Das Bundesland Niedersachsen macht Ernst. Bei der heutigen Bundesratssitzung wird die bisher gängige Vorkasseregelung bei Flugreisen erneut diskutiert.

Die Initiative zur Abschaffung der Vorkasse geht von der SPD/CDU-Landesregierung aus, nachdem in diesem Sommer erneut mehrere tausend Flüge ausgefallen waren. Teilweise warten Reisende auch nach mehreren Wochen noch auf die Rückerstattung von nicht durchgeführten Flügen, wie aero.de berichtet.

Vorstoß gegen Vorkasse für Flugtickets

Um die Verbraucher zu schützen, möchte das Bundesland Niedersachsen die bisherige Pflicht zur Vorkasse bei Flugbuchungen umkehren. Grund hierfür sind die vielen Flugausfälle, die stark verzögerten Rückzahlungen und die schwierige Erreichbarkeit der Airlines.

Flugausfälle, auf die Reisende keinerlei Einfluss haben, dürfen nicht zu einem zusätzlichen Aufwand für die Betroffenen führen. Die bisherige Situation begünstigt einseitig die Airlines.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann

Aus diesem Grund sollen Reisende den Flugpreis erst beim Check-in zahlen. Eine Beeinträchtigung des derzeitigen Preissystems der Airlines sieht der Wirtschaftsminister Althusmann hingegen nicht, da die Verpflichtung zur Zahlung des Preises am Abflugtag für den Gast bestehen bleibt. Der deutsche Verbraucherschutz sieht dies ähnlich und missbilligt den Vertrauensvorschuss für die Fluggesellschaften.

Die Airlines wehren sich

Der Branchenverband Bund Deutscher Luftfahrt (BDL) lehnt die Abkehr der Vorkasse konsequent ab. Planungssicherheit für die Airline und günstige Frühbucher-Preise für die Kunden sind nur durch die Vorkasse realisierbar. Ein Zahlungsausfall von rund zehn Prozent der Buchungen bei Aufhebung der Vorkasse wird angenommen.

Passagierflugzeug Ueber Den Wolken
Bezahlen bald erst beim Check-in?

Zuletzt stand die Vorkasse 2016 auf der Probe, die dann aber durch den Bundesgerichtshof für rechtens erklärt wurde. Mit einem starken Preisanstieg für Flugreisen sei zu rechnen, wenn ein Vorkasse-System bei Flügen umgesetzt würde. Flüge wären in diesem Fall nur noch für eine Minderheit der Gesellschaft bezahlbar. Zudem hat sich das Prinzip der Vorkasse bei Flügen weltweit etabliert, eine deutsche Insellösung wird nicht möglich sein, da die Buchungssysteme international vernetzt sind. Die gesamte Vorkasse-Problematik hat Moritz in seiner Kolumne für euch auch nochmal detailliert zusammengefasst.

Fazit zur Vorkasse bei Flugreisen

Flugreisen und deren Bezahlung unterscheiden sich stark von anderen Werkverträgen. Generell ist es in Deutschland üblich, den Handwerker, Installateur oder Reparateur erst nach erledigter Arbeit zu bezahlen. Auch wer ein Gutachten in Auftrag gibt, bezahlt dieses im Regelfall nach der Fertigstellung. Die Flugreise fällt ebenfalls in die oben vorgestellte Kategorie Werkvertrag, hier ist aber die Vorkasse (bisher) gesetzlich gebilligt. Natürlich sind die Argumente für ein Ende der Vorkasse vielfältig, jedoch ist eine Umsetzung zu einer Bezahlung erst am Tag des Fluges nicht realisierbar. Die einzige Möglichkeit, Sicherheit für die Reisenden zu gewährleisten, ist die Einrichtung eines Treuhandkontos. Hier wird das Geld bei Flugbuchung einbezahlt, verbleibt dort aber bis die Airline den Flug durchführt. Erst nach ordnungsmäßiger Erfüllung des Vertrages (Transport von A nach B), erhält die Fluggesellschaft Zugriff auf das Geld. Es bleibt ein spannendes Thema, über das reisetopia weiter berichten wird.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor



Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Die Idee mit dem Treuhandkonto ist sicher eine gute Lösung, auch wenn das mit zusätzlichem Aufwand und Kosten verbunden ist.
    Eine andere Möglichkeit wäre, den Fluggesellschaften deutliche Strafzahlungen analog denen bei Flugverspätungen aufzubürden, wenn nicht innerhalb von 14 Tagen erstattet wird.

Alle Kommentare anzeigen (1)