Das Leasing ist auch in der Luftfahrt ein sehr wichtiger Begriff, hat jedoch eine etwas andere Bedeutung als wenn Ihr ein Fahrzeug über Eure Firma least. In diesem Artikel von reisetopia Basics erfahrt Ihr, wie das Leasing in der Luftfahrt funktioniert und wieso es so wichtig ist!
Inhaltsverzeichnis
Welche Arten von Leasing gibt es?
Es gibt viele Firmen, die im Leasing-Geschäft mit Flugzeugen mitspielen, die alle oder einen Teil ihrer Flugzeuge nicht für eigene Flüge nutzen. Stattdessen vermieten sie ihre Flugzeuge an andere Fluggesellschaften, entweder fur kurze oder längere Zeit. Damit können sie zum Beispiel ungenutzte Kapazitäten aus der eigenen Flotte vermieten, oder sie betreiben das Leasing als ihr Hauptgeschäft. Dabei gibt es einige Optionen zur Auswahl, die wir hier näher erläutern.
Dry Lease
Der Begriff, welcher übersetzt Trockenmiete bedeutet, bezeichnet die einfachste Art des Leasings. Hierbei wird nur das Flugzeug selbst ohne Personal oder andere Leistungen wie Wartung und Versicherung gemietet. Das heißt also, dass die mietende Fluggesellschaft all diese Sachen selber stellen muss. Dies funktioniert natürlich nur, wenn die Airline das entsprechend geschulte Personal zur Verfügung hat, da sowohl für Piloten als auch die Wartungstechniker für jedes Flugzeugmodell eine andere Lizenz erforderlich ist.
Dementsprechend wird ein Dry Lease meist nur mit längeren Vertragszeiträumen genutzt, da sich die Ausbildung des Personals ansonsten nicht lohnt, oder bei einem kurzfristigen Ausfall des selben Flugzeugtyps in der eigenen Flotte. Bei längerfristigen Verträgen erhalten die Maschinen dann auch die Lackierung des Mieters, sodass sie für einen Passagier von außen kaum von gekauften Flugzeugen zu unterscheiden sind.
Wet Lease
Ein Wet Lease, also übersetzt eine Feuchtmiete, kommt dann zum Einsatz, wenn nicht nur die Maschine, sondern auch die Crew sowie eventuell andere Leistungen wie die Wartung und Versicherung vermietet werden. Die mietende Airline braucht also kein zusätzliches Personal, da dies zusammen mit dem Flugzeug gestellt wird. Dies ist insofern praktisch, da man so eigenes Personal nicht umschulen muss, falls ein anderer Flugzeugtyp genutzt wird, und sofort eine flugbereite Crew hat.
Auch sind damit kurzfristige Einsätze möglich, falls Personalmangel herrschen sollte oder eine Maschine aufgrund von Wartungsproblemen ausfallen sollte. Da die Einsätze oft zeitlich begrenzt sind, werden die Maschinen oftmals nicht umlackiert und fliegen in der Livery des Vermieters, was für manche Passagiere am Gate manchmal recht verwirrend sein kann.
Ein Beispiel für einen Wet Lease findet sich zum Beispiel beim Flug von München nach Bangkok mit Lufthansa. Obwohl dieser von Lufthansa angeboten und mit einer LH-Flugnummer durchgeführt wird, werden sowohl die Maschine als auch die Kabinenbesatzung von der Konzerntochter Eurowings gestellt. Das Serviceniveau soll dabei zwar auf dem Lufthansa-Standard bleiben, aber das Hard Product, also die Kabine, bleibt wie bei der Eurowings, so gibt es zum Beispiel keine echte Business Class, sondern nur die Best Class, welche eher einer Premium Economy entspricht.
Welche Vor- und Nachteile hat Leasing im Vergleich zu einem Kauf?
Die meisten Airlines kaufen ihre Flugzeuge regulär bei den Herstellern ein. Es gibt jedoch durchaus gute Gründe, weshalb man ein Flugzeug anmietet, anstatt es zu kaufen und in seine Flotte zu integrieren. Wir gehen hierbei größtenteils auf Wet Leases ein, da diese den Großteil des Geschäfts ausmachen. Dry Leases sind bei Airlines eher selten und kommen meist bei längerfristigen Ausfällen eines Flugzeugs des gleichen Typs in der Flotte zum Einsatz.
Ein Wet Lease hat den Vorteil, dass man oftmals weder Crew noch Wartungsinfrastruktur für den bestimmten Flugzeugtyp benötigt, da dies alles von dem Vermieter gestellt wird. Zudem kann man so kurzfristig auf saisonale Schwankungen in der Buchungslage oder Ausfälle reagieren, ohne ein neues Flugzeug erwerben zu müssen, welches dann zu Nebenzeiten nicht eingesetzt wird, aber trotzdem Geld zur Instandhaltung benötigt.
Ein weiterer Vorteil der Nutzung von Wet Leases ist die Möglichkeit der nahtlosen Integration in eine bereits bestehende Airline. So gibt es zum Beispiel entgegen weitläufig verbreiteter Meinung die Airline germanwings noch, jedoch sind alle ihre Maschinen im Wet Lease-Einsatz für die Eurowings tätig und ihr IATA-Code “4U” kommt somit nicht mehr auf Linienflügen zum Einsatz. Auch in Amerika hat sich dieses Prinzip etabliert, so werden die ganzen Zubringer-Flüge zu den Hubs mit kleinen Maschinen von Airlines wie “American Eagle” oder “United Express” durchgeführt, welche ein Subunternehmen von American oder United sind, laufen aber unter einer Flugnummer ihrer jeweiligen Muttergesellschaften.
Dadurch ergibt sich für die Airlines auch ein oft kritisierter Vorteil, denn da diese Piloten von Subunternehmen beschäftigt werden, sind sie an einen anderen Tarifvertrag gebunden als ihre Kollegen bei der Mutter-Airline. In den meisten Fällen werden Mitarbeiter von Subunternehmen schlechter bezahlt, obwohl sie die gleiche Leistung erbringen müssen. Dadurch kann die Airline Personalkosten einsparen, die mit eigener Crew deutlich höher wären.
Ein Nachteil ist das Leasing immer dann, wenn die Airline sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Falls zum Beispiel eine Leasingrate ausfallen sollte, kann der Leasingbetreiber das Flugzeug direkt zurückordern und somit den Flugplan der Airline ins Wanken bringen. Häufig zieht das dann einen Domino-Effekt mit Flugausfällen, Mehrkosten für die Airline und dadurch die Beschlagnahmung von noch mehr Flugzeugen nach sich, die in der Geschichte der Luftfahrt auch zur Insolvenz von mehreren Airlines geführt haben.
Welche Auswirkungen hat Leasing auf den Passagier?
Zum Zeitpunkt der Buchung ist ein Dry / Wet Lease für den Passagier kaum zu erkennen, denn der Flug wird normal über die Airline gebucht, welche das Flugzeug mietet und besitzt auch eine Flugnummer von dieser Airline. Das einzige Merkmal, was auf ein Leasing hindeuten kann, ist der Hinweis “durchgeführt von” oder “operated by”. Jedoch kommt dieser Hinweis auch bei Codeshare-Flügen zum Einsatz, daher ist Vorsicht geboten.
Spätestens beim Boarding sieht man jedoch in den meisten Fällen, dass man eine geleaste Maschine betritt, denn oftmals ist diese gar nicht in den Farben der Airline lackiert. So fliegen zum Beispiel die Maschinen der Czech Airlines im Auftrag der Eurowings, doch sie haben immer noch ihre ursprüngliche Lackierung.
Man kann nicht per se sagen, dass Leasing eine positive oder negative Auswirkung auf den Komfort oder Service hat, da sich dies je nach der aktuellen Situation und dem geleasten Flugzeug unterscheidet. Bei unserem obigen Beispiel bleibt die Sitzkonfiguration zwar gleich, da aber auf diesen Flügen die Besatzung ebenfalls von Czech Airlines gestellt wird, ist eine Kommunikation in Deutsch nicht garantiert. In anderen Fällen kann aber die Bestuhlung deutlich vom Standard der Airline abweichen, was beim Beispiel des HiFly A380-Einsatzes für Norwegian für einige Passagiere ein postivies Erlebnis war, kann aber natürlich auch negativ ausfallen.
Eurowings verhält sich recht vorbildlich und hat eine Liste aller Fluggesellschaften, mit denen sie Leasingabkommen hat, und listet die Konfiguration der Maschinen sowie die gebotenen Leistungen übersichtlich auf. Das gilt aber leider nicht für alle Airlines, und vor allem bei kurzfristigen Wet Leases ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man dies erst beim Boarding mitbekommt.
Fazit zum Leasing von Flugzeugen
Mithilfe von Dry- und Wet Leases können Airlines kurzzeitige Kapazitätsengpässe kostengünstig überwinden und die Passagiere so vor einer eventuellen Annullierung des Flugs bewahren. Bei vielen Arten des Leasings, insbesondere durch Tochterairlines mit Subunternehmen, wird dem Passagier gar nicht bewusst, dass er überhaupt auf einem geleasten Flug unterwegs ist. In gewisser Art hat das Leasing auch Ähnlichkeit mit einem Charterflug, da hier auch Flugzeuge gemietet werden, um den kurzzeitigen Bedarf zu decken, jedoch werden Leasing-Flüge mit Flugnummern von regulären Linienflügen betrieben.