und noch nicht 27 Jahre alt sind, eine geniale Möglichkeit, um das Land kennenzulernen. Egal ob in den Semesterferien, in einem längeren Urlaub oder einfach nur in der Zeit zwischen Studium und Schule: TGVmax ist meiner Meinung nach mindestens genauso cool wie ein Trip durch Asien oder Osteuropa – es ist nur weniger bekannt.

Fazit zu TGVmax – der französischen BahnCard 100

Ich bin ehrlich gesagt fast ein wenig traurig, dass meine Zeit in Frankreich vorbei ist und ich TGVmax nicht mehr nutzen kann. Leider werde ich wohl auch nicht mehr dazukommen, bin ich mittlerweile doch immerhin schon 25 Jahre alt. Gleichzeitig kann ich die Mitgliedschaft für gerade einmal 79 Euro im Monat jedem empfehlen, der die Chance hat, mindestens drei Monate durch Frankreich zu reisen. Ich habe teilweise monatlich bis zu 30 Fahrten absolviert und damit geade einmal 2-3 Euro pro Fahrt bezahlt. Eigentlich unglaublich, aber allen voran unglaublich cool!

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Was dir mit Wohnsitz in Frankreich wahrscheinlich nicht aufgefallen ist: Das geht nur mit Wohnsitz in Frankreich. Ich wohne in Karlsruhe – also quasi neben der französischen Grenze – und war schon letztes Jahr am TGVmax interessiert, aber keine Chance, das Formular erlaubt die Anmeldung mit ausländischer Adresse nicht. Ich schrieb eine E-Mail an die SNCF (ich spreche französisch) und erhielt eine recht knappe Antwort, dass ich doch bitte die AGBs lesen solle, da steht eindeutig, dass eine Adresse in France métropolitaine und eine französische Handynummer benötigt wird. Letztere wäre ja noch recht leicht zu beschaffen, aber eine Adresse halt eben nicht. Somit wird auch nichts aus Vorschlägen wie Frankreich-Trip in den Semesterferien…

    • Hallo Milad, also das Thema “Wohnsitz” ist im Prinzip relativ, denn du musst keine Meldebescheinigung oder ähnliches vorlegen und Post gab es gerade einmal (einen Brief), ansosnten läuft alles online. Die Daten aus dem Brief braucht man zudem nicht, sodass man auch diesen einfach “irgendwohin” schicken kann. Das mag jetzt nicht nach der ganz offiziellen Variante klingen, aber ich kann dir versichern, dass du keinen echten Wohnsitz brauchst, um die Mitgliedschaft abzuschließen 😉

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