Immer mehr Restriktionen, immer weniger Verfügbarkeiten und immer höhere Preise – die Buchung der First Class mit Meilen wird immer schwieriger. Gibt es überhaupt noch Hoffnung?
Es sind keine einfachen Zeiten für die Fans des Meilensammelns. Entwertungen von Vielfliegerprogrammen gab es in den vergangenen beiden Monaten viele – am 3. Juni dürften die Preise für Prämienflüge dann auch noch bei Miles & More im Schnitt höher werden. Nebenbei zeigt sich ein weiterer Trend, der schmerzhaft ist: Die Buchung der allerhöchsten Reiseklasse mit Meilen wird Stück für Stück weiter erschwert. Realistisch möglich sind “kostenlose” First Class Buchungen bei immer weniger Fluggesellschaften. Lohnt es sich überhaupt noch, von einer First Class Buchungen mit Meilen zu träumen?
Immer mehr Restriktionen bei der First Class Buchung
Es gab Zeiten, da war die Buchung von First Class Tickets mit Meilen bei einigen Fluggesellschaften ausgesprochen einfach. Von der Lufthansa über Emirates bis hin zu Qatar Airways konnte man mit Meilen vergleichsweise simpel und teilweise sogar günstig in der höchsten Reiseklasse fliegen. Ich selbst konnte so einige der bekanntesten First Class Produkte der Welt testen. Doch die Luft wird in dieser Hinsicht immer dünner, denn die Airlines reduzieren auf der einen Seite das Angebot und bauen andererseits immer mehr Restriktionen auf.
Das jüngste Beispiel dafür liefert Emirates, beschränkt die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Buchung von First Class Awards doch auf Passagiere mit einem Status im hauseigenen Emirates Skywards Programm. Damit ist sie gleichwohl kein Pionier, denn eine ähnliche Restriktion hat etwa Air France schon vor Jahren eingeführt – dort ist die First Class sogar nur mit einem Platinum Status im Flying Blue Programm buchbar. Ähnlich sieht es auch bei Swiss aus, wo First Class Buchungen nur mit dem Lufthansa Senator Status möglich sind.
Diese Art der Restriktionen ist die eine Sache, doch die Reduzierung des Angebots beziehungsweise der Fokus auf noch exklusivere Produkte sorgt gleichzeitig dafür, dass es selbst Statusinhaber immer schwerer haben. Bestes Beispiel dafür ist gerade die für ihre guten First Class Verfügbarkeiten bekannte Lufthansa: Für die neue Allegris First Class sind Buchungen mit Meilen bis auf Weiteres überhaupt nicht möglich – selbst mit dem exklusiven HON Circle Status nicht.
Immense Preise machen First Class Awards immer unattraktiver
Die bei vielen Programmen nun zusätzlich eingezogenen Hürden sind derweil nur die Spitze des Eisbergs. In den vergangenen Jahren ist nämlich ohnehin schon enorm an der Preisschraube gedreht worden, wodurch die Attraktivität von Prämienflügen in der First Class ohnehin abgenommen hat. Von sogenannten “Freiflügen” kann bei Zuschlägen von vielen hundert oder gar tausend Euro, wie man sie teilweise bei Lufthansa und auf einem Großteil der Strecken bei Emirates findet, schon lange keine Rede mehr sein.
Erhöht wurden in den letzten Jahren meist allerdings nicht nur die Zuschläge, sondern gleichzeitig auch die notwendigen Meilenwerte. Wer etwa einen Air France First Class Flug mit Meilen buchen möchte, der zahlt für einen Hin- und Rückflug schon einmal eine halbe Million Meilen. Sitzt man nicht das halbe Jahr im Flugzeug oder generiert Meilen mit enormen Kreditkartenumsätzen, sind solche Summen gemeinhin Utopie.
Diesem Trend entzieht sich aktuell kaum eine Airline, steigen doch eigentlich bei allen Vielfliegerprogrammen entweder die Zuschläge oder die notwendigen Meilenwerte – oft auch beides. Das nächste Beispiel dafür dürfte Miles & More werden, denn dass gerade First Class Flüge mit den Änderungen auf flexible Werte ab dem 3. Juni in fast allen Fällen teurer werden, darf man als gesetzt ansehen.
Über kluge Werte weiterhin zu First Class Awards
Nun mag es auch in Zukunft noch Ausnahmen geben, wie man mit Meilen an First Class Flüge kommt. So lassen sich etwa über das Singapore Airlines KrisFlyer Programm selbst in der herausragenden Singapore Airlines First Class gelegentlich gute Verfügbarkeiten finden – oft allerdings nur zum teureren Advantage-Preis. Immerhin sind hier allerdings auch die Zuschläge sehr gering, sodass sich etwa der Transfer von Membership Rewards Punkten lohnt. Zumindest Stand heute sind hier keine Änderungen geplant – ob das allerdings so bleibt, steht in den Sternen.
Für eine gewisse Zeit dürfte auch die Lufthansa First Class noch eine Option sein, um sich den Traum der First Class mit Meilen zu erfüllen. Insbesondere kurzfristig, teilweise aber auch mit Vorlauf lassen sich hier oft Verfügbarkeiten finden, gerade an die Ostküste der USA. Je mehr die Einführung von Allegris allerdings voranschreitet, desto schwieriger dürfte es werden – die Suche nach Verfügbarkeiten wird dann Stück für Stück immer mehr zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Ferner bleiben auch noch einige andere Optionen, von der Cathay Pacific First Class über die höchste Reiseklasse von British Airways bis zu den japanischen Airlines oder auch Qantas in Australien oder Qatar Airways. Schon heute sind diese aber entweder verhältnismäßig teuer, mit Meilen zu buchen oder die Verfügbarkeiten lassen zu wünschen übrig. Dennoch: Auch hier kann man heute und auch bis auf Weiteres noch Glück haben und kann sich so potenziell den Traum der First Class mit Meilen erfüllen.
Zu erwähnen ist zudem, dass es auch bei Emirates weiterhin möglich sein wird, mit Meilen in die First Class zu kommen. Für diejenigen mit einem Status bei Emirates Skywards gilt das ohnehin. Doch auch die vergleichsweise attraktiven Upgrades in die Emirates First Class mit Meilen bleiben bestehen – bei bezahlten Tickets genauso wie bei solchen, die etwa in der Business Class mit Meilen gebucht wurden. Gewissermaßen bleibt er also bestehen, der Traum von der First Class mit Meilen.
Aufgewertete Business Class als neues Ziel der Meilensammler
Realistisch gesehen sind die “goldenen Zeiten” für die Buchung der First Class allerdings dennoch vorbei. Wer etwa mit American Express Kreditkarten oder einer Miles & More Kreditkarte dank Willkommensbonus und regelmäßigen Umsätzen auf den nächsten Prämienflug spart, muss sich wohl umorientieren: Stand bislang der Traum von der First Class für manch einen ganz oben auf der Prioritätenliste, sollten es in Zukunft eher die besseren Business Class Produkte sein.
Fairerweise muss man sagen, dass sich hier in den vergangenen Jahren sehr viel getan hat, sodass auch das eine oder andere Produkt hier mittlerweile ein tolles Erlebnis bietet – so habe ich es etwa gerade erst bei meinem Flug in der neuen Air France Business Class im Airbus A350 erlebt. Statt spezifisch nur nach der First Class Ausschau zu halten und möglicherweise enttäuscht zu werden, ist ein Blick auf die besonders attraktiven Business Class Produkte nunmehr spannender – auch weil einen hier ein sehr attraktiver Gegenwert für die eingesetzten Meilen erwartet.
Auf Kaviar muss man so möglicherweise verzichten, ausgesprochen komfortabel reisen kann man trotzdem. Zudem lassen sich Business Class Verfügbarkeiten oftmals deutlich leichter finden, auch für Flüge mit einer weiteren Person. Niedriger als in der First Class sind die Meilenwerte zudem auch, sodass man sich möglicherweise schneller auch mal wieder einen weiteren Prämienflug gönnen kann, wenn man regelmäßig eine Kreditkarte zum Meilen sammeln einsetzt.
So toll der Traum von der First Class mit Meilen auch immer war, muss man eben auch sagen: Die Suche nach Verfügbarkeiten war schon immer kompliziert, gerade für gemeinsame Flüge. Wo sich eine Tür zumindest großenteils schließt, öffnet sich derweil aber eben auch eine andere: die zu neuen Business Class Suiten, die beim Komfort teilweise mittlerweile nah an das herankommen, was die First Class mancher Airlines vor einigen Jahren war. Den einen oder anderen attraktiven Weg in die First Class mit Meilen gibt es zudem bis auf Weiteres auch noch, sodass er zumindest noch ein wenig weiterlebt, der Traum von der First Class mit Meilen.