Der Deutsche Bundesrat hat die niedersächsische Initiative zur Abschaffung der Vorkasse bei Flugreisen final abgelehnt. Vor allem die Fluggesellschaften warnten vor einem deutschen Sonderweg.

Die Vorkasse bei Flugreisen bleibt bestehen. Eine entsprechende Initiative zur Abschaffung ist seitens des Deutschen Bundesrates verworfen worden, sodass Reisende nach wie vor den Flugpreis sofort bei Buchungsabschluss zu bezahlen haben. Vom Land Niedersachsen vorgeschlagen war ein Modell, bei dem die Zahlung des Preises erst beim Check-in geschieht. Die Lufthansa hingegen hatte die internationalen Verflechtungen im Luftverkehr betont, die hauptursächlich für die Vorkassepraxis sein soll. Trotz der Ablehnung wollen Befürworter der Abschaffung weiterkämpfen, wie airliners.de berichtet.

Vorkasse bei Flugbuchung bleibt

Der Verbraucherschutz hat es lautstark gefordert, das Land Niedersachsen hat eine Initiative gestartet, doch letztendlich hat der Deutsche Bundesrat die Abschaffung der Vorkasse bei Flugtickets in seiner Sitzung am 16. Dezember abgelehnt. Die Luftfahrtbranche wird diesbezüglich vorerst aufatmen können, ist man doch der größte Verfechter dieser Regelung.

Carsten Spohr Lufthansa-Chef
Carsten Spohr freut sich über diese Nachrichten

Die Fluggesellschaften argumentieren, dass Ihnen durch die Vorkasse das Ausfallrisiko genommen wird. Mit der Vorkasse lassen sich Rabatte im Vorfeld an Kunden mit einer frühzeitigen Buchung weitergeben. Zudem ließe sich die Vorkasse nicht von einem einzelnen Land ändern. Hier bedürfte es der Änderung des gesamten, weltweiten Buchungssystems. Diese Argumente dürften den Bundesrat überzeugt haben, sodass Abstand von einer Änderung der Vorkassepraxis genommen wurde.

Reisen 2023
Auch in 2023 bleibt es bei der Vorkasse

Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) versucht hingegen weiterhin, die derzeitige Praxis umzukehren. Vor allem wird kritisiert, dass Reisende den Airlines im Vorfeld einen langfristigen Kredit gewähren, obwohl die Beförderungsleistung noch immer versagt werden kann. Das “Pay as you check-in”-Modell möchte man gerne international bekannt machen, sodass ein Umdenken bei den Reisenden stattfindet. Die kurzfristigen Annullierungen, das Warten auf die Rückerstattung und die problematischen Kommunikationswege mit vielen Fluggesellschaften bestärken den VDR, sich weiterhin für die Abschaffung einzusetzen.

Fazit zur Entscheidung des Bundesrates

Die Entscheidung kommt für mich wenig überraschend. In diesem Fall haben die Fluggesellschaften gute Argumente, die die Vorkasse rechtfertigen. Um das Vorkasseprinzip komplett abzuschaffen, bedarf es meiner Meinung nach einen absoluten Neustart im Buchungsprozess. Dieser dürfte sich nicht nur auf Deutschland oder Europa beschränken, sondern müsste weltweit gelten. Dies halte ich für wenig wahrscheinlich. Die einzige Möglichkeit, Sicherheit für die Reisenden zu gewährleisten, ist die Einrichtung eines Treuhandkontos. Hier wird das Geld bei Flugbuchung einbezahlt, verbleibt dort aber bis die Airline den Flug durchführt. Erst nach ordnungsmäßiger Erfüllung des Vertrages (Transport von A nach B), erhält die Fluggesellschaft Zugriff auf das Geld.

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  • Hallo Julius,
    ich finde es nicht gut, dass nicht weiter über irgendeine Alternative zur Vorkasse nachgedacht wird. Offenbar war das Lobbying der Branche erfolgreich.
    Zu viele Fälle von Verweigerung oder Hinauszögerung von Rückzahlungen hat es in der Vergangenheit bei sehr vielen Firmen gegeben, sodass dieses System alles andere als kundenfreundlich bezeichnet werden kann.
    Es gäbe noch genügend Alternativen zu dem erwähnten Treuhandkonto, etwa eine nicht erstattbare Anzahlung von 10% und einen Termin für die Restzahlung zwei oder drei Wochen vor Reisebeginn.
    Deutsche Hotels gehen bei den prepaid Tarifen ja auch einen Sonderweg in Europa, in dem vorbezahlte Tarife wenigstens zu 10% erstattbar sind (und bei Weiterverwertung des Zimmers ist auch ein höherer Anteil zu erstatten).
    Warum daher nicht ein eigener Weg in der Flugbranche? Ich bin sicher, das Modell würde Schule machen.
    Die derzeitige Situation ist für die Konsumenten absolut nicht tragbar, da es in der Luftfahrtbranche leider viele unseriöse Anbieter (große Firmen inklusive!) gibt.

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