Moritz flog in der Air China Business Class und berichtet in diesem Review, was Ihr an Bord der Boeing 777 erwarten könnt und ob sich die Buchung der Air China Business Class lohnt.
Durch tolle Sales Richtung Asien und Ozeanien ist die Air China Business Class für viele Reisende eine sehr gute Wahl. Auf dem Flug von Frankfurt nach Peking konnte ich die Business Class in der Boeing 777 ausgiebig testen, während Jan vor mir schon die Air China First Class in der Boeing 777 auf dem Rückflug testen konnte. Der Ruf des Produktes der Air China Business Class ist zum größten Teil deutlich schlechter als meine Erfahrung bei diesem Flug, wobei ich auf meiner Reise insgesamt drei verschiedene Air China Business Class Produkte testen konnte.
Air China Business Class Boeing 777 – Buchung
Gebucht habe ich einen Hin- und Rückflug von Deutschland nach Asien in der Star Alliance Business Class. Auf dem Hinflug konnte ich dabei von Hamburg via Frankfurt und Peking nach Singapur fliegen, auf dem Rückflug von Bangkok via Shanghai nach Frankfurt und Berlin. Insgesamt habe ich hierfür 180.000 SAS Eurobonus Meilen und etwa 300 Euro an Steuern und Gebühren bezahlt. Die Meilen konnte ich zum einen durch Fliegen, zum anderen durch Übertragen meiner American Express Membership Rewards sammeln. Dieser Flug war der Hinflug von Frankfurt nach Peking.
Air China Business Class Boeing 777 – Sitz
Air China hat in der Boeing 777 einen etwas anderen Business Class Sitz als im Airbus A330 verbaut. So gibt es zwischen der ersten und zweiten Tür hier nur eine große Business Class Kabine mit sieben Reihen á sechs Plätzen in einer 2-2-2 Bestuhlung. Vor der Kabine liegt die First Class, dahinter die kleine Premium Economy Class und Economy Class.
Jeweils zwei Sitze sind nebeneinander und leicht seitlich angerichtet, für etwas mehr Privatsphäre. Zwischen den beiden Sitzen gibt es zudem eine Art Trennwand, in der die Sitzelektronik und der Tisch verstaut sind. Anders als in der Lufthansa Business Class sind hier auch die Fußräume immer getrennt, sodass es nicht zum ungewollten Füßeln kommt.
Alleinreisenden würde ich entweder ein Platz am Fenster für die höchste Privatsphäre empfehlen oder einen Platz in der mittleren Reihe. So verhindert Ihr, über niemanden drüber steigen zu müssen und in der Nacht nicht gestört zu werden. Als Paar ist die Reise in nebeneinanderliegenden Fensterplätzen vermutlich am praktischsten.
An jedem Sitzplatz findet Ihr auf der Mittelablage Platz für Getränke, zudem ist hier auch die Steuerung des Sitzes versteckt um den Sitzplatz in ein flaches Bett oder entspanntere Position zu versetzen. Auch die Steckdose ist hier untergebracht.
Der Tisch ist hier ebenfalls verstaut, ausgeklappt passen hier auch große Laptops entspannt drauf. Leider war der Tisch, im Vergleich zum deutlich besseren Tisch in der Air France Business Class in der Boeing 777, etwas wacklig. Durch die Mittelablage ist allerdings hier genug Platz, um parallel einen Kaffee trinken zu können und das Handy abzulegen, während dies zum Beispiel in der British Airways Business Class in der Boeing 777 nicht wirklich möglich ist.
Neben dem Tisch findet Ihr zudem die Steuerung des Fernsehers, um nicht einen guten Meter nach vorne lehnend den Touchscreen des Entertainment Systems nutzen zu müssen.
Direkt neben der Sitzfläche ist eine kleine Tasche mit Magazinen, in der auch noch genügend Platz zum Verstauen meines Laptops für den Abflug war. Hinter der rechten Schulter findet Ihr zudem noch eine kleine Ablage, z.B. für eine Trinkflasche, in der die bereitgestellten Kopfhörer liegen. Unter dem Entertainment System findet Ihr auch noch eine kleine Ablage und dann das Fußfach, um in der liegenden Position noch mehr Platz für die Füße zu haben.
So gibt es insgesamt einige Möglichkeiten die wichtigsten Dinge vor dem Abflug zu verstauen, um nicht ständig an die Gepäckfächer greifen zu müssen.
Dieser Sitz ist von der Aufteilung her perfekt für gemeinsam reisende Personen geeignet. So kann man sich dauerhaft entspannt sehen, was beispielsweise in der Cathay Pacific Business Class nur mit dauerhaftem nach vorne beugen möglich ist. Personen die man nicht kennt, sieht man so etwas mehr als ich das eigentlich möchte. Für Paare sind die „Honeymoon-Sitze“ in der Thai Airways Business Class allerdings vermutlich noch sinnvoller, da man hier beim Schlafen fast schon ein Doppelbett hat.
Air China Business Class Boeing 777 – Schlafkomfort
Eine der wichtigsten Punkte für mich zur Buchung der Business Class auf Langstrecken ist der Schlafkomfort, um erholt an meinem Ziel anzukommen. Am Platz warten hier auf jeden Passagier ein Kopfkissen und eine recht dicke Decke. Zusammen mit dem Sitz im flachen Zustand hat man hier ein recht gutes Bett. Auch das Amenity Kit mit Schlafmaske hilft.
Ich konnte leider auf meinem Flug insgesamt nicht so gut schlafen, was primär an meiner Länge von knapp 1,95 Metern liegt. So war der Fußraum zu klein, um entspannt meine Füße zu verstauen und die Liege insgesamt zu kurz, um mich entspannt hinzulegen. Gepaart mit einer Kabine in einem – nach meinen Schlafverhältnissen – viel zu warmen Zustand, habe ich hier nur etwa zwei Stunden geschlafen, was sicherlich auch dem Abflug am frühen Nachmittag geschuldet ist. Passagiere unter 1,90 Meter sollten hier aber recht gut reinpassen und auch schlafen können. Etwas störend ist für mich an den Sitzen am Gang zudem die geringe Privatsphäre, da man quasi direkt im Gang liegt. Deswegen würde ich beim nächsten Mal lieber einen Fensterplatz buchen.
Hier könnte Air China sich eine Scheibe von der neuen Business Class von British Airways im Airbus A350 abschneiden, wo ich durch eine lange Liegefläche und hohe Privatsphäre sehr gut schlafen konnte.
Etwas blöd waren auf meinem Flug auch die Essenszeiten. Direkt nach dem Abflug um 14 Uhr wurde für knapp 2,5 Stunden ein Mittagessen serviert, bereits zwei Stunden vor der Landung das nächste Essen. So blieben bei 9 Stunden Flugzeit nur knapp 4 Stunden zum Schlafen. Da ich direkt im Anschluss erneut einen langen Flug mit Air China vor mir hatte, war dies für mich egal – wer aber um 6 Uhr nach der Landung einen langen Tag in Peking vor sich hat, der wird sicherlich nicht komplett erholt sein.
Air China Business Class Boeing 777 – Entertainment
Das Entertainment System bei Air China wurde zurecht schon häufig kritisiert und hier besteht großes Nachholbedarf. Der Monitor an sich ist in Ordnung, wenngleich auch nicht wahnsinnig hochauflösend.
Die Schwächen beginnen beim nicht gut eingestelltem Touchscreen, möchte man in der Medienübersicht zur Seite scrollen, klickt man eigentlich immer aus Versehen auf einen Titel rauf. Die Bedienung ist nur per Fernbedienung fehlerfrei möglich.
Die Auswahl an Filmen und Serien ist zudem weit hinter dem, was andere Airlines wie zum Beispiel die Emirates Business Class oder auch die Swiss Business Class bieten. Hier gibt es leider primär chinesische Titel und nur einige wenige internationale Titel.
Meine Erfahrung beim Schauen eines Filmes beschreibt die Schwächen denke ich ganz gut: Ich habe nach längerem Suchen und Verklicken in der Übersicht einen Film aus Frankreich ausgewählt. Nach drei Minuten Werbespots kam dann der Film – nur um zu merken, dass der Film nur auf französisch verfügbar ist und mit chinesischen Untertiteln. Der zweite Film nach erneuten drei Minuten Spots war dann auch nicht in deutsch zu schauen, dann habe ich entnervt aufgegeben.
Immerhin gibt es einige Spiele, wie Pacman im Angebot!
Zu guter Letzt habe ich den Flug dann primär in der recht guten Weltkartenansicht verbracht, welche ich allerdings auch schon besser gesehen habe.
Wer lange Flüge vor sich hat, sollte somit lieber Filme auf eigene Geräte herunterladen, um nicht mit zehn verbleibenden Flugstunden an unpassende Titel gebunden sein zu müssen. WLAN wird leider nicht angeboten.
Air China Business Class Boeing 777 – Catering & Service
Ich hatte vorab leider vergessen, mir vegetarisches Essen vorzubestellen, doch zum Glück gab es auf der Karte ein vegetarisches Hauptgericht. Insgesamt wurden zwei Mahlzeiten serviert: ein mehrgängiges Mittagessen kurz nach Abflug gegen 15 Uhr und ein „light meal“ kurz vor der Ankunft, wobei nur warme Hauptspeisen zur ungewohnten Zeit von vier Uhr morgens chinesischer Zeit serviert werden.
Etwas lustig war dann das Verständnis von “vegetarian” bei der Crew – nachdem ich mehrfach gesagt hatte, dass ich nur vegatarisch esse, wurde mir zuerst das Amouse-Bouche mit Gänsestopfleber serviert, dann als Vorspeise die Shrimps. Auf Nachfrage ob das denn vegetarisch sei, hieß es nur „that’s shrimps“ – vegetarisch ist eben überall etwas anders definiert.
Ich muss wohl sehr hungrig ausgesehen haben, insgesamt wurden mir dann zwei vegetarische Hauptspeisen serviert und eines sogar aus der nicht vollen First Class für mich entwendet. Eine nette Geste!
Zum Nachtisch wurden dann Früchte, Eis und eine Käseplatte angeboten. Leider waren die meisten Früchte sehr säuerlich, das Eis war dafür recht lecker.
Die Essensqualität war hier insgesamt recht gut, wenngleich das alles andere als ein Gourmet-Essen war. Da bietet die Qatar Airways Business Class einfach ein überzeugenderes Bild. Auch das Dessert war eher in Ordnung als wirklich gut.
Der bestellte Kaffee während des Fluges war in Ordnung, auch Espresso wird angeboten.
Zu trinken gab es für mich einen Champagner nach dem Abflug und einen Weißwein während des Fluges, die beide ganz gut geschmeckt haben.
Nachgefüllt wurde leider nicht automatisch, man musste jedes Mal aktiv darum bitten. Allerdings war der Service insgesamt sehr nett und es gab kaum eine Sprachbarriere, da alle Flugbegleiter gutes Englisch gesprochen haben. Asiatische Gastfreundschaft, wie in der Eva Air Business Class, konnte ich hier allerdings nicht wahrnehmen.
Fazit zur Air China Business Class in der Boeing 777
Die Air China Business Class in der Boeing 777 liefert insgesamt ein überzeugendes Bild ab. Das Produkt ist sicherlich nicht auf dem Niveau von Premium-Fluggesellschaften, für die genialen Business Class Sales nach Asien und Ozeanien ist das Produkt aber absolut ausreichend. Ich würde hier allerdings keinen Wow-Faktor erwarten, wie beispielsweise in den QSuites von Qatar Airways in der Boeing 777. Was bleibt, ist ein solides Produkt, um entspannt von und nach Asien zu reisen, welches ich auch in der Zukunft nicht meiden würde.