Wenn es darum geht, im Flugzeug zu arbeiten, bin ich vermutlich der beste Ansprechpartner. Doch die neue Business Class von Qatar Airways und besonders die Art, wie sie beworben wird, erscheint selbst mir ein wenig zu viel. Warum? Weil Qatar Airways eine Art Büro über den Wolken schaffen will.

Für mich kann der Flug auch noch so kurz sein: Direkt nach dem Einsteigen hole ich meinen Laptop raus und erledige noch 10 bis 20 Minuten die eine oder andere Aufgabe. Sobald die Anschnallzeichen erloschen sind, geht es weiter. Auch in den Airport Lounges findet man mich mit großer Wahrscheinlichkeit im Business Center oder mit dem Laptop an einem Platz mit schönem Ausblick. Doch halte ich deshalb viel davon, dass man Meetings im Flugzeug abhält? Nein.

Gespräche im Flugzeug nerven generell

Ich will hier kein Plädoyer darüber halten, ob man sich im Flugzeug lautstark unterhalten sollte oder nicht. Fest steht allerdings, dass der enge Raum dazu führt, dass die Gespräche für andere Personen störend sind. Solange das alles in normalem Maße stattfindet, sehe ich in Gesprächen auch keine Probleme.

Stören lautstarke Gespräche im Flugzeug die anderen Gäste?

Erst letzte Woche war ich allerdings doch überrascht, dass sich zwei Automobil-Manger auf dem Weg von Saigon nach Istanbul so lautstark unterhalten haben, dass man das Gespräch (auf Deutsch) am anderen Ende der Business Class Kabine (immerhin fünf Reihen) noch im Detail mithören konnte. Mit den richtigen Kopfhörern kann man darüber hinwegblicken. Wenn die bösen Blicke der Passagiere sich aber allesamt nach links vorne richten, kann man sich die Gefühlslage der Kabine denken. Übrigens: Das Baby rechts vorne hat kaum jemand wahrgenommen.

Das Flugzeug kann ein Arbeitsplatz sein

Sich in das einzumischen, was andere Passagiere an Bord machen, halte ich für grundfalsch. Auch deshalb will ich mir kein Urteil darüber erlauben, ob das Flugzeug ein Arbeitsplatz sein kann, sollte oder sein darf. Jeder hat in dieser Hinsicht seinen eigenen Standpunkt und das ist gut so. Dennoch denke ich: Die Maxime muss sein, dass andere Passagiere möglichst wenig gestört werden. Ich fühle mich manchmal schon ein wenig schlecht, dass meine Nebensitzer das “Geklapper” der Tastatur mithören müssen, halte diese Geräusche in einem Flugzeug aber für vernachlässigbar.

Internet im Flugzeug ermöglicht es, auch über den Wolken zu arbeiten

Doch wo sollte man die Grenze ziehen und wo sollte eine Airline dem Flugzeug als Arbeitsplatz einen Riegel vorschieben? Einen klaren Standpunkt gibt es da eigentlich schon: Telefongespräche sind trotz der vorhandenen Technik im Flugzeug bei fast allen Airlines unerwünscht. Internet dagegen spielt eine immer wichtigere Rolle. Nach mehr als zwölf Stunden sehr guter Internet-Verbindung zwischen Vietnam und London kann ich dazu auch nur sagen: Toll, denn so ist mein Arbeitstag signifikant weniger stressig, wenn ich in Europa lande.

Qatar Airways treibt es zu weit

Wer bis jetzt durchgehalten hat, weiß: Mit dem Arbeiten im Flugzeug hat der Autor dieses Artikels kein Problem. Auch Gespräche in angemessenem Umfang sind vollkommen in Ordnung. Doch eine Anzeige in der Financial Times hat mich dann doch ein wenig geärgert. Dort bewirbt Qatar Airways die neue Qsuite, die wir Euch letzte Woche im Detail vorgestellt haben. Doch der neue “Vierersitz” in der Mitte des Flugzeugs wird in der Financial Times nicht wie bei der offiziellen Vorstellung als Refugium für Familien vorgestellt.

Werbung in der Financial Times

Nein, in der Financial Times sieht man ein Büro. Vier Geschäftsleute im Anzug mit Krawatte, ein MacBook, ein iPad, Excel-Tabellen auf den In-Flight-Monitoren (das wäre in der Tat eine innovative Neuerung). Die Situation wirkt, als würde eine rege Diskussion stattfinden. Immerhin: Die Türen sind geschlossen. Nach oben hin bleiben die Suiten aber offen und jeder weiß: Das bedeutet, dass die Gespräche nicht nur die vier beteiligten Geschäftsleute mitbekommen.

Ein Meeting gehört nicht ins Flugzeug

Die Anzeige in der Financial Times hat mich dazu gebracht, mir auch das Video von Qatar Airways zur neuen Qsuite noch einmal anzuschauen. Tatsächlich ist auch dort das kleine Büro kurz zu sehen.

Hier allerdings nur mit zwei Personen, die sich rege auszutauschen scheinen. Irgendwie stelle ich mir das ja lustig vor: Statt in einem Hotel zu sitzen, das Meeting auf 10.000 Metern abhalten. Cool ist das allemal. Genau da hört es aber auf, denn was nach einer lustigen Idee für Flugzeug-Verrückte wie uns von reisetopia klingt, ist in der Realität einfach nur ein Unding. Ein jedes Meeting, selbst in normaler Lautstärke, stört die gesamte Kabine.

Für Familien ist die Qsuite toll, für Meetings weniger

Von “First in Business”, wie Qatar Airways das Produkt bewirbt, bleibt dann nicht mehr viel übrig. Darüber hinaus: Welches Unternehmen würde seine Mitarbeiter wichtige Entscheidungen in einem offenen Raum, in dem jeder mithören kann, diskutieren lassen? Die Idee von Qatar Airways mit dem sogenannten “Quad-Seating” ist ohne Zweifel innovativ. Meiner Meinung nach sollte das “Appartement” aber eher für Familien sein, nicht für das nächste Business-Meeting.

Was denkt Ihr? Gehört ein Büro ins Flugzeug? Sollte man im Flugzeug überhaupt arbeiten und was ist Euer Standpunkt zu Meetings im Flugzeug?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Ich finde die neuen QSuites wirklich toll und bin gespannt, wie sie dann in Wirklichkeit sind.
    Das “Quad-Seating” ist definitiv innovativ, in meinen Augen aber auch sehr kompliziert.
    Nicht nur bei Meetings, sondern auch bei einer Familie kann der Lärmpegel dadurch deutlich ansteigen, wodurch andere Passagiere “belästigt” werden.
    Ich sehe es ähnlich wie der Autor, auch oder vielleicht gerade weil ich selbst nicht zum Kreis der arbeitenden Personen in einem Flugzeug gehöre, dass es niemanden stört, wenn man alleine für sich an seinem Laptop arbeitet- ganze Meetings gehen aber definitiv zu weit, auch wenn es definitiv bestimmt eine geniale Erfahrung ist, dies in mehreren Tausend Fuß Höhe abzuhalten.

    • Danke für den Kommentar! Ich bin ja auch mal gespannt, inwiefern das wirklich passieren wird. Am Ende bleibt es wohl einfach bei Marketing in der Hinsicht, dass man Geschäftsleute dadurch “gewinnen” will. Die meisten werden wohl weiterhin einfach im Flugzeug schlafen, Arbeit am eigenen Laptop erledigen und sich vielleicht auch einfach mal ein wenig erholen.

    • Meiner Meinung nach ist der Unterschied ist da ganz einfach: Qatar wirbt offen damit, dass Meetings im Flugzeug gutgeheißen werden. Eine Familie kann sicherlich genauso störend sein, aber das ist heute nicht anders. Da finde ich als Mitreisender die Qsuite für die Familie dann besser als etwa die aktuelle Konfiguration mit 1-2-1 Sitzen, bei denen dann sich an alle “quer über den Gang” unterhalten. In dieser aktuellen Konfiguration kommt dafür aber aus offensichtlichen Gründen niemand auf die Idee, im Flugzeug ein Meeting abzuhalten 😉

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