Monopolstellung und Machtmissbrauch im deutschen Flugraum: Der CEO von Ryanair wirft der Lufthansa vor, die Ticketpreise in Deutschland in die Höhe zu treiben.

Der CEO der Billigairline Ryanair hat Mitleid mit deutschen Flugreisenden. Denn laut Michael O’Leary zahlen diese die höchsten Ticketpreise in ganz Europa. In einem aktuellen Interview mit Manager Magazin macht der Ryanairchef die Lufthansa für die Situation verantwortlich, berichtet fvw. Doch nicht nur beim Kranich werden für dieses Jahr erhebliche Ticketpreissteigerungen erwartet.

Höchste Flugpreise in Europa

Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich bei der Lufthansa ab, dass die Preise mittelfristig steigen werden. Ab 2019 wurden zunächst in anderen Bereichen die Preise angekurbelt. Beispielsweise wurde der Preis für Internet an Bord von Lufthansa erhöht und wenig später auch die Kosten für eine Sitzplatzreservierung. Im März 2022 hat Lufthansa dann ebenfalls höhere Ticketpreise in Aussicht gestellt und an der Preiserhöhung auch festgehalten. Nun findet Michael O’Leary, CEO von Ryanair Holdings, in einem Interview harte Worte für den Preisverlauf bei der Lufthansa.

Ceo Von Ryanair Kritisiert Lufthansa
Michael O’Leary, Quelle: Manager Magazin

Laut O’Leary ist das Fliegen in Deutschland nur deshalb exorbitant teuer geworden, weil das Land seinen nationalen Champion Lufthansa subventioniere, der dann angeblich seine marktbeherrschende Stellung missbrauche. Der Ryanair-Chef kritisiert die Lufthansa und behauptet, dass Ticketpreise führen dazu, dass „die Deutschen für Kurzstreckenflüge die höchsten Flugpreise in Europa zahlen“.

Ryanair Comeback

Zwar seien in Deutschland die Kosten, beispielsweise für die Flugsicherung, gestiegen, räumt der CEO ein, Lufthansa halte das Angebot allerdings bewusst knapp:

Die Kapazität bei Kurzstreckenflügen in Deutschland liegt in diesem Sommer nur bei etwa 50 Prozent des Niveaus vor Covid. Die Preise dagegen haben sich in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt.

Michael O’Leary, CEO von Ryanair Holdings

Er persönlich bezahlte nach eigenen Angaben 900 Euro für einen Flug von Frankfurt nach Genf mit der Lufthansa und wurde dann von der Schweizer Tochtergesellschaft Edelweiss befördert.

Lufthansa Tochter Edelweiss

Für bestimmte Abflugzeiten lassen sich aktuell tatsächlich Flüge für diese Verbindung in der Economy Class für bis zu 920 Euro bei Lufthansa finden – auch mit einem Monat Vorlaufzeit. In der Regel kostet ein Economy Flug von Frankfurt nach Genf mit dem Kranich allerdings auch bei kurzfristigen Buchungen zwischen 250 und 400 Euro. Wer ein wenig Planungsspielraum mitbringt, kann auch für rund 560 Euro die Business Class buchen.

Trotz der Kritik an der vermeintlichen Monopolstellung der Lufthansa, beabsichtigt Ryanair nicht, den deutschen Markt vollständig zu verlassen. Stattdessen kündigt CEO Michael O’Leary an, dass die Low-Cost-Airline, die sich 2022 vom Flughafen Frankfurt zurückgezogen hat, in den nächsten zwölf Monaten eine neue Offensive starten werde. Die Airline hatte die Frankfurter Basis aufgrund der erhöhten Gebühren des Flughafens aufgegeben. O’Leary verdeutlicht jedoch:

Nach Frankfurt kommen wir erst zurück, wenn es dort das geplante Low-Cost-Terminal gibt.

Michael O’Leary, CEO Ryanair Holdings

Terminal 3, die ausgewiesene Low-Cost-Anlage, soll in den kommenden Jahren fertiggestellt werden. Obwohl das Frankfurter Terminal erst Anfang 2026 in Betrieb genommen werden soll, ist das Interesse an Terminal 3 bereits groß.

Flugpreise steigen bei vielen Airlines

Inflation und steigende Kerosinpreise – bereits Ende letzten Jahres hat sich abgezeichnet, dass die Preise für Flugreisen in 2023 bis zu 60 Prozent steigen könnten. Es scheint sich langsam aber sicher ein “New Normal” bei den Flugpreisen zu etablieren. Wie das Nachrichtenportal Merkur.de berichtete, seien bei vielen Airlines erhebliche Preissteigerungen im Vergleich zu den Flugkosten von 2022 zu erwarten gewesen. Eine Analyse von Ticketpreisen in 2022 und 2023 über das Online-Preisvergleichsportal Idealo habe folgende Erhöhungen prognostiziert:

FluggesellschaftDurchschnittliche Ticketpreisveränderung
in Prozent
Lufthansa+ 41
Swiss+ 46,4
Eurowings– 2,1
Air France+ 10,4
TUI fly+ 7,4
Iberia+ 11,1
Ryanair– 6
EasyJet– 13, 3
TAP Air Portugal– 22

Doch die Prognosen scheinen sich nur in Teilen zu bewahrheiten. Zwar nahm erst im vergangenen Monat der CCO von Swiss, Tamur Goudarzi Pour, Stellung zu den hohen Ticketpreisen. Seinen Aussagen zufolge sollen die Tickets in diesem Jahr jedoch nicht teurer ausfallen als 2022. Die Preise bei Swiss sollen nur im Vergleich zu 2019 um ungefähr 15 bis 20 Prozent gestiegen sein.

Fazit zu den hohen Flugpreisen der Lufthansa

Die Zukunft des Flugverkehrs in Deutschland bleibt dynamisch: Ryanair bereitet sich auf ein starkes Comeback vor und Lufthansa sieht sich zunehmender Kritik an ihren Preisstrategien gegenüber. Während sich der Kampf um Marktanteile und fairen Wettbewerb verschärft, werden die Pläne von Ryanair, die Dominanz von Lufthansa auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt herauszufordern, konkreter. Die Rückkehr der Low-Cost-Airline an ein wichtiges deutsches Drehkreuz könnte zu mehr Wettbewerb und somit möglicherweise zu erschwinglicheren Flugpreisen führen.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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  • Dann soll doch Ryanair z.B. in den innerdeutschen Verkehr in direkte Konkurrenz zur Lufthansa einsteigen und die Ticketpreise drücken … keinen Mut Herr o‘Leary ?

  • Das Problem für Deutschland liegt weniger an Lufthansa selber sonder eher am irgendwie politisch in Berlin gesteuerten Ideologie “alles muss teuerer werden, vorallem Zubringer” (z. B. die innerdeutschen) was bedeutet dass die Flüge ex-DE praktisch immer viel zu teuer werden. Von Stockholm, Tallinn oder Paris gibt’s dann BKK für 450€, von Deutschland lässt man die Raten bei 750-850€ (plus Gepäck)
    Dass der Heimatmarkt höher bepreist wird ist normal aber nicht in dem Maß. Konkurrenz von TK bis Saudia gehen incl Gepäck und Sitzplätzen auf 500-650€, Lufthansa ignoriert diesen Markt und bleibt bei Ihnen mondpreisen.
    Dass das funktioniert, liegt IMHO (auch) am Regierungs Feuer aus Berlin

  • Wenn sich in Deutschland so hohe Margen erzielen lassen, warum macht Ryanair der Lufthansa dann nicht einfach Konkurrenz? Die Antwort ist simpel: LH würde den Preis mitgehen und am Ende machen beide kein Geschäft, aber LH hat erfolgreich sein Revier verteidigt. So lief das auch schon auf der Strecke MUC-TXL, nur mit easyJet.

    Damit Ryanair auf dem dt. Markt expandiert, möchte MOL also das was er immer haben möchte: einen unfairen Wettbewerbsvorteil in Form von Gebührennachlässen (indirekt ist das einfach nur Staatsknete) oder Schlupflöchern bei Arbeitnehmerrechten. Somit ist Ryanair leider Teil des Problems und nicht mal ansatzweise dessen Lösung.

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