Ein kleiner Roadtrip durch die USA und ein Gespräch zur derzeitigen Pandemie-Lage in den Vereinigten Staaten. Ich bin der Frage nachgegangen, wie die USA mit der Pandemie umgegangen sind und welcher Weg der richtige ist.

Meine Reise nach Philadelphia hatte einen einfachen Grund: Ich wollte mich mit einem guten Freund der Familie treffen, der im Bundesstaat Pennsylvania als Arzt praktiziert. Seit meiner Ankunft in Miami habe ich mir die Frage gestellt, warum meine Eindrücke und Erfahrungen so gemischt sind. Ist der Umgang mit Corona das Problem gewesen? Ich wollte dieser Frage und der vollumfänglichen Frage nachgehen, welcher der richtige Umgang mit dem Virus ist. Einige Antworten konnte ich erhalten.

Maskenpflicht im Flugzeug und ständige Hinweise zum Alkoholverbot

Ein kleiner Roadtrip durch die USA! ’Endlich mal wieder’ kann man schon fast sagen. Wie bereits in anderen Beiträgen vorher beschrieben, war diese Reise in die USA meine erste seit zwei Jahren. Meine Eindrücke und Erfahrungen waren dabei aber eher gemischt. Ich wollte herausfinden, wieso das der Fall ist und wollte einen guten Freund der Familie besuchen. Für diesen Beitrag geben wir ihm das Pseudonym Dr. Henry. Dr. Henry ist Arzt und praktiziert in einem Fachgebiet, welches nichts mit Infektiologie zu tun hat. Angestellt ist er seit vielen Jahren in einem hiesigen Krankenhaus in Pennsylvania, circa zwei Autostunden von Philadelphia entfernt. Dort ist er auch wissenschaftlich tätig und forscht an neuen Behandlungsmethoden.

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Das war auch der Grund für meine Reise nach Philadelphia. Am Tag vor der Fahrt zu Dr. Henry bin ich mit American Airlines in der First Class von Tampa in Florida nach Philadelphia in Pennsylvania geflogen. Schon im Vorfeld habe ich im Internet von verschiedenen Situationen an US-amerikanischen Flughäfen und an Bord der Flugzeuge gelesen. Die USA sind relativ einfach mit der Corona-Pandemie umgegangen und wollten einen Lockdown wie hierzulande vermeiden. Die Maskenpflicht wurde dementsprechend früh aufgehoben, gilt aber noch immer in öffentlichen Verkehrsmitteln. Somit muss auch in Flugzeugen und an Flughäfen noch immer eine Maske getragen werden. Sehr zum Ärger vieler Passagiere. Die Bilder und Videos von Menschen, die die Maskenpflicht verweigerten, gingen und gehen noch immer um die Welt.

Meist spielt Alkohol eine Rolle. Bereits bei dieser Reise, aber vor allem bei den folgenden Flügen innerhalb der USA verwunderten mich die permanenten Ansagen und Hinweise zum Alkoholverbot an Bord. Derzeitige Auflagen verbieten den Konsum von mitgebrachtem Alkohol an Bord. Was aber noch merkwürdiger anmutet: Die US-Airlines haben ihren Service entsprechend reduziert, servierten aber neben Wasser beispielsweise ausschließlich Bier und Wein. Alkohol sollte keine Ausrede sein, der ambivalente Umgang mit der Substanz verwundert mich jedoch. Und noch viel mehr, dass man mit den Ergebnissen im Zusammenhang mit den Auflagen dann selbst verwundert ist. Die freiheitsliebende Denkweise und Einstellung der US-Amerikaner zeigt sich am besten anhand dieser Beispiele und dennoch sollte man nicht pauschalisieren.

Während die Maskenpflicht in manchen Ländern wie in Dänemark, Schweden und auch Großbritannien diese bereits aufgehoben wird, bleibt sie in den USA und auch hierzulande bestehen. Ich wollte der Frage nachgehen, welcher Umgang mit der Pandemie der richtige ist und freute mich neben dem Wiedersehen mit Dr. Henry vor allem auf seine fachliche Einschätzung zur derzeitigen Situation.

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Das Gespräch mit Dr. Henry fand Ende August 2021 statt. Aus Respekt zur Privatsphäre haben wir Dr. Henry ein Pseudonym gegeben. Der wahre Name sowie sein Fachgebiet sind der Redaktion bekannt. Darüber hinaus liegen der Redaktion auch Antworten in schriftlicher Form vor.

Wie in Deutschland: Umgang mit den Schutzmaßnahmen

Ein Frühstück stärkte mich im Aloft Philadelphia Airport leider nicht. Mit einem Tee und einem geplanten Zwischenstopp bei Wawa sollte die Fahrt aber wieder an alte Zeiten anknüpfen. Etwa zwei Stunden Fahrzeit lagen vor mir, die ich am Abend auch wieder in die umgekehrte Richtung absolvieren musste. Frische Brezeln und kalte Getränke hielten mich in für Pennsylvania typischer Manier und Kulinarik bei Laune. Die richtige Musik ließen alte Gefühle an vergangenen Roadtrips in den USA wieder aufleben. Besonders aufregend dabei: Kann ich die Frage beantwortet bekommen, warum meine Eindrücke und Erfahrungen so gemischt sind und ob das überhaupt mit dem Umgang mit der Corona-Pandemie zusammenhängt.

Der Check-in im Hotel sowie ein Tankstellen-Besuch bei Wawa unterscheiden sich dabei mitunter drastisch von meinen Erfahrungen in Florida am Tag zuvor. In Florida startete die Impfkampagne ähnlich erfolgreich wie im Rest des Landes. Bereits im Frühjahr habe ich mitbekommen, wie sich alle Erwachsenen über 18 Jahre eine Impfung abholen konnten – ohne Termin und ohne lange Wartezeiten. Auf der anderen Seite liegt hier auch ein vergleichbares Problem: Die Impfkampagne verlor schnell an Tempo, ähnlich wie hierzulande. Die Erst-Impfquote liegt landesweit aktuell (Stand 26. Oktober 2021) bei knapp 66 Prozent. Ein durchaus individuelles Problem zeichnet sich aber bei der Impfquote der vollständigen Impfung ab: Lediglich knapp 57 Prozent der US-Bürger sind vollständig geimpft. Viele US-Amerikaner holten sich nämlich nur eine Impfung ab und verzichteten freiwillig auf die Zweite.

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Und dennoch setzen Bundesstaaten wie Florida auf Eigenverantwortung. Während meiner ersten Tage in Florida besuchte ich auch ein Einkaufszentrum. Überall lassen sich Hinweise darauf finden, dass vollständig Geimpfte keine Maske mehr tragen müssen. Auch ich bin vollständig geimpft, wollte aber lieber kein Gebrauch von dieser Regelung machen, da ich noch einen Test für meinen Rückflug über Großbritannien absolvieren musste. Dennoch stellte sich mir die Frage vorab: Ist das bereits der richtige Umgang? Ich musste viel über diese Frage nachdenken und um die Antwort dem Fazit schon mal vorwegzunehmen: wahrscheinlich schon. Nur gefiel mir der konkrete Umgang in Florida nicht damit. Ungeimpfte werden lediglich darauf hingewiesen, aus Respekt vor den Angestellten doch bitte ebenfalls eine Maske zu tragen. Kontrolliert wird der Impfstatus nicht. Florida und wahrscheinlich alle anderen US-Bundesstaaten setzen auf die Eigenverantwortlichkeit der Bürger.

In Kanada im September konnte ich derweil einen ganz anderen Umgang erleben. Hier gilt in den meisten öffentlichen Einrichtungen sowie in Restaurants die 1G-Regelung. Während hierzulande bereits bei einer 3G-Regelung heiß diskutiert wird, werden in Kanada ausschließlich vollständig Geimpfte empfangen. Dass das der richtige Umgang mit dem Sachverhalt ist, will ich damit nicht sagen, dafür wurde die Kontrolle der jeweiligen Dokumente stets ernst genommen. Immerhin, und um damit wieder zurück in die USA und Pennsylvania zu kommen: Hier war der Umgang aufgrund der wieder steigenden Zahlen etwas schärfer. In Innenräumen musste eine Maske getragen werden. Der Impfstatus wurde leider aber auch hier nicht kontrolliert. Daher die Frage: Was bringt mir eigentlich die Impfung an Vorteilen? Vor allem, wenn ich noch zusätzlich einen Test vorweisen muss.

Der richtige Weg aus der Pandemie

Fragen, die mir während der Fahrt durch den Kopf gingen. Das Wetter in Pennsylvania war an diesem Tag sommerlich heiß – sogar wärmer als in Florida. Die warme Jahreszeit sollte für weniger Infektionen sorgen. Der nun bevorstehende Herbst lässt einige Bürger und Experten aber pessimistisch in die nahe Zukunft blicken. Ist das aber berechtigt? Ich kam am Krankenhaus an und musste mir zunächst meinen Weg hineinkämpfen. Alle Eingänge wurden von Mitarbeitern kontrolliert. Zutritt erhielten nur Notfälle oder Patienten mit Termin. Dabei die Frage an die jeweiligen Patienten, ob man denn in den vergangenen Tagen Symptome verzeichnete oder in den Kontakt mit einer infizierten Person gekommen sei. Alle Patienten beantworteten diese Frage mit “nein”, nachweisbar ist diese Antwort so oder so aber nicht.

Ich hatte keinen Termin mit Dr. Henry, sondern habe mich privat mit ihm vorab verabredet. Ungeplante Operationen ließen den Kontakt zu ihm jedoch nur etwas schwierig aufbauen, die Mitarbeiter taten dennoch ihr Bestes, um das Treffen zu ermöglichen. Immerhin konnte ich erstmals hier einen konsequenten Umgang mit geltenden Regeln erfahren. Und am Ende trafen wir noch aufeinander. Die Freude, sich nach über zwei Jahren endlich wiederzusehen, war groß. Und daher musste ich meine Fragen nebenbei stellen. Während der Pandemie hatten wir regelmäßigen E-Mail-Kontakt und so konnte ich bereits da meine Fragen stellen. Klar war, dass auch Dr. Henry seinen Lebensstil drastisch ändern musste. Der erfolgreiche Arzt und Vielflieger, der wöchentlich durch die USA fliegt und Vorträge hält, wurde neben seiner Tätigkeit im Krankenhaus zum kleinen Farmer. Eine meiner Meinung nach typische Folge von Corona: Wir suchten uns neue Hobbys und entdeckten neue Stärken und Interessen.

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Dr. Henry ist während der gesamten Pandemie nicht mehr durch die USA gereist. Noch vor einiger Zeit erzählte er uns von der drastischen Lage in den USA mit vielen Infektionen und Toten. Für ihn kam das Reisen während dieser Zeit nicht in den Sinn. Und auch trotz vollständiger Impfung kommt es nicht für ihn infrage, wieder uneingeschränkt zu leben wie vor der Pandemie. Dennoch vertritt er eine liberale Einstellung beim Umgang mit der Pandemie. Die Impfung hat den gewünschten Erfolg gebracht und lädt wieder zum alten Leben ein – berechtigterweise natürlich. Während in Großbritannien der Freedom Day ausgerufen wurde, machte man in den USA mehr oder weniger weiter wie zuvor. Hier liegt seiner Meinung nach aber ein Problem!

Klar kommt es auch unter vollständig Geimpften noch immer zu Infektionen, doch vor allem die vielen Ungeimpften haben bereits im August in den USA für rasant ansteigende Infektionszahlen gesorgt. Die Krankenhäuser, auch das Krankenhaus von Dr. Henry, sind mit vielen COVID-Patienten besetzt, die sich nicht oder nur unvollständig haben impfen lassen. Dieser Personenkreis sorgt wiederum mehrheitlich dafür, dass sich auch das Krankenhauspersonal infiziert und es dadurch zu Personalengpässen kommt. Die Ärzte, so sagt er, waren besorgt und vor allem verärgert. Eigenverantwortung ist richtig und gut, nur muss man diese auch ernst nehmen. Und dazu ist jeder einzelne von uns angehalten, das habe ich auch bei den Antworten von Dr. Henry vernommen.

Wir sind vom Testangebot in Deutschland verwöhnt worden

Die restlichen Minuten verbrachten wir in seinem neuen Garten beziehungsweise Mini-Gemüsehof. Dabei stellte sich mir vor allem die Frage, wie ich noch rechtzeitig meinen Mietwagen zurückbringe. Wie sich später herausstellte, war mir das nicht mehr möglich. Viel mehr haben wir die wenigen Minuten gemeinsam genossen und noch weiter über die Pandemie und all seine Folgen gesprochen. Eine Frage, die sich mir dabei noch nicht stellte: Wie lasse ich mich vor dem Rückflug noch günstig und schnell gegen Corona testen?

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Eine weitere Folge der bereits damals hohen Infektionszahlen unter den Ungeimpften waren die vielen benötigten Testkapazitäten. Auf der anderen Seite verknappte die Regierung das Angebot und erhöhte gleichzeitig den Preis für Corona-Tests, um Bürger zu den kostenfreien Impfungen zu bewegen. Das größte Angebot stellen dabei die bekannten Drogerie-Ketten CVS und Walgreens. In Florida waren meine Versuche vergebens. Ein Termin innerhalb der nächsten sieben Tage zu bekommen, war unmöglich. Das habe ich auch später in Gesprächen mit anderen US-Amerikanern erfahren dürfen.

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Stattdessen musste ich auf einen der wenigen privaten Anbieter zurückgreifen. Ich fand ein Testanbieter in Fort Lauderdale und musste für einen Schnelltest 100 US-Dollar bezahlen. Ein PCR-Test kostete sogar 200 US-Dollar. Durchaus kein Einzelfall. Ich fand weitere Anbieter in Florida, die ähnliche oder gar höhere Preise aufgerufen haben. Und auch in Kanada bestätigte sich dieser Trend in gewisser Weise. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar, die Umsetzung ist es aber nicht. Auch hierzulande wurden die kostenlosen Bürgertests gestrichen. Ungeimpfte müssen für Corona-Tests selbst bezahlen. Die Auswirkungen davon sind in Deutschland aber nicht vergleichbar und damit verfehlen die Gedanken hinter der Umsetzung in den USA meiner Meinung nach auch grundsätzlich jeglichen berechtigten Grund.

Fazit zu Corona in den USA

Im letzten Satz des vorherigen Absatzes versteckt sich bereits ein erster Teil des Fazits: Wir wurden mit dem immensen Testangebot mit unzähligen Testzentren und kostenfreien beziehungsweise günstigen Tests für Auslandsreisen verwöhnt und sollten dies auch durchaus wertschätzen. Darüber hinaus gilt eines aber für alle: Vollständig Geimpfte dürfen die Folgen davon und von den vielen Infektionen durch Ungeimpfte hervorgerufen nicht mehr länger tragen – das ist meine persönliche Meinung. Daher plädiere ich dafür, dass jegliche weitere Einschränkungen – seien es Quarantäne- oder Testbestimmungen, für Ungeimpfte nicht abgeschafft gehören, aber vor allem preislich attraktiver gestaltet werden müssen.

Eigenverantwortung ist richtig, muss aber auch ernst genommen werden – von jedem einzelnen unter uns, egal ob geimpft oder nicht. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Wir alle tragen die Verantwortung für die Personen in unserem Umfeld, sowohl Zuhause als auch im Ausland während unserer Reisen. Scheinbar klappt das noch nicht. Einige Gründe sind nachvollziehbar. Viele von uns sind von der aktuellen Situation gefrustet. Wieder andere wollten partout keine Rücksicht nehmen. Das führt wiederum dazu, dass wichtige Instanzen des öffentlichen Lebens davon beeinträchtigt werden. Der Weg aus der Pandemie, auch gerne ohne Maskenpflicht, muss jetzt folgen. Darüber sind Dr. Henry und ich uns einig gewesen.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Vielen Dank für deinen Bericht.

    Hattest du im Vorfeld recherchiert, was “passieren würde”, wenn man vor dem Rückflug positiv getestet wird?
    Kennst du eine informative Seite im Internet?

    • Hallo Nicole, tatsächlich habe ich mich während meiner Reise in die USA nicht im Detail damit beschäftigt, einen Monat später nach Kanada aber schon. Hier muss man einen Plan vorlegen, wo man seine Quarantäne verbringen wird und dabei garantieren, dass man sich von anderen Reisen absondern und dennoch eine Verpflegung sichergestellt werden kann. Eine Rückreise nach Deutschland wäre dennoch in Ausnahmefällen und nach Absprache möglich. Ich würde davon ausgehen, dass eine ähnliche Regelung auch in den USA Anwendung findet.

  • Wir leben in der Nähe von Philadelphia, ich habe Deinen Reisebericht verfolgt.
    Seit August haben sich hier die Dinge nochmals ein wenig verändert. Es gibt wieder Maskenpflicht in der Schule, unabhängig vom Impfstatus. Die Schulen bieten für Kinder kostenlose Tests an, es gibt sehr strenge Regeln, wenn jemand krank ist und zurück in den Unterricht kommen möchte. Ansonsten kosten Tests richtig Geld, sind auch in den letzten Wochen nochmal aufgeschlagen. $100 sind da eher günstig…
    Im Gesundheitswesen gab es wie Du bereits beschrieben hast eh keine wirklichen Lockerungen. Inzwischen ist einiges im privaten Sektor passiert: Viele Restaurants erlauben nur noch geimpften Gästen den Zutritt (zum Innenraum) und kontrollieren dies. Geschäfte haben zum Teil auch wieder Maskenpflicht eingeführt – alles in allem ist zumindest hier die Vorsicht im Vergleich zu den Lockerungen im Sommer nochmals gestiegen. In anderen Teilen der USA, z.B. im Mittleren Westen sieht dies anders aus, dort schein mitunter die Parole “Covid is over” zu gelten…

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