Trotzdem die Deutsche Bahn den Ausbau des Nachtzug-Streckennetzes unterstützt, wird sie sich keine eigenen Schlafwagen anschaffen.

Am Abend in Berlin in den Zug steigen und am nächsten Morgen in Paris aufwachen. Wer träumt nicht von dieser Art des Reisens. Nicht umsonst erfreuen sich die Nachtzugverbindungen in Europa steigender Beliebtheit. Auch deshalb soll das Streckennetz in Partnerschaft der DB, ÖBB, SBB und SNCF ausgebaut werden – ein europäisches Vorzeigeprojekt also. Dennoch hat die Deutsche Bahn nun entschieden, dass man keine eigenen Schlafwagen anschaffen wird, wie der Tagesspiegel berichtet.

Die Renaissance des Nachtzugs wird in Deutschland ohne Schlafwagen stattfinden

Als der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Deutsche Bahn (DB), Österreichische Bundesbahn (ÖBB), Schweizerische Bundesbahn (SBB) und der französischen Eisenbahngesellschaft (SNCF) zum Ausbau des Nachtzug-Streckennetzes beschlossen wurde, war die Zuversicht hierzulande groß. Immerhin konnte sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorstellen für dieses Projekt auch eigene Schlafwagen auf die Gleise zu bringen. Nun geht aus einer kleinen Anfrage der FDP hervor, dass eine Anschaffung neuer Schlafwagen nicht geplant sei. Eine Förderung von Nachtzugverbindungen im Schienenpersonenfernverkehr mit Bundesmitteln ist nicht vorgesehen.

DB Fernverkehr AG verfügt über keine Schlafwagen mehr und plant auch nicht, neue Schlafwagen zu kaufen oder zu leasen

Enak Ferlemann, Staatssekretär der CDU

Damit wird die Deutsche Bahn zwar wieder in das Nachtzuggeschäft einsteigen, dafür aber keine eigenen Schlaf- und Liegewagen unterhalten. Stattdessen wird sich die Bahn auf den Ausbau des ICE- und IC-Nachtstreckennetzes konzentrieren. Hier finden Fahrgäste die gewohnte Bestuhlung der ersten und zweiten Klasse vor. Damit wird sich die Bahn lediglich mit eigenen Sitzwagen an dem Ausbau des Nachtzug-Streckennetzes beteiligen und stattdessen die ÖBB bei der Anschaffung neuer Schlaf- und Liegewagen unterstützen. Damit werden auch weiterhin auf den gesamten Routen, einschließlich der neuen Verbindungen, die Nachtzüge der ÖBB unterwegs sein.

Die Deutsche Bahn im gewohnt langsamen Tempo

Dabei scheint es fast als würde die Deutsche Bahn ihrer eigenen Linie und Performance treu bleiben und übt sich stattdessen weiterhin in Geduld. Während die Österreichische Bundesbahn signalisiert, dass deutlich mehr Nachtzugverbindungen in Europa mit Unterstützung der anderen Bundesbahnen möglich wären, strebt die Deutsche Bahn eine Unterstützung erst ab 2023 an – das gilt dann auch für die neue Linie zwischen Berlin und Paris über Brüssel. Das alles steht im Kontrast zu den großen Ankündigungen Scheuers. Damals lobte er das neue europäische Projekt mit dem klangvollen Namen Trans-Europ-Express 2.0.

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Mittlerweile scheint klar, dass die Bestrebungen der Deutschen Bahn nicht allzu groß sind. Bereits vor vier Jahren gab die Deutsche Bahn den Nachtzugverkehr endgültig auf. Aufgrund zu alten Wagenmaterials, steigendem Wettbewerbs und einer niedrigen Qualität musste die Bahn für diese Sparte ein Defizit von 30 Millionen Euro in 2016 verzeichnen. Die Züge wurden im Anschluss abgegeben und verkehren noch für die ÖBB. Die wiederum hat bereits die Konzepte der neuen Schlaf- und Liegewagen vorgestellt.

Ein weiterer privater Anbieter möchte ebenfalls neue Nachtzugverbindungen in Deutschland anbieten. Das Unternehmen Transdev Deutschland wird in Kooperation mit dem schwedischen Unternehmen Snälltåget eine Nachtzugverbindung von Stockholm über Kopenhagen nach Berlin aufnehmen. Diese Verbindung soll dann sukzessiv noch bis Österreich verlängert werden.

Fazit zu den Plänen der Deutschen Bahn keine eigenen Schlafwagen anzuschaffen

Etwas ernüchternd und kaum nachvollziehbar mutet die Entscheidung der Bahn an, keine eigenen Schlafwagen für das neue europäische Nachtzug-Streckennetz anzuschaffen. Auch wenn die Zusammenarbeit und der Ausbau ein erster wichtiger Schritt ist, so scheint die Unterstützung seitens der Deutschen Bahn nicht sonderlich groß zu sein. Das ist schade, da sich die Nachtzüge immer größerer Beliebtheit erfreuen. Auch wenn die aktuellen Züge der ÖBB in die Jahre kommen, so empfand ich meine Reise von Wien nach Mailand als äußerst angenehm und spannend und würde diese Option für andere Reisen durch Europa immer wieder in Erwägung ziehen. Seid auch hier bereits mit dem Nightjet der ÖBB gefahren oder habt es noch vor?

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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