Das Ende der maltesischen Airline ist zum Greifen nahe: Der Businessplan für Air Maltas Nachfolge steht vor den finalen Zügen.

Nachdem die Regierung des europäischen Inselstaats Malta bereits das Ende der Fluggesellschaft für Oktober 2022 in Aussicht gestellt hatte, steht nun ein Fünfjahres-Businessplan für eine Nachfolgegesellschaft kurz vor dem Abschluss, berichtet aboutTravel.

EU-Kommission bewilligt Rettungsschirm nicht

Das Ende der angeschlagenen Air Malta hat sich lange angebahnt und wird sich nun voraussichtlich zum Jahresende konkrete Züge annehmen. Seit 2000 verzeichnet die Airline nur ein einziges gewinnbringendes Jahr. Am Ende des Geschäftsjahres 2019 musste das Unternehmen sogar einen Verlust von 30 Millionen US-Dollar verbuchen. In 2021 machte die Airline Schlagzeilen aufgrund des täglichen Verlusts von rund 200.000 US-Dollar und der wiederholten Unterstützung in Form von Staatshilfen.

Air Malta

Die Corona-Pandemie und der eingeschränkte Flugverkehr haben das Schicksal der ohnehin wirtschaftlich angeschlagenen Airline dann weitestgehend besiegelt. Trotz kundenorientierter Bemühungen, wie dem ‘Business Guaranteed’-Flugplan im Winter 2020, bewegt sich die Airline seit Jahren am Rande der Insolvenz.

Ein Rettungsschirm in Höhe von 300 Millionen Euro wurde von der zuständigen EU-Kommission nicht bewilligt. Aufgrund des geltenden Wettbewerbsrechts EU-Kommission konnte die maltesische Regierung keine weiteren Investitionen in die extrem angeschlagene Airline tätigen. Stattdessen wird auf den Aufbau einer neuen nationalen Fluggesellschaft gesetzt, die aus Air Malta hervorgeht, aber sich stark von ihr abheben soll. David Curmi, der seit Januar 2021 Vorsitzender der Airline ist, äußert sich in einem Interview zu dem bevorstehenden Verhandlungsabschluss, wie The Times of Malta berichtet:

Wir stehen kurz vor dem Ende langer, schwieriger und komplexer Diskussionen mit der Europäischen Kommission, die keine Kopie von Air Malta haben wollte. Wir haben der Kommission gezeigt, dass wir es ernst meinen.

David Curmi, Vorsitzender von Air Malta

Curmi versicherte überdies, dass die Neukonzipierung der Folgegesellschaft nicht auf eine Billigairline abziele. Außerdem stellt er einen reibungslosen Übergang in Aussicht, da Air Malta bis zum Stichtag der Übernahme in den bisherigen Strukturen weiter operieren wird.

Air Maltas Flugzeugflotte und Routen

Die Airline betreibt derzeit eine Flotte von sieben Airbus-Flugzeugen, vier A320neo und drei A320ceo. Trotz der Lieferengpässe von Airbus erreichte am 24. März ein neuer A320neo den maltesischen Hangar. Das Flugzeug mit der Registrierung 9H-NEE wird die A320ceo 9H-AEQ ersetzen, welche die Air Malta-Flotte verlassen wird.

A320neo PW Reveal Front View Cropped

Aktuell beschränkt sich der Flugplan von Air Malta auf folgende Destinationen:

  • London
  • Paris
  • Rom
  • München
  • Amsterdam
  • Madrid
  • Zürich
  • Prag
  • Brüssel
  • Mailand
  • Palermo
  • Düsseldorf
  • Catania
  • Berlin
  • Genf
  • Lyon
  • Wien
  • Tel Aviv

Dieser könnte nach dem Neuaufbau der Nachfolgegesellschaft erweitert und ehemals erreichbare Destinationen wieder in den Flugplan integriert werden.

Gebucht werden können aktuell Economy und Business Class Flüge. Der Business-Status verschafft Reisenden neben der schnelleren Abfertigung an der Sicherheitskontrolle eine eigene Kabine, internationale Menüs und freie Getränke inklusive Champagner. Außerdem gewährt er Zugang zur „La Valette“- Lounge im Terminal.

Die Zukunft der Airline und ihrer Nachfolge

Die Belegschaft von Air Malta wurde bereits von 1.000 auf 330 Angestellte reduziert. Zum Jahresende werden auch diese entlassen, allerdings mit der Aussicht auf eine neue Anstellung im Folgeunternehmen. Die Flugzeugstaffel soll weitestgehend übernommen und zukunftsorientiert ausgebaut werden. Der Vorstand von Air Malta hat ebenfalls in Aussicht gestellt, dass die Nachfolge “keine Billigairline” sein wird.

Malta

Ob das Neu-Branding Airline und der Bruch mit festgefahrenen Strukturen wirklich den gewünschten Effekt erzielt, bleibt abzuwarten. Denn der Inselstaat im Mittelmeer verzeichnet zwar eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt, allerdings beschränkt sich diese auf eine Summe von rund 520.000 Einwohnern. Das bedeutet, auch die Nachfolge-Airline wird stark auf den nach Malta ausgerichteten Tourismus angewiesen sein, um schwarze Zahlen schreiben zu können.

Fazit zur Nachfolge von Air Malta

Air Malta kämpft seit Jahren mit der drohenden Insolvenz und war bereits öfter auf immense Staatshilfen angewiesen. Nun steht der Fünfjahres-Businessplan für die Nachfolgegesellschaft kurz vor den finalen Zügen und soll gegen Jahresende verwirklicht werden. Ob es für die Nachfolgegesellschaft leichter sein wird, gewinnbringende Jahre zu verzeichnen, hängt zum einen davon ab, ob die neue Airline für den Endverbraucher attraktiver ist. Zum anderen ist sie stark auf den Fremdverkehr angewiesen, der Malta als Reiseziel hat. Zielführend wären somit vielleicht auch Kampagnen, die nicht nur die Airline in einem guten Licht präsentieren, sondern auch Malta als Urlaubsziel noch reizvoller machen.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Bevor man an eine innereuropäische First denkt, sollte man eine anständige Business einrichten mit echten Business Sitzen, wie sie in Asien üblich sind.

    • Eine First Class war und ist auch nicht in Planung. Das stimmt sicher aus einer Fehlübersetzung bzw. Missinterpretation der Originalquellen. In den maltesischen Medien wie auch in der Erklärung der Regierung gibt es dazu keine Aussagen.

      Falsch ist auch, dass es zum die fehlende Zustimmung von EU-Geldern geht. Richtig ist, dass die Regierung Maltas weiteres Geld in die Fluglinie stecken wollte, dies aber im Rahmen des Wettbewerbsrechts von der EU-Kommission nicht erlaubt wurde, weil Malta nicht widerspruchsfrei darstellen konnte, dass die Fluglinie diese Gelder jemals zurückzahlen kann, womit es sich um in der EU verbotene Subventionen handelt. Anders als zum Beispiel bei den Hilfen für Lufthansa.

      Damit bleibt nur der Weg einer halbwegs organisierten Neugründung nach dem Vorbild von ITA .

      • Hallo Torsten, vielen Dank für den Hinweis. Selbstverständlich hast du recht, wir haben dies nun im Beitrag angepasst und ergänzt :). Liebe Grüße

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