Bald könnte eine Ankündigung für ein Loyalitätsprogramm von Condor folgen. Doch hat die Airline damit eine Chance gegen das in Deutschland dominierende Programm von Miles & More?
Andeutungen in Interviews, eine Markenregistrierung und jede Menge ungenutztes Potenzial. Dass Condor in den kommenden Monaten ein eigenes Vielfliegerprogramm ankündigen wird, kann man als sehr wahrscheinlich einstufen. So positiv die Neuigkeit auf den ersten Blick klingt, so kompliziert wird es für die Airline gleichzeitig in diesem Bereich bei null anzufangen. Doch wie könnte ein Condor Vielfliegerprogramm überhaupt aussehen?
Hohe Erträge sind bei Loyalitätsprogrammen die Regel
Dass sich Loyalitätsprogramme für Fluggesellschaften lohnen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. In den Vereinigten Staaten machen einige Fluggesellschaften mit ihrem Vielfliegerprogramm sogar den Großteil der Gewinne. Keineswegs schlecht sieht auch die Bilanz von Miles & More sowie anderen Programmen in Europa aus. Dass Condor hier mit einem eigenen Ansatz beim Thema Loyalität neue Ertragsströme erschließen kann, steht entsprechend außer Frage.


Gleichzeitig ist aus dem schwierigen Kampf von airberlin und deren Programm topbonus gegen den Platzhirsch Lufthansa mit dem deutschlandweit bekannten Miles & More Programm bekannt, dass es nicht gerade einfach ist, Marktanteile zu gewinnen. Das gilt insbesondere deshalb, weil Miles & More bereits eine enorme Marktdurchdringung hat und zudem zahlreiche starke Partner in Deutschland hat.
Dennoch gibt es auch in Deutschland noch Potenzial für ein weiteres Vielfliegerprogramm, wenngleich dafür Partnerschaften wichtig wären. Das gilt etwa für eine Kreditkarte zum Meilen sammeln, die durch das hohe Ertragspotenzial sicherlich ein Muss für ein Condor Vielfliegerprogramm wäre. Denkbar könnte darüber hinaus auch eine Partnerschaft mit American Express Membership Rewards sein. Als Transferpartner für Inhaber von American Express Kreditkarten könnte die Airline direkt einen bestehenden Markt erschließen.
Condor Stripes bräuchte starke internationale Partner
Damit Condor mit dem Vielfliegerprogramm unter dem potenziellen Namen Stripes eine Chance gegen Miles & More hätte, sind zudem starke Partner unerlässlich. Das gilt im Inland genauso wie im Ausland. Für mögliche Kooperationspartner eines Condor Vielfliegerprogramms in Deutschland stellt sich dabei die Frage, wie viele Anbieter eine Exklusivklausel mit Miles & More haben. Bedenkt man eine zusätzliche Listung unter anderem auch bei Payback, dürften es zum Glück für Condor allerdings nicht allzu viele sein.
International sieht es dagegen komplexer aus, denn damit ein Loyalitätsprogramm im Reisekontext wirklich attraktiv ist, braucht es auch international starke Partner. Bei Flügen in aller Welt Meilen zu sammeln und einzulösen macht Vielfliegerprogramme so reizvoll und führt oft zu irrationalen Entscheidungen der Teilnehmer. Sollte Condor ohne größere Airline-Partner starten, wäre der Kampf gegen Miles & More kaum zu gewinnen, wären doch die Sammel- und noch mehr die Einlöse-Möglichkeiten vergleichsweise stark eingeschränkt.
Der einfachste Weg für Condor dürfte hier über eine internationale Allianz führen, wobei im Grunde nur oneworld infrage kommen dürfte. Die Star Alliance fällt durch die Lufthansa-Dominanz raus und SkyTeam wird mit dem starken Mitglied Air France-KLM keinen weiteren Partner in Zentraleuropa akzeptieren. Mit Blick darauf, dass airberlin einst ebenfalls ein oneworld-Mitglied war, stehen die Chancen hier vergleichsweise gut. Hoffnung macht, dass sogar Alaska Airlines trotz der starken Überschneidung im Streckennetz zu American Airlines zur Allianz stoßen dürfte, sodass British Airways möglicherweise auch eine Condor-Präsenz in der Allianz akzeptieren könnte.
Eine Alternative könnte es ansonsten sein, dass Condor ein Programm nach dem Gusto des früheren Alaska MileagePlan aufbaut, zahlreiche weltweite Partnerschaften außerhalb der großen Allianzen inklusive. Dazu würde passen, dass Condor schon jetzt eng mit eben jener Alaska Airlines, aber etwa auch Emirates zusammenarbeitet. Bedenkt man jedoch, dass auch Alaska Airlines nun unter das Dach einer Allianz geschlüpft ist, verspricht dieser Weg doch vielversprechender zu sein.
Einfache Wege zum Status sind ein Muss
Dass Condor für ein eigenes Loyalitätsprogramm noch viele Vorbereitungen treffen muss, dürfte keine Überraschung sein. Die Details der Programme und auch die technischen Mechanismen sind alles andere als einfach und werden mit der Einbindung von zusätzlichen (internationalen) Partnern nicht gerade einfacher. Gleichzeitig gilt es, ein Vielfliegerprogramm zu erdenken, das zugleich einfach zugänglich ist und zum anderen durch eine hohe Attraktivität dazu führt, dass Verbraucher sich für Condor Stripes und gegen Lufthansa Miles & More entscheiden.
Möglich wird das wohl nur dann, wenn das Programm von Condor von Anfang durch attraktivere Bedingungen besticht. Bei einem potenziellen Statusprogramm wäre es etwa ein Muss, dass der Weg zum Status deutlich einfacher ist als bei Miles & More, hat die Condor doch ein viel kleineres Streckennetz und damit signifikant weniger Möglichkeiten zum Meilen sammeln. Je nach internationalen Partnerschaften könnte dies zwar gemindert werden, allerdings dürfte Condor einen Weg aufzeigen, wie man mit deutlich weniger Flügen als bei Miles & More zu einem Status mit relevanten Vorteilen kommt.
Durch das Angebot der Business Class auf eigenen Flügen ist es voraussichtlich auch etwas einfacher, bestehende Verträge, etwa für die Fast Lane oder die Lounges, auch auf Vielflieger zu erweitern. Bleiben die Möglichkeiten zum Meilen sammeln und Meilen einlösen: Hier könnte Condor kreativ werden, etwa mit der Möglichkeit, Statusmeilen auch mit Kreditkartenumsätzen zu sammeln. Denkbar wären auch attraktive Promotions nach dem Vorbild der Meilenschnäppchen.
Der Kreativität sind dabei wohl kaum Grenzen gesetzt. Erwarten darf man dabei auch durchaus viel, denn seit dem Weg in die Unabhängigkeit hat Condor viel richtig gemacht. Vom Business Class Produkt über den generellen Service und das Streckennetz hat Condor in den vergangenen Jahren viele überrascht – auch die Lufthansa. Mit einem eigenen Loyalitätsprogramm könnte das erneut gelingen.