In der heutigen Kolumne will ich eine gewagte These aussprechen: Taxis spielen in den europäischen Metropolen eine zunehmend weniger wichtige Rolle – besonders in der jüngeren Generation. Warum? Weil der öffentliche Nahverkehr immer effektiver wird.

Besonders in Luxushotels lässt sich eine Sache immer schön beobachten: Wünscht man nach dem Check-out kein Taxi, wird man sofort seltsam angeschaut. Ich habe dahingehend allerdings einen Wandel festgestellt. Zuletzt wurde ich sogar gefragt, ob ich ein Taxi brauche oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen will. Fast unglaublich, denn gerade in teureren Hotels hatte ich zuvor eigentlich den Eindruck, dass öffentlicher Nahverkehr als Fortbewegungsmittel überhaupt nicht existiert.

Wann braucht man überhaupt ein Taxi?

Ich bin jedes Jahr in dutzenden Städten, muss noch häufiger vom Flughafen in die Stadt oder von einer Location in einer Stadt in die nächste. Wie oft habe ich dabei im vergangenen Jahr ein Taxi genutzt? Etwa 15 Mal. Das klingt jetzt im ersten Moment nicht wenig, doch der Vergleich macht es: Allein auf längeren Strecken (Flughafen, Bahnhof) habe ich mich sicher mindestens 100 Mal für die öffentlichen Verkehrsmittel entschieden.

Der öffentliche Nahverkehr ist zum Flughafen oder Bahnhof oft eine gute Option

Auf kürzeren Strecken kann ich die Taxinutzung mittlerweile sogar an den Händen abzählen. Ich habe immer häufiger das Gefühl, dass ich ein Taxi überhaupt nicht mehr brauche. Gerade in europäischen Metropolen.

Welche Vorteile bietet ein Taxi?

Grundsätzlich gibt es zwei Argumente für ein Taxi: Hohen Komfort und schnellen Transport. Gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr hat das Taxi natürlich in beiden Fällen durchschnittlich klar die Nase vorn. Besonders Ausnahmen wie etwa der Heathrow Express in London, der meiner Meinung nach einen höheren Komfort bietet oder der Arlanda Express in Stockholm, der einen zweifelsohne schneller in die Stadt bringt, seien hier mal außen vor.

Taxis sind schneller und komfortabler

Insgesamt lässt sich sicher sagen, dass Taxis komfortabler und schneller sind als die öffentlichen Verkehrsmittel – zumindest in den meisten europäischen Metropolen. Doch groß sind die Unterschiede in der Realität mittlerweile nur noch in sehr wenigen Großstädten in Europa.

Welche Nachteile bietet ein Taxi?

Für mich wiegen die Vorteile wenig schwer. Warum? Weil die Preise teilweise einfach unglaublich weit auseinandergehen. Im Vergleich zum Öffentlichen Nahverkehr sind Taxis oft hemmungslos überteuert. Ein Beispiel gefällig? Bei meinem letzten Trip nach Mailand kostete der Bus vom Flughafen Linate ins Zentrum keine zwei Euro pro Person, ein Taxi hätte mehr als 20 Euro gekostet.

Auch in London sind Busse signifikant günstiger als Taxis

Ein bis zu zehnfacher Preis ist auch in Deutschland keine Seltenheit: In Berlin, in München, in Hamburg, … Doch der Preis ist für mich nur eine Komponente. Selbst in Europa habe ich von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass ich in einem Taxi nicht wirklich sicher bin. Überhöhte Geschwindigkeit, heruntergekommene Autos und unfreundliche Fahrer – zwar eher die Ausnahme als die Regel, aber dennoch ein Problem, auf das ich immer wieder stoße.

Warum nutze ich dann weiterhin Taxis?

Die Antwort auf die Frage, warum ich dann trotzdem einige Male im Jahr ein Taxi nutze, sind ganz pragmatisch: Weil es an Alternativen fehlt. In einigen europäischen Städten ist der öffentliche Nahverkehr dermaßen schlecht ausgebaut, dass eine Fahrt mit dem ÖPNV vom Flughafen in die Stadt mehr als zwei Stunden dauern kann.

Manchmal gibt es zum Taxi keine Alternative

Dann gibt es noch Fälle, in denen die Destination schlichtweg überhaupt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und natürlich sehr späte oder frühe Ankünfte, bei denen der öffentliche Nahverkehr auf Grund von fehlenden Verbindungen zu Nachtzeiten schlichtweg als Option wegfällt. Theoretisch würde ich jetzt als Argument noch nennen, dass ich bei zwei Personen teilweise auch auf Grund des minimal höheren Preises ein Taxi nehme. Ein Beispiel aus einer europäischen Metropole fällt mir allerdings gerade zum Verzweifeln nicht ein – Zufall ist das vermutlich nicht.

Was ist denn eigentlich mit Uber & Co?

So sehr ich den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland und Europa mag, so sehr habe ich auch eine Vorliebe für Uber. In Europa spielt der Service genauso wie die Konkurrenz allerdings eine recht unbedeutende Rolle. In vielen Städten gibt es entweder gar kein Uber (etwa in Hamburg) oder nur Uber Black (etwa in Mailand).

Uber spielt in Europa wegen des guten öffentlichen Nahverkehrs eine weniger wichtige Rolle

Wenngleich ich Uber in Asien und Südamerika fast ausschließlich nutze, ist mir die Verfügbarkeit in Europa zu eingeschränkt. Dazu kommen zwei weitere Faktoren: Uber ist in Europa im Vergleich zum öffentlichen Nahverkehr ebenfalls recht teuer. Zudem finde ich den Komfortunterschied zwischen Bussen und Bahnen auf der einen Seite und Uber sowie Taxis auf der anderen Seite deutlich geringer als in anderen Weltregionen.

Taxis werden zu einer Notlösung

Wer viel unterwegs ist, der achtet besonders bei kleineren Leistungen wie Transfers darauf, Kosten zu sparen. Dabei wird für mich immer mehr deutlich: Ein Taxi ist eine Art Notlösung. In europäischen Metropolen setze ich in jedem möglichen Fall auf den öffentlichen Nahverkehr. Ist das aus bestimmten Gründen nicht möglich, schaue ich, ob Uber eine Alternative ist. Nur wenn auch die amerikanische App ausfällt, greife ich auf ein Taxi zurück. Negative Erfahrungen aus der Vergangenheit, betrügerische Mentalitäten und schlichtweg die hohen Preisen haben Taxifahren für mich zu einem unangenehmen Erlebnis gemacht. Mehr als eine Notlösung werden Taxis für mich wohl nicht mehr werden – alleine stehe ich damit sicher nicht.

Denkt Ihr, dass Taxis in europäischen Metropolen noch eine Rolle spielen? Nutzt Ihr häufig Taxis, wenn Ihr unterwegs seid oder setzt Ihr lieber auf den öffentlichen Nahverkehr?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Warum ist diese Reisende eigentlich nicht bereit das Entgelt für die Bereitstellung des Taxi gegen 02:30h, die Passagierversicherung, den Nachtarbeitslohn – den es nicht gibt – und andere Kapitalkosten zu zahlen? Bei Uber trägt sie das Risiko, im ÖPNV wird ihre Fahrt subventioniert und wir sollen mit Lohnverzicht und Steuergroschen ihre Reise angenehmer machen? Diese Notlöserin schmeckt mir nach Schmarotzer.

    • Der ÖPNV wird in der Tat in den meisten Städten bezuschusst und das ist schade. Da müssen schlichtweg mehr Initiativen her, um mehr Fahrgäste zu moderaten Preisen zu gewinnen. Der öffentliche Nahverkehr ist grundsätzlich schlichtweg die Ideallösung, aus Kosten- und Umweltgründen für alle Spieler. Über Uber zu diskutieren ist durchaus legitim, aber die technologische Idee dahinter (die übrigens auch kosten- und umweltbezogen für eine signifikant bessere Auslastung sorgt) ist nun einmal die Zukunft. Die Standards kommen mit der Zeit von selbst (siehe beispielsweise Los Angeles, wo Uber-Fahrer normale Konzessionen etc. haben). Die Zukunft liegt meiner Meinung nach bei einer Mischung aus Öffentlichem Nahverkehr und Carsharing (z.B. Uber Pool). Manche Dinge brauchen ein wenig Zeit, deswegen muss man aber nicht zwingend in alten Muster verbleiben.

  • Über anstatt Taxi zufahren halte ich für keine gute Idee. Jedes Taxi muß Auflagen erfüllen, Personenbeförderungsschein, Versichungsschutz, Taxameter usw. Bei Uber kann jeder der meint ein Auto fahren zu können sich anmelden, somit ist es immer für den Gast ein Risiko. Mann sollte sich wirklich fragen ob wir all unsere geschaffenen Standarts über Bord werfen und denen die den Beruf gelernt und sich an die Richtlinien halten in den Arsch treten. Wohin kommen wir ,wenn keiner mehr Steuern,Rentenbeiträge ,Versicherungen usw. Bezahlt. Mach doch mal hierüber eine Recherche. Und wie lange wird es dauern, wenn nur noch die Ausnahmen für die Taxis in Anspruch genommen werden, so kann man auch eine Branche in den Abgrund reißen.

    • Man kann sich ja generell darüber streiten, ob Uber gut oder schlecht ist (auch darüber werden wir hier noch einmal schreiben), aber jeder macht so seine Erfahrungen mit Verkehrsmitteln. Bei mir persönlich sind diese mit Taxis zwischen schlecht und katastrophal. In Deutschland habe ich nur wenige freundliche Taxifahrer erlebt. Egal ob als Mitfahrer oder als anderer Verkehrsteilnehmer, ist mir die überhöhte Geschwindigkeit der meisten Fahrer zudem extrem negativ aufgefallen. In anderen Ländern kommen noch weitere Probleme, etwa der konstante Versuch abzuzocken (zuletzt wieder in Polen, Asien und Südamerika erlebt), hinzu. Am Ende sollte es eben jedem selbst überlassen, wie wichtig einem “Standard” wie ein Personenbeförderungsschein oder einen Versicherungsschutz (sowas gibt es übrigens in weltweit fast keinem Land) wert sind. Steuern, Rentenbeiträge etc. zahlt ein Selbstständiger (das wäre ein Uber-Fahrer in Vollzeit) übrigens genauso 😉

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