Die Corona-Pandemie hat den Flugverkehr weltweit deutlich reduziert. Dennoch hat sich an unserem Reiseverhalten nichts geändert! Mehr als die Hälfte der Reisenden fliegt Kurzstrecke – der Anteil bleibt damit unverändert.
Die Folgen der Corona-Pandemie für die Reisebranche sind enorm und noch immer massiv spürbar. Der internationale Reiseverkehr ist weitestgehend eingeschränkt – eine Erholung infolge von Lockerungen ist aktuell noch nicht absehbar. Dementsprechend veröffentlicht das Statistische Bundesamt auch eine wenig überraschende Statistik: Jeder zweite Passagierflug von und nach Deutschland war im Jahr 2020 ein Kurzstreckenflug. Damit setzt sich der stagnierende Trend des Inlandsverkehrs auch im vergangenen Jahr fort, wie Airliners berichtet.
53 Prozent Kurzstrecke
Der Flugverkehr ist seit über einem Jahr in vielen Teilen der Welt stark eingeschränkt. Internationale Langstreckenflüge sind nur in bestimmten Ausnahmefällen machbar. Selbst auf den Kontinenten entspannt sich erst jetzt wieder die Lage – so auch in Europa. Hat sich damit unser Flugverhalten tatsächlich geändert? Dieser Frage geht das Statistische Bundesamt auch unabhängig von der Pandemie nach und konnte feststellen: quasi alles wie früher! So konnte man feststellen, dass der Anteil von Kurzstreckenflügen, die in Deutschland starten oder landen, im vergangenen Jahr 2020 bei 53 Prozent lag – im Jahr zuvor lag der Anteil bei 54 Prozent. Damit setzt sich ein Trend fort, denn die Zahlen stagnierten bereits vor der Corona-Pandemie. Als Kurzstrecke gilt ein Flug, wenn dieser die Distanz von 1.000 Kilometern nicht überschreitet. Damit sind per se nicht immer ausschließlich Inlandsflüge als Kurzstreckenflüge gemeint.
Daher passt auch die folgende Statistik in diesem Rahmen: 73 Prozent der 313.000 Kurzstreckenflüge führten 2020 ins Ausland, 2019 lag deren Anteil bei 74 Prozent. Viele dieser Flüge dienen als Zubringer zu den Drehkreuzen anderer Airlines wie SAS im Norden, British Airways und KLM im Nordwesten, Air France im Südwesten, Swiss und Austrian im Süden sowie LOT im Osten. Rund 85.000 Flüge auf der Kurzstrecke endeten im Inland. Dabei wird jedoch nicht erfasst, ob es sich ebenfalls um Zubringerflüge oder tatsächlich geplante Urlaubsreisen handelt. Dabei sinkt vor allem dieser Anteil bereits seit über einem Jahrzehnt. Zwischen 2010 und 2019 konnte ein Rückgang von 289.000 auf 241.000 verzeichnet werden. Damit sank der Anteil von 18 auf 14 Prozent.
Derweil ist nicht nur in Deutschland eine Debatte zum Thema Kurzstreckenflüge ausgebrochen. Pünktlich zur Bundestagswahl im September beschäftigen sich die großen Parteien mit ihren Spitzenkandidaten mit dem Thema und erwägen dabei verschiedene Modelle. Annalena Baerbock (Grüne) brachte bereits ein gänzliches Flugverbot auf der Kurzstrecke ins Spiel, ruderte jedoch kurze Zeit später zurück. Olaf Scholz (SPD) hingegen findet einen Mindestpreis für Flugreisen interessant – konkrete Pläne gäbe es dazu jedoch noch nicht. Eine positive Auswirkung hatte die Corona-Pandemie aber bereits auf das Klima gezeigt. So ist der Anteil aller Passagierflüge im vergangenen Jahr um ein Drittel von 1,74 Millionen Verbindungen auf 596.000 Verbindungen gesunken.
Fazit zur Kurzstreckenstatistik
Die Corona-Pandemie hat den Flugverkehr national zwar massiv reduziert, am Flugverhalten per se hat sich jedoch nichts verändert. So stagniert der Anteil von Kurzstreckenflügen auch im vergangenen Jahr bei knapp über 50 Prozent. Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich dabei mittlerweile nur noch langsam fort. Schon seit 2010 ist der Anteil an Inlandsflügen deutlich gesunken. Dennoch werden Flugverbote auf der Kurzstrecke als mögliche Realität debattiert.
Würde mich interessieren wie das europa-rechtlich funktionieren soll. Wird man dann zum Beispiel SAS verbieten einen Zubringer nach Kopenhagen zu bedienen oder Austrian nach Wien. Hoffentlich bleibt es ein Wahlkampfkrepierer. Aber nach dem Coup mit der Unsatzsteueranhebung von damals ist leider niemanden mehr zu trauen.
Wenn “Europa” sich einig ist aus Klimaschutzgründen die innereuropäische Kurzstrecke zB zu verteuern und jedenfalls zu vermindern, entsprechende Richtlinien und Verordnungen erlässt, dann sollte das “europarechtlich” kein Problem sein.
Etliche Länder, mir fallen spontan Frankreich und Österreich ein, haben entsprechendes vor, und es spricht nichts dagegen, dass die das über Europa laufen lassen. Nationale Alleingänge sind natürlich eher ungünstig, es sei denn, man würde nur die innerdeutschen etc Flüge verbieten und solche ins EU-Ausland erlauben. Was wirtschaftspolitisches Harakiri wäre.